Wer sich ein neues Smartphone kauft, verbringt zuvor bestimmt Stunden mit der Recherche nach dem richtigen Gerät: Es soll möglichst schnell arbeiten, viel Speicher haben, und eine lange Akkulaufzeit wäre auch von Vorteil. Denn das Smartphone wird nicht mehr nur zum Telefonieren verwendet, sondern ersetzt mittlerweile die Digitalkamera, den Organizer und natürlich auch den MP3-Player.
Und genau da liegt das Problem: Die meisten Anwender verschwenden Wochen, wenn nicht Monate mit der Suche nach dem optimalen Smartphone, nehmen dann zum Musikhören aber nur die beiliegenden Ohrstöpsel, die meist einen miserablen Klang liefern. Daher unser Tipp: Investieren Sie in gute Kopfhörer! Welche für Sie am besten passen, erfahren Sie in unserer Kaufberatung.
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In-Ear, On-Ear oder Over-Ear?
Die erste Entscheidung, die Sie hinsichtlich Ihres zukünftigen Kopfhörers treffen müssen, ist die Art der Ohrstücke. Hier unterscheidet man hauptsächlich zwischen drei Arten: Die klassischen Ohrstöpsel verschwinden je nach Ausführung mehr oder weniger komplett im Ohr. Sie sind dann auch unter den Bezeichnungen In-Ear-Kopfhörer (stecken im Ohr) oder Ear-Buds (sitzen am Anfang des Gehörgangs) zu finden. Etwas größer fallen die Ohrstücke der On-Ear-Kopfhörer aus – sie haben einen meist anpassbaren Kopfbügel, die Ohrstücke liegen auf den Ohren auf. Die größten Ohrstücke bieten die Over-Ear-Kopfhörer. Sie besitzen ebenfalls einen anpassbaren Kopfbügel, wobei die Ohrstücke die Ohren komplett umschließen. Im Folgenden gehen wir auf die Vor- und Nachteile der einzelnen Kopfhörertypen ein.

©Beyerdynamic
Ohrstöpsel (Ear-Buds, In-Ears): Besonders mobil und kompakt
Wer hauptsächlich unterwegs mit seinem Smartphone Musik hören will, für den sind Ohrstöpsel, vor allem in der In-Ear-Ausführung, sicherlich die bequemste Lösung. Die Kopfhörer bieten einen ordentlichen Klang, ihr größter Vorteil ist jedoch ihre Kompaktheit: Sie verschwinden schnell in der Tasche, sind sofort einsatzbereit und verschandeln modischen Zeitgenossen am wenigsten das Outfit, da sie Frisuren, Mützen und Ähnliches nicht beeinträchtigen.
Allerdings bergen Ohrstöpsel aufgrund ihres Grabbeltisch-Charakters auch das größte Risiko eines Fehlkaufs. Denn gerade die Ear-Buds, die Sie häufig an der Kasse Ihres Discounters vorfinden, sind vielleicht preislich attraktiv, enttäuschen jedoch immer hinsichtlich ihrer Klangqualität (vor allem bei der Basswiedergabe) und des Tragekomforts. Gerade Letzterer ist bei Ohrstöpseln die halbe Miete. Sehen Sie sich also die Ohrstücke genau an, und achten Sie darauf, dass diese möglichst weit im Ohr verschwinden (In-Ears). Sonst fallen Ihnen die Ohrhörer möglicherweise schon bei der kleinsten Kopfbewegung heraus. Um dem vorzubeugen, legen die meisten Hersteller ihren In-Ear-Modellen mehrere Aufsatzgrößen aus Gummi oder Schaumstoff bei, sodass Sie die Ohrstücke einigermaßen an Ihr Ohr anpassen können. Einen Schritt weiter geht Beyerdynamik und bietet zu den Modellen der DTX- und MMX-Reihe für 120 Euro passgenaue Ohrstücke vom Hörgeräte-Akustiker an.
Was die Bauweise von Ohrstöpseln angeht, so sind die meisten In-Ear-Modelle geschlossen gefertigt. Das bedeutet, dass Außengeräusche nur schlecht wahrgenommen, selbstverursachte Geräusche wie Räuspern, aber auch Trittgeräusche dagegen verstärkt gehört werden. Wer dies als störend empfindet, für den bietet beispielsweise Bowers & Wilkins mit dem C5 Series 2 einen In-Ear-Kopfhörer mit speziellem Mikroporösfilter, der für einen offeneren Klang sorgen soll. Oder Sie greifen gleich zu Ear-Buds, müssen dann aber, wie gesagt, Abstriche bei der Basswiedergabe machen. Ausnahmen bilden hier die Ear-Buds von Yuin , etwa das Modell PK3, das Sie bei Amazon bekommen.
On-Ear-Kopfhörer: Kompromiss zwischen Kompaktheit und Klang
Wer sich mit dem Gefühl „Stöpsel im Ohr“ nicht anfreunden kann, der findet mit einem On-Ear-Kopfhörer eine Alternative zum In-Ear-Modell. Auch hier existieren offene und geschlossene Bauweisen, also Kopfhörer mit Ohrmuscheln, die Außengeräusche durchlassen – oder nicht.
Ein Problem bei On-Ears kann der Tragekomfort sein. Die Ohrmuscheln sitzen bei diesem Kopfhörertyp direkt auf den Ohren. Brillen- und Ohrringträger sollten On-Ears also gut und ausreichend lange zur Probe tragen, um ein späteres Drücken der Ohrmuscheln zu vermeiden. Achten Sie hier auch darauf, dass sich der Kopfbügel an Ihre Kopfform anpassen lässt und nicht drückt. Empfehlenswerte Modelle sind hier etwa der AKG Y40, der Audio Technica ATH-T500, der Sennheiser Amperior oder der Ultrasone HFI580.
Over-Ear-Kopfhörer: Ganz in die Musikwelt abtauchen
Wer auch unterwegs auf Musikgenuss total nicht verzichten möchte, der sollte sich einen Over-Ear-Kopfhörer anschaffen. Dessen Ohrmuscheln umschließen die Ohren komplett; und ob Sie damit noch an der Außenwelt teilhaben, beeinflussen Sie, indem Sie sich für ein offenes oder ein geschlossenes Modell entscheiden (siehe oben). Geschlossene Over-Ear-Ohrmuscheln schützen besser vor hohen Frequenzen von außen. Dazu später mehr.

©The House of Marley
Eine Marke, die sich in den letzten Jahren besonders bei Jugendlichen durchgesetzt hat, ist Beats Audio. Die Over-Ear-Kopfhörer des Herstellers zeichnen sich durch einen besonders starken und gewöhnungsbedürftigen Bass aus. Außerdem sind sie mit Preisen ab 200 Euro UVP auch recht teuer. Ein ähnlich basslastiges, aber deutlich günstigeres Modell ist der Skullcandy Crusher, dessen Wummer-Bass Sie per Knopfdruck aktivieren. Er beginnt bei 70 Euro.

©Ultrasone
Legen Sie weniger Wert auf krachenden Bass, sondern mehr auf ausgewogenen Klang, so sind Sie beispielsweise beim Beyerdynamic Custom One, beim Sennheiser Urbanite XL oder beim Ultrasone Performance 880 gut aufgehoben.
Verbindung zum Endgerät: Mit oder ohne Kabel?
Je nachdem, für welchen Typ Kopfhörer Sie sich entschieden haben, stehen Ihnen unterschiedliche Verbindungsarten zwischen Kopfhörer und Musikquelle zur Auswahl. Einzige Ausnahme: Ohrstöpsel schließen Sie immer mit einem Kabel und einem Miniklinkenstecker an das Smartphone oder den MP3-Player an. On- und Over-Ear-Kopfhörer lassen sich dagegen auch kabellos via Bluetooth oder Funk (Infrarot) verbinden. Allerdings sollten Sie beachten, dass die kabellose Soundübertragung immer auf Kosten der Audioqualität geht und Sie nur bei kabelgebundenen Kopfhörern den optimalen Klang erhalten.
Für die kabellosen Anschlussarten spricht in erster Linie die Bewegungsfreiheit: Sie sind nicht mehr durch ein Kabel gebunden und können sich also auch mal frei im Raum bewegen, während das Handy oder Tablet mit Ihrer Musik auf dem Schreibtisch liegt. Dafür müssen jedoch die Hardware-Voraussetzungen gegeben sein: Der Kopfhörer dient hier nämlich als Signalempfänger und benötigt immer einen entsprechenden Signalsender. Da die meisten Mobilgeräte über Bluetooth verfügen und vereinzelt auch über Infrarot, sind die Voraussetzungen hier in der Regel erfüllt. Bei MP3-Playern ist dies jedoch nicht der Fall. Dennoch hat die „Freiheit“ auch bei kabellosen Kopfhörern Ihre Grenzen: Infrarot verlangt Sichtkontakt zwischen Sender und Empfänger, Bluetooth erlaubt immerhin zehn Meter Entfernung.

Ihren Strom erhalten Bluetooth- wie Infrarot-Kopfhörer über einen eingebauten Akku oder Batterien. Ist deren Kapazität zu Ende, lassen sich die Kopfhörer meist per Kabel mit der Musikquelle verbinden und erhalten darüber auch ihren Strom – Sie können also auch mit leerem Akku weiter Musik hören.
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Zusatzfunktion Headset: Praktisch zum Telefonieren und Chatten
Wer seinen Kopfhörer nicht nur zum Musikhören verwenden, sondern auch Anrufe am Smartphone entgegennehmen oder während Online-Games mit seinen Mitspielern reden möchte, der sollte darauf achten, dass der Kopfhörer mit einer Headset-Funktion ausgestattet ist. Das bedeutet, dass das Gerät mit Bedienelementen am Kabel beziehungsweise – bei kabellosen Ausführungen – an den Ohrmuscheln ausgestattet ist. Damit können Sie Anrufe annehmen sowie beenden, die Lautstärke anpassen und bei der Musikwiedergabe zum nächsten oder vorigen Musiktitel springen.

Wichtig ist hier: Die Bedienelemente müssen konkret für Android ausgelegt sein. Achten Sie also unbedingt auf einen entsprechenden Vermerk auf der Packung. Steht dort nämlich nur „für iPhone“ oder ähnlich, funktionieren die Bedienelemente wahrscheinlich nicht unter Android. Das liegt daran, dass es bei Headsets zwei Standards für den Klinkenstecker gibt: iPhone-Headsets nutzen den CTIA-Standard (Cellular Telephone Industries Association), die meisten Android-Smartphones dagegen den OMTP-Standard (Open Mobile Terminal Platform). Beide unterscheiden sich in der Position der Pins für Mikrofon und Masse, die bei OMTP im Vergleich zu CTIA vertauscht sind. Um ein iPhone-Headset an einem Android-Smartphone zu verwenden, benötigen Sie daher einen speziellen OMTP-Adapter, den es je nach Ausführung für 4 bis 10 Euro gibt. Aber auch hier kann es zu Kompatibilitätsproblemen kommen. Greifen Sie also besser zu einem ausgewiesen mit Android kompatiblem Kopfhörer mit Headset-Funktion.
Zusatzfunktion Noise Cancelling: Schalldämpfer gegen Geräusche
Wie oben angemerkt, bieten geschlossene Over-Ear-Kopfhörer bereits einen gewissen Schutz vor der Außenwelt, vor allem bei hochfrequenten Störgeräuschen. Wer auch im tiefen Frequenzbereich seine Ruhe haben will, der sollte sich nach einem Kopfhörer mit ANC (Active Noise Cancelling) umsehen, also aktiver Geräuschunterdrückung. Bei diesem Verfahren misst ein eingebautes Mikrofon das Umgebungsgeräusch. Für den am Ohr ankommenden Anteil wird anschließend ein gegenpoliges Signal im Kopfhörer erzeugt. Beide treffen am Trommelfell des Anwenders zusammen, wobei das eine Signal das andere kompensiert. Besonders bei tiefen, monotonen Dröhngeräuschen, wie sie etwa ein Zug oder Flugzeug produziert, kann ANC einen großen Unterschied machen – perfekt für Vielreisende.

©Audio Technica
ANC-Kopfhörer haben jedoch auch Nachteile: So erzeugen sie ein Grundrauschen, das unter Umständen zu hören ist. Und die Geräuschunterdrückung benötigt Strom – ist die Batterie oder der Akku leer, funktioniert ANC nicht mehr, im schlimmsten Fall sogar der ganze Kopfhörer. Achten Sie also darauf, dass sich Ihr Wunschmodell auch im Passivmodus betreiben lässt, also ohne ANC. Geräte mit Geräuschunterdrückung sind etwa der Harman/Kardon NC, der Bose Quiet Comfort 15 und der Sony MDR-1RNC.
Kopfhörer für spezielle Anwendungen
In unserer Kaufberatung haben wir Kopfhörer in die Bauweisen Ohrstöpsel (In-Ear), On-Ear und Over-Ear unterteilt, aus denen Sie je nach Wünschen und Vorlieben Ihren Favoriten auswählen können. Es gibt jedoch auch Spezialbauweisen, die sich am Anwendungszweck orientieren. Hier ein paar Beispiele:
Für Sportler: Das wichtigste Ausstattungsmerkmal eines Sportkopfhörers ist der bombensichere Sitz im Ohr. Zwar würden sich allein von der Bauform her hier On-Ears und Over-Ears am besten eignen. Da Sportler aber in der Regel schwitzen, ist hinsichtlich des Tragekomforts von Ohrmuscheln abzuraten. Hersteller wie Sony, Jabra und Sennheiser bieten explizit Sportkopfhörer in In-Ear-Bauweise an. Die Modelle haben spezielle Bügel an den Ohrstücken, die für zusätzlichen Halt sorgen. Alternativ gibt es sogenannte Nackenbügler, bei denen die Ohrstücke durch ein hinter dem Kopf verlaufenden Steg miteinander verbunden sind. Schweiß macht diesen Sportkopfhörern übrigens nichts aus.

©Sennheiser
Für Gamer: Für die Atmosphäre eines Spiels spielt der Sound eine wichtige Rolle. Zwar ist der bei Smartphone-Spielen noch nicht so entscheidend wie bei PC- oder Konsolenspielen. Es schadet aber nicht, dafür gerüstet zu sein. Daher sollte ein Gaming-Kopfhörer möglichst Raumklang wiedergeben. Diesen kann das Gerät entweder selbst simulieren, oder Sie verwenden einen externen Kopfhörerverstärker. Als dritte Möglichkeit kann die Soundkarte in Ihrem PC beziehungsweise der Konsole die Surround-Wiedergabe übernehmen. Des Weiteren sollte ein Gaming-Kopfhörer ein Mikrofon haben, damit Sie bei Online-Spielen mit Ihren Mitstreitern kommunizieren können. Empfehlenswerte Gaming-Headsets gibt’s etwa von Creative, Beyerdynamic (hier besonders das MMX300) und Steelseries.
Für Hi-Fi-Enthusiasten und Filmfans: Ähnliche Ansprüche wie ein Gamer stellt auch ein Hi-Fi-/Filmfan an einen Kopfhörer. Surround-Sound ist Pflicht, daher sollte ein Kopfhörer hier entweder selbst mit einem Klangprozessor ausgestattet sein oder mit einem Kopfhörerverstärker verbunden werden. Passende Sets gibt’s etwa von Audio Technica, Beyerdynamic oder Sennheiser.




