Es muss nicht immer eine ausgewachsene Streaming-Lösung wie ein XBMC (Kodi) oder ein Plex Media Server sein, um Film und Musik im Netz bereitzustellen. Readymedia, bekannter unter seinem älteren Namen Mini DLNA, ist ein kompakter DLNA-Server für Linux-Systeme und läuft als Daemon-Prozess im Hintergrund. Die Software ist ursprünglich von einem Netgear-Mitarbeiter für die Ready-NAS-Geräte des Herstellers entwickelt worden und ist Open Source (GPL Version 2). Das bescherte diesem DLNA-Server eine Aufnahme in die Standard-Paketquellen der verbreiteten Linux-Distributionen. Readymedia ist flott ein installierter und schnell konfigurierter Medienserver, der auch auf weniger leistungsfähiger Hardware eine gute Figur macht.
Was Readymedia kann (und was es nicht kann)
Readymedia kann Videos, Musik und Bilder ins lokale Netzwerk streamen. Die verwendeten Netzwerkprotokolle wie UPnP folgen eng den Empfehlungen der Digital Living Network Alliance (DLNA), und alle konformen Clients (Mediaplayer auf PCs, Smart-TVs, Mobilgeräte) sollten damit zurechtkommen. Allerdings erledigt Readymedia keine Transcodierung während des Streams. Das bedeutet, dass Videodateien nicht in ein anderes Format umgewandelt werden, falls der Client nur eine begrenzte Auswahl an Video-Codecs kennt. Für den Stream eines Films im Format H.264 muss der Client selbst H.264 abspielen können. Auf Rechnern im Netzwerk, Smartphones, Tablets und Streaming-Sticks wird sich diese Einschränkung kaum bemerkbar machen.
Auf vielen Smart-TVs hingegen schon, da Hersteller wie Sony ihren TV-Geräten schon aus Lizenzgründen nicht alle verbreiteten Codecs gönnen. In diesem Fall wird der Smart-TV zwar den Linux-Server mit Readymedia als DLNA-Server erkennen, aber der Bildschirm wird dunkel bleiben, solange die gewünschte Videodatei nicht zuvor schon am PC mit einem Programm wie Handbrake in ein passendes Format umgewandelt wurde. Will man auch diese wählerischen Geräte per DLNA mit Filmen bedienen, dann sind der Server Plex und Kodi/XBMC mit Transcodierung die bessere Wahl.
Die Einrichtung von Readymedia findet auf der Kommandozeile und mit Konfigurationsdateien statt; eine grafische Oberfläche gibt es nicht. Bei Readymedia fallen diese Arbeiten aber recht knapp und einfach aus. Die Reduktion auf das Nötigste macht das genügsame Readymedia damit aber auch für Platinen wie den Raspberry Pi oder Odroid interessant, wobei der Raspberry für Videos bis 720p (HD-Video) ausreicht, für Videoformate mit 1080p (Full HD) Odroid oder eine vergleichbare Platine zu empfehlen ist.
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Installation: Backports helfen aus
Readymedia/Mini DLNA gilt seit fünf Jahren als stabil und liegt deshalb für verschiedene Linux-Distributionen fertig als Paket zur Installation vor.
Debian und Raspbian: Aus den Standard-Paketquellen ist das Programm mit dem Befehl
sudo apt-get install minidlna
im Terminal schnell installiert.
Ubuntu: Ab Ubuntu 14.10 liegt wieder ein Paket im Standard-Repository „Universe“, und die Einrichtung erfolgt wie bei Debian. Bei Ubuntu 14.04 und dem darauf aufbauenden Linux Mint 17.1 war Readymedia/Mini DLNA zunächst nicht mehr enthalten, wurde aber als Backport nachgeliefert. Um es zu installieren, rufen Sie über das Unity-Dash oder über das Anwendungsmenü „Software & Aktualisierungen“ auf und aktivieren die Option „Aktualisierungen ➞ Nicht unterstützte Aktualisierungen (trusty-backports“). Nach
sudo apt-get update
steht das Paket „minidlna“ zur Installation bereit.
Fedora: Das Programm gehört seit Jahren zum Standard-Repertoire und lässt sich mit
sudo yum install minidlna
auf das System holen.
Open Suse: Mit einem fertigen Paket wollen die regulären Paketquellen ab Version 13.2 nicht mehr dienen. Aber der Build Service springt mit einem inoffiziellen RPM-Paket ein, dessen Installation keine Mühe macht. Sie finden ein Repository für Open Suse 13.2, das Sie mit Klick auf „1 Click Install“ aufnehmen. Die Einrichtung der Pakete läuft dann automatisch ab.

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Die Ersteinrichtung über die Datei „minidlna.conf“
Die komplette Konfiguration des kleinen DLNA-Servers ist in der Datei „/etc/minidlna.conf“ untergebracht. Bevor Readymedia in Betrieb gehen kann, müssen Sie dort einige Parameter anpassen und Ihre Medienordner bekanntgeben. Öffnen Sie die Datei „/etc/minidlna.conf“ mit root-Rechten oder mittels sudo in einem Texteditor:
sudo -H gedit /etc/minidlna.conf
Beginnen Sie mit der Definition der Medienordner. Diese werden mit einer oder mehreren Zeilen „media_dir=[Pfad]“ festgelegt:
media_dir=A,/home/user/Musik
media_dir=P,/home/user/Bilder
media_dir=V,/home/user/Videos
Passen Sie diese Pfade zu den tatsächlichen Ordnern an. Das vorangestellte „A,“ steht dabei für Audio, „P,“ für Pictures und „V,“ für Videos. Bei Ordnern mit gemischtem Inhalt lassen Sie den Medientyp einfach weg. Springen Sie dann in das untere Drittel der Konfigurationsdatei zum Eintrag „#friendly_name=“ . Entfernen Sie das Kommentarzeichen „#“ , und geben Sie hier dem DLNA-Server den gewünschten Namen für das lokale Netzwerk:
friendly_name=DLNA-Server
Empfehlenswert ist in einer Minimalkonfiguration auch noch folgender Parameter:
inotify=yes
Die Einstellung sorgt dafür, dass der Server selbstständig prüft, ob es neue Mediendateien in den Ordern gibt. Mit diesen wenigen Zeilen, die zwar nicht alle Fähigkeiten des Programms ausschöpfen, aber bereits alle wichtigen Optionen enthalten, ist Readymedia/Mini DLNA auch schon einsatzbereit.

In Debian, Raspbian und Ubuntu wird Readymedia/Mini DLNA automatisch als Dienst eingerichtet und ausgeführt. Damit Änderungen an der Konfiguration übernommen werden, ist noch ein Neustart des laufenden Mini-dlna-Dienstes mit
sudo service minidlna restart
nötig.
Manuell können Sie den Start des Dienstes (unter Fedora) auch mit folgenden Befehlen erreichen, die übrigens auch unter Ubuntu und Linux Mint funktionieren:
sudo systemctl enable minidlna.service
sudo systemctl start minidlna.service
Ab dem Start des Dienstes können DNLA-Clients auf die freigegebenen Mediendateien zugreifen.