Cloud Computing hat es binnen weniger Jahre geschafft, sich als Lösung vieler Kapazitätsprobleme der Business-IT zu etablieren. Aus dem anfänglich belächelten Hype entstand innerhalb von vier Jahren ein wichtiges Standbein der heutigen IT. 2014 nutzten laut BITKOM-Umfrage bereits 44 Prozent der deutschen KMUs Cloud-Services. Einer Prognose des “SMB Cloud Insights Report 2015 für Deutschland” zufolge würde der Anteil Cloud-nutzenden KMUs bis 2018 sogar jährlich um zwölf Prozent wachsen.
Das Bedürfnis vieler Unternehmen die eigene Hard- und Softwarelösungen mit einer kostengünstigen und flexiblen Alternative zu ersetzen, hat der Cloud also nachweislich eine hohe Aufmerksamkeit beschert.Bild: Cloud-Nutzung

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Private oder Public?
Der Begriff „Cloud-Services“ beschränkt sich in seinen Grundzügen nur auf zwei zentrale Ausprägungen: Public und Private Cloud. Die wohl am weitesten verbreitete Form der Cloud stellt die „Public-„ oder auch „öffentliche“ Cloud dar. Hier findet man frei zugängliche Dienste über das Internet, die von einem Provider (gegebenenfalls mit Kosten verbunden) zur Verfügung gestellt werden. Neben den bekannten Google Docs oder Microsoft Office 365 stellt auch das Business by Design von SAP eine weit verbreitete Lösung in der Public Cloud dar. Gerade für KMU ist die Public Cloud eine sehr gute Alternative, da sie besonders kostengünstig und flexibel ist.
Unternehmen, die hingegen verstärkt auf Datenschutz und IT-Sicherheit bedacht sind, wenden sich vorzugsweise an die meist teureren Private Cloud-Dienste. Bei diesem Modell werden IT-Dienste in der Cloud entweder im eigenen Unternehmen oder in einem speziell abgeschotteten Bereich im Rechenzentrum betrieben. Hier steht gegenüber der Public Cloud zwar ein sicherer, privater Zugang im Vordergrund, installations- und wartungsintensive IT-Anwendungen müssen aber in der Regel trotzdem von einem ausgewählten IT-Dienstleister übernommen werden.
Drei der beliebtesten Cloud-Dienste für KMU In Hinblick auf den individuellen Nutzen verschiedener Cloud-Dienste bieten Private und Public Cloud ein ähnliches Funktionsspektrum. Egal ob Groupware, ERP, VoIP, Office Anwendungen, SaaS oder Speicher, hier kommt es auf eine differenzierte Auswahl an, um den größtmöglichen Mehrwert für ein Unternehmen zu erzielen. Die PC-WELT stellt die drei der beliebtesten Dienste innerhalb der Public-Cloud vor.

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1. Groupware aus der Cloud Sowohl bei Private- als auch bei Public-Cloud Usern steht die Groupware an der Spitze der beliebtesten Anwendungen. 36 Prozent der deutschen Unternehmen setzen Groupware-Dienste wie E-Mail-, Messenger- oder Terminplaner als Private-Cloud-Service ein; In der Public Cloud sind es sogar noch zehn Prozent mehr. Gerade kostengünstige und flexible Lösungen werden hier bevorzugt. Das Modell Groupware hat sich mittlerweile für den Kunden so gut entwickelt, dass die meisten Anbieter umfangreiche Leistungspakete zu absolut fairen Tarifen anbieten. Teilweise sind die Services sogar kostenlos, beziehungsweise gestalten sich als sogenannte „Freemium“-Angebote.
Microsoft Exchange Online
Bei kostenpflichtigen Groupware-Diensten stellt das Angebot von Microsoft Exchange Online die günstigste Lösung dar. Für aktuell 3,10 Euro pro Monat geht es hier in der Standard-Ausführung los. Dabei stellt Exchange Online einen 50 Gigabyte großen Postfachspeicher, Outlook-Unterstützung samt mobiler Nutzung durch Outlook Web App, freigegebene Kalender und Kontakte, Schutz vor Schadsoftware und eine Voicemail-Verwaltung zur Verfügung. Weitere Services wie ein unbegrenzter Speicher und Schutz vor Datenverlust sind im Exchange Online Plan 2 für 6,10 pro Monat freischaltbar.
EGroupware
Ein weiteres Rundum-Sorglos-Paket verspricht der deutsche Anbieter EGroupware. Gerade für KMUs finden sich hier gezielte Angebote, Monats- und Jahrespläne. Unternehmen mit 15-20 Mitarbeitern sind beispielsweise mit dem eFlex 15 Jahresvertrag für 1.178 Euro rundum abgesichert. Hier können sich insgesamt 15 Mitarbeiter gleichzeitig einloggen, die Anzahl der gesamten Benutzerkonten ist unbegrenzt. Im Gegensatz zur Groupware-Lösung von Microsoft bietet EGroupware seinen Kunden 100 Gigabyte Speicherplatz für E-Mails an und ergänzt sein Angebot über einen Cloud-basierten Datenmanager für Textdokumente und Bilder. Zusätzlich werden verschlüsselter Datenverkehr, tägliche Backups der Daten und ein Spam- und Virenfilter angeboten. Ohne Zusatzkosten können zudem eigene E-Mail Domain-Namen (@ihrefirma.de) erstellt werden. Als Ready-to-Go Service in der Cloud werden ebenfalls alle gängigen Betriebssysteme für Smartphone und Computer unterstützt.http://www.egroupware.org/de/start.html .
Google Drive und Gmail
Als wohl bekanntester Gratis-Service steht Google Drive auf Platz Eins der Public-Cloud-Lösungen. Der Dienst zur Speicherung und Synchronisierung von Daten stellt jedem User 15 Gigabyte Cloud-Speicher für Textdokumente und Media-Inhalte zur Verfügung. Über Einzelfreigaben lassen sich hier auch Inhalte mit Mitarbeitern teilen. Als individuell gestaltbarer Kalender kommt Google Docs zum Einsatz. Ergänzt man Google Drive mit Gmail als Mail-Client entsteht eine vollkommen kostengünstige Alternative zu den bereits genannten Groupware-Alternativen. Sollte doch mehr Speicherplatz benötigt werden, bietet Google Drive 100 Gigabyte für 1,99 Euro pro Monat an. Natürlich kann auch Googles Groupware-Angebot via Computer und Smartphone erreicht werden. 2. Telefonie aus der Cloud
Die Telefonie über das Internet lässt sich in der aktuellen BITKOM-Umfrage bei Private- und Public-Cloud Usern auf Platz drei der meist genutzten SaaS-Anwendungen finden. Jeweils ein Drittel der Business-Kunden nutzen Telefonie und Videokonferenzen über die Cloud regelmäßig. VoIP hat sich in den letzten Jahren zu einem äußerst beliebten Service entwickelt, sodass viele Hersteller ein eigenes Angebot entwickelt haben. Die üppige Auswahl an VoIP-Anbietern macht es vielen Interessierten jedoch nicht immer einfach die beste Lösung für das eigene Unternehmen zu finden. Wer allerdings denken sollte, dass der VoIP-Platzhirsch Skype immer die beste Entscheidung ist, der sollte sich auch einmal die Angebote der folgenden Anbieter ansehen.
Sipgate
Das deutsche Unternehmen sipgate bietet seit 2004 Unternehmenslösungen in der Cloud an. Mit dem Anrufmanagement-Service „sipgate team“ liefert der Anbieter eine umfangreiche VoIP-Lösung für die Kernzielgruppe der KMUs. Zu den Hauptfeatures von sipgate team gehören VoIP-Telefonie und -Mobilfunk, Fax, SMS, Gruppenkonferenzen, Ereignislisten, Voicemail, Anrufmitschnitt und -Mitschnitt. Cloud-typisch können dabei alle Mitarbeiter standortunabhängig über einen Web-Clienten auf den Service zugreifen. Das monatlich kündbare VoIP-Paket kann für bis zu 250 Mitarbeiter eingerichtet werden. Unternehmen mit bis zu 25 Mitarbeitern liegen bei sipgate team mit 100 Euro pro Monat zudem verhältnismäßig günstig. Eine Verschlüsselung der Daten findet nicht statt.
Auerswald
Ebenfalls mit Firmensitz in Deutschland bietet Auerswald sowohl Soft- als auch Hardware-Lösungen für die Telefonie aus der Cloud. Wer auf Flexibilität und Sicherheit im Unternehmen bedacht ist, erhält mit dem PBX Call Assist eine durchdachte Lösung. Allerdings wird Auerswalds Lösung ausschließlich für Windows-PCs angeboten. Sein Hauptaugenmerk legt Auerswald bei PBX auf die end-to-end Verschlüsselung der Gesprächsdaten und bietet somit einen sicheren Kommunikationsweg für den internen Austausch. Neben Telefonie, SMS und E-Mail bietet diese VoIP-Lösung zudem eine firmeninterne Netzwerk-Funktion. Mitarbeiter können sich vernetzen, Instant Messages austauschen oder gegebenenfalls in Dreierkonferenzen telefonieren. Auch besteht die Möglichkeit mit dieser VoIP-Lösung Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner zuzuschalten. Der Service PBX Call Assist ist dabei so konzipiert, dass die sichere unternehmenseigene Kommunikation auf Servern stattfindet, die nicht von Dritten genutzt werden. Jahreslizenzen können für 5 bis zu 40 User erworben werden. Für etwa 15 Mitarbeiter kosten das Modell von Auerswald 588 Euro im Jahr.
virtuTEL
Das umfangreichste Angebot der hier aufgeführten VoIP-Lösungen bietet virtuTEL. Das Unternehmen hebt besonders seine TÜV-geprüfte Sprachqualität hervor. Neben ortsungebundener Telefonie, Web-Telefonanlage, Festnetzrufnummern, Instant Messaging Fax-, E-Mail-Client und vielen weiteren Services bietet virtuTEL seinen Kunden einen abhörsicheren Serverstandort in Deutschland. Für nur 19 Euro im Monat stellt virtuTELs Lösung zudem die günstigste Alternative für die Telefonie aus der Cloud dar, jedoch müssen vermeintliche Fallen bei Zusatzkosten beachtet werden. Inbegriffen ist bei virtuTEL eine unlimitierte Anzahl an Endgeräten, sodass gerade KMUs erheblich Kosten einsparen und trotzdem alle Mitarbeiter vernetzen können.
3. Office aus der Cloud
Höchst flexibel und standortunabhängig Arbeiten wurde durch die Cloud revolutioniert. Office-Anwendungen aus der Wolke ermöglichen es immer und überall an Textdokumenten, Tabellen oder Präsentationen zu arbeiten. Jedoch scheint der Umfang der Office Anwendungen aus der Cloud vielen Unternehmern noch nicht bewusst zu sein. Laut BITKOM-Umfrage bedient sich gerade einmal ein Fünftel der deutschen Unternehmen dieser Lösung sowohl in der Public- als auch Private Cloud. Dabei existiert mittlerweile eine große Auswahl an Office-Anbietern für die Cloud.
Office 365
Branchen-Prominenz Microsoft liefert mit Office 365 die bekannteste Office-Lösung. Für 99 Euro erhalten Kunden eine Jahreslizenz für fünf User inklusive Word, Excel, PowerPoint und Outlook samt einem Terabyte OneDrive Speicher. Zusätzlich beinhaltet Office 365 im Packet 60 Freiminuten monatlich für Skype. Damit vereint Office 365 Groupware, VoIP und Office aus der Cloud in nur einem Paket – einschließlich Kompatibilität für alle gängigen Smartphone- und Computer-Betriebssysteme.
Bei Office-Anwendungen aus der Cloud findet sich erneut auch Google Drive. Neben einer Groupware-Lösung bietet Drive als Teil der Google Apps for Business auch den vollen Umfang an Office Anwendungen in Form von „Docs“, „Tabellen“ und Präsentationen. In der Basisversion von Google Apps vor Business zahlt das Unternehmen 40 Euro im Jahr pro User. Wer die vollständig kostenlose Variante von Drive vorzieht, muss allerdings beim Funktionsumfang der einzelnen Services einsparen.
OnlyOffice
Ein äußerst interessanter Anbieter von Office Anwendungen aus der Cloud nennt sich OnlyOffice . Dieser Anbieter kombiniert die Möglichkeiten von Microsofts und Googles Office Anwendungen und erlaubt die Nutzung beider Varianten. Neben der klassischen Bearbeitung von Textdokumenten, Tabellen und Präsentationen erlaubt OnlyOffice zudem die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten in Echtzeit. Des Weiteren wird die Verschlüsselung der Daten, zweistufige Verifikation und Datensicherung angeboten. Über den bekannten Anbieter Amazon Web Services erhalten OnlyOffice-Kunden ihren Zugang zur Cloud. Jahreslizenzen für beispielsweise 20 Mitarbeiter liegen bei 400 US-Dollar.
Fazit
Nie war es so einfach für KMU sich an die Bedingungen der aktuellen Unternehmensstandards anzupassen. Die Cloud besitzt unzählige flexible und kostengünstige Lösungen, die nur darauf warten ihren vollen Funktionsumfang unter Beweis zu stellen. Dabei steht in erster Linie die ortsunabhängige Kommunikation, Arbeit und Zusammenarbeit der Mitarbeiter im Mittelpunkt. Doch auch Kundenbetreuungs-, Speicher-, Sicherheits-Lösungen und viele weitere Services kann die Cloud den KMU bieten. Die Public-Cloud ist eine interessante Chance für kleine und mittelständische Unternehmen, um an die Tools der Global Player zu kommen.
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