Die einsteigerfreundliche Linux-Distribution erwacht aus einem längeren Dornröschenschlaf. Version 15.04 , die bis Januar 2016 Unterstützung in Form laufend aktualisierter Pakete erhält, geht mit dem Wechsel des Init-Systems eine wichtige Baustelle an. Der Umbau verlief glatt, wird Desktop-Anwendern kaum auffallen, ist aber eine erhebliche Änderung an der Betriebssystembasis. Damit endet eine Phase der Stagnation, denn die letzten beiden Desktop-Ausgaben Ubuntus brachten kaum Neues – weder auf noch unter der Oberfläche. Für Canonical, die Entwicklerfirma von Ubuntu, nimmt die Bedeutung des Linux-Desktops offensichtlich ab, und die Kräfte konzentrierten sich auf Ubuntu Touch für Mobiltelefone sowie auf die Server- und Cloud-Variante von Ubuntu. Das beschert dem Desktop, der Ubuntu einen ansehnlichen Erfolg bescherte, den Canonical aber finanziell nicht ausschöpfen konnte, eine zusehends schleppende Entwicklung. Hochgesteckte Ziele, wie der Display-Server Mir/Xmir und der neue Desktop von Unity 8, wurden immer wieder verschoben und sollen nun erst in der Version 16.04 im April nächsten Jahres ihr Debüt geben.
Die neue Version 15.04 in verschiedenen Ubuntu-Versionen
Keine neuen Menüs am Desktop
Daran ist aber auch nichts verkehrt: Denn der Desktop läuft mit dem bisherigen Xorg wie gewohnt. Ubuntu liefert auch in den Zwischenversionen ohne Langzeit-Support wie dieser Version 15.04 keine halbfertigen Komponenten aus, nachdem Canonical-Chef Shuttleworth in einem Interview auf dem Mobile World Congress 2015 eingestanden hatte, dass der Umstieg von Gnome 2 auf Unity vor fünf Jahren überstürzt erfolgte und viele Fans vor den Kopf stieß.
Neuerungen auf dem Desktop fallen deshalb wieder unspektakulär aus: Der Gnome-Unterbau von Unity 7.3 ist teilweise auf den Stand von Gnome 3.14 gebracht, ohne im Detail alle dessen kontroversen Änderungen bei den Gnome-Programmen zu übernehmen. So bleibt der Texteditor Gedit vorerst bei der Version 3.10, und der PDF-Betrachter Evince sowie der Dateimanager Nautilus haben Anpassungen erhalten, um Konflikte mit den neuen integrierten Gnome-Menüleisten zu umgehen.
Die Menüs der Programme zeigt Ubuntu 15.04 weiterhin im oberen Hauptpanel an. In den zuvor veröffentlichen Betaversionen war angedacht, stattdessen Programmmenüs standardmäßig in der Titelleiste eines Fensters anzuzeigen. Diese Option gibt es schon seit Ubuntu 14.04. Weil diese Menüform aber noch nicht mit allen Programmen gut zusammenspielt, ließ Mark Shuttleworth diese Änderung an der Standardeinstellung in letzter Minute fallen. Über „Systemeinstellungen -> Darstellung -> Verhalten“ können Anwender die Option „In der Titelleiste des Fensters“ manuell aktivieren.

Aktualisierte Software
Das vorinstallierte Repertoire von Anwendungen und die Paketquellen wurden während des halbjährlichen Entwicklungszyklus auf den neuesten Stand gebracht. Der Linux-Kernel arbeitet hier in Version 3.19, ein kleiner Sprung von Kernel 3.16 des vorherigen Ubuntu 14.10, der sich vor allem durch eine im Detail verbesserte Hardware-Unterstützung bemerkbar macht. So gibt es eine bessere Lüfterregelung für Nvidia-Grafikkarten und neue Treiber für mehrere Touchpad-Modelle. Besitzer typischer Windows-8-Notebooks können sich über eine Steuerung der Bildschirmhelligkeit freuen.

Libre Office ist in der neuesten Version 4.4.2 enthalten, für viele Desktop-Anwender neben dem Browser (hier Firefox 37) das wichtigste Werkzeug für die tägliche Arbeit. Thunderbird liegt in Version 31 vor, und als Mediaplayer sind Rhythmbox 3.1 sowie für Videos Totem 3.14.2 vorinstalliert.
Systemd: Das neue Init-System
Fedora , Arch Linux und Open Suse waren schon vorangegangen. Entscheidender Anstoß für Ubuntu, das Init-System nach Systemd zu wechseln, war eine entsprechende Ankündigung der Debian-Entwickler. Da Ubuntu viele grundlegende Pakete von Debian übernimmt, profitiert die Distribution unmittelbar von der Vorarbeit, die bereits von den Debian-Entwicklern geleistet wurde. Systemd ersetzt nun in Ubuntu bei Systemdiensten das Init-System Upstart, das seit Ubuntu 6.10 im Einsatz war. Auf Anwender, die Ubuntu 15.04 als Server einsetzen, kommen damit einige Änderungen in der Diensteverwaltung per Kommandozeile zu, denn das neue Werkzeug zum manuellen Ein- und Ausschalten von Systemdiensten nennt sich jetzt systemctl. Desktop-Anwendern dürfte der Umbau kaum auffallen – abgesehen von den eventuell schnelleren Bootzeiten des Systems.

Fazit: Solide Weiterentwicklung
Mit dem reibungslosen Umstieg auf Systemd zeigt Ubuntu nicht mehr nur die üblichen Wartungsarbeiten an System und Programmpaketen, sondern ist endlich wieder ein größeres Thema erfolgreich angegangen. Für Einsteiger und Desktop-Anwender, die nicht routinemäßig jeden Versionsschritt mitmachen, ist Ubuntu 15.04 allerdings trotz der soliden Leistung nicht zu empfehlen.
Das liegt nicht an Systemd oder der Oberfläche Unity, sondern am kurzen Support-Zeitraum von nur neun Monaten bis Anfang 2016, der das neue Ubuntu gegenüber der weiterhin aktuellen Langzeitversion LTS 14.04 schnell alt aussehen lässt. 14.04 wird bis 2019 mit Updates versorgt.
Website: www.ubuntu.com Dokumentation: https://wiki.ubuntu.com/VividVervet/ReleaseNotes
Ubuntu für Server und Cloud
Jenseits des Desktops kümmert sich Ubuntu jetzt mit drei Ausgaben um Server, Cloud-Instanzen und Mini-PCs. Ubuntu 15.04 Server ist eine reguläre Variante der Distribution, installiert aber keine grafische Oberfläche und nutzt einen textbasierten Installer, der von Debian übernommen ist.
Neu ist Ubuntu 15.04 Snappy Core, das zum ersten Mal in einer stabilen Version erschienen ist. Es handelt sich dabei um ein besonders kompaktes Ubuntu-System, das auf den Einsatz in der Cloud und auf Kleingeräten spezialisiert ist. Die Software-Verwaltung nutzt keine DEB-Pakete, sondern ein neues Paketformat namens Snappy. Dahinter steht ein Container-System, das Anwendungen samt Bibliotheken als Apps installiert, während der Betriebssystem-Kernel schreibgeschützt ist. Basissystem und Apps bleiben getrennt, und jede App kann auch leicht wieder entfernt werden, ohne andere Apps zu beeinflussen. Ubuntu Snappy Core gibt es für 64-Bit-Systeme und für die ARM-hf-Architektur, mit der beispielsweise der Raspberry Pi 2 ausgestattet ist.

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