Das Grundprinzip beim Übertakten besteht darin, die vom Hersteller vorgegebenen Standardbetriebswerte zu übersteuern und dadurch mehr Leistung zu gewinnen. Die Hersteller haben ihre Hardware standardmäßig nicht für einen Betrieb am oberen Maximum ausgelegt. Dies ist jedoch möglich, wenn Sie einige Vorkehrungen treffen. Die Wichtigsten haben wir für Sie zusammengestellt.
Wichtige Voraussetzungen beim Übertakten
Übertakten ist immer ein Spiel mit Parametern. Sie justieren an einem Parameter und schauen sich im Nachhinein den Erfolg Ihrer Aktion an. Hat die Aktion nicht das gewünschte Ergebnis gebracht, sind weitere Nacharbeiten erforderlich. Dies gelingt allerdings nur dann, wenn Sie immer nur einen Parameter nach dem anderen verändern. Ansonsten ist nicht mehr klar ersichtlich, woher die Veränderungen kamen. Nehmen Sie sich also die einzelnen Komponenten wie etwa CPU oder GPU nacheinander vor und schließen Sie erst die Optimierung der einen ab, bevor Sie mit der Optimierung der nächsten beginnen. Ein Computer als Gesamtsystem benötigt im Betrieb für seine einzelnen Komponenten noch etwas Leistungsreserven. Stürzt Ihr Rechner nach der Optimierung der Grafikkarte, der CPU oder des Speichers regelmäßig ab, dann reduzieren Sie einfach die erhöhten Taktfrequenzen oder anderen Leistungsparameter ein wenig. Damit sollten Sie recht schnell einen stabilen Betriebsmodus erreichen.

Risiko: Bestehende Hardware
Beim Übertakten wird Ihre CPU beispielsweise mit höheren Taktraten oder einer höheren Spannung betrieben. Dies generiert mehr Wärme, die sowohl von der Hardware als auch aus dem Gehäuse abgeführt werden muss. Wenn Sie einen Rechner von der Stange gekauft haben, verwendet dieser oftmals den Kühler aus der Boxed-Version des Prozessors. Dieser ist vollkommen ausreichend für den Betrieb innerhalb normaler Parameter. Beim Übertakten gelingt dies allerdings nicht mehr erfolgreich. Damit der Prozessor nicht beschädigt wird, fährt das System in der Regel automatisch die Leistungswerte nach unten. Damit erreichen Sie am Ende das Gegenteil Ihres Zieles: Das System wird nämlich langsamer. Aus diesem Grund empfehlen wir Ihnen, den Standardlüfter durch einen entsprechend geeigneten zu ersetzen. Abhängig von Ihrem Prozessorsockel und den verfügbaren Platzverhältnissen stehen Ihnen dafür verschiedene Alternativen zur Verfügung. Die Erhöhung der Spannung kann darüber hinaus das Netzteil Ihres Rechners an dessen Leistungsgrenzen bringen. Prüfen Sie deshalb vorab die Leistungswerte und ersetzen Sie das Netzteil gegebenenfalls durch eine leistungsstärkere Variante.
Takt und Spannung im Einklang
Die Erhöhung der Spannung ist für eine Komponente immer mit einem erhöhten Risiko verbunden. Die Hardware wird automatisch wärmer und die Lebensdauer von Prozessor, GPU oder Arbeitsspeicher kann sich signifikant verkürzen. Versuchen Sie deswegen als Erstes, mit der Standardspannung und einer angepassten Taktrate das Maximum aus Ihrer Hardware herauszuholen. Erst wenn Sie mit diesem Vorgehen nicht mehr weiterkommen und mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden sind, wäre die Erhöhung der Spannungswerte der nächste Schritt.
CPU im Bios übertakten
Die erste Anlaufstation zum Übertakten einer CPU ist das Uefi/Bios. Wir zeigen Ihnen das Ganze am Beispiel eines MSI-Mainboards. Die Namen der Menüs sowie der einzelnen Menüpunkte können bei anderen Herstellern entsprechend abweichen. Die Einstellungen zum Übertakten Ihrer Hardware sind abhängig vom Hersteller im Uefi/ Bios zu finden. An dieser Stelle empfehlen wir Ihnen einen Blick ins Handbuch Ihres Mainboards. Im Falle von MSI gibt es einen separaten Menüpunkt mit dem Namen „OC“. Bei anderen Herstellern müssen Sie zunächst die erweiterte Menüsteuerung freischalten. Im Folgenden beschreiben wir Ihnen das empfohlene generelle Vorgehen. Es kann bei jedem Prozessor weitere Spezifika geben. Deswegen empfehlen wir Ihnen, vorab noch einmal intensive Recherchen zu betreiben.

Overclocking – Schritt für Schritt
Führen Sie die beschriebenen Maßnahmen gemeinsam für alle Kerne durch. In dieser frü-hen Phase eine Optimierung auf Kernebene durchzuführen, ist im ersten Schritt wenig zielführend. Im Bios finden Sie hierfür einen entsprechenden Punkt, der bei MSI beispielsweise den Titel „CPU Core Control“ trägt. Prüfen Sie nachfolgend, ob dieser Wert auf „Auto“ oder „All Core“ steht. Einige Prozessoren – sowohl bei Intel als auch bei AMD – sind mit einem Turbo-Modus ausgestattet. Deaktivieren Sie diesen zu Beginn der Aktionen. Am Ende können Sie den Turbo-Modus dann natürlich wieder aktivieren. Die CPU-Frequenz ist das Produkt aus einem Multiplikator und dem aktuellen Wert für die Frontside-Bus-Frequenz. Für beide finden Sie entsprechende Werte in Ihrem Bios. Das Overclocking führen Sie durch Anpassung des Multiplikators durch. Dazu verändern Sie einfach den Schalter „CPU Ratio“, der in der Regel auf „Auto steht. Ihre aktuelle Taktrate liefert CPU-Z in der Ansicht „CPU“. Dort finden Sie im Kasten „Clocks“ einen Wert für „Multiplier“. Erhöhen Sie diesen Wert im ersten Schritt um die kleinste Einheit. Dies ist entweder 0,5 oder 1. Speichern Sie im nächsten Schritt das Bios. Abhängig von Ihrer Frontside-Bus-Frequenz erhöht sich die CPU-Frequenz entsprechend in 100er oder 200er Schritten. Speichern Sie Ihre Änderungen ab und booten Sie Ihren Computer neu. Führen Sie im Folgenden eine erste Analyse mit CPU-Z durch. In der Übersicht sollte die neue Taktrate sichtbar sein. Überprüfen Sie daraufhin die Stabilität des Systems durch einen ersten Lasttest, beispielsweise mit „Core Damage“. Aktivieren Sie daraufhin wieder den Turbo-Modus und führen Sie den Lasttest erneut aus. Zeigen sich kein Bluescreen oder andere Anomalien, ist das System mit diesen Parametern voraussichtlich noch stabil. Dokumentieren Sie diesen Zustand und erhöhen Sie im Anschluss daran wieder die Taktrate. Behalten Sie bei diesen Aktionen gleichfalls immer die Temperatur Ihrer CPU im Blick. Mithilfe dieser Vorgehensweise nähern Sie sich Schritt für Schritt der optimalen Taktfrequenz für Ihre CPU. Abhängig vom Mainboard lässt sich auch die Spannung des Prozessors im Uefi/Bios erhöhen, wobei moderne Mainboards dies im Auto-Modus sehr gut selbstständig erledigen. Bei einem manuellen Eingriff ist besondere Vorsicht angesagt, da die Spannung die Lebensdauer der CPU stark beeinflussen kann. Sorgen Sie vorab für eine ordentliche Kühlung von CPU und Gehäuse. Behalten Sie die Temperaturentwicklung der CPU noch stärker im Blick.

CPU mit Hersteller-Software übertakten
Intel und AMD bieten darüber hinaus eigene Software an, um die Prozessoren zu tunen. Bei AMD trägt diese den Namen Overdrive , bei Intel finden Sie ein entsprechendes Gegenstück namens Extreme Tuning Utility . AMD Overdrive ist eine kompakte Anwendung, mit deren Hilfe Sie Ihren AMD-Prozessor übertakten können. Das Programm bietet Ihnen insgesamt drei Rubriken an:
- „Status-Monitor“ mit Anzeigen für CPU, GPU und das Mainboard
- „Leistungssteuerung“ zum Übertakten der verschiedenen Komponenten
- „Systeminformationen“ für die Analyse Ihres Computers
Sie haben in der Ansicht „Leistungssteuerung/ Taktrate und Spannung“ alle Optionen zum Übertakten Ihrer CPU. Im oberen Bereich des Fensters sehen Sie die aktuellen Werte und den Zielwert. Wenn Sie für die Taktrate den Punkt „Alle Kerne auswählen“ aktiviert lassen, dann ist lediglich der Regler für Kern 0 aktiv. Falls Ihre CPU einen Turbo-Modus besitzt, lässt sich dieser über die Schaltfläche „Turbo Core steuern“ entsprechend aktivieren, deaktivieren und konfigurieren. Im unteren Bereich des Taktratenfensters finden Sie noch drei Regler:
- Der „HT-Multiplizierer“ ist der Taktgeber für die meisten Kernkomponenten des Systems. HT steht in diesem Zusammenhang für „HyperTransport“.
- Die Referenztaktrate von Hypertransport sowie
- Die Taktrate des PCIe-Busses
Der Fokus Ihrer Optimierungen sollte allerdings dem Multiplizierer für Kern 0 gelten. Steigern Sie diesen wie beim Weg über das Uefi/Bios in kleinen Schritten, speichern Sie die Werte und testen Sie die neue Konfiguration ausführlich nach einem Neustart. Das Intel-Programm bietet entsprechend auf der linken Seite eine Funktionsübersicht an. Innerhalb der Ansicht „System Information“ sehen Sie den aktuellen Zustand Ihres Systems. Zusätzlich zu Daten über Ihre Hardware finden Sie an dieser Stelle auch aktuelle Werte zur Temperatur Ihrer CPU, zu deren aktueller Auslastung sowie zur Prozessorfrequenz. Die Einstellungen für das Übertakten nehmen Sie über die Ansicht „Manual Tuning“ vor. An dieser Stelle stehen Ihnen Schieberegler für alle möglichen Werte zur Verfügung, angefangen beim Prozessortakt bis hin zur anliegenden Spannung. Am Ende können Sie mit den integrierten Stresstests dann noch die Stabilität Ihres Systems testen. Die beiden Hersteller haben die wichtigsten Einstellungen ordentlich auf einer Oberfläche unter Dach und Fach gebracht und liefern dazu noch die notwendigen Stresstests mit aus. Es gibt allerdings keinen erweiterten Funktionsumfang gegenüber der zuvor vorgestellten Methode über Uefi. Nur die Hilfsprogramme und Einstellungen sind alle unter einer Oberfläche verpackt.
Mehr Tempo durch mehr Takt
Grafikkarten tunen: Die wichtigsten Einstellungen
Für das Übertakten Ihrer Grafikkarte sind Sie in jedem Fall auf ein externes Programm angewiesen. Wir haben in der Tabelle unten auf dieser Seite einige der wichtigsten Hilfsprogramme für Sie zusammengestellt. Letzten Endes benötigen Sie lediglich eines, das Ihr Grafikkartenmodell unterstützt. Beim Übertakten der Grafikkarten beginnen Sie auch wieder mit dem schrittweisen Erhöhen der Taktfrequenz Ihrer GPU. Abhängig von der gewählten Software setzen Sie dies mittels Schieberegler oder durch die direkte Eingabe des Zielwertes in die Tat um. Nähern Sie sich langsam Ihrem Idealwert und testen Sie nach jeder Änderung ausführlich Ihr System. Bei neueren Karten besteht eine Abhängigkeit zwischen dem Chip- und dem Shader-Takt. Bei vielen Tuning-Programmen lassen sich die Regler nur noch synchron verschieben. Die oben genannten Tools sind dank der einfach gehaltenen Oberflächen intuitiv zu bedienen. Für Afterburner gibt es vom Hersteller darüber hinaus eine sehr ausführlich bebilderte Online-Dokumentation . Darin wird auch auf die Risiken des Übertaktens durch höhere Spannung hingewiesen. Beim MSI-Programm müssen Sie die Funktion zuerst einmal über die Einstellungen freischalten, damit es zur Verfügung steht. Wenn Sie diesen Weg gehen möchten, behalten Sie während der Tests die Temperaturentwicklung der Grafikkarte im Blick.

Arbeitsspeicher: Die richtigen Timings setzen
Die Potenziale beim Tunen des Arbeitsspeichers sind im Vergleich zu CPU und GPU eher gering. Trotz allem gibt es an dieser Stelle die Möglichkeit, durch korrekte manuelle Einstellungen und angepasste Timings ein wenig mehr aus den Speicherriegeln herauszuholen. Die Einstellungen steuern Sie am einfachsten direkt über das Uefi/Bios. Bevor wir mit dem eigentlichen Tuning starten, hier noch ein paar Optimierungsmöglichkeiten vorab. Als Erstes setzen Sie manuell die richtige DRAM-Frequenz Ihrer Speicherbausteine. Setzen Sie anschließend die Timings Ihrer Speicherbausteine auf die vorgegebenen Werte. Diese sind normalerweise direkt im Bios ersichtlich. Die CAS Latency ist ein Wert, der ebenfalls für die Performance Ihrer Speicherbausteine von entscheidender Bedeutung ist. An dieser Stelle gilt: je niedriger, desto besser. Starten Sie zu Beginn jedoch mit den Werten, welche der Hersteller für die Speicherriegel angibt. Die CAS Write Latency ist ein weiterer Wert, über den Sie die Performance entsprechend positiv beeinflussen können. Setzen Sie auch diesen zu Beginn auf den vom System vorgeschlagenen Wert. Setzen Sie den Parameter beim Übertakten schrittweise auf einen kleineren Wert. Beim Speicher ist es ebenfalls möglich, die Spannung anzugeben. Im Standard steht diese bei aktuellen Speichermodulen normalerweise auf 1,5 Volt. Erhöhen Sie diese gegebenenfalls schrittweise, benutzen Sie dazu jeweils 0,1-Volt-Schritte. Die Ergebnisse, die Sie beim Übertakten von Speicher erzielen können, sind jedoch sehr überschaubar. Das Risiko für die Hardware, insbesondere bei der Erhöhung der Spannung, ist dagegen sehr hoch. Daher geht unsere Empfehlung beim Speicher nicht in Richtung Übertakten. Mit einem hochwertigeren Speicher kommen Sie an dieser Stelle deutlich weiter.
Fazit
Mit dem Übertakten Ihrer Hardware ist in einer Vielzahl von Fällen ein signifikanter Leistungsgewinn problemlos möglich. Wie Sie im Workshop gesehen haben, gelingt dies allerdings nur, wenn Sie sowohl entsprechend geduldig als auch umsichtig vorgehen. Die besten Ergebnisse erzielen Sie in jedem Fall bei Prozessoren und Grafikkarten. Beim Hauptspeicher ist dieser eher überschaubar. Tasten Sie sich dabei langsam an die Grenzen der Hardware heran und vergessen Sie darüber hinaus nicht, einige Leistungsreserven mit einzuplanen.Versuchen Sie immer erst über die Optimierung der Taktraten zu gehen, bevor Sie sich an die Spannungswerte heranwagen. Letztere sind stets mit etwas mehr Risiko behaftet. Wenn Sie diese Schritte sinnvoll und überlegt durchführen, dann steht Ihrem Erfolg nichts mehr im Wege.