Microsoft als Betreiber von Linux-Systemen wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen. Das Angebot der Azure-Plattform zeigt jedoch den gedanklichen Wandel in Redmond. Microsoft orientiert sich inzwischen pragmatischer am Bedarf seiner Kunden. Azure ist ein vielfältiges Angebot mit transparenten Kosten: Damit lassen Sie sich bereits vor dem Einrichten eines Servers die Festkosten sowie die variablen Kosten für den verbrauchten Speicherplatz oder die Bandbreite berechnen. Auch während des Betriebs ist jederzeit ersichtlich, welche Kosten aktuell aufgelaufen sind.
1. Kurzvorstellung Microsoft Azure
Auf der Azure Website beschreibt Microsoft seinen Dienst als „Sammlung integrierter Dienste“. Dahinter verbergen sich die verschiedensten Komponenten aus dem Server-, Infrastruktur- und Plattform-Bereich. Dies beginnt bei skalierbarem Cloud-Speicher und endet bei einem vorkonfigurierten Linux-Server-Betriebssystem. Das Leistungsspektrum ist sehr differenziert, wie der Blick auf die Preisliste zeigt. Microsoft geht in typisch amerikanischer Art auch sehr offensiv mit seinem Konkurrenten Amazon um (Amazon Web Services, AWS). Auf einer eigenen Website finden Sie einen direkten Vergleich der beiden Anbieter – aus Sicht von Microsoft.
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Bei der ersten Registrierung erhalten Sie einen ersten Testmonat kostenlos und können für den Wert von 150 Euro die Azure-Cloud-Dienste konfigurieren und testen. Ist das Kontingent aufgebraucht, läuft der Test automatisch aus. Falls Sie Azure anschließend weiter nutzen möchten, müssen Sie sich aktiv dafür entscheiden. Somit laufen Sie unter keinen Umständen in eine Kostenfalle.
2. Die notwendigen Voraussetzungen schaffen
In diesem Beitrag zeigen wir, wie Sie eine Lamp-Testumgebung (Lamp=Linux Apache My SQL PHP) auf Basis des aktuellen Ubuntu-Servers konfigurieren und darauf mit Open SSH zugreifen. Dies ermöglicht es, schnell und gefahrlos eine Umgebung für verschiedene Testszenarien zu konfektionieren. Nachdem Ihre Tests abgeschlossen sind, sind die Server per Mausklick auf Wunsch entweder komplett heruntergefahren oder gelöscht. Bevor Sie mit der Einrichtung Ihrer Umgebung beginnen, benötigen Sie einen Microsoft- und einen Azure-Account. Der Cloud-Zugang bei Azure erfordert die Datenangaben einer gültigen Kreditkarte, auch wenn Sie im ersten Schritt nur die 150 Euro des kostenlosen Angebots aufbrauchen möchten.

Hinweis: Die nachfolgenden Schritte zum virtuellen Server gehen davon aus, dass Sie unter Azure ein bestimmtes Linux als Server nutzen wollen. Wenn für Sie das zugrundeliegende Linux-Betriebssystem keine Rolle spielt, dann kommen Sie deutlich schneller ans Ziel: In der Azure-Cloud gibt es beim Anlegen einer neuen Instanz die Rubrik „Server/Website“. Im folgenden Menü finden Sie vorkonfigurierte Anwendungen wie etwa „Acquia Drupal 7“ oder „WordPress“.
3. Initialisieren des virtuellen Servers
Alle eigenen Server und Dienste zeigt die Verwaltungsansicht von Microsoft Azure. Dies ist auch die Stelle, an der Sie mit der Einrichtung Ihres Linux-Servers beginnen: Starten Sie über das Pluszeichen in der linken unteren Ecke. Wählen Sie Ihren Linux-Server über den Pfad „Server -> Virtueller Computer -> Aus Katalog“ aus. Im folgenden Fenster sehen Sie alle Images, welche Microsoft aktuell zur Verfügung stellt. Azure bietet zahlreiche vorkonfigurierte Images als Startpunkt an: Sie finden hier auch die Linux-Distributionen Ubuntu, Suse, Cent-OS und Core-OS.

Für unseren Workshop verwenden wir einen Ubuntu Server . Nachdem Sie diesen im ersten Schritt ausgewählt haben, gilt es ein paar Rahmenparameter festzulegen. Dies geschieht im zweiten Schritt. Neben der Festlegung des Namens Ihres virtuellen Computers sind vor allem die Größe des Servers sowie die Anmeldeparameter wichtig. Die Konfiguration sieht im Wesentlichen so aus:
Name des virtuellen Computers: Linuxweltcloud Benutzername: Linuxwelt Größe der virtuellen Maschine: A1 Authentifizierung: Per Kennwort Resultierender DNS-Name: linuxweltcloud.cloudapp.net
Ein Server der Größe A1 entspricht einem Computer mit einem 1-Kern Prozessor und 1,75 GB Arbeitsspeicher. Beachten Sie, dass sich virtuelle Maschinen in der Azure-Cloud später jederzeit erweitern lassen, sofern die Leistung im Alltag nicht mehr ausreicht. Die Zugangsberechtigung können Sie traditionell über den Benutzernamen und ein Kennwort erledigen. Alternativ bietet Microsoft auch die Authentifizierung über ein Zertifikat an. Wenn Sie diesen Weg präferieren, geben Sie den Pfad des Zertifikats an und laden dieses. Aktivieren Sie zusätzlich die Funktion „Kompatiblen SSH-Schlüssel zur Authentifizierung hochladen“. Im nächsten Schritt sind während der Konfiguration des virtuellen Computers keine Veränderungen zu den Vorgabewerten notwendig.
Damit sind Sie auch schon am Ende der Ersteinrichtung. Aktivieren Sie die Funktion „VM-Agent installieren“, und bestätigen Sie das Anlegen des virtuellen Computers mit dem Symbol für die Funktion „Fertigstellen.“ Ab sofort haben Sie einen Ubuntu-Server, der über die Kommandozeile mit SSH zu erreichen ist.

4. Die Konfiguration des virtuellen Servers
Das Protokoll für den Zugriff ist eingerichtet, Benutzer und Passwort haben Sie während der Konfiguration festgelegt. Folglich können Sie sich jetzt mit SSH am Server anmelden. Ein SSH-Client ist bei allen verbreiteten Linux-Distributionen Standard. Mit dem Terminal-Befehl
ssh linuxwelt@linuxweltcloud.cloudapp.net
erfolgt die Anmeldung gemäß den in Schritt 3 vergebenen Werten. Passen Sie den Befehl entsprechend an, und beantworten Sie dann die nachfolgende Passwortabfrage.
Nachdem Sie sich erfolgreich angemeldet haben, steht die Installation der drei zentralen Dienste Apache, My SQL und PHP an. Bevor Sie jedoch mit diesen Arbeiten beginnen, sollten Sie das frisch installierte System mit allen notwendigen Updates versorgen:
sudo apt-get update
Dies kann einige Minuten dauern. Dabei werden die aktuellsten Datenpakete auf die virtuelle Maschine geladen und installiert.
Apache Webserver installieren: Apache ist mit nur einer Befehlszeile schnell installiert:
sudo apt-get install apache2
Auch bei diesem Vorgang werden die notwendigen Programmpakete vom zentralen Repository-Server geladen und eingerichtet. Der Vorgang dauert in der Regel weniger als eine Minute.

Damit Sie auf Ihren Webserver und dessen Inhalte zugreifen können, benötigen Sie für den virtuellen Server erst noch einen „Endpunkt“. Dabei handelt es sich um einen Port oder einen Dienst, über den Server von außen erreichbar ist. Typischerweise verwenden Sie den HTTP-Dienst auf Port 80, den Standardport für Webserver.
Zum Einrichten gehen Sie in die Azure-Konsole zu Ihrem virtuellen Computer und wechseln ins Menü „Endpunkte“. Klicken Sie in der unteren Leiste auf das Pluszeichen. Dieses repräsentiert die Funktion „Hinzufügen“. Wählen Sie aus dem Auswahlfenster die folgenden Werte aus.
Name: HTTP Protokoll: TCP Öffentlicher Port: 80 Privater Port: 80
Bestätigen Sie das Anlegen des Endpunkts, und warten Sie, bis Azure die Aktion erfolgreich zurückmeldet. Nun ist es Zeit für einen ersten Test: Rufen Sie mit einem Browser die URL Ihres Servers auf, in unserem Beispiel also http://linuxweltcloud.cloudapp.net. Waren Ihre bisherigen Konfigurationsschritte erfolgreich, sehen Sie die Testseite von Apache 2 Ubuntu. Somit ist der Webserver im Internet öffentlich verfügbar.
My-SQL-Datenbank installieren: Die Datenbank inklusive der notwendigen PHP5-Bibliotheken wird wieder über die Kommandozeile und das zugrundeliegende Software-Repository installiert:
sudo apt-get install mysql-server php5-mysql
Während der Installation werden Sie nach einem root-Passwort für die My-SQL-Datenbank gefragt. Sie sollten an dieser Stelle nicht nur aus Gründen der Sicherheit eines angeben. Falls Sie beispielsweise im Nachgang eine Anwendung wie WordPress einrichten wollen, brauchen Sie das root-Passwort der Datenbank.
Im nächsten Schritt initialisieren Sie das My-SQL-Datenverzeichnis. Dabei erzeugen Sie die notwendigen Tabellen, falls diese noch fehlen. Dafür gibt es ein Shell-Script, das Sie mit foldendem Befehl starten:
sudo mysql_install_db
Wenn Sie die My-SQL-Umgebung öffentlich zugänglich betreiben möchten, sind einige wichtige Sicherheitseinstellungen notwendig. Auch hierfür stellt Ihnen My SQL ein eigenes Script zur Verfügung.
Dieses erfüllt mehrere Funktionen:
- Änderung des Passworts für den root-Benutzer
- Entfernen von Benutzern mit root-Rechten, die Zugriff von außen haben
- Entfernen von anonymen Benutzerkonten
- Entfernen der Testdatenbank
Die Ausführung des Scripts geschieht über dieses Kommando:
sudo mysql_secure_installation
Haben Sie für den root-Benutzer beim Anlegen der Datenbank ein zu einfaches Passwort gewählt, ist dies ein guter Zeitpunkt zum Ändern. Die anderen Aktionen sind im Sinne der Sicherheit Ihrer Datenbank in jedem Fall zu empfehlen. Bestätigen Sie hier einfach die Script-Vorschläge mit der Eingabe-Taste. Damit haben Sie die Grundinstallation der Datenbank abgeschlossen. Zum abschließenden Test melden Sie sich als root-Benutzer an der Datenbank an:
mysql -u root -p
Nachdem Sie das Passwort eingegeben haben, erscheint die My-SQL-Eingabeaufforderung. Die Installation war somit erfolgreich. Mit exit verlassen Sie die Datenbank wieder.

PHP hinzufügen und testen: Damit fehlt für die Lamp-Installation nur noch die aktuelle PHP-Version. Auch diese installieren Sie wieder auf der Kommandozeile. Der folgende Befehl sorgt auch gleich für die notwendige Apache-Integration und ein Verschlüsselungsmodul.
sudo apt-get install php5 libapache2-mod-php5 php5-mcrypt
Um PHP anschließend zu testen, erstellen Sie eine PHP-Testdatei, mit der Sie die Funktion „phpinfo()“ aufrufen. Das root-Verzeichnis für den Webserver ist „/var/www/html“ – also:
cd /var/www/html
Mit dem Editor nano erstellen Sie dort die Testdatei:
sudo nano info.php
Schreiben Sie in die Datei die folgende Programmzeile:
Danach speichern Sie die Datei mit der Tastenkombination Strg -O und schließen nano mit Strg-X.
Rufen Sie anschließend die Testdatei über die URL https://linuxweltcloud.cloudapp.net/info.php in einem Browser auf. Als Ergebnis bekommen Sie die Info-Seite von PHP angezeigt, die eine korrekte Installation der PHP-Umgebung belegt.
Zur komfortableren Bearbeitung der My-SQL-Datenbank sollten Sie auch noch Phpmyadmin installieren:
sudo apt-get install phpmyadmin
Anschließend steht Ihnen Phpmyadmin unter der URL https://linuxweltcloud.cloudapp.net/phpmyadmin/ zur Verfügung. Für die erste Verwendung führen Sie noch die notwendigen Konfigurationsschritte durch und vergeben ein sicheres Passwort.

Eine Anwendung installieren
Damit ist die Lamp-Umgebung einsatzbereit. Zum Abschluss zeigen wir Ihnen noch, wie Sie WordPress einrichten. Damit haben Sie am Ende einen voll funktionsfähigen Webserver mit Content-Management-System. Dieses können Sie als Testsystem verwenden oder mit einer freien Domain auch als Hauptserver.
WordPress setzt eine My-SQL-Datenbank voraus. Rufen Sie zum Anlegen am besten Phpmyadmin auf, und legen Sie über die Registerkarte „Datenbanken“ eine neue Datenbank mit dem Namen „wp“ an. Die Installation von WordPress starten Sie wieder über die SSH-Verbindung und die Kommandozeile. Laden Sie die Installationsdateien entweder direkt ins root-Verzeichnis oder in das Unterverzeichnis, wohin Sie WordPress installieren möchten. Laden Sie die aktuellen Programmdateien über das Kommando:
wget http://wordpress.org/latest.tar.gz
Unter diesem Link finden Sie immer die aktuellste Version von WordPress. Nachdem der Download beendet wurde, entpacken Sie die Dateien mit tar-xzvf latest.tar.gz.
Rufen Sie als nächstes das WordPress-Verzeichnis über den Browser auf, in dem Sie Ihre Dateien entpackt haben. Damit wird automatisch die Installationsroutine gestartet. Im ersten Schritt werden alle Daten für den Zugriff auf Ihre Datenbank abgefragt. Tragen Sie Datenbankname („wp“), Datenbankbenutzer („root“) und das Datenbankpasswort in die vorgesehenen Felder ein. Für die restlichen Felder können Sie die Standardwerte nutzen. Die Installationsroutine generiert aus Ihren Eingaben die resultierende Datei „wp-config.php“. Kopieren Sie den Inhalt aus dem Textfenster.
Öffnen Sie anschließend erneut eine SSH-Verbindung, und gehen Sie zum WordPress-Verzeichnis. Legen Sie die Datei „wp-config.php“ dort an, und fügen Sie dort den kopierten Inhalt ein. Speichern Sie die Datei ab.
Rufen Sie anschließend erneut über den Webbrowser das WordPress-Verzeichnis auf, und starten Sie die Installationsroutine. Anschließend steht der virtuelle Server inklusive Content-Management-System einsatzbereit zur Verfügung.

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