Wie praktisch ist es doch, wenn Google die Nutzeranfrage schon beantwortet, während man den Betriff noch in das Suchfeld tippt. Probieren Sie es einfach einmal mit dem Namen der Bundeskanzlerin oder des Bundespräsidenten aus. Die Suchmaschine zeigt neben den Suchtreffern auch gleich Fotos und die wichtigsten Daten zur Person, und zwar von Wikipedia .
So passiert es immer häufiger: Die „Suchmaschine“ listet nicht nur Suchlinks auf, sondern zeigt die Ergebnisse gleich selbst. Ob das Wetter (z.B. „Wetter München“), Fußballergebnisse (z.B. „FC Bayern München“), die Umrechnung von Einheiten und Währungen (z.B. „100 USD in Euro“) oder anderes mehr. Neben den Suchergebnissen erscheint gleich die (vermutlich) passende Antwortbox, der Anwender braucht also gar nicht mehr weiter zu klicken. Das funktioniert inzwischen bei einer ganzen Reihe von Suchanfragen bzw. Diensten, einige davon fasst der US-Konzern im Internet zusammen.
Was aus Nutzersicht zunächst zeitsparend und praktisch scheint, ist nicht nur für die Betreiber anderer Webseiten ärgerlich. Denn wenn es sich bei den Antworten um Google-eigene Dienste handelt, bekommen die Antworten eine neue Qualität. So betreibt der Suchmaschinenkonzern seit Herbst 2013 seine Flugsuche Google Flights auch in Deutschland, zeigt also Flugverbindungen mitsamt Buchungsoption direkt an. Google erhält bei der erfolgreichen Reisevermittlung – wie jedes andere Reiseportal auch – eine Provision und hat deshalb ein ureigenes Interesse, die eigene Flugsuche auf der ersten Seite oben mit ganz konkreten Flügen zu platzieren. Das erhöht die Klickrate und damit die Provision. Für Experten ist klar, dass von unabhängigen Suchergebnissen in solchen Fällen, wo Google ein unmittelbares Geschäftsinteresse verfolgt, nicht mehr die Rede sein kann.

Über dieses Interesse kann auch die etwas notdürftige Kennzeichnung als „Anzeige“ nicht hinwegtäuschen. Denn anders als alle übrigen Anzeigen ist Googles eigene Antwortbox gerade nicht farblich hervorgehoben, sondern nur mit einem hellgrauen Hinweis gekennzeichnet. Klickt man darauf, liest man folgende Erklärung: „Anscheinend suchen Sie nach einem Flug. Wenn Sie in dieses Feld klicken, erhalten Sie Ergebnisse von Anbietern, die Ihren Kriterien entsprechen. Unter Umständen erhält Google eine Vergütung von einigen dieser Anbieter.“
Google: Suchmaschine und ganz viele weitere Geschäftsfelder
Google ist mittlerweile viel mehr als nur eine Suchmaschine, die in Deutschland bei rund 95 Prozent aller Suchanfragen im Internet genutzt wird. Bing, die Suche von Microsoft, kommt als Nummer 2 aktuell gerade einmal auf 2,5 Prozent Marktanteil. Google hält damit de facto eine Wächterrolle inne, was die Deutschen im Netz sehen und was nicht. Zudem hat das Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren fast 30 Milliarden US-Dollar in die Übernahme anderer Firmen gesteckt, ist also längst zum Anbieter geworden. Videoportal und Musikshop , Smartphones und Tablet-PCs , Rauchmelder und Thermostate oder auch Mobilität sind nur einige besonders prominente Beispiele. Bei weiteren Dienstleistungsbereichen wie Bank-, Geld- und Versicherungsgeschäften ist es nach Branchenkennern nur eine Frage der Zeit, wann Google einsteigt.
Die eingangs genannte Personensuche basiert auf Googles Knowledge Graph . Diese Funktion zeigt seit rund zwei Jahren zu Menschen, Orten, Bauwerken, Filmen, Bands und vielem mehr direkt wichtige Informationen zum gesuchten Begriff. Diese sind natürlich wieder mit Google verlinkt, denn schließlich möchte der Suchmaschinenkonzern, dass man sich möglichst lange auf seinen Seiten aufhält. Hinzu kommt der Verdacht, dass durch die Platzierung der Antworten rechts von den Suchtreffern Nutzer gezielt auf diesen Bereich aufmerksam gemacht werden soll – dort stehen ansonsten gewöhnlich die Keyword-Anzeigen, an denen Google so kräftig verdient.

Schritt-für-Schritt-Anleitungen: der nächste Schritt in den USA
Doch Google kann noch mehr und beantwortet längst auch natürliche Fragen. Wie hoch ist der Eiffelturm? Wie lang ist der Rhein? Wie alt wurde Stalin? Wer ist Günter Jauch? Vier Beispiele, bei denen die Internetsuche die Ergebnisse wieder anzeigt, ohne dass man erst auf einen Link aus der Trefferliste klicken oder mehrere Stichworte eingeben muss. Von Bedeutung ist diese „natürliche Suche“ auch per Sprache vor allem wegen zunehmenden Verwendung mobiler Geräte, die nur eingeschränkt mit der Tastatur zu bedienen sind. Sie funktioniert – das müssen auch Kritiker attestieren – meist ausgezeichnet.
In den USA ist Google noch einen Schritt weiter: Dort erhalten Suchende seit Sommer 2014 regelrechte Step-by-step-Anleitungen, die weitere Klicks überflüssig machen (sollen): „How to install Windows 8“ oder „How to boil eggs“ sind wieder nur zwei Beispiele. Die Inhalte kommen bisher allerdings nicht von Google selbst, sondern werden von der Suchmaschine von den Ursprungsseiten übernommen. Unklar ist, auf welche Webseiten dabei bevorzugt zurückgegriffen wird. Die Funktion ist derzeit auf die US-Version der Suchmaschine und Anfragen von IP-Adressen aus den USA beschränkt. Wenn Sie diese „Instructions“ einmal ausprobieren möchten, installieren Sie den VPN-Client PC-WELT Anonym surfen VPN und stellen darin die USA als „Shield-Standort“ ein. Dann arbeitet diese Funktion auch bei Ihnen bei der Google.com-Suche.

EU will die Macht von Google begrenzen
Der Streit mit der EU-Kommission währt schon seit vier Jahren . Im Kern geht es um den Vorwurf, Google benachteilige bei Preisvergleichen, Kartendiensten oder Reisen die konkurrierenden Online-Dienste. Schließlich ist Google eben längst nicht nur eine Suchmaschine sondern selbst Anbieter von Dienstleitungen. Wichtig ist dies vor dem Hintergrund der vorherrschenden Marktposition von Google. In vielen EU-Ländern liegt Googles Marktanteil bei der Internet-Suche bei über 90 Prozent, in Deutschland aktuell sogar bei 95 Prozent.
Vor kurzem hat nun das Europaparlament eine Resolution verabschiedet, die den Suchmaschinenkonzern zwar namentlich nicht nennt, ihn dennoch adressiert. Darin fordern die Abgeordneten, dass die Suchergebnisse „frei von Verzerrungen und transparent“ sein müssen. Außerdem solle „jeglicher Missbrauch bei der Vermarktung von verknüpften Dienstleistungen durch Betreiber von Suchmaschinen unterbunden“ werden. Der Beschluss richtet sich an die EU-Kommission, die gegen Google ermittelt. Eine rechtlich bindende Wirkung hat sie nicht.
Zurück zur Suche im Internet: Web, Bilder, Videos, Karten, News und mehr – das erinnert stark an die Suchrubriken von Google. Auf Platz 2 bei der Beliebtheit und Nutzung der Suchmaschinen steht Bing , die Suche von Microsoft. Man kann lange über die dermaßen einseitige Marktverteilung streiten. Fakt ist, Bing funktioniert ähnlich wie der große Rivale und bietet im Prinzip ähnliche Treffer. Wer das Microsoft-Pendant oder auch eine andere Alternative wie die Suche von Duck Go einmal ausprobieren möchte, also nur Mut!
