Die Nutzung und Konfiguration von Network Attached Storage bereitet Linux-affinen Anwender kein Problem. Benutzerverwaltung und Freigaben im lokalen Netz entsprechen Samba-Freigaben unter Linux-PCs, auch wenn die konkrete Umsetzung auf jedem NAS anders aussieht. Der FTP-Server rekurriert ebenfalls auf der Benutzerverwaltung, setzt aber für den Fernzugriff aus dem Web eigene Zugriffsrechte. Dienste wie der UPnP- oder der iTunes-Medienserver erfordern nicht viel mehr als das Einschalten und die Angabe der Medienverzeichnisse.
Diverse weitere Möglichkeiten wie (Software-)Raid der Festplatten oder Optimieren der Energieeinstellungen sind bereits optional. Dennoch erweisen sich NAS-Geräte vor einer Kauf- oder Selbstbau-Entscheidung als eine komplizierte und unübersichtliche Geräteklasse: Die folgenden Infos dienen als Sensibilisierung bei der gar nicht trivialen Frage, was Sie dabei alles beachten müssen.

K.-O.-Kriterien für NAS-Geräte
Erschwingliche NAS-Geräte mit typischerweise zwei oder (deutlich teurer mit) vier Festplattenschächten gibt es von Herstellern wie Synology, Qnap, D-Link, Buffalo, Netgear, Seagate und diversen anderen schon ab 60 Euro, wobei es sich dabei um Leergehäuse mit dem Betriebssystem handelt.
Festplatte(n): Die benötige(n) 2,5- oder 3,5-Zoll-SATA-Festplatte(n) müssen Sie in aller Regel zusätzlich in die Investition einplanen. Bei Geräten mit nur einer Festplatte ist diese hingegen zum Teil schon an Bord, was einen direkten Preisvergleich kompliziert. Selten gibt es auch 2-Bay-NAS-Geräte, welche die Platten schon mitbringen. Zur preislichen Orientierung: 3,5-Zoll-Festplatten mit einem TB kosten derzeit ab 50 Euro, mit zwei TB ab 70 Euro.
Die maximal unterstützte Kapazität eines NAS ist ein entscheidendes Kriterium. Manches ältere NAS-System kann nur Festplatten bis ein TB adressieren, aktuell verkaufte adressieren maximal zwei, drei oder vier TB. Solche Limits werden mitunter durch spätere Firmware-Updates erhöht, aber darauf sollte man nicht selbstverständlich rechnen. Wenn Sie bereits Festplatten besitzen, die Sie in das NAS setzen wollen, müssen Sie darauf achten, dass das Gerät den Formfaktor aufnimmt: Es gibt NAS für 3,5 Zoll, weitere für 2,5 Zoll und einige Modelle, die beide Größen aufnehmen können.

Anschlüsse: Gigabit-Ethernet ist selbst bei günstigsten Geräten der theoretische Standard, den die meisten Geräte im Alltagsbetrieb allerdings nicht annähernd erreichen. Wer hier harte Leistungsdaten sehen will, ist mit der englischsprachigen Website www.legionhardware.com gut beraten (siehe dort „Hardware, Storage“).
Ein USB-Anschluss (2.0) zumindest für einen Drucker ist überall Standard, aber es gibt auch Geräte mit zwei USB-Ports, zum Teil auch mit USB 3.0. Teurere NAS bieten ferner eSATA-Ports. Solche Anschlüsse dienen erstens dem besonders schnellen Datentransport externer Medien auf die eigentlichen NAS-Festplatten, können zweitens aber auch dauerhaft die Kapazität erweitern. Wenn Sie sich im Home-Bereich für ein angemessen dimensioniertes NAS entschieden haben, sind schnelle USB- und eSATA-Ports aber kein Kaufkriterium, da Sie alle Daten auch über relativ schnelles Ethernet auf das NAS befördern.
Ebenfalls in die Ecke optionaler Luxus gehört der WLAN-Chip, den teurere Geräte mitbringen. Es gibt passende Apps für Android- und iOS-Mobilgeräte, die den direkten Weg zum WLAN-NAS gehen und damit Nutzung und Leistung verbessern. Es genügt aber, wenn ein guter WLAN-Router das Mobilnetz versorgt: Dann gehen die Daten via Ethernet vom NAS zum Router und von dort per WLAN zu den Mobil-Clients.
Die Fritzbox als NAS: So klappt die Einrichtung
Leistung und Funktionsumfang: Nichts verbuddeln Hersteller kleinerer NAS tiefer als die harten Daten zu Prozessor und Arbeitsspeicher. Das ist vor allem deshalb ein Problem, weil alle Geräte auf Software-Seite mehr oder weniger denselben Funktionsumfang versprechen.
Nur ein Beispiel: Während eine für NAS-Verhältnisse opulent ausgestattete Synology DS414 Diskstation eine Dual-Core-CPU mit 1,33 GHz und einem GB RAM mitbringt, hat die Synology DS214 Diskstation eine Single-Core-CPU mit 800 MHz und 256 MB. Letzteres reicht absolut für einen guten Samba-Datenserver, kommt aber als UPnP-Media-Server schnell an seine Grenzen. Im Prinzip eignen sich auch preisgünstige NAS-Geräte als robuste Daten-Halde, wer jedoch mehr erwartet, sollte die Produktbezeichnung des gewünschten Geräts mit dem Stichwort „Datenblatt“ googeln oder (statt auf www.amazon.de ) beim informativeren Fachhandel wie www.conrad.de recherchieren.
Tipps zur Einrichtung des NAS-Geräts
Zur Inbetriebnahme genügt der Anschluss an das Stromnetz, die Verbindung zum Kabelnetz über die Ethernet-Buchse und Einschalten des Geräts. Die komplette weitere Konfiguration erfolgt über den Browser am PC. Dazu ist nur die Kenntnis der lokalen IP-Adresse des NAS erforderlich.

IP-Adresse ermitteln: Für die Erstkonfiguration gibt es oft ein mitgeliefertes Windows-Tool, um die IP des NAS zu ermitteln. Linux-Anwender finden diese aber auch ohne solche Hilfsmittel in der Geräteübersicht ihres Routers heraus. Danach erreichen Sie mit jedem Browser die Konfigurationsoberfläche des NAS, indem Sie die IP in die Adresszeile eingeben. Das Log-in zum NAS lautet meist auf „admin“ mit Kennwort „admin“ (oder kein Kennwort).
Feste IP-Adresse: Beim NAS sollten Sie auf die automatische DHCP-Vergabe der IP unbedingt verzichten und ihm stattdessen sofort eine feste IP-Adresse zuweisen (unter „Netzwerk“ oder „Netzwerk-Konfiguration“ oder auch „LAN“). Dann finden Sie die Konfigurationsoberfläche des NAS künftig unter einer zuverlässigen IP, die Sie als Browser-Bookmark ablegen können. Zwingend notwendig ist die statische IP für eine Portweiterleitung (siehe unten).
Festplatten einbauen: Die Aktion geschieht bei allen uns bekannten NAS-Geräten werkzeuglos. Es genügt das Öffnen des Schachts und Einschieben der Platte mit dem SATA-Anschluss nach vorne, bis die Platte dort andockt. Durch das Schließen des Schachtdeckels rastet die Platte endgültig ein und ist einsatzfähig.
NAS-Systeme basieren auf einem Embedded Linux, das auf allen Festplatten sein Dateisystem fordert – typischerweise Ext2 oder Ext4. Eingeschobene Festplatten mit anderen Dateisystemen müssen daher neu formatiert werden. Kopieren Sie deshalb Platten, die bereits Daten enthalten, vor dem Einbau um. Nach der Formatierung im NAS kann die Platte über das Netz seine ursprünglichen Daten wieder erhalten.
Bei extern an USB oder eSata angeschlossenen Laufwerken unterstützen NAS-Geräte auch gängige Windowsund Apple-Dateisysteme.

FTP-Server und Portweiterleitung: Via FTP-Server bieten alle NAS-Geräte den Zugriff über das Internet. Beachten Sie aber, dass der Webzugriff oft ein Notbehelf bleibt, wenn die Upload-Leistung des Internet-Providers nur die typischen zwei MBit/s beträgt. Für das Abholen einer wichtigen Office-Datei ist dies aber allemal ausreichend.
Am NAS muss der FTP-Dienst aktiviert und dann für einen bestehenden Benutzer eine Ordnerfreigabe definiert werden. Damit der Router Webanfragen auf Port 21 durchlässt, benötigen Sie ferner eine Portweiterleitung im Router, die zur festen lokalen IP des NAS-Geräts führt. Um passives FTP und eine sichere SSL/TLS-Verbindung zu ermöglichen, benötigen Sie eine zusätzliche Weiterleitungsregel im Router. Leiten Sie in diesem Fall auch die Ports 55536-55663 an die lokale IP-Adresse des NAS weiter.
Als weitere Hürde erweist sich die tägliche Neuzuweisung der öffentlichen IP durch den Internet-Provider. Dies lässt sich dadurch umgehen, dass der FTP-Fernzugriff nicht direkt, sondern über eine feststehende Hilfsadresse eines Dienstes wie dyndns.com, noip.com oder selfhost.de geschieht. Das NAS schickt seine aktualisierte IP-Adresse automatisch an diesen Dienst, und dieser Dienst kann dann FTP-Anfragen an Pseudo-Hilfsadresse an die tatsächliche öffentliche IP weiterreichen. Alle NAS-Geräte unterstützen diesen Vorgang, indem sie die Konfiguration einer dynamischen Adresse anbieten („Dyndns“, „Dynamic DNS“ oder „DDNS“). Zum Teil übernehmen die Hersteller diese Vermittlung selbst oder kooperieren mit einem der oben genannten Dienste.
Den Client-Zugriff auf einen FTP-Server beherrscht im Prinzip jeder Linux-oder Windows-Dateimanager; ein empfehlenswerter FTP-Client mit eingebauter Server-Verwaltung ist das bewährte Filezilla.
NAS-Systeme für Profis: Darauf sollten Sie achten
Zugriff via Webdav: Inzwischen ist auch Webdav auf dem Home-NAS weitverbreitet. Bei dieser deutlich anspruchsvolleren Technik des Webzugriffs via integriertem HTTP-Webserver kann das Client-Gerät den freigegebenen NAS-Ordner wie ein lokales Laufwerk einbinden. Für Webdav muss der Router Anfragen am Port 5005 (oder verschlüsselt: 5006) erlauben und an die NAS-IP weiterleiten. Für Webdav ist genau wie beim FTP-Server eine dynamische Adresse erforderlich. Der Zugriff eines Linux-Rechners erfolgt am bequemsten im Dateimanager über die Option „Mit Server verbinden“.
Leider hat an dieser Stelle neueres Ubuntu 14.xx inzwischen die Vorgabe „Servertyp“ getilgt, die in der Dropdown-Liste auch die Option „Web-DAV“ anzeigte. Sie müssen daher als „Serveradresse“ den Typ „davs://“ manuell voranstellen und danach die Adresse Ihres NAS gemäß den Konfigurationseinstellungen eintragen. Im Folgedialog erscheint die Abfrage von Benutzername und Kennwort.