Im Februar 2021 wurde die Version 19 „Matrix“ von Kodi veröffentlicht, seit Oktober ist das zweite Update mit der Versionsnummer 19.2 verfügbar. Die Unterschiede zu Version 18 lesen sich im offiziellen Blogartikel sehr beeindruckend: So wurden insgesamt mehr als 5000 Programmdateien sowie über 600.000 Programmzeilen angepasst. Dabei sind einige grundlegende Neuerungen herausgekommen, von denen wir Ihnen die wichtigsten nicht vorenthalten möchten.
Bei der Videowiedergabe etwa unterstützt Kodi jetzt auch AV1. Dieses Verfahren zur Kompression von Videos wurde von der Alliance for Open Media entwickelt, der unter anderem Amazon, Google, Intel, Microsoft und Netflix angehören. AV1 ist der Nachfolger von VP9, welches heute vorrangig auf Streaming-Plattformen zum Einsatz kommt. AV1 ist in der Komprimierung bis zu 30 Prozent effizienter als H.265, der aktuelle Standard der Moving Picture Experts Group (MPEG), und wird von Windows 10 ebenso wie von Android unterstützt.

Ebenfalls neu zu Kodi 19 hinzugekommen ist die Möglichkeit, Untertitel hinsichtlich ihrer Deckkraft und Farbe (neu: Dunkelgrau) anzupassen. Das System arbeitet nun auch mit Erinnerungen, bietet Widgets für den Homescreen, und der Kanal-Manager sowie die Navigation wurden verbessert. Die Oberfläche des Musikspielers ist aufgeräumter und ansprechender. Es gibt unterschiedliche Anzeigen für die Metadaten, die Playlisten-Optik wurde angepasst, und es gibt die „Gerade läuft“-Ansicht.
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Erste Schritte: Der einfache Einstieg in Kodi 19

Wir haben für diesen Artikel Kodi 19.1 verwendet. Dabei ist es egal, ob Sie die Installation unter Windows 10, Android, Linux oder iOS durchführen, da sich die Oberfläche und die Schritte nicht unterscheiden. Nach der Grundinstallation erscheint die Oberfläche in englischer Sprache. Dies können Sie, wie viele andere Parameter, über die Einstellungen anpassen. Diese rufen Sie in Kodi über das Zahnrad in der linken oberen Ecke unter dem Kodi-Schriftzug auf. Die Sprache passen Sie in dem Menü „Interface Settings“ über den Punkt „Regional“ an. Setzen Sie den Wert auf „German“ und passen Sie auch entsprechend die Werte für die Tastatur sowie die Standardformate an.
Kodi bietet Ihnen vier unterschiedliche Ansichten der Einstellungen: Einfach, Standard, Fortgeschritten und Experte. Bei „Einfach“ sehen Sie lediglich die wichtigsten Grundeinstellungen – der optimale Einstieg für alle Kodi-Neulinge. Haben Sie bereits erste Erfahrungen mit einem Mediacenter gesammelt, werfen Sie einfach mal einen Blick auf die erweiterten Ansichten „Standard“ und „Fortgeschritten“. Wenn Sie ein erfahrener Computer- und Tablet-Nutzer und zudem sehr experimentierfreudig sind, ist der Experten-Modus genau das Richtige für Sie. Sie können jederzeit zwischen den einzelnen Modi durch Anklicken der aktuellen Bezeichnung hin- und herwechseln.

Oberfläche von Kodi über Skins anpassen
Kodi erfreut sich einer großen Fangemeinde, nicht nur unter Nutzern, sondern auch bei Entwicklern. Dies sorgt für zahlreiche Erweiterungen für das Oberflächendesign sowie für die Funktionalität. Sagt Ihnen die Standard-Skin nicht zu, steht Ihnen eine Vielzahl alternativer kostenloser Skins zur Verfügung, die Sie per Klick herunterladen. Gehen Sie dazu einfach in die Einstellungen unter „Benutzeroberfläche / Skins“, und wählen Sie über „Mehr…“ eine alternative Benutzeroberfläche aus. Die meisten Skins bieten Ihnen zusätzliche Einstellmöglichkeiten wie etwa den Einsatz von Animationen, Wetterinformationen in der Kopfzeile oder die Festlegung der Hauptmenüeinträge. All dies finden Sie in den Skin-Einstellungen unter „Skin konfigurieren“.
Sind Sie mit der Standard-Skin zufrieden, nutzen aber ein Touchgerät, sollten Sie alternativ dennoch mal die „Estouchy“-Skin testen. Dies liefert Ihnen eine optimierte Steuerung und größere Schaltflächen.
Musik, Videos und Fotos in Kodi hinzufügen

Eine der wesentlichen Aufgaben von Kodi ist die Bereitstellung eines zentralen Einstiegspunkts für Musik, Videos und Fotos. Hierfür bietet Ihnen Kodi in seiner Navigation jeweils eine separate Kategorie an. Mithilfe der zusätzlichen Dienste werden die Informationen auf Ihrem Computer oder Tablet entsprechend ergänzt, etwa das Cover einer CD, zusätzliche Informationen zu einem Interpreten oder einer Filmkritik der IMDB. Liegt Ihre Musiksammlung beispielsweise zum größten Teil im MP3-Format auf einer Netzwerkfestplatte oder einem USB-Datenträger, dann können Sie die Quellen einfach in Kodi integrieren.
Nutzen Sie hierfür den Einstiegspunkt „Musik“ und starten Sie damit, Kodi die Speicherorte Ihrer Musikdateien mitzuteilen. Hierfür steht Ihnen die Schaltfläche „Zu Dateien“ zur Verfügung. Falls Sie den Menüpunkt nicht benötigen, weil Sie keine Musik über Kodi abspielen wollen, entfernen Sie diesen Hauptmenüpunkt ganz einfach. Damit bleibt die Menüstruktur übersichtlich. Falls Sie ihn zu einem späteren Zeitpunkt doch wieder benötigen, reaktivieren Sie ihn über die Skin-Konfiguration.
In der Übersicht sehen Sie alle Quellen, die bereits in die Musikdatenbank integriert sind. Zu Beginn ist die Liste noch leer und zeigt Ihnen nur die vorhandenen Laufwerke oder Speicherkarten an. Mit dem Link „Musik hinzufügen“ legen Sie eine neue Medienquelle an. Gehen Sie als Erstes im Fenster auf den Punkt „Durchsuchen“ und wählen Sie die passende Quelle aus. In der Übersicht sehen Sie alle Laufwerke und Protokolle, über die Sie in Ihrem Netzwerk nach Ihrer Musik suchen können. Haben Sie beispielsweise eine Netzwerkfestplatte, so wird diese in der Regel über das SMB-Protokoll integriert. Falls Sie eine Freigabe mit sehr vielen Verzeichnissen und Dateien haben, kann die Aufnahme in Kodi einige Zeit dauern, da alle Laufwerke durchsucht werden. Den aktuellen Fortschritt bekommen Sie in der rechten oberen Ecke eingeblendet.
Liegt Ihre Musiksammlung über mehrere Laufwerke verteilt, können Sie den Schritt wiederholen, bis alle Quellen in der Übersicht erscheinen. Kodi überprüft zum Abschluss, ob alle Zugangsdaten korrekt hinterlegt und die gerade eingefügten Quellen auch erreichbar sind. Anstelle des Netzwerkpfades verwendet Kodi Aliase, die Sie individuell festlegen. Damit bleibt Ihnen in der Übersicht der Quellen eine nicht immer sprechende IP-Adresse erspart.
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Musik- und Filmbibliotheken um Informationen erweitern

Nachdem Sie die Quellen für Ihre Bibliothek festgelegt haben, bietet Ihnen Kodi die Möglichkeit, zusätzliche Daten aus dem Internet zu laden, etwa das passende Cover. Hierfür verwendet Kodi sogenannte Scraper. Für die Musik sind bereits im Standard zwei Scraper vorhanden: einer für die Interpreten und einer für die Alben. Diese liefern Ihnen wertvolle Zusatzinformationen, allerdings zu Beginn noch in englischer Sprache. Sollten zu einem Interpreten oder zu einer Gruppe generell noch die Informationen fehlen, tippen Sie den Eintrag einfach in der Interpretenansicht länger an und wählen Sie aus dem Kontextmenü den Punkt „Alle Interpreteninformationen…“ aus. Kodi ruft danach den hinterlegten Anbieter auf und lädt die Daten, meist ein Bild sowie ergänzende Daten zum Werdegang, herunter.
Falls Sie hier den Anbieter wechseln wollen, weil der bestehende keine Daten zu einem Interpreten verfügbar hat, oder falls Sie auch die Sprache wechseln möchten, rufen Sie aus dem Kontextmenü den Punkt „Informationsanbieter wechseln“ auf. Im folgenden Fenster legen Sie zunächst fest, ob die Anpassungen nur für diesen Interpreten oder für alle gelten sollen. Wenn Sie die Texte für alle Interpreten in der gewählten Sprache angezeigt haben wollen, dann setzen Sie die Option entweder auf „Für alle angezeigten Interpreten“ oder wählen mit „Standard-Informationsanbieter festlegen“ einen neuen Standard. Im Menü „Einstellungen“ passen Sie nun noch die Sprache an, indem Sie den Eintrag „Preferred language for artist biography“ auf „DE“ setzen. Kodi erkundigt sich zum Schluss noch einmal, ob alle vorhandenen Einträge überarbeitet werden sollen und fängt nach Ihrer Bestätigung mit dem Download der Daten aus dem Internet an.
Wie erwähnt gibt es neben den Interpreten-Informationen einen weiteren Scraper für das Albumcover, den Sie über den Menüpunkt „Alben“ finden und wie oben beschrieben analog konfigurieren.
Funktion von Kodi mit Add-ons erweitern
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Kodi ist die Möglichkeit, den Funktionsumfang flexibel zu erweitern. Dafür bietet Ihnen das Mediacenter die Add-ons an, die Sie unter dem gleichnamigen Menüpunkt finden. Hier verwalten Sie alle Ihre Erweiterungen, aktualisieren bestehende, fügen neue hinzu und passen bei Bedarf auch die Konfigurationen an.
Wichtig: Durch die Umstellung der Add-on-Sprache in Kodi 19 von Python 2.7 auf Python 3.0 müssen alle Add-ons überarbeitet werden. Nicht alle Entwickler werden dies zeitnah umsetzen, für viele Add-ons gibt es unter Umständen gar keine Updates mehr. Falls Sie also Kodi bereits in Version 18 mit Add-ons nutzen, sollten Sie vor dem Update deren Verfügbarkeit überprüfen.
Die Auto-Update-Funktion sollten Sie ebenfalls vorübergehend deaktivieren. Sie finden diese in den Einstellungen unter „System / Addon“. Am besten stellen Sie den Wert generell auf „Benachrichtigen, aber Updates nicht installieren“.
Eine Übersicht darüber, welche Add-ons aus der offiziellen Softwarebibliothek, dem sogenannten Repository, schon für Version 19 verfügbar sind, finden Sie im Kodi-Wiki .
Im Repository selbst sind sämtliche Addons aufgeführt, die auch für die aktuelle Kodi-Version 19.x freigegeben sind. Einen ersten Überblick bekommen Sie über den Punkt „Aus Repository installieren“. Dieser zeigt eine Liste von Kategorien an, die Ihnen in der Software-Bibliothek zur Verfügung stehen. In unserem Beispiel wollen wir die ARD-Mediathek mit in Kodi integrieren. Sie finden diese unter der Rubrik „Video Addons“. Nachdem Sie diese angetippt haben, landen Sie in der Detailansicht und können das Add-on installieren. Anschließend wird es Ihnen in der Übersicht der Video-Add-ons angezeigt. Zusätzlich dazu können Sie es über das Kontextmenü zu Ihren Favoriten hinzufügen. Sind weitere Konfigurationsmöglichkeiten für ein Add-on vorhanden, stehen Ihnen diese in den Informationen unter dem Menüpunkt „Konfigurieren“ zur Verfügung. Dies könnte bei einer Wetterbericht-App beispielsweise die Quelle für die eingebundenen Wetterdaten sein.
Neben dem offiziellen Repository gibt es auch zahlreiche Entwickler, die Erweiterungen für Kodi geschrieben haben und diese als Zip-Datei zur Verfügung stellen. Diese installieren Sie im Menü „Addons“ über den Link „Aus ZIP Datei installieren“. Kodi hat dafür noch einen zusätzlichen Sicherheitsschutz integriert, sodass Sie für Add-ons aus einer unbekannten Quelle erst einmal unter „Einstellungen / System / Addons“ den Punkt „Unbekannte Quellen“ aktivieren müssen. Wir empfehlen Ihnen jedoch, diese Funktion direkt nach der Installation der Zip-Datei aus Sicherheitsgründen wieder zu deaktivieren.
Statt Fernbedienung: Kodi mittels App fernsteuern

Für die bequeme Bedienung Ihres Kodi-Mediaservers eignet sich die offizielle Remote-App von Kodi , die es für Android und iOS gibt. Damit sie funktioniert, müssen Sie sowohl in Kodi als auch in der App noch einige Parameter hinterlegen. Gehen Sie dafür in Kodi in die Einstellungen unter „Dienste / Steuerung“, und aktivieren Sie die Punkte „Steuerung über http erlauben“ und „Fernsteuerung durch Anwendungen anderer Rechner erlauben“. Zur Sicherheit können Sie noch die Authentifizierung aktivieren sowie einen Benutzer samt Passwort hinterlegen.
Für die App benötigen Sie die IP-Adresse des Geräts, auf dem Kodi läuft. Diese lässt sich direkt über „Einstellungen / Systeminformationen“ ermitteln. Tragen Sie die Daten in die Kodi-App ein, und bauen Sie die Verbindung auf. Anschließend können Sie bequem vom Sofa aus Ihre Kodi-Installation fernsteuern.

Fazit: Viele Verbesserungen, mögliche Add-on-Probleme
Kodi liefert in Version 19.x einige interessante Neuerungen, vor allem im Hinblick auf die überarbeiteten Benutzeroberflächen, die erweiterten Ansichten und natürlich auch bezüglich der Unterstützung von neuen Komprimierungsformaten. Demgegenüber steht die Inkompatibilität zu älteren Add-ons, die womöglich liebgewonnene Funktionen nicht mehr zulässt.
Wenn Sie neu in die Materie einsteigen, ist dies sicherlich kein größeres Problem. Für alle, die Kodi jedoch schon länger verwenden und zahlreiche Add-ons installiert haben, könnte dies zumindest eine kurzfristige Herausforderung darstellen. Deswegen sollten Sie auf jeden Fall auf ein automatisches Update verzichten und neue Versionen nur manuell aufspielen.