Die meisten Linux-Distributionen rechnen damit, eine Windows-Installation auf dem PC vorzufinden. Das Setuptool bietet dann an, automatisch Platz für Linux zu schaffen und das System neben Windows auf einer eigenen Partition einzurichten. Das gelingt mit wenigen Mausklicks, berücksichtigt aber keine Windows-Eigenheiten. Wir schlagen daher eine manuelle Partitionierung vor. Steht eine zweite Festplatte zur Verfügung, kann man auch diese für Linux nutzen. Eine Alternative ist die Linux-Installation auf einem USB-Laufwerk.
Dieser Artikel bezieht sich auf Ubuntu 22.04 sowie Windows 10/11. Bei Linux Mint 21 und anderen Systemen sind die Abläufe ähnlich.
Siehe auch: So klappt der Umzug zu Linux – Schritt für Schritt erklärt
1. Situation auf dem PC untersuchen
PCs und Notebooks mit vorinstallierten Windows 10 oder 11 starten immer im Uefi-Modus und die Festplatte verwendet ein GPT-Partitionsschema. Ob das auch auf Ihrem Computer der Fall ist, prüfen Sie unter Windows mit der Datenträgerverwaltung. Starten Sie diese über das Menü, das Sie mit der Tastenkombination Win-X aufrufen. Sie sehen die „EFI-Systempartition“ mit 100 MB, die Startpartition „C:“ und dahinter die „Wiederherstellungspartition“. Wenn der Hersteller es so eingerichtet hat, kann dahinter noch eine zusätzliche Datenpartition vorhanden sein.
Wenn keine „EFI-Systempartition“ zu sehen ist, der Computer aber eine Uefi-Firmware bietet, sollten Sie den Umstieg auf GPT/Uefi erwägen. Eine Anleitung dafür finden Sie hier.
Uefi unterstützt die parallele Installation mehrerer Betriebssysteme besser als der veraltete Bios-Modus. Aber auch auf älteren Rechnern ohne Uefi-Firmware kann man Linux neben Windows auf der Festplatte einrichten.

Typische Konfiguration: Bei den meisten PCs ist nur eine Partition für Windows konfiguriert. Diese lässt sich verkleinern, um eine Partition für Linux zu erzeugen.
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2. Die Linux-Installation vorbereiten
Bevor Sie etwas an der Partitionierung ändern (siehe Punkt 3), erstellen Sie ein Backup. Sie können die gesamte Festplatte als Abbild beispielsweise mit Clonezilla sichern, das im LinuxWelt-Rettungssystem enthalten ist. Räumen Sie vorher unter Windows auf, damit möglichst viel freier Platz auf der Systempartition vorhanden ist. Dazu nutzen Sie die Datenträgerbereinigung und lagern selten genutzte und besonders große Dateien auf eine andere Festplatte aus.
Linux-Installationsmedium erstellen: Laden Sie die ISO-Datei des gewünschten Linux-Systems herunter. Unter Windows kann man damit im Windows-Explorer über den Kontextmenüpunkt „Datenträgerabbild brennen“ eine bootfähige DVD erstellen. Ein USB-Stick ist aber schneller und mit einem Tool wie Rufus oder Win 32 Disk Imager aus der ISO-Datei einfach zu erstellen.
Bios/Firmwaresetup: Legen Sie die DVD ein oder verbinden Sie den USB-Stick mit dem PC. Das Bios-Setup rufen Sie über Tasten wie Esc, F2 oder Entf kurz nach dem Einschalten des PCs auf. Von Windows aus gelangt man so in das Uefi-Firmwaresetup: Klicken Sie im Windows-Anmeldebildschirm rechts unten die „Ein/Aus“-Schaltfläche an. Dabei halten Sie die Umschalt-Taste gedrückt und klicken im Menü der Schaltfläche auf „Neu starten“. Gehen Sie auf „Problembehandlung –› Erweiterte Optionen –› UEFI-Firmwareeinstellungen“ und klicken Sie dann auf „Neu starten“.
Ändern Sie in der Rechnerfirmware bei Bedarf die Bootreihenfolge. Das DVD- oder USB-Laufwerk muss an erster Stelle stehen, damit sich der PC von Installationsmedium booten lässt. Bei einer Uefi-Firmware mit aktiviertem CSM oder „Legacy Boot“ achten Sie darauf, dass der Eintrag mit vorangestelltem „Uefi“ gebootet wird, wenn Windows in diesem Modus installiert ist.

Firmwareeinstellungen: Deaktivieren Sie – wenn vorhanden – „Fastboot“ und setzen Sie das Linux-Installationsmedium in der Bootreihenfolge an die erste Position.
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Ist in der Firmware „Fastboot“ aktiviert, werden USB-Geräte beim Start des Rechners nicht initialisiert, was den Bootvorgang beschleunigt. Allerdings ist es dann oft nicht möglich, im Bootmenü von Linux-Installationssystemen zu navigieren. Aktivieren Sie „USB legacy“ oder ähnlich und deaktivieren Sie „Fastboot“. Später, nach der Installation, machen Sie diese Änderung rückgängig, um wieder vom Schnellstart zu profitieren.
Linux-Vergleich: So finden Sie die richtige Distribution
3. Festplatte neu partitionieren
Jedes Betriebssystem benötigt eine eigene Partition. Ist bisher nur eine Partition vorhanden, muss man diese verkleinern, um Platz für Linux zu schaffen. Wenn eine zweite Partition verfügbar ist, räumt man diese für Linux frei.
Steht eine zweite physische Festplatte alleine für Linux zur Verfügung, trennen Sie die Datenverbindung der Windows-Systemfestplatte vom PC. Dann lässt sich Linux komplett unabhängig von Windows installieren (siehe Punkt 4) und beeinflusst den Windows-Bootmanager nicht.
Schritt 1: Beenden Sie Windows mit „Neu starten“ statt mit „Herunterfahren“. Nur dann werden alle Änderungen in das Dateisystem geschrieben. Booten Sie den PC vom Installationsmedium. Bei Ubuntu wählen Sie als Sprache „Deutsch“ und klicken auf „Ubuntu ausprobieren“.
Schritt 2: Starten Sie das Partitionierungstool Gparted über eine Suche im Menü (Linux Mint) oder über „Aktivitäten“ (Ubuntu). Klicken Sie die Windows-Partition an und gehen Sie auf „Partition –› Größe ändern/ Verschieben“. Ziehen Sie den Anfasser rechts von der grafischen Partitionsdarstellung an die gewünschte Position oder geben Sie einen Wert hinter „Neue Größe (MiB)“ ein. Der freie Speicherplatz muss für Linux mindestens 20 GB groß sein. Deutlich mehr ist besser, um genügend Reserve zu haben. Klicken Sie auf „Größe ändern/Verschieben“.
Schritt 3: Klicken Sie die Wiederherstellungspartition an, die Gparted jetzt hinter dem freien Bereich anzeigt. In der Spalte „Markierungen“ steht „hidden, diag“. Gehen Sie auf „Partition –› Größe ändern/Verschieben“ und verschieben Sie den Balken der Partition ganz an den Anfang. Nach einem Klick auf „Größe ändern/Verschieben“ erscheint ein Hinweis, den Sie per Klick auf „OK“ bestätigen. Diese Maßnahme ist nötig, weil die Wiederherstellungspartition direkt hinter der Windows-Systempartition liegen muss. Windows aktualisiert den Inhalt bei einem Upgrade, verkleinert bei Bedarf die Windows-Partition und vergrößert die Wiederherstellungspartition. Liegt die Linux-Partition zwischen den beiden Windows-Partitionen, kann diese Aktion misslingen. Windows aktualisiert dann die Wiederherstellungspartition nicht, legt eine neue an oder zerstört im schlimmsten Fall die Linux-Partition.
Schritt 4: Im jetzt freien Bereich legen Sie über „Partition –› Neu“ eine Linux-Partition mit dem Dateisystem Ext4 an. Wenn die Festplatte groß genug ist, können Sie zusätzlich noch eine NTFS-Partition für den Datenaustausch mit Windows erstellen. Das ist nicht zwingend erforderlich, weil Linux auf die Windows-Partition zugreifen kann – schreibend allerdings nur, wenn Sie Windows über „Neu starten“ beenden oder der Schnellstart deaktiviert ist.
Schritt 5: Bisher hat Gparted die Änderungen nur vorgemerkt. Gehen Sie auf „Bearbeiten –› Alle Vorgänge ausführen“, um die Anpassungen vorzunehmen.

Geänderte Partitionierung: Nach den Umbaumaßnahmen liegen Windows- und Wiederherstellungspartition direkt hintereinander. Danach folgt die Linux-Partition.
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4. Linux neu installieren
Starten Sie im Linux-Installationssystem das Setupprogramm über das Desktopicon und folgen Sie den Anweisungen des Assistenten.
Variante 1: Sie haben die Windows-Festplatte abgeklemmt (empfohlen) und die zukünftige Linux-Festplatte ist das einzige angebotene Laufwerk: Wählen Sie die Option „Festplatte löschen und Ubuntu installieren“. Da nur ein Laufwerk vorhanden ist, wird hier neben dem System auch die Linux-Bootumgebung installiert.
Variante 2: Ist die Windows-Festplatte angeschlossen, aber ein zweites Laufwerk für Linux vorhanden, entscheiden Sie sich ebenfalls für „Festplatte löschen und Ubuntu installieren“. Nach dem Klick auf „Weiter“ geben Sie dann die Zielfestplatte an. Prüfen Sie die Einstellung genau, um nicht die falsche Festplatte zu löschen. Die Linux-Bootumgebung wird dann auf der Windows-Festplatte eingerichtet, das System auf der Linux-Festplatte.
Variante 3: Sie haben auf der Windows-Festplatte eine Partition für Linux erstellt. Im Fenster „Installationsart“ verwenden Sie die Option „Etwas Anderes“. Wählen Sie die in Punkt 3 für Linux vorbereitete Ext4-Partition und klicken Sie auf „Ändern“. Hinter „Benutzen als:“ stellen Sie „Ext4-Journaling-Dateisystem“ ein und hinter „Einbindungspunkt:“ wählen Sie „/“. Bestätigen Sie mit „OK“.
Gleich, welche Variante Sie gewählt haben, klicken Sie zum Abschluss auf „Jetzt installieren“ und folgen den weiteren Anweisungen. Bei Variante 2 und 3 erscheint nach dem Neustart ein Bootmenü, in dem Sie zwischen Windows und Linux wählen.
Wer sich für Variante 1 entschieden hat, schließt die Windows-Festplatte wieder an und ruft das Firmwaresetup auf. Stellen Sie die Linux-Festplatte (Bios/CSM) oder den Uefi-Booteintrag „ubuntu“ als Startlaufwerk ein und booten Sie Linux. Im laufenden Linux geben Sie im Terminal diesen Befehl ein:
sudo update-grub
Damit nehmen Sie die Windows-Installation in das Grub-Bootmenü auf. Starten Sie den Rechner dann neu. Im Menü können Sie jetzt zwischen Ubuntu und Windows wählen. Wird in der Firmware hingegen die Windows-Festplatte als erstes Bootgerät ausgewählt, startet Windows direkt – ohne Multiboot-Auswahl.

Windows-Festplatte abgeklemmt: Mit nur einer Festplatte für Linux kann nach Auswahl der Option „Festplatte löschen und Ubuntu installieren“ nichts schiefgehen.
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5. Linux-Installation auf USB
Linux behandelt USB-Laufwerke genauso wie interne Festplatten. Das Setupprogramm integriert Linux standardmäßig in die Uefi- oder Bios-Bootumgebung auf der Windows-Festplatte. Das führt zu Problemen, falls das USB-Laufwerk nicht verbunden ist. Der PC versucht, den Grub-Bootmanager zu starten, der findet das Linux-System nicht und man landet in der Grub-Shell. Bei Uefi-PCs ist das kein ernsthaftes Problem, weil man im Firmwaresetup einfach den Windows-Bootmanager aktivieren kann. Im Bios/CSM-Modus lassen sich Windows oder Linux aber erst wieder starten, wenn man das USB-Laufwerk wieder angeschlossen hat.
Bios/CSM-Modus: Wenn Windows in diesem Modus eingerichtet ist, installieren Sie Linux ähnlich wie in Punkt 4 bei der Variante 3 beschrieben. Booten Sie das Installationsmedium aber nicht im Uefi-Modus. Erstellen Sie mit Gparted eine Ext4-Partition auf dem USB-Laufwerk.
Im Setuptool wählen Sie „Etwas Anderes“ und weisen dem Laufwerk den Einbindungspunkt „/“ zu. Unter „Gerät für die Bootloader-Installation“ wählen Sie das USB-Laufwerk. Die Linux-Bootumgebung wird dadurch nicht auf der Windows-Festplatte eingerichtet.
Uefi-Installation: Das Setupprogramm ignoriert die manuelle Auswahl für die Bootloader-Installation. Der Bootloader landet daher in der Efi-Partition auf der Windows-Festplatte. Es spielt keine Rolle, ob Sie das Installationssystem im Bios/CSM- oder Uefi-Modus gestartet haben. Das Problem lässt sich umgehen, indem Sie die Windows-Festplatte für die Installation abklemmen. Sie benötigen einen USB-Stick oder eine DVD als Installationsmedium und ein weiteres USB-Laufwerk als Ziel der Installation.
Virtuellen PC verwenden: In Virtualbox unter Windows oder Linux kann eine USB-Installation ohne Gefahr erfolgen. Richten Sie eine virtuelle Maschine (VM) ohne virtuelle Festplatte ein und booten Sie das System von der ISO-Datei des Linux-Systems. Binden Sie das USB-Laufwerk über „Geräte –› USB“ ein. Da nur ein Laufwerk vorhanden ist, erfolgt die Installation wie in Punkt 4, Variante 1. Ubuntu 22.04 und Linux Mint 21 richten im Bios-Modus (bei Linux in Virtualbox Standard) auf dem externen Laufwerk die Bootumgebungen für Uefi-PCs und ältere Geräte mit Bios ein. Das portable Linux lässt sich daher auf fast beliebigen PCs booten.

USB-Installation: In Virtualbox lässt sich Linux auf einem USB-Laufwerk sicher installieren, ohne die Bootumgebung auf der Festplatte des PCs zu gefährden.
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