Eine Faustregel besagt: Einfach konstruierte Technik à la VW Käfer ist robuster und ausfallsicherer und lässt sich auch in Krisenzeiten eher noch verwenden als das leistungsfähigere und komfortablere Hightech. Zudem zeigt sich die “Oldtimer-Technologie” resistent gegen Hackerangriffe. Aus diesen Grund schafft der russische Geheimdienst zum Beispiel mechanische Schreibmaschinen wieder an. Für die Ausstattung des NSA-Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestags wurde ebenfalls über die Anschaffung von einfachen Schreibmaschinen nachgedacht.
Das neueste Beispiel für diesen “Retro-Trend”: Die US-Kriegsmarine (US Navy) lässt ihre Offiziere und niederen Dienstränge wieder an der Schiffsnavigation mit Hilfe eines Sextanten ausbilden , wie die Capital Gazette berichte t .
USA geben 532 Mrd. Euro für Kampfflieger, Atom-U-Boote & Co. aus Die Ausbildung am Sextanten hatte die Navy im Jahr 2006 aus den Lehrplänen komplett gestrichen, doch bereits in den späten 1990er Jahren hatte der Nachwuchs der US-Kriegsmarine nicht mehr gelernt, wie man mit Hilfe eines Sextanten und der Sterne die Position eines Schiffes bestimmt. Denn es gab und gibt ja das viel genauere und leichter bedienbare GPS. Demzufolge brachen die Verkaufszahlen für Sextanten deutlich ein.
Aber: GPS lässt sich hacken, Cyber-Attacken können die mächtigen Flugzeugträger, Raketenkreuzer und die anderen Kriegsschiffe der größten Seestreitmacht der Welt orientierungslos machen. Obendrein kann GPS nach einem Blitzeinschlag auf einem Schiff ausfallen.
Deshalb vollzog die US-Marine nun eine Kehrtwende und lässt an der Naval Academy wieder die Positionsbestimmung mit Sextant und Sternen lehren. Denn die optisch-mechanischen Sextanten und erst recht die Sterne am Himmel lassen sich nun einmal nicht aus dem Internet hacken.
Seit 2011 bildet die US-Navy Offiziere wieder am Sextanten aus. Und ab Herbst 2015 sollen alle Dienstgrade der US-Kriegsmarine kurze Lehreinheiten – die Rede ist von drei Unterrichtsstunden – in Sachen Positionsbestimmung nach den Sternen bekommen. Erste Testläufe habe es bereits mit ausgewählten Kandidaten gegeben.
Wobei die Navigation per Sextant nicht so exakt ist wie das bis auf wenige Meter genaue GPS. Selbst ein erfahrener Navigator muss beim Sextanten mit einer Abweichung von bis zu 1,5 Meilen (2,41 Kilometer) rechnen.
Stellt sich die Frage: Wer hat überhaupt noch das Know-How, um den Umgang mit Sextanten unterrichten zu können? Nicht nur bei der US-Kriegsmarine, auch bei der US-Küstenwache fehlt dieses Wissen ja schon lange. Doch die Handelsmarine lehrt an ihrer U.S. Merchant Marine Academy immer noch und ohne Unterbrechung “Sextantenkunde”. Die US-Handelsmarine stellt der Kriegsmarine nun Unterrichtsmaterialien zur Verfügung.
Natürlich soll der wiedereingeführte Sextant das GPS nicht ersetzen. Aber er soll auf allen Schiffen als Backup-Lösung vorhanden sein, wenn GPS aus welchen Gründen auch immer ausfallen sollte.
Übrigens gehören Sextanten bei der deutschen Bundesmarine immer noch zur Ausbildung. .