In den vergangenen Monaten hat wieder eine Reihe negativer Schlagzeilen dem Foto-Sharing über das Internet seine Unbeschwertheit geraubt. Flickr, eine der größten Plattformen für das Foto-Sharing, stand im Verdacht, die Fotos seiner Nutzer zu verkaufen. Und wer die Nutzungsbedingungen von Facebook einmal genau studiert, fragt sich am Ende, wer denn nun eigentlich die Rechte an den eigenen Aufnahmen besitzt. Die Antwort ist ein eigener Foto-Server mit der Software Lychee : Verlassen die Aufnahmen Ihren eigenen Server nicht, brauchen Sie sich keine Sorgen darüber zu machen, dass die Fotos in falsche Hände geraten.

Lychee auf dem Webserver installieren
Sie können Lychee auf praktisch jedem Webserver installieren. Alles, was Ihr Provider anbieten muss, ist die Script Sprache PHP ab der Version 5.3 und eine My-SQL-Datenbank. Diese Kombination ist auch bei preiswerten Tarifen verfügbar. Wie viel Speicherplatz die Installation letztlich belegen wird, hängt in erster Linie davon ab, wie viele Aufnahmen Sie auf dem Server speichern werden.
Die Einrichtung auf einem externen Server ist schnell erledigt. Sie besuchen die Seite https://github.com/electerious/Lychee . Hier finden Sie in der rechten Spalte einen Link auf ein ZIP-Archiv („Download ZIP“). Laden Sie die Datei herunter, und entpacken Sie deren Inhalt. Stellen Sie danach eine Verbindung mit ihrem Webserver her – etwa per FTP mit Filezilla. Unter Ubuntu geht aber der Dateimanager Nautilus mittels „Datei > Server verbinden“. Legen Sie auf dem Server einen neuen Ordner an, und übertragen Sie entpackten Dateien auf den Server. Ist der Vorgang erfolgreich abgeschlossen, rufen Sie mit einem Browser die Adresse „www.ihreseite.de/ordner“ auf. Lychee startet dann seinen automatischen Einrichtungsassistenten. Im ersten Schritt hinterlegen Sie die Details für die Verbindung zur Datenbank. Dazu gehören die URL, unter der die Datenbank erreicht werden kann, sowie die eigentlichen Zugangsdaten. Wurde die Verbindung erfolgreich hergestellt, legen Sie im nächsten Schritt ein Benutzerkonto an, um das System administrieren zu können. Danach erscheint die Konfigurationsoberfläche.
Lese-Tipp: 17 praktische Tipps für bessere Fotos
Lychee ist kein Mehrbenutzersystem: Sie nutzen ein Administratorkonto, um Bilder zu organisieren und zu teilen. Alle Alben, die Sie sichtbar stellen, können von allen Besuchern gesehen werden. Einschränkungen beim Zugriff sind aber möglich.

Fotos hochladen und organisieren
Ist die Einrichtung erledigt, beginnen Sie damit, den Server mit Bildern zu bestücken. Sie befinden sich nach der Anmeldung direkt auf der Startseite. Hier ist bereits eine Reihe von Alben vorhanden. Diese Sammlungen übernehmen besondere Funktionen und werden vom System automatisch generiert. Die klassische Möglichkeit, ein Album anzulegen, besteht im Hochladen der Dateien. Klicken Sie auf das Pluszeichen in der rechten oberen Ecke. Entscheiden Sie sich für „New Album“, und tragen Sie den Namen für das Album ein. Die Ansicht wechselt, und Sie klicken erneut auf das Pluszeichen. Mit „Upload Photo“ öffnen Sie den Dateidialog des Systems und wählen danach die Bilder aus, die Sie auf den Server übertragen wollen.
Betreiben Sie Lychee auf einem System im heimischen Netzwerk (siehe unten), importieren Sie mit wenigen Mausklicks alle Fotos aus einem bestimmten Verzeichnis. Mit dem Dateimanager Ihrer Wahl kopieren oder verschieben Sie die Objekte in den Ordner „Import“, der sich im Verzeichnis „uploads“ der Installation befindet. Danach rufen Sie das Kommando „Import from Server“ auf, das sich im gleichen Menü wie der Upload befindet.
Auch ein Import aus Dropbox ist möglich. Lychee verwendet allerdings nicht einfach die Kombination aus Benutzernamen und Passwort, um auf die Dropbox zuzugreifen, sondern verwendet eine direkte Schnittstelle. Loggen Sie sich dazu unter https://www.dropbox.com/developers/apps/create ein. Erstellen Sie anschließend eine „Sync-App“. Die einzelnen Schritte sind dort gut dokumentiert. Am Ende des Prozesses erhalten Sie einen API-Key, den Lychee von Ihnen abfragt, sobald Sie eine Dropbox-Funktion auswählen.

Fotos betrachten und Eigenschaften bearbeiten
Die Bedienung von Lychee ist in weiten Teilen intuitiv. Über die Startseite greifen Sie auf die von Ihnen angelegten Alben zu. Außerdem sind dort bereits die so genannten „Smart Albums“ vorhanden. Wollen Sie bestimmte Fotos besonders hervorheben, markieren Sie diese mit einem Klick auf das Sternsymbol. So bearbeitete Fotos haben Sie danach im Schnellzugriff des „Starred“-Albums. Genauso greifen Sie bei Bedarf schneller auf Bilder zu, die Sie mit anderen geteilt haben. Und über „Unsorted“ erkennen Sie schnell alle Elemente, die noch nicht in einem Album abgelegt worden sind.
Sobald Sie ein Album auswählen und in der nachfolgenden Übersicht auf einen Eintrag klicken, wird der Bildbetrachter gestartet. Bewegen Sie die Maus an den Rand des Schirms, werden Pfeile für die Navigation sichtbar. Am oberen Rand des Bildschirms ist die Werkzeugleiste untergebracht. Mit dem Infosymbol erreichen Sie die Eigenschaften des jeweiligen Objekts (Album oder Foto). Dort haben Sie dann die Gelegenheit, Tags zuzuweisen oder die Beschreibung zu bearbeiten. Lychee liefert Ihnen in diesem Abschnitt auch die Dateieigenschaften zurück. Schlagwörter, die Sie vergeben, werden von der Suchfunktion, die sich eher zurückhaltend am oberen Bildschirmrand auf der Startseite verbirgt, berücksichtigt.
Lese-Tipp: Kostenlose Foto-Tools für Profis
Um ein Foto schnell in ein bestehendes Album einzuordnen, klicken Sie auf das Aktendeckelsymbol. Markieren Sie im nachfolgenden Menü das Zielalbum. Ohne weitere Nachfragen wird das aktuelle Bild nun in dieses Album eingeordnet.

Fotos teilen mit Twitter & Co
Ihre Fotos können Sie sowohl auf der Ebene eines Albums als auch einzeln mit anderen teilen. Klicken Sie auf das Symbol für das Teilen (Quadrat mit Pfeil) innerhalb eines Albums, dann haben Sie die Wahl zwischen drei Optionen: Deaktivieren Sie den Eintrag „Visible“, ist das Album für Besucher der Seite überhaupt nicht sichtbar. Möchten Sie den Zugriff auf einen bestimmten Personenkreis einschränken, aktivieren Sie die Passwortfunktion und setzen einen Zugriffsschutz. Optional lassen sich Alben auch vollständig herunterladen. Dazu muss dieser Dienst aber explizit aktiviert werden.
Die „Teilen“-Schaltfläche übernimmt bei einem Foto eine andere Funktion. Sie erhalten nach der Auswahl die Möglichkeit, einen Link auf das Foto auf verschiedene Arten zu publizieren. Je nach Auswahl (Twitter oder Facebook) öffnet sich dann die entsprechende Anwendung oder die Startseite des Dienstes. Sobald ein solcher Link generiert wurde, bleibt dieser unbegrenzt gültig. Wenn Sie das Teilen wieder aufheben wollen, rufen Sie die Funktion erneut auf und nutzen dann das Kommando „Make private“.
Die Konfiguration nachträglich anpassen
Im Verzeichnis „data“ der Installation legt Lychee während der Installation die Datei „config.php“ an. Darin sind die Zugangsdaten zur Datenbank gespeichert. Sehen Sie also etwa Anlass, das Passwort für den Zugriff zu verändern, bearbeiten Sie die Informationen direkt in dieser Datei. Alle weiteren Einstellungen der Software sind direkt in der Datenbank gespeichert und können auch darin bearbeitet werden. Dazu zählen etwa der API-Key für den Zugriff auf Dropbox, aber auch Benutzernamen oder die Größe der Vorschaubilder. Diese Werte sind alle in der Tabelle „Settings“ gespeichert. Für den Zugriff auf die Datenbank ist ein grafisches Werkzeug wie Phpmyadmin zu empfehlen, das die meisten Provider ohnehin anbieten.
Lychee auf lokalem Server (und Raspberry)
Natürlich ist es auch möglich, Lychee lokal auf einem Linux-System oder einem Platinen-Server zu installieren. Damit dieser lokale Rechner über das Internet erreichbar ist, gelten die üblichen Regeln:
- Sie müssen die Voraussetzungen im Router schaffen, also durch Portweiterleitung auch externe Webanfragen zulassen und an den lokalen Rechner schicken.
- Sie benötigen eine Anmeldung bei einem Dienst wie Dyn DNS (kostenpflichtig) oder www.noip.com (kostenlos), damit Ihre täglich wechselnde öffentliche IP-Adresse über eine feststehende Pseudo-Domain zu finden ist.
- Der DNS-Dienst und die Pseudo-Domain müssen dem Router mitgeteilt werden, damit er täglich die öffentliche IP-Adresse an diesen Dienst melden kann.
Die eigentliche Einrichtung des Lychee-Servers setzt folgende Schritte voraus:
- Der Apache-Server, die Datenbank und PHP müssen installiert werden, auf der Konsole etwa mit sudo apt-get install apache2 libapache2-mod-php5 php5 php5-mysql mysql-server Während der Installation werden Sie nach dem Passwort des Datenbank-Administrators gefragt. Wählen Sie dieses Passwort gut aus, und nutzen Sie für erhöhte Sicherheit ein vom System-Admin „root” abweichendes Passwort. Prüfen Sie dann Ihre Installation: Wenn Sie mit einem beliebigen Browser die Adresse „localhost“ aufrufen, sollte Sie der Server mit einer schlichten Seite und dem Hinweis „It works“ begrüßen.
- Lychee muss unter „/var/www/html/“ (Ubuntu) oder unter „/var/www/“ abgelegt werden.
- Die weitere Installation auf dem lokalen System verläuft genauso wie oben für den externen Server beschrieben. Einzige Ausnahme: Sie verwenden im Browser die Adresse „localhost“. Das gilt auch für den Zugriff auf die Datenbank.
Lese-Tipp: Die 10 wichtigsten Tipps für die Bildbearbeitung
Lychee kann auch auf einem Raspberry installiert und betrieben werden. In diesem Fall sollten Sie aus Gründen der besseren Performance statt des Apache-Servers mit
sudo apt-get install nginx
den schlankeren Webserver Nginx bevorzugen. Sind die weiteren Voraussetzungen erfüllt (also My SQL und PHP installiert), legen Sie im Terminal mit
sudo mkdir /var/www
ein Verzeichnis für die Webdokumente an. Wechseln Sie in dieses Verzeichnis, und installieren Sie das Programm Git:
sudo apt-get install git
Danach wechseln Sie mit cd in das Verzeichnis „/var/www“ und rufen dort
git clone https://github.com/electerious/Lychee.git
auf. Der Raspberry Pi zieht sich dann alle notwendigen Programmdateien direkt aus dem Speicher für den Quellcode.