Public Beta auch für iOS 9: Nachdem Apple in den vergangenen Monaten schon Updates für iOS 8 öffentlich hat ausprobieren lassen, steht nun erstmals eine völlig neue Fassung des Betriebssystems von iPhone und iPad für einen Beta-Test bereit. Anders als im Fall von OS X kann man aber die Beta von iOS 9 nicht einfach auf eine Partition des Gerätes installieren und bei Problemen wieder löschen, Vorsicht ist also geboten.
Die Installation der neuen Beta-Version ist ganz einfach: Zunächst muss man das eigene iOS-Gerät und die Daten darauf in iTunes sichern. Wie das geht, lesen Sie hier bei unsere Kollegen von der Macwelt. Das neue Programm steht auf einer extra-Seite von Apple zur Verfügung:
https://beta.apple.com/sp/betaprogram/welcome .
Auf der Seite muss man sich mit der Apple-ID anmelden und danach die “iOS 9”-Beta auswählen. Über einen Download-Knopf bietet Apple ein sicheres Profil an. Ist es am iPad oder iPhone heruntergeladen, beginnt das Installationsprozedere von iOS 9. Ab dann unterscheidet sich der Umstieg nicht mehr von einer gewöhnlichen Aktualisierung der Betriebssystemversion.
iOS 9 soll schlanker werden und den Alltag durch bessere Suche und automatische Assistenten deutlich mehr erleichtern. Apple verzichtet auf drastische neue Entwicklungen wie noch mit iOS 8, wie beispielsweise Healthkit, Homekit, die Grafikschnittstelle Metal oder Swift. Stattdessen soll iOS iPhone und iPad ganz gezielt in einigen Punkten besser machen:
Mehr Akkulaufzeit
iOS 9 soll deutlich effizienter arbeiten: Apple verspricht, dass sich die Akkulaufzeit mit iOS 9 für einen “typischen Nutzer” um rund eine Stunde verlängern soll. Diese Angabe bezieht sich laut Apple auf ein iPhone 6. Ein Grund dafür dürfte sein, dass iOS 9 konsequent Gebrauch von Apples eigenen Schnittstellen machen soll. Alle integrierten Apps sollen beispielsweise Apple schlanke Grafikschnittstelle Metal verwenden, so das Unternehmen während der Keynote. Zusätzlich soll der neue “Stromsparmodus” drei weitere Stunden Laufzeit aus einer Akkuladung quetschen. Wie das genau funktioniert hat Apple noch nicht verraten. Dabei werden mutmaßlich Hintergrunddienste und -verbindungen deutlich eingeschränkt.
Ich weiß was Du willst!
iOS 9 soll Siri im Zusammenspiel mit automatischen Assistenten zur hellsehenden Assistentin machen. Denn Apple arbeitet daran, dass die Systemdienste des iPhones je nach Kontext und Daten, die sie kennen, von sich aus ihre Hilfe anbieten. Klingt abstrakt, nennen wir lieber ein Beispiel: Wir haben im Kalender einen Termin mit Ort eingetragen. iOS kann sich dann automatisch melden und uns erinnern, pünktlich loszufahren – ganz je nach aktueller Verkehrslage.

©Apple
Im Grunde soll iOS erahnen, was wir gerne als nächstes von unserem iPhone wollen – je nach Zeit, Ort, angeschlossenem Zubehör und unseren üblichen Gewohnheiten. Das klingt ein Stück weit wie das bereits existierende ” Google Now” – jedoch mit einem Unterschied: Apple betont mehr als deutlich, dass dabei keine Daten gesammelt würden. Die Analyse der Gewohnheiten finde nur direkt auf dem iPhone selbst statt.
Release
Es gibt mehrere Phasen:
Ab sofort dürfen bei Apple registrierte Entwickler iOS 9 testen.
Im Juli gibt es eine zweite Phase, dann wird es erstmals eine öffentliche Betaphase geben, in der jeder die Vorabversion von iOS 9 ausprobieren kann.
Die fertige Systemversion von iOS wird jedoch erst im Herbst erscheinen, ohne dass sich Apple jetzt jetzt schon konkret festlegen will. Gerüchte gehen davon aus, dass das nächste iPhone-Modell am 25 September in den Handel kommt. Dies würde bedeuten, dass iOS ein paar Tage zuvor erscheinen würde – so zumindest Apples bisherige Vorgehensweise.
Mehr Platz
Der deutlichste Hinweis darauf, dass Apple iOS gründlich aufgeräumt hat, ist der deutlich verringerte Speicherplatz, der für die Installation nötig ist. So soll iOS 9 nur noch 1,8 Gigabyte Platz belegen. iOS 8 benötigt aktuell mehr als vier Gigabyte Platz auf dem iPhone oder iPad. Ein Grund: ab iOS 9 sollen auch normale Apps je nach Gerät entweder als 32- oder 64-Bit-Version installiert werden. Schluss mit aufgeblähten Binaries, die Inhalte für alle möglichen iOS-geräte enthalten.
Mehr Multitasking!

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Darauf haben viele gewartet: das iPad wird es mit iOS 9 erlauben, mehrere Apps gleichzeitig auf dem Bildschirm zu zeigen. Damit kann man beispielsweise einen Text schreiben und dennoch gleichzeitig noch einen Chat weiterführen. Oder durch eine Landkarte wischen und zugleich den Browser auf der anderen Seite des Bildschirms geöffnet haben. “Split view” heißt dies bei Apple. Beide Apps sind gleichzeitig aktiv und reagieren ganz normal auf Multitaskinggesten. Der Nutzer kann in diesem Modus bestimmen, welche App wie viel Bildschirmplatz erhält. Dies dürfte das iPad deutlich besser für produktive Aufgaben wappnen. Apple hat die Art, wie man zwischen Apps wechselt, deshalb neu entworfen, um sie der neuen Multitasking-Logik anzupassen: Geöffnete Apps sind im App Switcher visuell nicht mehr nebeneinander, sondern eher als Stapel angeordnet. Denn um eine weitere App zu nutzen, öffnen wir per Wischgeste eine schmale Taskleiste und wählen dort die zweite App, die geöffnet werden soll. Apple nennt das “Slide over”. In diesem Modus läuft die zweite App “am Rand” des Bildschirms.

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Besonders schön für Medienjunkies: Der neue “Bild im Bild”-Modus. Damit ist es möglich, gleichzeitig ein Video in einem verkleinerten Fenster zu zeigen und dazu eine weitere App zu nutzen. Es ist sogar möglich, ZWEI Apps im Split-Screen zu nutzen UND zusätzlich beispielsweise ein kleines Videofenster darüber schweben zu lassen! Vorbei die Zeiten von erzwungenen Vollbildvideos. Mit all diesen neuen Multitaskingfunktionen wird das iPad mehr und mehr zu einem nützlichen statt nur einem unterhaltsamen Sofa- oder Unterwegsgerät. Erstmals unter iOS geht Apple damit weg davon, dass es immer nur eine fokussierte App geben darf. Die neuen Splitscreen-Modi mit mehreren aktiven Apps sind jedoch ausschließlich für das iPad gedacht. Der “Bild im Bild”-Modus sogar nur auf dem iPad Air 2 möglich. Entwickler müssen ihre App für diese neuen Multitasking-Modi anpassen.
Hardware
Apple hat auf der Keynote versprochen, dass iOS 9 auf allen iOS-geräten laufen soll, die auch iOS 8 unterstützen. Doch dies ist nicht die halbe Wahrheit. Denn gerade bei dem tollen, neuen Multitasking trennt sich alt von neu.
Die neue Bild-im-Bild-Funktion gibt es ausschließlich für das neuste iPad Air 2. Die Splitscreen-Ansicht, bei der zwei Apps parallel laufen, geht ebenfalls erst ab dem iPad Air 2. Wer zumindest eine zweite App als “Nebenapp” am Rand nutzen will, benötigt ein iPad Air oder mindestens ein iPad Mini 2.
Davon abgesehen soll iOS 9 auf allen iPhones ab dem iPhone 4S laufen und auf allen iPads ab dem iPad 2!
Neue Tastaturshortcuts

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Passend zum Multitasting soll einige oft gebrauchte Handgriffe schneller vonstatten gehen. Etwas kopieren und woanders einfügen? Text formatieren oder ein Foto auswählen? Dafür kann es jetzt mit der neuen “Shortcut Bar” einzelne Tasten am Rand der virtuellen Tastatur geben, um diese Dinge jederzeit auf Knopfdruck zu erledigen. Die Funktionen sind nicht starr vorgegeben, Entwickler können die Shortcuts für ihre jeweilige App anpassen.
Alles finden!

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iOS 9 erhält eine völlig neu erdachte Spotlight-Implementierung. Deshalb wandert die Suche wieder auf den Homescreen ganz nach links, wie es bis iOS 6 noch der Fall war. Eine ganze eigene Displayseite für die Suche! Denn Apple hat hier einiges Neues eingebaut: Die iOS-Suche findet dann nicht mehr nur Apps, Musik, E-Mails oder Webseitenvorschläge. Nein, sie soll in Zukunft mit iOS 9 in der Lage sein, auch Inhalte aus Apps zu finden und den Nutzer per Fingertipp direkt dorthin zu bringen. Apple nennt in der Keynote ein einleuchtendes Beispiel: per Spotlight einen Film finden, der bei Netflix zu sehen ist und direkt dorthin zu gehen. Dies wird nicht zwingend mit allen Inhalten funktionieren, soll jedoch mit allen greifbaren Dateien, Medien oder Dokumenten möglich sein.
Dazu wird Spotlight auch bald in der Lage sein, kleinere nützliche Aufgaben zu übernehmen, wie Einheiten umzurechnen. Dazu soll die neue Spotlight-Seite auch intelligent nach Kontext Inhalte anzeigen. So sind dort Kontakte, Geschäfte oder Nachrichten zu sehen, die aktuell vielleicht relevant sein könnten. Auch hier betont Apple: die Daten werden nur lokal auf dem gerät durchforstet, nicht an andere übertragen.