Am Abend des 16. September veröffentlicht Apple mit iOS 9 die jüngste Fassung des Betriebssystems für iPhone und iPad. Wer ein für iOS 7 und iOS 8 fähiges Gerät hat (ab iPhone 4S und iPad 2), kann das Update wagen. Nicht nur einige neue Features sollen den täglichen Umgang mit dem iOS-Gerät erleichtern, Apple verspricht auch einen reduzierten Platzbedarf für Apps und System sowie bessere Leistung auch auf älteren Geräten. Auf alle Fälle sollte man aber vor dem Update nochmal ein Backup anlegen, um keine bösen Überraschungen zu erleben, wenn etwas schief geht. Im Folgenden erklärt unser Ratgeber, wie Sie unter iOS 8 (und iOS 7) über iCloud oder iTunes ein Backup für alle Fälle anlegen.
Bereits seit iOS 5 hat Apple die Pflicht zum Backup der iOS-Geräte abgeschafft. Steve Jobs rief auf der WWDC 2011 das „PC free“-Zeitalter aus und ging davon aus, dass es besonders unter den iPad-Nutzern viele gibt, bei denen der Tablet-PC im Haus den Computer ersetzt. Folgerichtig gibt es iOS- und App-Updates auf iPad & Co. seit iOS 5 auch ohne Rechner und iTunes. Bis einschließlich iOS 4 hatte iTunes beim Synchronisieren fast unbemerkt im Hintergrund dafür gesorgt, dass ein Backup aller Daten angelegt wurde. Auf Wunsch legen auch heute noch iPhone und iPad via iTunes Backups an, doch es hat auch Vorteile, wenn man sich für das iCloud-Backup entschieden hat.
Wer keinen Rechner besitzt und dennoch iCloud nicht nutzen will oder Cloud-Dienste auf dem Firmen-iPad generell nicht nutzen darf, riskiert den totalen Datenverlust, wenn das iPad komplett streikt. Etwas besser aufgestellt sind Benutzer, die zumindest die Synchronisation von Terminen, Adressen und Mail-Accounts über iCloud regeln.
1) Synchronisation mit iCloud
Wichtige Daten mit Apples Cloud-Dienst abgleichen
Wer keine Vorbehalte gegen iCloud hegt, sollte auf jeden Fall die wichtigsten Daten des iPad mit Apples Servern synchronisieren. Damit verfügen Sie immer über ein Backup in iCloud, auf das Sie zurückgreifen können, falls das iOS-Gerät wiederherstellt werden muss. Auch bei der Anschaffung eines neuen Geräts haben Sie Adressen, Termine, Erinnerungen und so weiter sofort im Zugriff. Sie benötigen eine Apple-ID und müssen „iCloud“ in den Einstellungen aktivieren.

Wir empfehlen, falls nicht schon bei der Einrichtung von iOS 8 geschehen, die Synchronisation mit den wichtigsten Apps zu aktivieren. „Fotos“ sowie „Dokumente & Daten“ sollten Sie ebenfalls aktivieren, bei Fotos auch die komplette Nutzung von Fotostream oder gelich die iCloud-Fotomediathek, die Apple seit dem Frühjahr 2015 anbietet. Das Speichern Ihres Schlüsselbundes mit allen Zugangsdaten ist optional. Muss das iPad neu aufgesetzt werden, gelangen die wichtigen Daten so nach der Wiederherstellung automatisch wieder auf das iPad.

Mit iOS 8 lässt sich auch die Schlüsselbunddatei mit in iCloud sichern, sie enthält neben den wichtigen Zugangsdaten optional sensible Informationen wie Bankzugänge – falls sie der Benutzer eingetragen hat. Laut Apple wird die Datei vom Benutzer am iPad verschlüsselt, Apple hat nach eigenem Bekunden keine Möglichkeit, den Schlüsselbund auf dem Server einzusehen. Die zusätzliche Option war überfällig, allerdings sichert iCloud beim Backup nicht alle Daten.
BACKUP MIT iCLOUD
Nicht alle Daten
Nur auf den ersten Blick bietet das Backup über iCloud dieselben Optionen und eine identische Wiederherstellung wie per iTunes. Aus verschiedenen Gründen funktioniert das nicht. Seit iOS 7 ist es zwar endlich möglich, auch den Schlüsselbund mit in iCloud zu speichern – bei iTunes-Backups funktioniert das schon lange, wenn man verschlüsselte Backups wählt. Nach der Wiederherstellung aus einem iCloud-Backup bekommen Sie auch alle Apps, gekaufte Musik und Bücher zurück, nicht jedoch TV-Sendungen und Filme. Im Gegensatz zu den USA sind die Rechteverhandlungen bei uns noch immer nicht abgeschlossen. Falls Sie eigene Musik gerippt und auf das iPad gebracht haben, bekommen Sie auch die nicht zurück – eine Ausnahme gilt für Benutzer des kostenpflichtigen Angebots iTunes Match. Wer Fotostream oder die iCloud-Fotomediathek nicht nutzt und Fotos per Rechnerverbindung auf das iPad übertragen hat, bekommt die Alben bei einer Wiederherstellung ebenfalls nicht wieder. Die Nutzung aller Synchronisationsoptionen und Backup-Funktionen von iCloud stellt einen Basisschutz dar, wenn alle Optionen eingeschaltet sind.
Backup-Gespann: iCloud und iTunes
Bestehen keine Vorbehalte gegen Cloud-Nutzung und ist kein Rechner im Haushalt vorhanden, empfehlen wir die Nutzung aller iCloud-Optionen zur Datensicherung. Das Anlegen des ersten Backups dauert einige Zeit, ab dann werden inkrementelle Backups in wenigen Minuten auf die iCloud-Server übertragen. Im Schadensfall oder beim Neukauf eines iPad ist das dann schnell wieder einsatzbereit, mit fast allen Daten.
Wer das iCloud-Backup einschaltet, wird darauf hingewiesen, dass ab sofort beim optionalen Synchronisieren des iPad via iTunes keine lokalen Backups mehr angelegt werden. Steht im Haushalt oder der Firma ein Rechner zur Verfügung, raten wir dringend dazu, auch unter iOS 8 lokale, verschlüsselte Backups anzulegen. Unterwegs kann dann eine Basiswiederherstellung im Notfall per iCloud erfolgen, zurück am Rechner das komplette Backup über iTunes eingespielt werden. Wir zeigen die optimale Backup-Strategie in diesem Workshop.
2) Backup in iCloud
iPad komplett sichern, optional mit Schlüsselbund
Wem der Basisschutz nicht reicht, dem empfehlen wir die Backup-Option von iCloud. Dann stehen neben den Terminen, Adressen und Ähnlichem auch Ihre Apps mit deren Dateien, Bücher oder gekaufte Musik nach einer Wiederherstellung zur Verfügung. In der Einstellung „iCloud“ finden Sie unten „Speicher & Backup“, hier lässt sich das Anlegen einer iPad-Sicherheitskopie in iCloud starten.

Per Dialog werden Sie darauf hingewiesen, dass dann keine automatischen Backups bei der Synchronisation mit iTunes mehr angelegt werden. Wollen Sie seit iOS 7 neue Funktion „Schlüsselbund“ nutzen, ist die iCloud-Funktion vor dem Backup einzuschalten. Bei einer Wiederherstellung aus dem iCloud-Backup müssen Sie dann weder Apple-ID noch Mail-Zugangsdaten und Ähnliches neu eintragen.

3) Lokales Backup
Optionen zum Sichern auf dem Rechner
Nutzen Sie iCloud für das Komplett-Backup Ihres iPad und verbinden das Gerät mit Ihrem Rechner, finden Sie unter „Übersicht“ die wichtigsten Informationen, in unserem Fall zeigt iTunes an, dass das Backup über iCloud erledigt wird und wann das letzte Backup erfolgte. Wenn Sie iCloud nicht für das Backup einsetzen, ist hier unter „Automatisch sichern“ die Option „Dieser Computer“ aktiviert, das Backup erfolgt automatisch beim Synchronisieren des iPad im Hintergrund – über Kabelverbindung oder optional Ihr WLAN.

Unter „Infos“ wird unabhängig von der Backup-Option angezeigt, ob Sie wichtige Daten lokal oder wie im Bild per iCloud synchronisieren. Nutzen Sie iCloud auch am Rechner, werden die Daten mit ausgewählten Programmen oder über das Webinterface von iCloud synchronisiert. Wer ganz auf iCloud verzichten will, wählt hier dann die Programme am Rechner zur Synchronisation.

Backup erzwingen
Ob Sie iCloud für Backups und iTunes als zweite Schutzebene nutzen oder nur lokale Backups wollen: Wählen Sie „Lokales Backup verschlüsseln“, nur dann ist es sicher. Dabei wird auch die Schlüsselbunddatei lokal mitgespeichert, nach der Wiederherstellung geht es dann ohne Eingabe zahlreicher Passwörter weiter. Ist das geschehen, wählen Sie die Schaltfläche „Jetzt sichern“.

Backup und neuer Rechner
Nach dem Backup zeigt iTunes den Zeitpunkt des letzten iCloud- und lokalen Backups. Nutzen Sie iCloud als Backup, sind die lokalen Backups immer manuell zu erstellen. Neu in iOS 7 ist eine Sicherheitsfunktion. Verbinden Sie Ihr iPad erstmalig mit einem neuen Rechner, erscheint ein Warndialog am iPad. Auf diese Weise synchronisieren Sie Ihr iOS-Gerät nicht aus Versehen mit einem fremden Rechner.

4) Wiederherstellung
iPad neu aufsetzen und Backup einspielen
Falls das iPad seinen Dienst versagt und sich nicht mehr zur normalen Arbeit bewegen lässt, können Sie es jetzt unterwegs zurücksetzen und dann das iCloud-Backup einspielen. Dabei wird ein „sauberes iOS“ genutzt, dann werden die Daten aus iCloud geladen. Das kann einige Stunden dauern, Sie benötigen eine WLAN-Verbindung und natürlich Stromversorgung. Um das Restore manuell auszulösen, wählen Sie „Einstellungen > Allgemein > Zurücksetzen > Inhalte & Einstellungen löschen“.

Nach der Löschaktion führt iOS 8 Sie durch die Wiederherstellung aus dem iCloud-Backup. Am Rechner nutzen Sie das lokale Backup. Wählen Sie zunächst „Wiederherstellen“, um das aktuelle iOS zu laden – ab dem Abend des 16. September wird das iOS 9 sein, dabei werden alle Daten gelöscht. Dann spielen Sie das letzte manuell erstellte Backup wieder ein.

iTunes-Backups verwalten
Wenn Sie nicht nur das Backup, sondern auch iOS-Updates über iTunes erledigen, haben Sie vermutlich haufenweise alte Backups am Rechner, die viele Gigabyte Speicherplatz benötigen. Bei jeder Wiederherstellung oder einem großen iOS-Update legt iTunes ein neues Backup an, löscht das alte aber nicht. Wählen Sie „Geräte“ in den Einstellungen zu iTunes, und räumen Sie auf.

iCloud-Backups verwalten
Auch in iCloud bleiben alte Backups liegen, etwa von iOS-Geräten, die Sie verkauft haben. Wählen Sie die Einstellung „iCloud > Speicher & Backup > Speicher verwalten“. Hier finden Sie die Backups Ihrer iOS-Geräte sowie Speicherplatz, den Dokumente von Apps benötigen, die iCloud nutzen. Sie können Backups anderer iOS-Geräte und der genannten Apps hier komplett löschen.
