Betriebssysteme und Anwendungen haben aus Sicht ihrer Hersteller gegenüber anderen Waren einen prinzipiellen Nachteil: Ohne Schutzmaßnahmen lassen sie sich problemlos und kostenlos vervielfältigen, der Kunde kann die Software einfach auf einem weiteren Computer installieren oder an andere weitergeben. Um dies bei kommerzieller Software zu verhindern, haben sich die Hersteller im Laufe der Zeit verschiedene Schutzmechanismen ausgedacht.
Einige Firmen vertrauen beispielsweise auf kopiergeschützte Hardware-Dongles, die am USB-Port angeschlossen sein müssen. Erst damit lässt sich das zugehörige Programm aufrufen. Die große Mehrheit verwendet jedoch Lizenzschlüssel, auch bekannt als Seriennummern oder wie bei Windows offiziell als Produktschlüssel beziehungs- weise „Product Key“ bezeichnet. Mit einem solchen Schlüssel weist sich der Kunde als rechtmäßiger Besitzer einer Lizenz für eine Software aus.
Ursprünglich sah das Verfahren so aus: Windows oder die Anwendung verlangten bei der Installation die Eingabe einer Buchstaben- und Zahlenkombination, eben des Produktschlüssels. Ein Algorithmus überprüfte, ob es sich um einen gültigen Code handelte, und gab die Installation frei.
Schnell entstanden im Internet gigantische Sammlungen mit Schlüsseln und Freischaltcodes für Software aller Art. Teilweise gaben Kunden ihre rechtmäßig erworbenen Schlüssel einfach weiter, teilweise knackten Hacker den Algorithmus, um neue Codes zu erzeugen. Da die Hersteller ihre Software aus Kostengründen oft gratis zum Download bereitstellten und lediglich für den Schlüssel Geld verlangten, war dem Lizenzmissbrauch Tür und Tor geöffnet.
Als Gegenmaßnahme setzt Microsoft seit Windows XP verschiedene Prüfverfahren beim Verteilen und Verifizieren seiner Produktschlüssel ein.
Windows zeigt am PC nur ein Teil des Produktschlüssel

Mit einem Kommandozeilenbefehl können Sie sich nur die letzten fünf Zeichen Ihres Produktschlüssels anzeigen lassen – mehr gibt Windows nicht preis.
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Der Produktschlüssel von Windows besteht aus einer Kombination von 25 Ziffern und Buchstaben, zur besseren Übersicht in fünf Blöcke unterteilt. Die Schlüssel sehen je nach Version und Edition unterschiedlich aus. Es existieren sowohl Unterschiede zwischen Schlüsseln für Windows 8.x und 10 wie auch zwischen den Schlüsseln etwa für die Home- und Pro-Versionen von Windows 11.
Mit dem Bordwerkzeug von Windows können Sie sich nur einen Teil Ihres Produktschlüssels anzeigen lassen. Dazu verwenden Sie ein Tool für die Kommandozeile: Tippen Sie cmd ins Suchfenster der Taskleiste und klicken Sie auf den Treffer „Eingabeaufforderung“. Geben Sie nun
slmgr /dli
ein und drücken die Enter-Taste. Einen Moment später sehen Sie am Bildschirm die letzten fünf Zeichen des Produktschlüssels und den Lizenzstatus.
Auskunftsfreudiger ist Showkeyplus, alternativ können Sie das Tool auch aus dem Microsoft Store herunterladen und installieren. Das Programm zeigt neben dem Lizenzschlüssel unter anderem die Windows-Version sowie die Build-Nummer. Alternativ nennt es nach Eingabe eines Schlüssels die zugehörige Windows-Edition.

Die Freeware Showkeyplus wird auf Github weiterentwickelt und steht dort auch zum Download bereit. Alternativ laden Sie das Tool aus dem Microsoft Store.
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Microsoft arbeitet der Windows-Aktivierung mit drei Varianten
Doch wo liest Showkeyplus den Lizenzschlüssel aus? Jetzt wird es kompliziert, denn Windows lässt sich auf unterschiedliche Weise aktivieren: entweder über einen manuell eingegebenen Produktschlüssel, einen gerätespezifischen Schlüssel oder mithilfe einer digitalen Lizenz.
Windows-Installation: Welcher Lizenztyp auf dem PC?
Produktschüssel: Die Seriennummer erhalten Sie, wenn Sie das Betriebssystem bei einem Händler kaufen. Man nennt das eine Retail- Version, der Produktschlüssel steht in diesem Fall auf der Verpackung oder auf der DVD. Haben Sie Windows online als Download erworben, bekommen Sie den Schlüssel meist per E-Mail dazu. Diese Art von Product Key speichert Windows verschlüsselt in der Registry.
OEM-Version: Bei einer OEM-Version (Original Equipment Manufacturer: ein vorinstalliertes Windows auf einem Komplett-PC oder Notebook) steckt der Produktschlüssel fest im Uefi/Bios des Rechners. Beim ersten Start liest Windows ihn selbsttätig aus und übermittelt ihn per Internet an den Aktivierungsserver von Microsoft. Der Kunde erfährt weder, wie sein Schlüssel aussieht noch muss er sich um die Aktivierung kümmern. Eine OEM-Lizenz ist an die Hardware gebunden und kann nicht auf andere Rechner übertragen werden.

Bei einer OEM-Version präsentiert Showkeyplus neben dem einheitlichen Standard- auch den individuellen OEMSchlüssel für die installierte Version.
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Digitale Lizenz: Viele Computer mit Windows 10 oder 11 verfügen auch über eine digitale Lizenz. Diese Variante bietet Microsoft seit Windows 10 an: Wer auf seinem PC zuvor bereits Windows 7, 8 oder 8.1 installiert hatte, kann seitdem kostenlos auf die jeweils aktuelle Version updaten. Das Betriebssystem sucht dazu bei der Installation nach einer der genannten Vorgängerversionen, liest den Schlüssel aus dem Bios aus oder fordert Sie zur Eingabe des Produktschlüssels auf. Dann geben Sie den Schlüssel für Windows 7 oder 8.x ein; er schaltet auch die Versionen 10 und 11 frei.
Außerdem berechnet das Betriebssystem aus den wichtigsten Hardwarekomponenten einen Hash-Wert, also eine Art Quersumme. Diesen Hash überträgt Windows zusammen mit dem Schlüssel auf einen Microsoft-Server. Bestätigt der Server die Gültigkeit des Schlüssels, speichert er die Daten als digitale Lizenz. Anschließend wird Windows im Hintergrund automatisch aktiviert.
Der Produktschlüssel von Windows 7 oder 8.x selbst liegt nicht auf dem Microsoft-Server, der Hash-Wert genügt für die Aktivierung. Windows erzeugt jedoch einen sogenannten generischen Schlüssel, der auf allen PCs in den Home- und Pro-Paketen identisch ist. Bei Windows Home lautet er YTMG3-N6DKC-DKB77-7M9GH-8HVX7, bei Pro ist es VK7JG-NPHTM-C97JM-9MPGT-3V66T. Dieser Schlüssel wird lokal auf der Festplatte gespeichert, für die Aktivierung des Betriebssystems eignet er sich nicht.
Das Upgrade von Windows 10 auf 11 läuft ebenfalls über die digitale Lizenz, in aller Regel lässt sich die neue Version ohne Eingabe eines Produktschlüssels installieren. Solange Sie keine grundlegenden Veränderungen an der Hardware vornehmen, etwa einen Tausch des Motherboards, aktiviert sich Windows automatisch über die digitale, auf dem Microsoft-Server gespeicherte Lizenz.
Vorsicht bei Billig-Lizenzen aus dem Netz
Auf Online-Marktplätzen findet man zahlreiche Händler, die Windows-Produktschlüssel für weniger als fünf Euro anbieten. Wer sich darauf einlässt, erhält zwar tatsächlich nach wenigen Sekunden eine E-Mail mit einem Schlüssel, der sich für eine Produktaktivierung eignet. Doch wie sind solche Angebote möglich?
Den Anbietern zufolge handelt es sich bei diesen Lizenzen um Produktschlüssel für Retail-Versionen, die die ursprünglichen Besitzer nicht mehr benötigen und daher freigegeben haben. Sie berufen sich dabei auf ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 2012, das den Verkauf gebrauchter Software erlaubt. Insoweit wäre rechtlich also alles in Ordnung.

Im Internet findet man Windows-Produktschlüssel für unter fünf Euro. Doch Vorsicht: Ob man damit tatsächlich eine Lizenz zur legalen Nutzung erhält, lässt sich oft nicht eindeutig klären.
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Allerdings muss dazu vor dem Verkauf die zugehörige originale Windows-Version deaktiviert worden sein. Das lässt sich jedoch kaum überprüfen, da Microsoft technisch den Einsatz eines Produktschlüssels auf mehreren Rechnern zulässt. Die Doppelnutzung ist also möglich, rechtlich aber nicht erlaubt. Auch die erfolgreiche Aktivierung bedeutet keineswegs, dass der Käufer eine gültige Windows-Lizenz erworben hat.
Zudem ist nicht gesichert, dass die Mehrfachverwendung einer Lizenz dauerhaft möglich ist. Nach einem zukünftigen Upgrade kann es dem Käufer eines solchen Billigschlüssels passieren, dass Microsoft die fehlende Produktaktivierung anmahnt und Windows nur noch für eine Übergangsfrist funktioniert. Dann muss man einen legalen Retail-Schlüssel erwerben.
Verboten ist auch die gleichzeitige Verwendung einer Standardlizenz auf mehreren Rechnern. Das gilt übrigens auch, wenn man verschiedene Windows-Versionen mit demselben Product Key in einer virtuellen Maschine installiert: also beispielsweise Windows 10 und 11. In aller Regel geht Microsoft jedoch nicht gegen private Anwender vor. Unternehmen müssen dagegen mit einer Anzeige und Strafen rechnen.
Siehe auch: Windows-10-Lizenz legal für 10 Euro kaufen
Windows-Lizenz auf einen neuen Computer übertragen

In den Windows-Einstellungen rufen Sie den Status der Aktivierung ab: Hier ist die digitale Lizenz bereits mit dem Microsoft-Konto verknüpft; anderenfalls lässt sich dies ändern.
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Problematisch wird es, wenn Sie mit Ihrer Windows-Lizenz umziehen wollen. Haben Sie sich einen neuen Rechner inklusive Betriebssystem gekauft, ist alles in Ordnung. In diesem Fall haben Sie auch eine OEM-Lizenz erworben, die wie beschrieben mit dem neuen PC verknüpft ist.
Schwieriger liegt der Fall, sollten Sie sich selbst einen Computer zusammengeschraubt oder bei Ihrem alten Rechner das Motherboard ausgetauscht haben. Oft erkennt der Microsoft-Server die Hardware nicht mehr wieder und verweigert dann die Aktivierung. Was also tun?
Microsoft empfiehlt, für einen Umzug die digitale Lizenz mit Ihrem Microsoft-Konto zu verknüpfen. Windows legt dann eine Art Backup Ihrer Lizenzinformationen an und speichert diese in Ihrem Onlinekonto.
Prüfen Sie zunächst, ob Ihre Windows-Lizenz bereits mit Ihrem Konto verbunden ist. Rufen Sie dazu im Startmenü die „Einstellungen“ auf, klicken auf „System –› Aktivierung“ und beim „Aktivierungsstatus“ auf den nach unten weisenden Pfeil. Wenn dort „Windows wurde durch eine digitale, mit Ihrem Microsoft-Konto verknüpfte Lizenz aktiviert“ steht, wurden die Lizenzinformationen bereits in Ihr Konto übertragen.
Lesen Sie dort hingegen „Windows wurde mit einer digitalen Lizenz aktiviert“, sind die Infos noch nicht online gespeichert. Falls gewünscht, stellen Sie zunächst sicher, dass Sie sich mit Administratorrechten und über Ihr Microsoft-Konto und nicht mit einem ein lokales Benutzerkonto am PC angemeldet haben. Danach klicken Sie auf „Einstellungen –› Aktivierung –› „Konto hinzufügen“, tippen die Anmeldeinformationen für Ihr Microsoft-Konto ein und fahren mit „Anmelden“ fort. Alles Weitere erledigt Windows, und danach finden Sie bei Ihrem „Aktivierungsstatus“ den zuvor zitierten Status.
Für die Installation auf dem neuen Rechner laden Sie Windows aus dem Internet herunter und erzeugen mit dem Media Creation Tool von Microsoft oder mit Rufus eine Boot-DVD oder einen bootfähigen USB-Stick. Installieren Sie das Betriebssystem und überspringen dabei zunächst die Eingabe des Produktschlüssels. Nun melden Sie sich als Administrator an, öffnen die Einstellungen und klicken auf „System –› Aktivierung –› Problembehandlung“. Nun sehen Sie den Hinweis, dass sich Windows nicht aktivieren lässt. Markieren Sie „Ich habe kürzlich die Gerätehardware geändert“, klicken auf „Weiter“ und melden sich bei Ihrem Microsoft-Konto an. In der folgenden Geräteliste wählen Sie den neuen Rechner aus und drücken die Schaltfläche „Aktivieren“. Damit weist Microsoft Ihre Windows-Lizenz dem neuen PC zu.
Hinweis: Beachten Sie bitte, dass Sie eine Lizenz immer nur auf eine identische Windows-Version übertragen können, also beispielsweise von Windows 11 Home auf eine andere Home-Installation von Windows 11.
Was sind OEM-Builder Lizenzen?

Im Microsoft Store erhalten Sie eine Retail-Lizenz für „Windows 11 Pro for Workstation“ für 199 Euro. Es handelt sich dabei um eine leicht aufgebohrte Version von Windows 11 Pro.
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Windows 11 kostet in der leicht aufgebohrten Ausführung Windows Pro for Workstations im Microsoft Store 199 Euro. Viele Händler verkaufen jedoch diese System-Builder-Versionen für circa 90 bis 100 (Home) beziehungsweise 140 bis 150 Euro (Pro). Was steckt dahinter?
Microsoft bietet die System-Builder-Versionen kleineren PC-Herstellern an, um damit ihre Rechner bestücken zu können. Sie müssen das aber nicht, sondern dürfen das Betriebssystem ganz legal auch ohne Hardware verkaufen. Erkennbar sind diese Versionen an ihren einfach gestalteten Packungen, die PC-Hersteller sollen darauf ihre Logos platzieren können. Eine System-Builder-Version entspricht in Funktionalität, Aussehen und Upgrade-Fähigkeit den Retail-Varianten, nur leistet Microsoft wie auch bei anderen OEM- Versionen keinen Anwender-Support.