All-in-One-PCs sind keine neue Erfindung, sondern bereits seit geraumer Zeit fertig zu kaufen. Paradebeispiel sind hier die iMacs von Apple , die allerdings nicht mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis glänzen und für Freunde von Windows-PCs ohnehin nicht sehr attraktiv sein dürften. Mittlerweile gibt es aber viele (Windows-)Alternativen am Markt, die preislich oft deutlich ansprechender als die iMacs sind. Ein klassisches Problem von solchen Komplettsystemen – nichts anderes ist ein All-in-One-PC letztlich – sind die meist fest vorgegebenen Komponenten. Dadurch stimmt in der Regel irgendetwas nicht: Mal ist der Prozessor zu langsam, dann die Festplatte zu klein oder das Preis-Leistungs-Verhältnis weiß nicht zu überzeugen. Wer nicht warten will, bis das für ihn (oder sie) perfekte Gerät auf den Markt kommt, kann auch einfach selbst Hand anlegen. Dank VESA-Standard (mehr dazu weiter unten) lässt sich auch ein All-in-One-PC ganz ohne Kenntnisse im Schweißen zusammenbauen. Worauf dabei zu achten ist, klären wir in diesem Artikel.

All-in-One-PC: Das sind die Vorteile
Bevor man einen neuen PC zusammenbastelt, stellt sich immer die Frage, welchem Zweck der Rechner dienen soll und welche Komponenten sich dafür am besten eignen. Ein All-in-One-PC bietet sich vor allem dann an, wenn man einen platzsparenden PC bauen möchte und Wert auf ein schickes Äußeres legt. Diesen Ansprüchen wollen wir natürlich auch mit unserem Vorschlag für einen Selbstbau-All-in-One- PC so gut wie möglich gerecht werden. Ein Touchscreen sorgt dabei für einen weiteren „Aha“-Effekt. Wir nutzen hier den günstigen Acer T231Hbmidh-Monitor an, den es vereinzelt noch für etwa 270 Euro gibt. Alternativ käme auch der Acer T232HL in Frage (ca. 300 Euro).
Bevor wir uns den weiteren Komponenten des PCs widmen, verlieren wir noch einige Worte zur Wahl des passenden Monitors, da sie sich alles andere als einfach gestaltet und gut durchdacht sein sollte. Das zentrale Stichwort bei der Monitor-Wahl für einen All-in-One-PC im Eigenbau lautet VESA. Diese vier Buchstaben stehen für „Video Electronics Standards Association“. Dahinter verbirgt sich eine Vereinigung, die vereinfacht gesagt für allgemeine Standards im Videobereich sorgen will. So ist beispielsweise der auf vielen Grafikkarten zu findende, Displayport auf die VESA zurückzuführen. Die Idee dahinter ist, sich nicht immer mit jeweils unterschiedlichen Anschlüssen wie VGA, DVI oder HDMI und den oft nötigen Adaptern herumplagen zu müssen, sondern sich auf einen Standard verlassen zu können. Einen solchen hat die VESA nicht nur bei der Verkabelung von Monitoren im Programm, sondern auch bei deren Wandmontage. Dafür gibt es eine entsprechende VESA-Norm, die sicherstellt, dass ein VESA-fähiger Monitor sich auch mit der passenden VESA- Wandhalterung am gewünschten Mauerwerk befestigen lässt. Im Prinzip besagt diese Norm nichts anderes, als dass an einem VESA-fähigen Monitor vier Schrauböffnungen in einem bestimmten Abstand und mit einer fest vorgegebenen Gewindegröße zu finden sein müssen. Anstatt daran eine Wandhalterung anzubringen, kann man man allerdings auch ein Gehäuse daran festschrauben. Genau diesen Umstand machen wir uns für den All-in-One-PC im Eigenbau zunutze.

VESA ist nicht gleich VESA
Das Problem bei der Sache ist allerdings, dass die genannte VESA-Norm eben primär für die Wandmontage und nicht für das Anbringen von Gehäusen gedacht ist. Mit anderen Worten: Wenn im Datenblatt eines Monitors steht, dass er sich für die Wandmontage nach der VESA-Norm eignet, heißt das noch lange nicht, dass Sie auch problemlos ein Gehäuse daran anbringen können. Meistens kommt es zu Konflikten mit dem Standfuß des Monitors, der beim Anbringen eines Gehäuses gerne mal im Weg ist. Das liegt vor allem daran, dass bei vielen Monitore der Standfuß für die Wandmontage abgenommen werden muss, was natürlich dafür sorgt, dass ein solcher Monitor sich nicht mehr als Grundlage für einen All-in-One-PC eignet – es sei denn, Sie wollen den PC als eine Art Tablet nutzen und vor sich auf den Schreibtisch legen. Ein weiterer wichtiger Faktor: Welcher VESA-Norm genau entsprechen Monitor und Gehäuse? Die Abstände können bei 75 x 75 bis zu 800 x 400 Millimetern liegen (wobei Letzteres im Falle von PC-Monitoren nicht vorkommen wird). Prüfen Sie vor einem Kauf also möglichst genau, ob das gewünschte Gehäuse und der Monitor Ihrer Wahl wirklich zusammenpassen. Andernfalls könnte es beim Aufbau zu einer bösen Überraschung kommen.
Was steckt im All-in-One-PC Marke Eigenbau?
Neben dem Monitor spielt auch das Gehäuse eine große Rolle. Es darf natürlich nicht zu groß und schwer sein, da Sie sich ansonsten Sorgen um den sicheren Stand Ihres All-in-One-PCs machen müssten. Wir haben uns für das Gehäuse eines hierzulande recht unbekannten Herstellers entschieden: Jou Jye . Das NU-0526 ist zum Beispiel bei Conrad oder Atelco erhältlich. Es ist äußerst flach, kann sowohl Micro-ATX als auch Mini-ITX-Mainboards aufnehmen. Es kostet mit einem 250 Watt-Netzteil 70 bis 80 Euro. Ergänzend ist z.B. bei miniitx.de für knapp neun Euro der VESA-Mount-Kit erhältlich, mit dem wir das Gehäuse letztlich am Acer-Monitor angebracht haben. In einem derart kleinen Gehäuse ist natürlich nicht übertrieben viel Platz, vor allem in der Höhe. Das bedeutet einerseits, dass es kaum CPU-Kühler gibt, die flach genug wären, um in das Gehäuse zu passen. Wir bleiben deshalb beim dem Prozessor mitgelieferten Kühler, der auch eine durchaus solide Leistung abliefert.
Andererseits verhindert die niedrige Höhe des Gehäuses den Einbau einer dedizierten Grafikkarte. Wenn ein Micro-ATX-Board verwendet wird, ist der PCI-Express-Slot des Mainboards übrigens ohnehin vom Netzteil verdeckt. Deshalb müssen Sie bei der Wahl der Hauptplatine unbedingt darauf achten, ein Board mit integrierter Grafikeinheit zu verwenden. Unsere Wahl fiel auf das MSI H67MA E45, weil wir das günstig auftreiben konnten, aber es funktioniert auch jedes andere Board mit Grafikchip im Micro-ATX-Formfaktor. Für Mainboard, CPU, 8 GB RAM und die Festplatte (ideal: 2,5 Zoll) sollte man etwa 400 bis 450 Euro kalkulieren. Mit der entsprechenden Ausstattung ist unser All-in-One-PC dann aber auch als durchaus potent zu bezeichnen. Kaum preiswerter wird es übrigens mit einem Mini-ITX-Board, das schon bestückt ist; das System ist am Ende nur schwächer. Denn beim Prozessor haben wir uns für einen etwas genügsameren Intel Core i3 entschieden, der mit seiner Verlustleistung von 55 Watt recht leise zu kühlen ist, aber trotzdem ordentliche Leistung bietet. So kommen wir auf Hardware-Kosten von etwa 800 Euro für das ganze System inklusive Display bei einer eleganten, modularen und aufrüstbaren Lösung.

Die All-in-One-PC-Halterung am Display montieren
Wir gehen mal davon aus, dass der Zusammenbau eines PCs für einen geübten Bastler keine allzu großen Herausforderungen bereithält. Neuland ist aber womöglich die VESA-Anbringung. Die VESA-Halterung ist mit zwei Schrauben an der Oberseite des Jou Jye-Gehäuses befestigt und muss vorab gelöst werden. Bringen Sie die Halterung anschließend auf der Rückseite des Acer-Monitors an. Das passende Werkzeug ist vor allem bei den folgenden Schritten hilfreich.

Gehäuse und Display „verheiraten“
Als Nächstes schrauben Sie die Oberseite des Gehäuses wieder an der Halterung und damit auch an dem Monitor fest. Dazu reichen vorerst zwei Schrauben, im übernächsten Schritt folgen drei weitere.

Innenleben an den Monitor docken
Die mit dem ganzen Innenleben des Gehäuses gefüllte Unterseite lässt sich jetzt leicht mit der am Monitor angebrachten Oberseite zusammensetzen. Wenn Sie jetzt noch die drei im ersten Schritt entfernten Schrauben wieder am Gehäuse anbringen, sind Sie praktisch am Ziel: Der All-in-One-PC im Eigenbau ist fertig.

All-in-One nach Maß
In Kombination mit dem Touchscreen-Monitor bietet unser fertig zusammengebauter Rechner dann wirklich all das, was man sich von einem All-in-One-PC erwartet: Er spart dank integriertem Gehäuse Platz, sieht gut aus und lässt sich dank Multitouch und gleichzeitiger Mausunterstützung leicht bedienen. Als Betriebssystem empfehlen wir Ihnen Windows 8.1 oder, sofern die Office-Umgebung dieses nicht zulässt, Windows 7, für das es ein Touch Pack zum kostenlosen Download gibt. Das Windows können Sie später leicht auf Windows 10 updaten – oder nur gezielt gewünschte Features nachrüsten.

Den weniger Bastelfreudigen sei noch gesagt, dass es auch schon fertig bestückte Gehäuse wie etwa den Acer REVO zum Kaufen gibt, die unter der Bezeichnung „Nettop“ laufen und die sich ebenfalls ohne viel Aufwand an einen Monitor anbringen lassen. Solche Nettops sind allerdings meist mit deutlich langsameren Intel Atom-Prozessoren bestückt. Für welche Lösung Sie sich am Ende auch entscheiden: Wir sind uns sicher, dass Sie viel Freude mit Ihrem All-in-One-PC haben werden. Im Vergleich zu einem iMac schonen Sie durch die Bastelei auch noch Ihren Geldbeutel. Es gibt also gute Gründe, selbst Hand anzulegen. Übrigens taugt dieses Konzept natürlich nicht nur für Monitore mit Touch-Bedienung, auch andere Displays mit VESA-Mount sind nutzbar. Prinzipiell kann man sich auf diese Art und Weise auch einen Medienzuspieler für den Fernseher bauen, also sein TV-Gerät zum Beispiel mit der Software Media-Portal smart machen. Im professionellen Bereich käme die Lösung zudem noch für so genannte Digital Signage-Installationen in Frage, also für Display-Anzeigen im Firmenfoyer, in Konferenzräumen oder wo auch immer.









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