Stellen Sie sich für einen Moment ein Digitalradio ohne Display und ganz ohne Bedienelemente vor! Sinnlos? Nein, denn gesteuert werden Einstellungen, Sendersuchlauf und Programmwahl bei der cleveren Nachrüstlösung DAB+P per App am Smartphone oder Tablet. Das Tunermodul für DAB+ bietet das ungarische Unternehmen Dension für weniger als 100 Euro an, hinzukommen noch gut 20 Euro für die DAB-Scheibenantenne. Die Bedien-Apps für Android und iOS sind kostenlos, Einbau und Einrichtung gestalten sich problemlos.
DAB-Empfänger ohne Display: ungewöhnlich, aber pfiffig!
Gerade weil das Hardware-Konzept etwas ungewöhnlich ist, soll es ausführlich erklärt werden. Der Digitalempfänger DAB+P (das „P“ steht für Phone-Control) ist ein zigarettenschachtelgroßes Gerät mit Anschlüssen für die Stromversorgung (12 Volt), die Antenne und zwei 3,5-Millimeter-Buchsen für Aux-Out und Aux-In. Hinzu kommt ein FM-Transmitter, der das Digitalsignal alternativ zum Aux-Out-Kabel per UKW-Frequenz weitergibt. Sieht man vom Kopfhörer ab, benötigt man zum DAB-Hören also noch einen Verstärker, ein Radio mit Aux-In und/oder UKW-Tuner.

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DAB+ im Auto und auf dem Smartphone für 30 Euro
Während die KFZ-Nachrüstung mit DAB+ etwas kompliziert klingt, gestaltet sie sich in der Praxis einfach: Strom, Audiokabel und Antenne an das Digitalmodul anschließen, schon ist der Tuner empfangsbereit. Nur beim Aufkleben der Antenne auf der Windschutzscheibe sollte man sorgfältig arbeiten und das Kabel unten am Armaturenbrett „verstecken“. Für den dauerhaften Einsatz des DAB-Tuners empfiehlt es sich, das Gerät nicht sichtbar hinter dem eingebauten Radio zu platzieren und fest mit dem 12-Volt-Bordnetz zu verdrahten (statt mit dem beiliegendem Stecker für den Zigarettenanzünder). Im Idealfall verfügt das Autoradio über einen Aux-In-Eingang auf der Geräterückseite, so dass man auch das Audioverbindungskabel nicht sieht. Alternativ stehen der im Übrigen gut funktionierende FM-Transmitter oder der Audioeingang vorne am Autoradio zur Verfügung.

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Smartphone-App und Digitalradio im Autoalltag
Bedient wird die Empfangseinheit per App, wobei das Mobilgerät nicht zwangsläufig auch als Abspielgerät dienen muss – es kann, es muss aber nicht. Die Kopplung des Steuer-Smartphones oder -Tablets per Bluetooth gestaltet sich einfach, auch bereitstehende Firmware-Updates lassen sich problemlos installieren.

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Die App selbst hat im Prinzip nur vier Bedienelemente: Einstellungen, Sendersuchlauf, Programmwahl und Favoriten. Das ist alles und mehr benötigt man auch nicht. Das Wichtigste im Radioalltag sind die „Stationstasten“ – pardon Favoriten – denn digitales Radio bedeutet je nach Region mehrere Dutzend Programme, durch die man ohne Favoriten mühsam durchscrollen müsste. Beschränkt man sich auf ein paar Lieblingssender, ist die Bedienung kein Problem. Etwas umständlich gestaltet sich nur das Sortieren der Favoriten, denn sie werden in der Reihenfolge des Abspeicherns aufgelistet. Etwas Kritik müssen sich App bzw. Empfänger auch an anderer Stelle gefallen lassen, denn die mit dem Radiosignal übermittelten Sender- und Sendungsinfos sind dürftig – da zeigen andere DAB-Radios deutlich mehr.
Technisat DigitRadio GO bringt DAB+ ins Auto
Als völlig unproblematisch zeigt sich im Test die Bluetooth-Kopplung, selbst wenn das Auto tagelang nicht gefahren und damit die Tunerbox ohne (Zündungs-) Strom ist. Die Verbindung zwischen Mobilgerät und Empfänger steht beim Starten sofort wieder, alle Sender und Favoriten bleiben gespeichert. Zusammen mit einer Halteschale für das Handy am Armaturenbrett ist dies absolut praxistauglich für jeden Tag.

Der Empfang des Dension-Moduls erweist sich als gut, wenngleich nicht als exzellent: Bei diesem Punkt ist unser Referenzradio von Pioneer einfach etwas besser. In der Praxis reicht das Signal aber vollkommen aus, um die Vorteile vom Digitalradio genießen zu können – unter anderem der bessere Sound sowie, dass man bei bundesweiten Sendern quer durch die Republik fahren kann, ohne auch nur einmal die Frequenz nachjustieren zu müssen. Darüber hinaus benötigt DAB+ anders als Internet-Radio unterwegs keinerlei Online-Verbindung.
Fazit: gelungene Lösung für etwas über 100 Euro
89 Euro kostete das Dension DAB+P zum Zeitpunkt dieses Praxistests bei einem deutschen Online-Händler , Amazon verlangt ein paar Euro mehr. Die passende DAB-Antenne mit SMB-Stecker gibt es im Webshop von Dension für 23,50 Euro.
Für zusammen nicht ganz günstige 110 Euro bekommen Besitzer eines Android-Smartphones oder iPhones damit eine gut funktionierende und – richtig eingebaut – äußerst elegante Möglichkeit, sein Auto einfach mit Digitalradio nachzurüsten. Mit rund 30 bzw. 40 Euro sind die DAB-Nachrüst-Alternativen Wavesink-App und Technisat DigitRadio GO zwar deutlich günstiger, dafür sind sie weniger universell respektive weniger komfortabel. Prinzipiell eignet sich der Dension-Empfänger auch für die Stereoanlage daheim, allerdings sind fix und fertige digitale Tischradios nicht oder nur kaum teurer.

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Fürs Auto dagegen stellt der getestete Tuner die bislang beste von uns getestete Kombination zum Nachrüsten mit DAB+ dar, wenn man Anschaffungspreis, Einbau, Bedienung, Empfang und Ästhetik im Wagen beurteilt. Wer sich den Einbau zutraut oder jemanden kennt …, holt sich mit dem Dension DAB+P digitales Radio elegant in seinen Wagen. Für eine umfassende Vorabinformation lohnt auch der Blick in die ausschließlich auf Englisch verfügbare Anleitung . Nur der Vollständigkeit sei erwähnt, dass der gleiche Hersteller auch die – von uns nicht ausprobierten – Module DAB+R („R“ für Remote Control, also externe Fernbedienung) sowie DAB+U („U“ für USB) zu ähnlichen Preisen im Programm hat.