Der Mozilla-Browser Firefox ist wahrscheinlich die weltweit offenste und transparenteste Software überhaupt. Beim Einsatz dieses Browsers ist niemand davon abhängig, ob und wie ein Linux, Windows oder Mac-OS diese Software integriert. Ein manuell installierter Firefox ist an beliebiger Stelle lauffähig (auch portabel auf externen USB-Laufwerken), kann in unterschiedlichen Versionen parallel genutzt werden und ist voll funktions- sowie updatefähig.
Firefox nur noch als Snap: War das der Anfang vom Ende?
1. Alle Firefox-Versionen im Angebot

Mozilla bietet sämtliche Firefox-Versionen für alle Betriebssysteme. Die Linux-Varianten werden bei solcher manueller Installation automatisch portabel, die Windows-Varianten auf Wunsch.
IDG
Sämtliche Firefox-Versionen für sämtliche Betriebssysteme und für sämtliche Sprachen gibt es einzeln zum Download.
Aufgrund der alphanumerischen Sortierung ist es zunächst eine kleine Hürde, die gewünschte Version aufzusuchen. Aktuelle Versionen befinden sich nämlich keineswegs ganz am Anfang oder am Ende der Liste. Betas haben grundsätzlich ein kleines „b“ in der Versionsangabe – etwa „110.0b9“.
Die Entscheidung, ob Sie die aktuelle, aber stabile Version oder lieber eine brandneue Beta bevorzugen, können wir Ihnen nicht abnehmen. Wenn Sie sich für eine Beta entscheiden, verbleiben Sie allerdings auch bei Updates weiterhin im Betakanal.
Unterhalb der gewählten Version geht es dann weiter zur Linux-64-Bit-Variante („linux-x86_64“) oder bei Bedarf zu „mac“ oder „win64“. Darunter finden Sie schließlich die zahlreichen Lokalisierungen und wählen den Deutsch lokalisierten Browser „de“.
Unter Linux erhalten Sie ein komprimiertes „tar.bz2-Archiv“, das Sie nach dem Download mit dem Archivmanager Ihrer Linux-Distribution entpacken. Wohin Sie den daraus resultierenden Ordner „firefox“ entpacken oder dann nachträglich verschieben, spielt keine Rolle. Der Zielordner muss aber die vollen Zugriffsrechte bieten. Daher verlegen Sie den Ordner „firefox“ am einfachsten ins Home-Verzeichnis.

Manuelle Installation unter Linux: Sie entpacken einfach das Downloadarchiv und verschieben es dann an die gewünschte Stelle.
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Unter Linux ist danach noch eine kleine weitere Maßnahme erforderlich: Erstellen Sie unter „~/firefox“ einen leeren Ordner, der künftig als Profilordner dient. Der Name ist frei wählbar – etwa „default“ oder ein Benutzername wie „sepp“. Zum Starten des Browsers benötigen Sie später immer die Angabe dieses Profilordners (dazu mehr in Punkt 2). Bei Windows-Versionen gibt es wahlweise EXE-und MSI-Installer.
Hier ist es zwingend nötig, die Option „Benutzerdefiniert“ zu verwenden, weil Sie nur so den Installationsort frei wählen können. Das Anlegen eines Profilordners ist hier nicht nötig. Der Browser startet durch einfachen Doppelklick auf die „firefox.exe“.
Firefox: Wie Sie mehr Sicherheit & Datenschutz beim Surfen erreichen
2. Firefox-Starter unter Linux
Der manuell installierte Browser lässt sich im Prinzip durch Doppelklick auf die Binarys „firefox“ oder „firefox-bin“ aufrufen. Dies lädt aber immer einen jungfräulichen Firefox ohne die Einstellungen des Benutzerprofils. Um Lesezeichen, Themes und Einstellungen zu speichern und wieder zu laden, ist deshalb die Angabe des Profilordners nötig.
Im Terminal wäre ein Befehl wie
~/firefox/firefox -profile ~/ firefox/sepp/
einschlägig, falls der Browser unter „/home“ eingerichtet wurde und dort das Verzeichnis „sepp“ als Profilordner. Natürlich können Sie sich den Aufruf auch bequemer machen und als grafischen Desktopstarter oder als Menüeintrag ablegen.

Start mit expliziter Angabe des Profilordners: Unter Linux ist der Parameter „-profile“ erforderlich, um Firefox mit den gespeicherten Einstellungen zu laden.
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Dies kürzen wir an dieser Stelle ab, weil sich ein ausführlicher Artikel im Praxisteil dieser Ausgabe mit genau diesem Thema beschäftigt („Programmstarter und Datenlinks“ ab Seite 94). Wir verweisen nur auf das in diesem Punkt besonders komfortable Linux Mint, das nach Rechtsklick am Desktop die Option „Neuen Starter hier erstellen“ anbietet. Dort tragen Sie neben Name „Firefox“ ein (oder ähnlich) und darunter dies als Befehl (Beispiel):
/home/sepp/firefox/firefox -profile /home/sepp/firefox/sepp/
Ein passendes Icon können Sie nach einem Klick auf das Raketensymbol auswählen. Das Anlegen eines solchen Firefox-Starters funktioniert bei allen Linux-Desktops, ist aber nicht überall so einfach wie bei Mint.
3. Update, Portabilität, Parallelbetrieb
Das Ergebnis ist ein voll funktionsfähiger, überdies um einiges schlankerer und schnellerer Firefox. Für Updates gibt es zwar keinen automatischen Hintergrunddienst, aber mit dem Menüpunkt „Hilfe –› Über Firefox“ ist diese Pflicht manuell schnell erledigt. Trotzdem erfordert das etwas Disziplin und Eigenverantwortung und setzt damit entsprechende Benutzer voraus. Wie schon angesprochen, bleibt ein vom Betakanal installierter Firefox auch bei Updates in dieser Betaschiene.
Der zunächst gewählte Pfad ist keine endgültige Sackgasse: Sie können den Browser jederzeit umziehen oder an einem weiteren Ort samt Profileinstellungen verdoppeln. Dazu muss nur der komplette „firefox“- Ordner an den gewünschten Pfad kopiert oder verschoben werden. Im Starterlink muss danach der Pfad zur Firefox-Binary und zum Profilordner geändert werden.
Wer einen portablen Firefox samt allen Einstellungen auf USB-Stick mitnehmen und starten will, sollte mit einem einfachen Terminalstart
cd [Firefox-Verzeichnis] ./firefox -profile sepp/ & disown
arbeiten. Der USB-Stick muss natürlich vorher gemountet sein.
4. Marginale Einschränkungen
Die volle Systemintegration in dem Sinne, dass der so installierte Firefox auch als Standardbetrachter für lokale HTML-, XML- oder PDF-Dateien arbeitet, können Sie bei dieser Installationsweise nicht erwarten.
Drag & Drop von passenden Benutzerdateien in das Firefox-Fenster wird jederzeit funktionieren, aber der Einbau in das Kontextmenü des Dateimanagers müsste für jeden Dateityp über „Öffnen mit“ manuell geschehen. Dabei ist der exakte Pfad der Programmdatei anzugeben, außerdem der Parameter „–new-instance“, um Profilkonflikte mit einem bereits laufenden Firefox zu vermeiden.
Soweit wir sehen, ist die vollständige Systemintegration eines portablen Firefox kein Hexenwerk, benötigt aber manuelle Nacharbeiten und die Kenntnis der Firefox-Startparameter – ein Aufwand, der sich für die meist entbehrlichen Viewer-Optionen eines Browsers kaum lohnt.
Wer sich die Mühe trotzdem macht, sollte beachten, dass er damit die Portabilität aufgibt: Der Browser muss dann an Ort und Stelle bleiben.