Wer einen guten MP3-Player oder ein hochwertiges Smartphone sein eigen nennt, will sich kaum den potenziell guten Sound, den das Gerät liefert, durch minderwertige Ohrstöpsel zunichte machen. Nun gibt es für die Beschaffung guter Kopfhörer zwei Wege: Entweder kann man sie teuer und individuell passend kaufen oder aber man greift zu etwas preiswerteren Modellen ohne Anpassung und legt selber Hand an. Das klingt zunächst nach unprofessioneller Bastelei, ist aber letztlich nichts anderes, als das, was die Hersteller machen, die von vornherein ihre Modelle mit individuell angepassten Otoplastiken vertreiben. Denn oft ist das technische Bauteil keineswegs hochwertiger als das eines normalen In-Ear-Kopfhörers; die Anpassung allerdings macht dann im Endeffekt den hohen Preis dieser Individual-Lösungen aus. Dabei ist das, was das oft ein Akustiker im Auftrag des Herstellers vornimmt, am Ende nichts anderes als das, was wir im Folgenden beschreiben. Teilweise kommen sogar die indentischen Materialien zum Einsatz.
1. Die Gehörschutz-Masse

Widmen Sie sich nun der Gehörschutz-Paste zu. Diese besteht aus zwei verschiedenen Knetmassen, die getrennt voneinander aufbewahrt werden. Erst dann, wenn man beide Massen miteinander verknetet, wird nämlich die Paste zu einem festen Gummi. Laut Hersteller muss jede Masse einmal geteilt werden – eine Hälfte pro Masse für ein Ohrstöpsel. Es reicht im Regelfall aber auch, wenn Sie noch weniger verwenden und die Massen sogar vierteln. Falls Ihre Kopfhörer im ersten Anlauf nicht gelingen sollten, können Sie so nämlich nochmals von vorne anfangen, ohne neues Material bestellen zu müssen.
2. Gehörschutz vorbereiten

Nehmen Sie von jeder der beiden Massen ein Viertel, legen Sie sie aufeinander und verkneten Sie diese für 30 bis 45 Sekunden. Am Ende, wenn die zusammengeknetete Masse „streifenfrei“ ist, rollen Sie daraus eine Kugel.
3. Gummimasse ans Ohr anpassen

Nun haben Sie die Basis für Ihre Kopfhörer erstellt. Sie sollten nicht länger zögern – sondern gleich loslegen, da die Masse nun von Minute zu Minute fester wird. Drücken Sie also die Kugel vorsichtig in eines Ihrer Ohren, und zwar mittig über den Gehörgang. Ein leichtes Drücken reicht, stopfen Sie also die Masse nicht zu tief ins Ohr. Wichtiger ist, dass Sie die überschüssige Masse um den Gehörgang herum verteilen. Bis in die „Falten“ Ihres Ohrs müssen Sie die Masse drücken, so dass sie Form annimmt. Ein Spiegel ist hier hilfreich. Glätten Sie die Oberfläche schließlich mit Ihren Finger.
Kaufberatung: Die perfekten Kopfhörer
4. Masse an den Kopfhörer anpassen

Entfernen Sie von Ihren In-Ear-Kopfhörer die bisherigen Gummi-Kappen. Nehmen Sie sich nun den Kopfhörer, der zu dem Ohr passt, wo Sie die Masse hineingedrückt haben (linker oder rechter Kopfhörer). Drücken Sie den Kopfhörer mittig in die Masse, und zwar an der Stelle, wo sich Ihr Gehörgang befindet. Der Kopfhörer muss nun so im Ohr sitzen, wie Sie ihn auch sonst tragen würden. Nun lassen Sie die Masse austrocknen: Die nächsten 20 Minuten rühren Sie den Kopfhörer und die Masse nicht mehr an. Auch sollten Sie den Mund leicht offen halten. Und am besten reden und schlucken Sie auch nicht, damit sich die Masse nicht verformt. Während der Trocknung wird es in Ihrem Ohr knacken und knistern, was aber normal ist, weil das Material sozusagen „abbindet“. Wiederholen Sie derweil die Schritte 3 bis 5 – diesmal mit dem anderen Ohr und dem anderen Kopfhörer.
5. Austrocknen lassen

Nach der ersten „Trocknung“ entfernen Sie vorsichtig das Gummi aus dem Ohr. Ziehen Sie dabei nicht am Kopfhörer, sondern an den Kanten des mittlerweile festen Gummis. Wenn sich die Masse nicht lösen lässt, sollten Sie am besten noch mal zwei Minuten warten. Hilfreich ist auch, mit der anderen Hand am Ohrläppchen zu ziehen, um das Gummi am besten herauszulösen. Wenn Sie beide Otoplastiken herausgenommen haben, sollten Sie diese in Ruhe noch mindestens drei Stunden austrocknen lassen. Am besten lassen Sie die Kopfhörer im Gummi stecken.
6. Gehörschacht bohren

Nach den drei Stunden können Sie ohne Weiteres die Kopfhörer aus den Otoplastiken ziehen. Nun müssen Sie dafür sorgen, dass der Ton aus den Kopfhörern auch perfekt an Ohr gelangt. Das bedeutet: All das dämpfende Gummi zwischen der Kopfhörerspitze und dem Gehörgang muss weg. Nehmen Sie hierfür als erstes den Bohrer und bohren Sie von der Außenseite der Otoplastik durch die Kopfhörer-Einbuchtung durch. Reinigen Sie das Bohrloch eventuell noch mit einem Wattestäbchen oder einem kleinen Pinsel, damit hinter nicht durch einen dummen Zufall ein Krümel vor der Membran des Kopfhörers landet und womöglich für unangenehmes Klirren sorgt.
7. Überschüssiges abschneiden

Nehmen Sie nun das Bastelmesser und schneiden Sie in den Gehörgang ragende Kappe ab. Ebenso sollten Sie um das gebohrte Akustik-Loch weites Gummi vorsichtig abschälen. Stecken Sie immer wieder den Kopfhörer in die Otoplastik, um zu sehen, wie gut die Spitze des Kopfhörers zu sehen ist. Nach und nach legen Sie somit den Kopfhörer frei. Es ist übrigens nicht ungewöhnlich, dass am Ende gegebenenfalls viel Gummi abgeschnitten wurde.
8. Bereit für den perfekten Klanggenuss

Gehen Sie genauso auch mit der anderen Kopfhörer-Otoplastik vor. Kurzerhand erhalten Sie somit ein perfektes Paar angepasster Kopfhörer-Stecker. Wenn Sie mit dem Resultat nicht ganz zufrieden sein sollten – zum Beispiel, weil der Kopfhörer zu sehr vom Gehörgang entfernt liegt – können Sie mit der übrig gebliebenen Gehörschutz-Masse neue Otoplastiken formen. Ein Tipp übrigens noch für diejenigen, die keinen MP3-Player, sondern ein Smartphone verwenden: Achten Sie, wenn Sie einen neunen In-Ear-Kopfhörer kaufen, darauf, dass er auch ein Mikrofon besitzt. Denn sonst lässt er sich nicht als Headset zum Beispiel während des Autofahrens verwenden. Längst können Sie hier guten Gewissens Modelle mit exzellenter Klangqualität kaufen; viele renommierte Hersteller tragen längst der Tatsache Rechnung, dass heutzutage das Smartphone den klassischen MP3-Player mehr und mehr ablöst. Doch Vorsicht: Beim Autofahren sollten Sie die Otoplastik entweder nur für die Dauer eines Telefonats oder dauerhaft bestenfalls einseitig tragen. Denn das Material des Passstücks dient ja eigentlich als individueller Gehörschutz und dämpft entsprechend Außengeräusche. Das ist im Straßenverkehr keineswegs hilfreich.
Veredelung für Spezialisten

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Wem auf Dauer diese Zwei-Komponenten-Masse zu unheimlich ist und wer Zugriff auf einen 3D-Drucker bzw. eine CNC-Maschine für Acryl-Bearbeitung hat, der kann nun die individuellen Ohrstöpsel auch als Vorlage nutzen, um damit eine härtere Variante zu erzeugen. Für manche Menschen ist das angenehmer zu tragen; einige In-Ohr-Hörgeräte besitzen beispielsweise auch Otoplastiken aus hartem Acryl oder andere Polymerkunststoffen. Das lohnt sich allerdings auch nur dann, wenn man das entsprechende Gerät selbst zur Verfügung hat, ansonsten kann besser gleich zum Akustiker gehen und dort eine Individual-Lösung beauftragen. Dann allerdings ist der Preisvorteil des Selbermachens komplett dahin.
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Die Materialien und Werkzeuge

Für die selbst gemachten, persönlichen Kopfhörer benötigen Sie nicht viel. Zum einen benötigen Sie logischerweise die gewünschten In-Ear-Kopfhörer. Zum anderen brauchen Sie ein Paket mit Paste für individuell angepasst Gehörschutzstöpsel. Eine solche Paste erhalten Sie meist online; bekannte Produkte sind zum Beispiel die „Ahead Ohrenstöpsel“ oder die „ProGuard Ohrschutz zum Selbermachen“. Die Kosten hierfür belaufen bei etwa 20 bis 30 Euro. Was Sie noch benötigen: Ein Bastelmesser und einen Bohrer von einer Bohrmaschine. Für den Durchmesser des Bohrers orientieren Sie sich an der schmalsten Stelle des Kopfhörerstifts.
