Darüber hinaus speichern die Autohersteller viele weitere Infos zur Nutzung des Autos, etwa Beschleunigung, Spitzengeschwindigkeit, Verschleiß von Autoteilen oder Wartungshäufigkeit.
Bisher verblieben diese Daten im Bordcomputer des Autos und konnten nur von einer Werkstatt ausgelesen werden. Das ändert sich aktuell, denn für die Daten Ihres Autos interessieren sich viele, finanzstarke Parteien. Gesendet werden die Daten bereits heute aus Premiummodellen per Funk, denn die teuren Wagen kommen mit eingebauter Mobilfunktechnik. Ab März 2018 sollen zudem alle Neuwagen mit der Funktechnik E-Call ausgeliefert werden. Diese soll bei einem Unfall automatisch eine SMS an die Notfall-Nummer 112 schicken.

Was gut klingt und viele Leben retten kann, kommt huckepack mit zusätzlichen Diensten, die weitere Daten aus dem Auto funken. Diese Dienste vermitteln bei einem Defekt etwa automatisch eine Werkstatt. Und hier fängt E-Call an, ein riesiges Geschäft zu werden, denn in der EU werden pro Jahr 170 Milliarden Euro in Kfz-Werkstätten umgesetzt (Quelle: Cecra ). Derjenige, der die Infodaten aus unseren Autos empfängt und steuern kann, wohin wir unser Auto zur Reparatur oder auch zum Service bringen, kann viel Geld verdienen.
Doch nicht nur die Autohersteller und Werkstätten möchten an die Autodaten. Die ersten KFZ-Versicherer bieten versuchsweise zusätzliche Blackboxen fürs Auto an. Nach dem Motto: Wir überwachen Ihren Fahrstil, und wenn uns dieser passt, dann zahlen Sie weniger für die Versicherungen. Hier holt sich der Fahrer die Überwachung ganz freiwillig an Bord.
Auch andere Autofahrer installieren sich die Überwachung freiwillig und verbauen eine Kamera, eine sogenannte Dashcam. Damit zeichnen sie ihre eigene Fahrt auf. Teurere Dashcams haben zudem einen GPS-Empfänger eingebaut, der zum Video auch die genaue Position speichert.
Zuletzt ist nun auch der ADAC auf den Datensammelzug aufgesprungen und fordert für künftige Autos eine Blackbox ähnlich wie im Flugzeug: „Wenn ein hochautomatisiertes Fahrzeug über eine rote Ampel fährt, muss feststellbar sein, ob ein Fehlverhalten des Systems oder des Fahrers vorliegt“, sagte ADAC-Juristin Claudia May der Branchenzeitung Automobilwoche.
Wer jetzt glaubt, er führe mit seinem alten Auto ohne große Elektronik, sorgenfrei oder zumindest unbelauscht, hat nicht an sein Smartphone gedacht. Dieses zeichnet zumindest den Fahrweg auf. Das erledigt entweder die Navigations-App des Handys oder irgendeine werbefinanzierte App, die heimlich die GPS-Daten speichert. Und wer Fitness-Apps wie Google Fit oder ein Fitnessarmband nutzt, der verrät letztlich über diesen Weg nicht nur seine Position, sondern gar auch die Beschleunigungswerte seiner Reise …
Wem gehören die Daten in Ihrem Fahrzeug?
Die Daten in Ihrem Wagen gehören grundsätzlich Ihnen. Darauf weist auch Tatjana Halm, Referatsleiterin Markt und Recht bei der Verbraucherzentrale Bayern e.V. hin. Allerdings verliert man die Kontrolle darüber schneller, als man denkt. Kaufen Sie etwa ein Auto mit eingebauter Car-to-X-Kommunikation, willigen Sie bereits beim Kauf in eine Datenweitergabe ein. Das passiert faktisch auch, wenn Sie Ihr Auto zur Reparatur oder zum Service bringen. Die Weitergabe der Daten ist dann zwar stets zweckgebunden und zeitlich begrenzt, nämlich mit dem Ziel der Reparatur, aber kontrollieren kann man das natürlich kaum.

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Lassen Sie sich navigieren, etwa durch Ihr Smartphone oder das eingebaute Navi, fallen automatisch die hochsensiblen Bewegungsdaten an. Zwar versprechen die Hersteller der Geräte, Bewegungsdaten nur anonym zu erfassen, doch ist dieses Versprechen Augenwischerei. Denn früher oder später lässt sich auch einem anonymen Datensatz eine Person zuordnen. Es müssen nur genügend unterschiedliche Daten zusammenkommen.
Kommt es schließlich zu einem Unfall, sind Sie ebenfalls nicht mehr Herr Ihrer Daten. Denn ein Richter kann die Daten Ihres Autos, etwa aus der Dashcam oder einer Blackbox, als Beweismittel für einen Prozess zulassen – und das auch gegen Ihre Interessen.
Datenverzicht – wo es geht: Auf einige Datensammler im Auto haben Sie keinen Einfluss, etwa die standardmäßige Blackbox eines Autos. Andere Datensammler möchten man vielleicht trotz der Gefahr der Überwachung nutzen, etwa die Car-to-X-Kommunikation, die im Notfall Daten automatisch sendet. Ob man auf andere Funktionen aus Datenschutzgründen nicht besser verzichten sollte, muss jeder für sich selbst entscheiden.