Ein Linux-System ist vergleichsweise schnell neu aufgesetzt, und ein fataler Konfigurationsfehler wirft niemanden um Tage zurück. Trotzdem sind unsachgemäß geänderte Konfigurationsdateien auf ansonsten so sorgfältig eingerichteten Linux-Systemen ein Handicap. Verhalten sich das System und seine Komponenten nicht mehr so wie gewünscht, ist es oft nicht leicht, die letzten problematischen Änderungen gezielt rückgängig zu machen, falls in einem Schritt mehrere Stellen der Konfiguration geändert wurden.
Systemwiederherstellung für Linux mit Timeshift
Das Programm Timeshift für Ubuntu , Linux Mint und Debian ist ein Backup-Werkzeug, das sich genau um diese Fälle kümmert. Seine Funktionen sind von der Systemwiederherstellung in Windows inspiriert sowie von der Time Machine in Mac-OS X. Es erstellt Momentaufnahmen des Dateisystems, die bei Zurückspielen einen vorherigen Zustand wiederherstellen. Dabei geht Timeshift sparsam mit dem Speicherplatz um und erstellt nur differenzielle Backups. Wiederherstellungspunkte teilen sich gemeinsame, unveränderte Dateien, damit diese nicht mehrfach gespeichert werden. Trotzdem enthält jede Momentaufnahme einen kompletten Backup-Satz, der sich auch mit einem Dateimanager durchsuchen lässt, denn identische Dateien werden durch Hardlinks abgebildet. Der erste Sicherungspunkt ist immer ein komplettes Backup der Systemverzeichnisse und mit einigen Gigabyte recht groß. Die weiteren Wiederherstellungspunkte sind dann aber deutlich kleiner, da Timeshift nur noch die Unterschiede zum vorherigen Sicherungspunkt speichert. Im Hintergrund arbeitet Timeshift mit dem bewährten Tool rsync, um den Aufwand möglichst niedrig zu halten. Timeshift kümmert sich nur um Systemdateien und lässt persönliche Dateien von Benutzern in deren Home-Verzeichnissen unangetastet, sichert aber deren Konfigurationsdateien ebenfalls mit. Das Zurückspielen eines vorherigen Systemzustands überschreibt also keine Dokumente, stellt aber auch Benutzereinstellungen wieder her. Timeshift hat eine grafische Oberfläche, die zwar nur in Englisch vorliegt, aber einfach gehalten ist. Neben manuellen Backups kann Timeshift auch als Cron-Job automatisiert werden und läuft dann im Hintergrund. Da Backup-Sätze einfach aus Verzeichnissen und Dateien bestehen, kann im Notfall ein früherer Zustand auch mit einem Live-System wieder rekonstruiert werden, selbst wenn Timeshift dort nicht verfügbar ist.

Timeshift-Installation in Ubuntu und Debian
Timeshift ist ein recht junges Projekt, das noch nicht in den Standard-Paketquellen von Ubuntu, Linux Mint und Debian enthalten ist. Für eine komfortable Installation unter Ubuntu (ab Version 14.04) und Linux Mint (ab Version 17) dient das private Repository (PPA) des Entwicklers als Paketquelle. Deren Einrichtung erfolgt mit dem Befehl
sudo apt-add-repository -y ppa:teejee2008/ppa sudo apt update
in einem Terminal-Fenster. Anschließend installieren Sie Timeshift:
sudo apt install timeshift
Debian: Unter Debian funktioniert ein PPA nicht, aber der Entwickler liefert Installationsprogramme auf seiner Projektwebseite . Die Datei „timeshift-latest- i386.run“ ist für Debian 7/8 32 Bit geeignet, „timeshift-latest-amd64.run“ ist die Variante für 64-Bit-Systeme. Nach dem Download starten Sie mit
sudo sh ./timeshift-latest-amd64.run
diese ausführbare Binärdatei.

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Wiederherstellungspunkte in Timeshift anlegen
Timeshift finden Sie dann im Anwendungsmenü der Desktop-Umgebung in der Kategorie „Systemwerkzeuge“ oder in den Übersichtsseiten von Unity und Gnome über den Namen „timeshift“. Zum Start verlangt Timeshift für den Zugriff auf Systemdateien stets root-Privilegien mittels sudo und fragt deshalb immer erst das sudo-Passwort ab. Zuerst macht Timeshift eine Berechnung, wieviel Platz ein Wiederherstellungspunkt benötigt, und zeigt das Ergebnis ganz unten in der Statusleiste an.
Gelöschte Dateien in Linux retten Im Programmfenster von Timeshift zeigt oben das Feld „Backup Device“ eine Auswahl für das Ziellaufwerk an, auf dem der Wiederherstellungspunkt gespeichert werden soll. Standardmäßig ist dies die Systempartition, auf der das Programm den neuen Ordner „timeshift“ anlegt. Sie können hier aber auch externe Laufwerke, etwa USB-Festplatten, auswählen. Die Voraussetzung ist, dass ein externes Laufwerk mit einem Linux-Dateisystem wie Ext3, Ext4, XFS oder BTRFS formatiert ist. FAT wird als Speicherplatz nicht zugelassen, da dieses Dateisystem keine Hardlinks für die Verzeichnisstruktur unterstützt. Mit einem Klick auf „Backup“ in der Menüleiste erstellen Sie einen Wiederherstellungspunkt.

Zurück zu einem früheren Zustand
Die Liste der Momentaufnahmen zeigt alle Punkte auf dem Backup-Laufwerk nach Alter geordnet an, mit den jüngsten Wiederherstellungspunkten am Ende der Liste. Über die Schaltfläche „Browse“ öffnen Sie den Standard-Dateimanager des Linux-Systems, um die Verzeichnisstruktur manuell nach Dateien zu durchforsten. Die komplette Wiederherstellung eines früheren Zustands ist aufwendiger und erfordert anschließend noch einen Reboot des Systems. Schließen Sie zuvor also alle anderen noch geöffneten Anwendungen außer Timeshift, wählen Sie den gewünschten Punkt in der Liste der Momentaufnahmen aus, und klicken Sie auf „Restore“. Bevor die Wiederherstellung beginnt, zeigt Timeshift eine Zusammenfassung der Aktionen mit Backup-Laufwerk und Ziellaufwerk an. Auch die Boot-Partition wird standardmäßig wieder restauriert und der Bootloader Grub 2 stets neu mit der bestehenden Konfiguration auf die Partition geschrieben. Unter „Exclude“ können Sie benutzerspezifische Einstellungsdateien von der Wiederherstellung anhand einer Liste ausnehmen. Nach einem Klick auf „Restore“ und der nochmaligen Bestätigung bietet Timeshift an, noch den aktuellen Zustand in einem eigenen Punkt zu sichern. Dann beendet das Programm die grafische Oberfläche und stellt das System im Textmodus wieder her, gefolgt von einem Neustart.