Einschlägige Analyseprogramme beantworten die Fragen, wie schnell eine Netzwerkverbindung ist und welche Programme auf einem System gerade Bandbreite beanspruchen. Linux-Systeme, die aufgrund ihrer typischen Rolle als Server gut in Netzwerken aufgehoben sind, liefern einen gut gefüllten Werkzeugkasten für Messungen und Praxisbedingungen. Die folgenden Tools laufen unter allen verbreiteten Distributionen und verlangen kaum mehr als die Kommandozeile. Die hat den Vorteil, dass die Programme auch auf Servern oder Mini-PCs wie dem Raspberry Pi funktionieren, da nur eine Shell oder ein SSH-Zugang, aber keine grafische Oberfläche nötig ist.
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LAN- und WLAN-Messungen mit Iperf
Wie schnell ist die aktuelle Netzwerkverbindung wirklich? Das Kommandozeilen-Tool Iperf gibt präzise Antwort. Es funktioniert nach dem Client-Server-Prinzip und erwartet, dass eine Gegenstelle vorhanden ist, auf der Iperf im Server-Modus läuft. Sie finden das Tool in den Repositories von Ubuntu, Debian, Open Suse, Fedora und vielen anderen Distributionen. Unter Debian/Ubuntu installieren Sie es beispielsweise mit diesem Befehl:
sudo apt-get install iperf
Auf der Server-Seite starten Sie dann Iperf mit
iperf -s
im Terminal, und das Tool lauscht nun auf dem TCP-Port 5001, während auf dem Client anschließend der eigentliche Test mit
iperf -c [Server-IP] -d
beginnt. Ersetzen Sie den Platzhalter mit der tatsächlichen IP-Adresse des Servers. Iperf sendet und empfängt nun zehn Sekunden lang Daten und zeigt anschließend das Ergebnis im Terminal. Der Parameter „-d“ testet simultan den Datendurchsatz in beiden Richtungen. In der Auswertung zeigt der erste Wert die Verbindung vom Client zum Server (Uplink), der zweite den Durchsatz vom Server zum Clien (Downlink).

Speedtest.net im Internet ohne Browser
Wie schnell ist die Internetverbindung? Die Schwierigkeit besteht hier dahin, einen repräsentativen Server im Internet zu finden, da die Geschwindigkeit stets von dessen Anbindung und geografischer Lage anhängig ist. Als aussagekräftig haben sich die Messwerte von Speedtest.net erwiesen, denn die Firma hinter diesem Test unterhält Server auf mehreren Kontinenten, und Speedtest.net findet automatisch die beste Gegenstelle.
Nun ist allerdings Speedtest.net eine Messung über den Browser, der auch noch Adobe Flash benötigt. Das ist zwar komfortabel, aber für Linux-Systeme mit Kommandozeile ungeeignet. Es gibt aber ein Python-Script, das die Messung ohne Browser durchführt. Dessen Einrichtung ist dank Github nicht weiter kompliziert. Mit
wget -O speedtest-cli.py https://raw.github.com/sivel/speedtestcli/master/speedtest_cli.py
laden Sie die Scriptdatei „speedtest-cli.py“ herunter und führen diese dann mittels
python speedtest-cli.py
aus. Durch Pings ermittelt das Script zunächst den optimalen nächsten Test-Server und führt dann die Messungen für die Download- und Upload-Geschwindigkeit durch. Wie auch beim Browser-basierten Test können die Resultate stark variieren, so dass mehrere Testdurchgänge zu empfehlen sind.
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Nload: Schnittstellen-Auslastung anzeigen
Welche Datenmengen gehen gerade über die Netzwerkschnittstelle? Nload ist einer der einfachsten Netzwerkmonitore, um ausgehende und eingehende Datenraten aller Netzwerkwerkkarten übersichtlich anzuzeigen. Außerdem gibt es eine Statistik der insgesamt übertragenen Daten seit dem Systemstart. Sie installieren das Tool in Debian/Ubuntu mit
sudo apt-get install nload
und in Fedora mit diesem Befehl:
sudo yum install nload
Anwender von Open Suse finden ein inoffizielles Paket im Build Service . Das Tool zeigt nach
nload -m
alle Netzwerkschnittstellen.
Nethogs: Wer frisst die Bandbreiten?
Nload zeigt nur die Auslastung insgesamt und hat keine Kenntnis darüber, welches Programm auf einem Linux-System den Netzwerkverkehr verursacht. Diese Zuordnung übernimmt das Tool Nethogs („Netzschweine“). Es kann die gesendeten und empfangenen Netzwerkpakete eindeutig und über alle Benutzerkonten auf dem System hinweg nach Verursacher aufschlüsseln. Dazu benötigt es root-Rechte oder vorangestelltes sudo. Nethogs ist das richtige Werkzeug, wenn auf dem Linux-System hohe Netzwerklast herrscht, aber nicht ersichtlich ist, welcher Prozess dies verursacht. Unter Debian/Ubuntu installieren Sie Nethogs mit
sudo apt-get install nethogs
und auch Fedora sowie Open Suse bieten Nethogs unter diesem Paketnamen an. Für den Aufruf benötigen Sie noch den Namen der aktiven Netzwerkschnittstelle, den Sie über
/sbin/ipconfig
ermitteln, beispielsweise „eth0“, „wlan0“ oder auf Distributionen mit Systemd „wlp2s0“. Dann starten Sie Nethogs:
sudo nethogs [Schnittstelle]
Das Tool zeigt die Prozess-ID, den Benutzer, den Programmpfad und den momentanen Traffic an, absteigend nach Aktivität geordnet.

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Datenmenge: Netzwerkstatistik mit Vnstat
Wer einen günstigen Server bei einem der zahlreichen Provider mietet, bezahlt für jedes Gigabyte Traffic, das über die Pauschale hinausgeht. Bei diesen Servern tut man gut daran, die übertragenen Daten im Auge zu behalten. Aber auch bei einem heimischen System kann es interessant sein, welche Datenmenge über die Netzwerkschnittelle gegangen ist. Vnstat protokolliert die Menge Tag für Tag in einer Datenbank und präsentiert auch Statistiken über längere Zeiträume. Auf Ubuntu/Debian ist die Installation mit
sudo apt-get install vnstat
schnell erledigt. Fedora hat das Paket ebenfalls in den Standard-Repositories, und für Open Suse springt der Build Service mit inoffiziellen Paketen ein .
Bevor Vnstat protokolliert, müssen Sie ihm die gewünschte Netzwerkschnittstelle angeben, beispielsweise „eth0“:
sudo vnstat -u -i eth0
Alles Weitere funktioniert dann als normaler Benutzer. Der Aufruf vnstat gibt eine kurze Statistik zum akkumulierten Datenverkehr von heute und gestern aus. Parameter „-d“ liefert die letzten zwei Wochen, und „-m“ berücksichtigt den gesamten Traffic der letzten zwölf Monate.