Nach der Einrichtung einer neuen Software taucht in Ihrem Browser eine neue Werkzeugleiste auf? Oder auf Ihrem Desktop erscheint regelmäßig ein kleines Fenster, das Werbung für verschiedene Produkte macht? Wenn ja, dann haben Sie auf Ihrem Rechner vermutlich ein potenziell unerwünschtes Programm (Potentially Unwanted Program, kurz PUP) installiert. In den meisten Fällen geschieht das unbeabsichtigt beim Einrichten einer neuen Software. Manche Entwickler integrieren PUP so ins Setup ihrer Programme, dass der Anwender die entsprechende Option beim schnellen Durchklicken der Installationsoptionen gerne mal übersieht, und kassieren dafür von den Herstellern solcher PUP eine Gebühr. Die wiederum verdienen Geld entweder mit eingeblendeten Werbeanzeigen oder auch, indem ihre Software auf vermeintliche Systembremsen oder überflüssige Datenreste hinweist. Für die Beseitigung ist dann allerdings ein kostenpflichtiges Tool erforderlich.
PUP ist in der Regel harmlos und wird von den gängigen Virenscannern oft nicht beachtet. Dafür sind diese Programme umso nerviger und zudem schwer zu entfernen. In der Liste „Programme und Features“ in der Systemsteuerung von Windows sind sie nicht verzeichnet, auch andere Deinstallationsprogramme wie der Revo Uninstaller (kostenlos) zeigen sie nicht an. Dann helfen nur noch Spezialprogramme wie der kostenlose Adwcleaner von Malwarebytes weiter.
Die ersten Schritte mit Adwcleaner

Kopieren Sie das Programm in einen beliebigen Ordner. Adwcleaner besteht lediglich aus einer einzigen EXE-Datei, die Software muss nicht installiert werden. Sie ist daher auch gut für einen USB-Stick mit Hilfsprogrammen wie Antiviren-, Backup- und anderen Systemtools geeignet. Kopieren Sie die Programmdatei Adwcleaner_8.3.1.exe einfach auf den Stick. Nach einem Doppelklick auf das File öffnet sich die Bedienoberfläche.

Beim ersten Start müssen Sie mit einem Klick auf „Ich stimme zu“ die Lizenzvereinbarung bestätigen. Anschließend klicken Sie für einen ersten Suchlauf auf „Jetzt scannen“. Adwcleaner benötigt nur wenige Sekunden, um ein Windows-System zu überprüfen. Die Software erkennt unerwünschte Toolbars, Adware (Werbeeinblendungen), Spyware (Software, die Daten über den Anwender sammelt) und Browser-Hijacker (Programme, die die Einstellungen des Browsers verändern). Wir fassen diese Software unter dem Oberbegriff PUP zusammen. Nach dem Scan zeigt Adwcleaner die Ergebnisse in einer Liste an. Parallel dazu legt es den Ordner C:Adwcleaner an und speichert die Resultate im Unterverzeichnis „Logs“.

Die beim Suchlauf gefundenen Programme können Sie anschließend mit einem Klick auf „In Quarantäne verschieben“ isolieren und damit deaktivieren, so dass die Browser-Toolbars, Werbeeinblendungen und dergleichen nach einem Neustart von Windows verschwunden sind.

Weitere Infos zu einem PUP abrufen
Wenn Sie im Register „Dashboard“ mit der rechten Maustaste auf den Eintrag eines PUP klicken, erscheint ein kleines Kontextmenü. Mit einem Klick auf „Bedrohungsdefinition anzeigen“ rufen Sie eine Webseite von Malwarebytes auf, die Ihnen weitere Informationen liefert. Unter „Short bio“ finden Sie eine Kurzbeschreibung des Programms, ganz unten stehen unter „Traces/IOCs“ die Ordner, die das PUP anlegt. Mit diesen Angaben können Sie abschätzen, ob Sie eine von Adwcleaner gefundene Malware nun entfernen sollten oder nicht.

Software vom Scan ausnehmen
Ein weiterer Eintrag im Kontextmenü lautet „Zu Ausnahmenliste hinzufügen“. Nach einem Klick verschwindet die markierte Software aus der Liste und taucht anschließend im Register „Einstellungen“ unter dem Reiter „Ausschlüsse“ wieder auf. Dort können Sie Häkchen vor die einzelnen Einträge setzen. Die drei Buttons an der Unterkante des Fensters bleiben jedoch trotzdem ausgegraut. Das ändert sich erst, nachdem Sie wieder ins Dashboard gewechselt sind und auf „Abbrechen“ geklickt haben. Danach sind unter „Einstellungen –› Ausschlüsse“ alle drei Buttons aktiv. Mit „Ausnahme hinzufügen“ weisen Sie Adwcleaner an, bestimmte Elemente, die das Programm als PUP erkennt, zu ignorieren. Das können beispielsweise Systemtools sein, die Sie trotz der negativen Einschätzung von Adwcleaner weiter benutzen wollen.
Nach einem Klick erscheint ein Dialogfenster, das Ihnen anbietet, entweder eine PUP-Familie oder ein einzelnes Element von der Erkennung auszuschließen. Wenn Sie sich für „Familie“ entscheiden, müssen Sie die genaue Bezeichnung eingeben, wie sie in der Datenbank von Adwcleaner verzeichnet ist. Die vollständige Liste finden Sie unter https://blog.malwarebytes.com im Internet. Tippen Sie auf dieser Seite beispielsweise PUP ins Suchfeld ein, um sämtliche unerwünschten Programme angezeigt zu bekommen.

Nach der Auswahl von „Element“ haben Sie im gleichnamigen Feld Zugriff auf ein Drop-down-Menü mit den Einträgen „Datei“, „Ordner“,
„Registrierungsschlüssel“, „Registrierungswert“, „Dienst“, „URL“ und „Prozessname“. Stellen Sie ein, um welche Art von Element es sich handelt, und geben Sie anschließend ins Feld „Inhalt“ den Pfad ein. Wenn Sie etwa einen Ordner von der Suche ausschließen wollen, tragen Sie „C:Temp“ ein. Bestätigen Sie zum Schluss mit „OK“.
Nach einem Klick auf den Button „Ausnahme bearbeiten“ erscheint ein Dialogfenster, bei dem die Felder zum markierten PUP bereits ausgefüllt sind. Klicken Sie hingegen auf „Ausnahme entfernen“, wird das PUP beim nächsten Scan erneut erfasst und taucht wieder in der Liste des Dashboard auf.

In Quarantäne oder löschen
Sobald die Ergebnisse des Scans vorliegen, können Sie auswählen, welches PUP Adwcleaner unschädlich machen soll. Lassen Sie bei diesen Einträgen das grüne Häkchen stehen, bei allen anderen löschen Sie es. Klicken Sie auf „In Quarantäne verschieben“.
Achtung: Adwcleaner weist Sie nun darauf hin, dass kurzzeitig sämtliche laufenden Prozesse beendet werden. Diese Warnung sollten Sie ernst nehmen. Denn sie bedeutet, dass auch alle laufenden Programme, mit Ausnahme von Adwcleaner selbst, ohne weitere Nachfrage geschlossen werden. Speichern Sie also zunächst Ihre geöffneten Dokumente, bevor Sie auf den Button klicken.
Anschließend erscheinen die Programme im Register „Quarantäne“, entweder bei „Elemente“ oder bei „Vorinstallierte Software“. Sie können sie sofort löschen und damit endgültig von der Festplatte entfernen. Besser ist es allerdings, sie zunächst noch in der Quarantäne zu belassen. Denn falls Sie in den folgenden Tagen feststellen, dass Sie die Software noch benötigen, können Sie sie problemlos wiederherstellen. Der entsprechende Button von Adwcleaner ist allerdings zunächst ausgegraut. Um ihn zu aktivieren, gehen Sie zurück zum „Dashboard“ und klicken auf „Abbrechen“ oder führen einen neuen Scan durch.
PUP-Jagd per Kommandozeile
Sie können Adwcleaner nicht nur vom Windows-Desktop aus starten, sondern auch von der Kommandozeile. Auf diese Weise finden Sie oft mehr als über die grafische Oberfläche. Tippen Sie cmd in das Suchfeld der Taskleiste und klicken Sie auf „Eingabeaufforderung“. Hangeln Sie sich nun durch den Verzeichnisbaum zu dem Ordner, in dem die EXE-Datei von Adwcleaner liegt. Dort können Sie das Programm mit folgenden Schaltern starten:
- /? Zeigt die Hilfefunktion an
- /clean Scannt den Computer und versetzt die erkannten PUP in Quarantäne
- /scan Scannt den Computer und listet erkannte PUP auf
Die folgenden Schalter können Sie mit den drei oberen Optionen kombinieren:
- /noreboot Kann zusammen mit dem Schalter /clean eingesetzt werden. Verhindert den anschließenden Neustart des Rechners.
- /path Ändert das Arbeitsverzeichnis. Falls nicht anders angegeben, verwendet das Programm den Ordner C:Adwcleaner für das Verzeichnis der Programme in Quarantäne, die Log-Dateien und die Einstellungen.
- /preinstalled Scannt den Computer und versetzt erkannte PUP in Quarantäne, darunter auch vorinstallierte Anwendungen.
Der Unterschied zwischen einem PUP und einem PC-Virus
Man kann PUP als eine Form von Malware bezeichnen, auch wenn von den Programmen in der Regel keine große Gefahr ausgeht. Der wichtigste Unterschied zu einem Computervirus ist, dass ein PUP nicht per E-Mail, über Sicherheitslücken oder Makros in Office-Dokumenten auf den Rechner gelangt, sondern meist im Huckepack zusammen mit anderer Software installiert wird.
Die Verbreiter von PUP haben es nicht auf Ihre Bank- oder Kreditkartendaten abgesehen und wollen auch nicht Ihre Festplatte verschlüsseln. Ihnen geht es normalerweise lediglich um das Ausspielen von Werbung oder auch darum, Sie bei jedem Start des Browsers auf eine bestimmte Website zu lotsen. Programme wie Adwcleaner sind darauf spezialisiert, PUP aus dem System herauszulösen und zu löschen. Sie bieten keinen Schutz gegen Viren wie etwa Trojaner oder Ransomware. Aus diesem Grund müssen Sie parallel zu Adwcleaner immer noch eine Antiviren-Software laufen lassen.
Adwcleaner: Die wichtigsten Einstellungen kurz erklärt