Mit Edge, so der Name des neuen Standard-Browsers in Windows 10 , will Microsoft das Surfen im Web revolutionieren – und den Internet Explorer aufs Abstellgleis schieben. Das Icon auf der Taskleiste erinnert an seinen Vorgänger, doch ein Klick oder Tipper auf das „e“ startet den neuen Browser Edge, den Nachfolger des Internet Explorers. Er basiert auf der neue entwickelten Rendering-Engine „Edge HTML“, kommt mit moderner Optik und ist in Windows 10 standardmäßig zum Aufruf von Webseiten und zum Öffnen von HTML-Dokumenten registriert. Microsoft will damit Nutzer für einen hauseigenen Browser zurückgewinnen. Dafür sollen ein hohes Surftempo, ablenkungsfreies Lesen und bequemes Teilen von Webinformationen sorgen. Alle Buttons und Schaltflächen lassen auch mit dem Finger gut bedienen. Integriert ist auch die Sprachsteuerung Cortana.
Windows 10: Details zu allen Funktionen
Minimalistische Bedienerführung von Edge
Nach dem Start von Edge wirkt alles übersichtlich und aufgeräumt. Ähnlich der Modern-Version des Internet Explorers in Windows 8.1 präsentiert sich Edge im schlanken Design ohne Menüleiste. Oben gibt es die auch in anderen Browsern übliche Tab-Leiste, den Plus-Button zum Öffnen einer neuen Registerkarte, ein großes URL-Eingabefeld mit Suchmöglichkeit sowie Buttons zum Vor- und Zurückspringen und Neuladen einer Seite. Neuer Lesemodus: In Edge integriert ist eine komfortable Leseansicht für Webseiten, die Werbung und andere weniger relevante Seitenelemente ausblendet. Gedacht ist die Funktion für längere Online-Artikel, die sich so leichter erfassen lassen. Sie wird über das Buch-Icon rechts neben der URL-Leiste aufgerufen, setzt aber voraus, dass der Browser den Aufbau der jeweiligen Website hinreichend gut analysieren kann, um Texte und Bilder für die Leseansicht neu aufzubauen. Erweiterte Favoritenleiste: Webseiten lassen sich über das Stern-Icon zum späteren Lesen auf die Leseliste setzen, deren Funktionsweise und Aufmachung an die Leseliste in Apples Safari-Browser anlehnt. Über das Hub-Symbol mit den drei Balken kann man zwischen Favoriten, zum Lesen gemerkten Artikeln, dem Verlauf und aktiven Downloads umschalten. Fraglich, ob die Platzierung laufender Downloads in der Leiste eine gute Idee ist.

Kommentare und Hervorhebungen
Auffälligste Neuerung in Edge ist die durchdachte Kommentar- und Teilenfunktion namens Webseitennotizen. Nutzer können Bereiche einer Seite markieren und Anmerkungen machen. Ein Klick auf die Schaltfläche mit dem Stift startet den Notizmodus. Es erscheint eine neue Werkzeugleiste mit Zeichenstift und Textmarker. Damit kann man wie auf Papier in der gewünschten Stiftfarbe und -stärke auf die Webseite malen, Stellen durch Überfahren oder Umkreise hervorheben, Markierungen oder Pfeile aufmalen, Textkommentare hinzufügen und Anmerkungen bei Nichtgefallen via Radierer auch wieder entfernen. Das klappt mit der Maus, einem Stift oder dem Finger – und im Test auf so gut wie jeder Website.
Die kommentierte Seite kann man in die Leseliste aufnehmen und an Apps wie OneNote oder Fresh Paint übergeben. Über den Teilen-Button ist auch ein Versenden als Mail sowie die Übergabe an weitere Apps vorgesehen. Klasse: Edge zeigt PDF-Dateien im Browser-Fenster ohne Zusatz-Software an. Auch in PDFs steht die praktische Notizfunktion parat.

Was Edge sonst noch bietet
Das Edge-Fenster ist auf Desktop-PCs und Notebooks wie gewohnt skalierbar. Wem das Erscheinungsbild nicht zusagt, der wechselt in den Browser-Einstellungen das Design. In der Fensterleiste oben gibt es die Windows-10-Buttons zum Maximieren und Minimieren, darunter sitzt der Button mit den drei Punkten zum Öffnen des Optionsmenüs. Hier kann man das private Surfen ohne Spuren auf dem PC zu hinterlassen aktivieren. Für einen Darstellungsvergleich und zwecks Kompatibilität zu älteren Webseiten lässt sich die gerade geöffnete URL via „Mit Internet Explorer öffnen“ aus Edge heraus im IE aufrufen.
Firefox, Chrome und IE gegen Edge, Vivaldi und Pale Moon

In Webseiten zoomen
Das Vergrößern von Webseiten für eine bessere Lesbarkeit ist eine in der Praxis besonders wichtige Funktion, bei der sich der neue Windows-10-Browser keine Blöße gibt. Über die aus anderen Browsern gewohnten Tastenkürzel Strg-+ (Plus) und Strg– (Minus) kann man schrittweise innerhalb der Ansicht zoomen, alternativ verwendet man den Zoom-Menübefehl, der nach einem Klick auf den Button mit den drei Pfeilen sichtbar ist. Beim Zoomen über das Mausrad reagiert Edge – anders als noch in der Vorabversion von Windows 10 – flott, und auch insgesamt erfolgt das Rendering von Webseiten, das Vor- und Zurückspringen und das Scrollen schnell. Suchen innerhalb einer Seite erfordert stets den Aufruf der Suchleiste – entweder über das Tastenkürzel Strg-F oder durch Anklicken des Buttons mit den drei Punkten und den Befehl „Auf Seite suchen“. Einfach drauf lostippen und der Browser springt automatisch zur ersten Fundstelle – das ist in Edge bislang nicht vorgesehen. Ebenfalls weniger gut: Die in Windows 10 eingeführte systemweite Suche über das Suchfeld im neuen Startmenü berücksichtigt die in Edge geöffneten Webseiten bislang nicht. Allerdings hat Microsoft für den Herbst 2015 bereits ein größeres Edge-Update angekündigt. In Sachen Suchtempo und dem Hervorheben von Suchbegriffen im Text leistet sich der Browser keine Schwäche.

Optionen und Passwort-Manager in Edge
Dem unübersichtlichen Einstellungsdialog aus dem Internet Explorer stellt Microsoft in Edge eine schlanke Einstellungsleiste entgegen. Via Klick auf den Button mit den drei Punkten und „Einstellungen“ erscheint sie als Einblendung am rechten Fensterrand. Hier steuert man die Anzeige der Favoritenleiste am oberen Browser-Rand, legt Startseite und Standard-Suchmaschine fest und kann Add-ons wie den Flash Player ein- oder ausschalten. Weitere Einstellungen betreffen die Leseansicht, den Umgang mit Cookies und Pop-ups, die Smart-Screen-Sicherheitsfunktion sowie das Do-Not-Track zum Schutz der Privatsphäre beim Surfen. Abschließend lässt sich noch das Vorausladen von Webseiten steuern. Einige der Optionen sind erst nach einem Klick auf „Erweiterte Einstellungen anzeigen“ zugänglich. Hier findet sich versteckt unter dem Punkt „Meine gespeicherten Kennwörter verwalten“ auch der neue Passwort-Manager, in dem sich beim Erstbesuch gemerkte Zugangsdaten zu oft aufgerufenen Webseiten bearbeiten lassen.
So schnell ist Microsoft Edge
Microsoft hat die Engine des Edge-Browsers von Grund auf neu entwickelt, so dass keine Gemeinsamkeiten mit dem betagten Code vom Internet Explorer hat. Das gefühlte Surftempo in Edge ist hoch. Wir haben Windows 10 RTM Build 10240 auf einem Testrechner installiert, dazu die aktuellen Versionen von Firefox, Chrome und Opera. Getestet wurde das Browser-Tempo mit dem Benchmark Peacekeeper von Futuremark. Er ermittelt die Geschwindigkeit des Browsers beim Verarbeiten von Javascript-Funktionen, die ja eine wichtige Rolle bei vielen Websites und Web-Anwendungen spielen.
Das Ergebnis: Platz 1 belegt Firefox 39, dahinter folgen Google Chrome 41, Microsoft Edge, Opera 30 und auf dem letzten Platz der Internet Explorer 11. Windows 10 und auch Edge befinden sich in der getesteten Version noch in der Entwicklung, wenn auch in einem finalen Stadium. Die von uns ermittelten Benchmark-Werte lassen also nur eingeschränkt Rückschluss auf die tatsächliche Geschwindigkeit von Edge zu, zudem sind hier Vergleichswerte bei Browsern so eine Sache.


































