Während sich Mac-OS von Serverambitionen weitgehend verabschiedet hat und praktisch nur noch als Dateiserver dienen kann, behauptet Windows weiterhin seinen Platz neben Linux. Typische Serverdienste mit und ohne Apache / Nginx sind plattformunabhängig und laufen auch unter Windows – etwa WordPress , Drupal , Joomla , Mediawiki , Dokuwiki . Programmpakete wie XAMPP vereinfachen die Einrichtung einer Lamp-Umgebung unter Windows und Mac-OS X und erlauben viele Serverprojekte auch auf diesen Plattformen. Selbstverständlich verzichten auch Medienserver wie Kodi oder Plex nicht auf die verbreitete Windows-Plattform.
Die meisten dieser Serverdienste haben ihre Heimat aber im Open-Source- und Linux-Umfeld. Das zeigt sich nicht nur in der deutlich größeren Anzahl kleiner und spezialisierter Dienste, sondern auch im Variantenreichtum: So gibt es etwa für das Kodi-Mediencenter mit Libre Elec , Geexbox , OSMC , Xbian unter anderem eine ganze Anzahl von Spezialdistributionen für PCs und Platinenrechner. Und zahlreiche kleinere, vor allem für das Heimnetz interessante Dienste laufen ausschließlich unter Linux. Dieser Artikel kann nur einige wenige Beispiele ansprechen.
Nextcloud: Cloud für Web und Intranet
Die flexible Kollaborations-Suite Nextcloud eignet sich als Datenzentrale, Terminkalender, Fotogalerie, Adressverwaltung und vieles mehr – und auf Wunsch auch weniger: Denn der Umfang ist modular über „App-Pakete“ zu verwalten. Der Vorgänger Owncloud war unter einer XAMPP-Umgebung auch noch unter Windows zu installieren, die Nextcloud hat sich davon distanziert. Unter Windows sind nur noch Umwege über einen Docker-Container oder eine Linux-VM realisierbar.
Unter Linux ist das Projekt zu Hause und hier gibt es inzwischen besonders komfortable Installationsvarianten, die das Produkt im Handumdrehen startklar machen:
Nextcloud als Snap-Paket: Die Installation als Snap-App ist ideal für Nutzer, die aktuell keinen Apache-Server laufen haben und sich mit dessen Konfiguration auch nicht befassen wollen. Im Snap-Paket wird inklusive Apache alles eingerichtet, was Nextcloud benötigt. In Ubuntu ist die Snap-Verwaltung Standard, wo nicht (etwa bei Raspbian), ist das mit
sudo apt install snapd
schnell nachgeholt. Damit ist die Nextcloud mit dem schlichten Befehl
sudo snap install nextcloud
installiert, sofort startklar und unter http://localhost am Rechner selbst, über dessen IP-Adresse mit jedem Browser im Netz erreichbar. Da heutige Browser auch im lokalen Netz HTTPS erwarten, verwenden Sie für SSL-Verschlüsselung ein selbst signiertes Zertifikat:
sudo nextcloud.enable-https self-signed
Für den Zugriff muss dann jeder Browser im lokalen Netz eine Ausnahmeregel festlegen (Firefox: „Risiko akzeptieren und fortfahren“). Die weitere Konfiguration der Nextcloud ist keineswegs trivial, eine laufende Instanz ist aber mit dieser Snap-Variante in Minuten erreicht.
Nextcloud für Platinen: Nextcloud Pi ist ein Sorglospaket für Odroid XU4, Rock64, Banana Pi, aber auch für PCs (x86), indem es das Betriebssystem Raspbian gleich mit einer eingebauten Nextcloud kombiniert. Das Image schreiben Sie nach dem Entpacken mit den üblichen Mitteln auf eine SD-Karte. Im Prinzip ist die Nextcloud nach Einlegen der SD-Karte in die Platine sofort lauffähig und konfigurationsbereit.
Nextcloud 18 – Das kann die neue Version der Cloudservers
Die Soundstation Volumio

Volumio ist ausschließlich als Linux-System verfügbar. Ursprünglich für den Raspberry konzipiert, ist es inzwischen auch für Odroid, Asus Tinker Board und x86 (PC) portiert. Funktional handelt es sich um eine Musikstation, die am lokalen Gerät Musik abspielt, aber über einen Webserver von jedem Netzwerkgerät zu steuern ist. Der ZIP-Download kann nach dem Entpacken mit den üblichen Werkzeugen ( Etcher , dd, Win 32 Disk Imager ) auf USB transferiert werden. Mit schicker und äußerst einfacher Oberfläche kann Volumio auch große Musikbibliotheken performant verwalten und überzeugend präsentieren.
Readymedia: Kleiner Medienserver
Streamingserver, die Audio und Video an Netzwerkgeräte ausliefern, bietet Linux in Fülle. Kodi, Gerbera, Mopidy sind allesamt Streaminglösungen mit unterschiedlicher Ausrichtung. Fokus bei Readymedia (Mini DLNA) ist Minimalismus und der Verzicht auf jede Oberfläche. Der Server erscheint einfach auf allen DLNA/UPnP-konformen Endgeräten (TV, Smartphone, VLC, Windows Media Player) und erlaubt den Abruf der Medien. Das Programm liegt noch unter seinem alten Namen „minidlna“ in den Paketquellen und ist mit
sudo apt install minidlna
schnell installiert. Konfiguriert wird der Purist über die Textdatei „/etc/minidlna.conf“ mit Einträgen wie:
media_dir=A,/home/ha/Musik
Das „A,“ steht für Audio („V“ für Videos und „P“ für Bilder) und weist Readymedia an, den Ordner inhaltstypisch zu analysieren (Metainfos). Nach Konfigurationsänderungen ist ein Neustart des Dienstes mit
sudo service minidlna restart
erforderlich.
Qbittorrent-Client mit Weboberfläche

Ein Beispiel für eine spezialisierte Serverrolle ist ein zentraler Bittorrent-Empfänger , den alle Netzteilnehmer über seine IP-Adresse nutzen. Das erspart lokale Bittorrent-Programme auf allen anderen Rechnern. Das Tool installieren Sie auf dem Server mit
sudo apt install qbittorrent-nox
aus den Paketquellen. Als Serverhardware genügt ein Raspberry vollauf. Nach dem Start (qbittorrent-nox) ist der Server über „[IP]:8080“ mit jedem Browser erreichbar. Der Zugang erfolgt als Benutzer „admin“ mit Kennwort „adminadmin“ (was Sie über „Werkzeuge –› Optionen –› Weboberfläche“ ändern können). Jeder Rechner im Netz kann Torrent-Dateien zum Server hochladen und somit dort den Download auslösen. Idealerweise ist umgekehrt das – in Qbittorrent-nox einstellbare – Downloadverzeichnis per Samba freigegeben.
Wenn Qbittorrent immer laufen soll, braucht es einen Aufruf mit vollem Pfad „/usr/bin/qbittorrent-nox“ in der Crontab. Oder Sie starten es bei Bedarf über SSH, wobei dann auf dem Server zusätzlich ein SSH-Server laufen müsste (nie verkehrt).
Serverdienst für Server
Kein Linux-Server ohne Open-SSH-Server! Es gibt keinen verbreiteteren Serverdienst unter Linux und keinen, der eine schnörkellosere Serveradministration ermöglicht. Ein Benutzerkonto auf dem Server und ein SSH-Befehl genügen, um über das Netz den kompletten Server im Terminal unter sich zu haben. Mit dem zugehörigen Datenprotokoll SFTP steht das komplette Dateisystem auch grafischen Dateimanagern zu Diensten. SSH beherrscht auch das unixoide Mac-OS X, während Windows sich lange Zeit auf native Remotefähigkeiten zurückzog (Win RM) und erst neuerdings an einem SSH-Server arbeitet (als SSH-Client dient seit Ewigkeiten das Tool Putty ).