Die Leistungsstärke eines Computers lässt sich ohne technische Unterstützung nicht ermitteln. Bei Ihrer täglichen Nutzung spüren Sie zwar die Konsequenzen, sehen jedoch nur bedingt die Ursachen. Es gibt verschiedene Wege, wie Sie zu einer verlässlichen Aussage kommen. Wir zeigen Ihnen in diesem Workshop, wie Sie mit Windows-Bordmitteln und Benchmark-Programmen die Schwachstellen Ihres PCs ermitteln. Dies bildet die Basis für Ihre anschließenden Tuningund Upgrade-Aktivitäten.
Ein erster Eindruck
Der erste Schritt ist die Ermittlung des aktuellen Status quo. Für eine erste grobe Einsortierung bietet sogar Windows die erforderlichen Mittel. In der Systemsteuerung finden Sie unter „System“ eine Klassifikation Ihres Rechners. Dieser Windows-Leistungsindex ermittelt aus den Komponenten Prozessor, Arbeitsspeicher, Grafik, Grafik für Spiele und primäre Festplatte einen Gesamtwert zwischen 1 und 8. Dabei gibt die schwächste Komponente jeweils den Ausschlag für die Bewertung. Dieser Test ist allerdings nur bedingt aussagekräftig für sämtliche Anwendungen, die über den Büroalltag hinausgehen. Gerade wenn es beispielsweise um die Eignung für Spiele und grafikintensive Spiele geht, gibt der Hersteller in seiner Online-Dokumentation lediglich einen ungefähren Hinweis: „…(Bei) einem Computer mit einer Gesamtbewertung von 6,0 oder 7,0 (…) werden grafikintensive Highend-Anwendungen (beispielsweise Multiplayerund 3D-Spiele) (…) unterstützt…“.
Gesamt-Performance ermitteln
Für die zuverlässige Ermittlung der Gesamt-Performance stellen wir Ihnen drei sehr leistungsfähige Programme vor. Diese ermitteln im ersten Schritt die in Ihrem System vorhandene Hardware und vergleichen sie im zweiten Schritt mit aktuellen Komponenten. Fast alle Benchmark-Programme sind mittlerweile im kommerziellen Bereich angesiedelt. Die ausgewählten Anwendungen bieten zumindest entweder eine leicht abgespeckte kostenlose Version oder eine 30-tägige Testphase an. Damit haben Sie ausreichend Zeit für eine erste Analyse Ihres PCs und für mögliche Belastungstests nach dem Übertakten.

Passmark Performance Test
Der zentrale Vorteil von Passmark ist die sehr große Verbreitung seiner Software und damit auch eine breite Datenbasis für Analysen. Auf der Webseite des Herstellers finden Sie nicht nur die Benchmark-Software , sondern auch viele aktuelle Benchmarks gängiger Hardware. Die Anwendung analysiert zu Beginn Ihr System und zeigt auf der Registerkarte „System“ die ermittelten Komponenten an. Starten Sie daraufhin über das Menü „Tests“ entweder einzelne Analysen oder mittels „Run All Tests“ die komplette Testreihe. Wenn Sie die komplette Bandbreite an Tests ausgewählt haben, kann die Ausführung einige Minuten dauern. Am Ende bekommen Sie als Ergebnis einen Vergleich Ihrer Hardware gegenüber aktuellen Komponenten. Aufgrund der ermittelten Punktzahlen können Sie allerdings auch selbst einen Vergleich in den Benchmark-Tabellen von Passmark durchführen, die online zur Verfügung stehen.

Aida64 Extreme
Das zweite Tool ist Aida64 Extreme , eine kommerzielle Software, die Sie jedoch 30 Tage kostenfrei intensiv testen können. Darin sind ein Teil der Funktionen und die meisten Ergebnisse freigeschaltet. Aida64 bietet Ihnen darüber hinaus einen Überblick darüber, welche Hardware Sie verwenden und wie diese konfiguriert ist. Die Arbeitsoberfläche ist in zwei wesentliche Bereiche aufgeteilt. Auf der linken Seite sehen Sie verschiedene Rubriken, nach denen Ihre Hardware gruppiert ist und verschiedene Sonderfunktionen, wie etwa „Benchmark“. Mithilfe der Trial-Version erhalten Sie eine detaillierte Analyse Ihrer CPU sowie des eingesetzten Speichers. Sämtliche andere Benchmarks stehen aber leider lediglich in der Vollversion zur Verfügung. Sehr praktisch bei Aida64 ist der Berichtsassistent, mit dem Sie sich die Ergebnisse sowohl in Textals auch in HTML-Form erstellen lassen können. Dabei ist es möglich, die Tests entweder einzeln über das Menü „Benchmark“ ausführen zu lassen oder auch gesammelt über den „Bericht / Berichts-Assistent“. Aida64 ist im Übrigen der offizielle Nachfolger der Analyse-Software Everest, deren Entwicklung im Jahr 2014 eingestellt wurde.

PC Mark 8
Die wohl umfangreichste Testsuite ist PC Mark 8 . Das knapp 3 GB große Programmpaket gibt es in unterschiedlichen Versionen. Für unsere Belange genügt die kostenlose Basic Edition. Laden Sie sie am besten direkt von der Webseite herunter. Aufgrund der Größe bietet sich ein Download-Manager an. PC Mark 8 hat seine Tests in vier Gruppen unterteilt: „Creative“ ist für die Überprüfung von Notebooks und PCs der Mittelklasse bis hin zum Highend-Bereich ausgelegt. „Work“ richtet sich primär an die Besitzer von Geräten mit starker Office-Nutzung. „Storage“ kümmert sich um Ihre Festplatten, und „Applications“ zeigt Ihre System-Performance auf Basis der wichtigsten Anwendungen – von Adobe Creative Suite bis hin zu Microsoft Office. Bei der Durchführung der Tests gibt es jeweils drei Durchgänge, bei denen die Tests wiederholt werden. Damit erhalten Sie ein recht objektives Ergebnis. Abhängig vom Test müssen Sie mindestens 15 Minuten für die Testdurchführung einplanen. Als Ergebnis bekommen Sie eine Übersicht, in der Sie die Gesamtpunktzahl Ihres Systems sehen sowie in der Detailübersicht das Abschneiden in den relevanten Teilbereichen. Damit haben Sie einen ersten Gesamtüberblick über die Leistungsfähigkeit Ihres Systems. Aus diesen drei Tests ergeben sich bereits erste Erkenntnisse über die von Ihnen eingesetzten Komponenten sowie dazu, an welchen Stellen diese möglicherweise nicht mehr ganz standesgemäß sein könnten.

CPU unter die Lupe genommen
Eine der zentralen Komponenten, die in den Tests unter die Lupe genommen wird, ist die CPU. Der Prozessor eines Computers verfügt über eine Reihe wichtiger Eigenschaften: Der Sockel ist die Steckplatzvorrichtung auf dem Mainboard, um eine CPU zu montieren. In der Regel gibt es eine eindeutige Zuordnung von Sockel und CPU. Diese kann nur in einer Art von Sockel betrieben werden. Die Mikroarchitektur beschreibt die Art und Weise, wie eine CPU aufgebaut ist und wie die Abläufe bei der Verarbeitung von Befehlen zu erfolgen haben. Innerhalb einer Mikroarchitektur gibt es verschiedene Prozessoren, die in der Regel auf dem gleichen Sockel basieren. Die aktuelle Intel-Architektur Haswell verwendet beispielsweise den Sockel 1150. Eine CPU kann einen oder mehrere Kerne besitzen. Bei einem Mehrkern-Prozessor werden die Rechenaufgaben aufgeteilt und parallelisiert. Auf diese Weise kann eine Aufgabe deutlich schneller abgearbeitet werden. Dies funktioniert allerdings nur, wenn die Anwendungen es auch entsprechend unterstützen. Ein Thread ist ein sequenzieller Abarbeitungsablauf eines Prozesses. Threads teilen sich die verfügbaren Ressourcen und nutzen einen gemeinsamen Adressraum. Hat ein Prozessor zwei Kerne mit je vier Threads, kann er insgesamt acht Threads gleichzeitig abarbeiten.

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014

©2014
In einem Prozessor laufen alle Vorgänge nach einem bestimmten Takt. Die Taktrate oder Taktfrequenz gibt an, wie oft die Taktsignale erfolgen. Mit dieser Information ermitteln Sie, wie viele Befehle pro Sekunde abgearbeitet werden können. Ein Intel i5-3320M ist mit zwei Kernen mit je vier Threads ausgestattet. Die Grundtaktfrequenz des Prozessors sind 2,6 GHz. Damit ist der Prozessor in der Lage, 2,6*1.000.000.000*4*2 =20.800.000.000 Befehle pro Sekunde abzuarbeiten. Der Cache des Prozessors speichert Prozessorbefehle und Daten zwischen, die unmittelbar zur Verarbeitung anstehen. Ein Level-3-Cache besitzt insgesamt drei Ebenen, die unterschiedliche Zugriffszeiten haben. Eine anschauliche Beschreibung der Funktionsweise finden Sie bei Wikipedia . Alle diese Daten lassen sich mit einem entsprechenden Analyseprogramm wie CPU-Z auslesen. Für die benötigten Leistungswerte Ihres Prozessors ist es von entscheidender Bedeutung, welches das Haupteinsatzgebiet Ihres Rechners ist. Mithilfe des Vergleichs aus dem Passmark-Test lässt sich einfach feststellen, wo sich Ihre CPU im Vergleich zu anderen Rechnermodellen befindet. Haben Sie beispielsweise vor zwei Jahren einen Mittelklasseprozessor wie den i5-4670K zum Preis von rund 230 Euro gekauft, so rangiert dieser heute bei Passmark mit seinen rund 7700 Punkten auf einem hinteren Mittelfeldplatz. In die gleiche Preiskategorie fällt heute beispielsweise ein Intel Xeon E3-1231 v3 mit rund 240 Euro und einem Leistungswert von 9632 Punkten. Bereits mit dem älteren Prozessor ist die Arbeit mit Office, das Surfen im Internet oder die Bearbeitung von Fotos problemlos möglich. Gerade Spieler sind immer wieder dazu gezwungen, ihren Rechner aufzurüsten, damit aktuelle Spiele auch flüssig laufen. Hierbei spielt insbesondere die Taktfrequenz der CPU eine ganz zentrale Rolle, die Kerne sind dabei ein wenig zu vernachlässigen. Bei aktuellen Spielen finden Sie in den Anforderungen meistens zwei Angaben: zum einen die Anzahl der Kerne und zum anderen die Taktfrequenz. Wie Sie weiter oben bereits gelernt haben, ist es mithilfe dieser Werte möglich, die Anzahl von Befehlen pro Sekunde zu ermitteln, die eine CPU abarbeiten kann.

Der Hauptspeicher
Der Prozessor hat ebenfalls Einfluss auf die Art des Speichers, der sich in Ihrem Rechner verwenden lässt. Er gibt vor, welchen Speichertyp er voraussetzt und welche RAM-Frequenzen er verarbeiten kann. Der Intel i7-5820K kommt beispielsweise mit den Speichertypen DDR4-1333, -1600 und -2133 zurecht. Er kann also mit einem Speichertakt von 1333 Hz, 1600 Hz und 2133 Hz umgehen. Sämtliche weitere Einschränkungen für Ihren Arbeitsspeicher werden über das eingesetzte Mainboard geregelt. Wenn Sie also die Architektur Ihres Prozessors verändern, kommt es in den meisten Fällen zu einem gleichzeitigen Austausch des Arbeitsspeichers sowie des Mainboards. Damit haben die Leistungsmessung und das schlechte Abschneiden des Prozessors direkten Einfluss auf mindestens drei Komponenten Ihres Rechners: den Speicher, das Mainboard und den Prozessor selbst. Für die meisten Anwendungen gibt es somit lediglich eine Angabe, wie viel Speicher mindestens in Ihrem Computer vorhanden sein muss. Zusätzliche Angaben wie beispielsweise die Taktrate des Speichers werden nicht spezifisch eingefordert.

Festplatte analysieren
Einen entscheidenden Einfluss auf die Gesamt-Performance Ihres Systems hat auch die Festplatte, auf der sich Ihr Betriebssystem sowie Ihre Daten befinden. Verfügt Ihr Computer über eine schlechte Bewertung bei den Lese und Schreibwerten, dann setzen Sie sehr wahrscheinlich entweder eine alte mechanische Festplatte, eine langsame SSD-Festplatte oder einen veralteten Controller ein. In diesem Fall ist die Analyse ein wenig komplexer. Im ersten Schritt sollten Sie die vorhandene Festplatte herausfinden, falls Sie dies noch nicht über das eingesetzte Benchmark-Programm ermitteln konnten. Nutzen Sie dazu am besten die Analyse-Software Crystaldiskinfo . In dieser erfahren Sie, welche Festplatte in Ihrem PC arbeitet und welcher Übertragungsmodus sowie welche Konfigurationsparameter aktiviert sind. Mithilfe des Festplattentyps und der erzielten Übertragungsraten aus dem Performance-Test können Sie Ihr System mit einem Referenzsystem vergleichen. Eine sehr gute Datenbasis hierzu liefert Ihnen beispielsweise die Website SSD-Test . Auf dieser finden Sie zu vielen aktuellen und älteren SSDs die Leistungswerte zu verschiedenen Schreib- und Lesetests. Wenn Ihre Festplatte dort wesentlich bessere Ergebnisse erzielt hat als in Ihrem Computer, kann dies mehrere Ursachen haben. Entweder wird sie an einem älteren Controller betrieben, der lediglich SATA-2 unterstützt, oder die Konfigurationsparameter Ihres Windows-Systems sind nicht optimal auf Ihre Festplatte ausgerichtet.

Die Grafikkarte
Einen weiteren, nicht unwesentlichen Anteil an der Gesamt-Performance Ihres Systems hat auch die Grafikkarte. In Abhängigkeit von den Anwendungen, die Sie bereits auf Ihrem Rechner betreiben und in Zukunft betreiben möchten, sind gute Leistungswerte in den Bereichen 2D und 3D erforderlich. Die Analyse des Benchmarks Performance Test liefert Ihnen eine erste Einschätzung dazu, wie Ihre Grafikkarte in den Bereichen 2D- und 3D-Darstellung abschneidet. Mit den Tests von PC Mark können Sie dieses Bild abrunden, vor allem für einen Arbeitsplatz, an dem Sie vorrangig Büroarbeiten erledigen und im Internet recherchieren. Falls Sie noch einen speziellen Blick auf die Leistungsfähigkeit Ihrer Grafikkarte benötigen, bietet sich 3DMark an. Dieser untersucht auf Basis von DirectX9, DirectX10, DirectX11 und Open GL die Performance Ihres Systems. Es gibt auch diesen Benchmark in verschiedenen kostenpflichtigen Versionen. Für eine Analyse Ihres Systems empfehlen wir Ihnen an dieser Stelle wie bei PC Mark die kostenlose Basic-Variante. Die aktuelle Version des Tests hat eine Größe von rund 1,5 GB. Nach diesen Tests haben Sie ein klares Bild, wie sich Ihr PC im Vergleich zu anderen einordnen lässt. Falls Sie weitere Maßnahmen planen, sollten Sie aktuelle Karten im Vergleich mit Ihrer vorhandenen messen. Haben Sie noch kein klares Bild, welche Grafikkarte sich in Ihrem System befindet, nutzen Sie am besten das Hilfsprogramm GPU-Z zum Auslesen dieser Werte. Im Anschluss daran gilt es, im Rahmen der Anforderungen Ihrer Anwendungen die passende Grafikkarte zu finden. Eine Übersicht aktueller Grafikkarten und deren Leistungswerte finden Sie beispielsweise auf der Website von Passmark .
Die Trägerplattform – das Mainboard
Das Mainboard ist die Plattform, die alle Komponenten miteinander verbindet: Dies beginnt mit dem Sockel für die CPU und endet bei den USB-Schnittstellen für externe Komponenten. Sobald Sie sich an einer Stelle Ihres Systems für ein Update entscheiden – wie etwa beim Speicher oder beim Prozessor – hat dies auch direkte Auswirkungen auf Ihr Mainboard. Einen wirklichen Benchmark für Mainboards gibt es aktuell nicht.
Fazit
Es gibt jede Menge Faktoren, welche die Leistungsfähigkeit Ihres Systems beeinflussen können. Dies beginnt bei falsch gesetzten Parametern in der Konfiguration Ihres Betriebssystems und endet bei einer leistungsschwachen Festplatte oder zu wenig Speicher. Benchmarks liefern Ihnen ein klares Bild und helfen Ihnen, die Werte Ihrer Komponenten mit anderen Systemen zu vergleichen. Am Ende sollten Sie in der Lage sein, die Schwachstellen Ihres Rechners zu identifizieren und – falls dies erforderlich sein sollte – den Austausch der entsprechenden Komponenten herbeizuführen. Mehr dazu erfahren Sie in den folgenden Artikeln, in denen wir uns um den Austausch von CPU, Mainboard, Festplatte, Grafikkarte und Speicher kümmern.