Das Zauberwort heißt Parallelinstallation, die sich entweder physisch auf einer zusätzlichen Partition, als virtuelle Festplatte oder als virtuelle Maschine im bestehenden Windows realisieren lässt. Die ersten beiden Varianten haben den Vorteil, dass Sie anders als bei einem virtuellen PC keinerlei Abstriche bei der Performance und den Hardware-Ressourcen machen müssen. Dafür ist das Setup mit dem Neupartitionieren der Festplatte etwas zeitaufwendiger und das Arbeiten mit einer virtuellen Festplatte für manchen Neuland.
Windows 10 Technical Preview Build 9926 ausprobiert
Weiterarbeiten mit persönlichen Einstellungen und Programmen
Mit der kostenlosen Bereitstellung der deutschsprachigen Versionen von Windows 10 für Nutzer früherer Versionen erschließt sich Microsoft einen großen Benutzerkreis. Die finale Ausgabe von Windows 10 kann mühelos installiert werden und kann dabei wahlweise das bestehende Windows updaten, inklusive der Übernahme aller persönlichen Einstellungen und Programme. Diese Upgrade-Installation dürfte bei den meisten Windows-7 und 8/8.1-Nutzern die bevorzugte Option sein.
Wie wäre es aber, parallel zum upgedateten Betriebssystem auf das bisherige Windows 7 oder 8.1 umschalten zu können? Einerseits kommt man in den Genuss der neuen Windows- 10-Funktionen und gewöhnt sich an Layout und Bedienung, andererseits kann man stets auf die vertraute PC-Umgebung zurückgreifen – schließlich handelt es sich bei Windows 10 ja um ein neues Betriebssystem, das einem eventuell doch nicht auf Anhieb behagt. Gegen den kompletten Transfer eines produktiv genutzten Rechners auf die finale Version von Windows 10 spricht nichts, allenfalls gibt es eine softwarebedingte Notwendigkeit ein altes Windows weiter zu nutzen.

Setup-DVD von Windows 10 laden und brennen
Der Download und das Erstellen des Setup-Datenträgers sind schnell erledigt. Auch für Windows 10 sind ISO-Dateien (32- und 64 Bit) als Installationsmedium verfügbar. Man kann davon ausgehen, dass Microsoft wie auch schon für Windows 8/8.1 ein Download-Tool anbietet, mit dem sich die ISO-Datei aus dem Internet laden und direkt auf DVD brennen beziehungsweise auf einen USB-Stick schreiben lässt. Damit sparen Sie nicht nur einen DVD-Rohling. Auch die eigentliche Installation des Betriebssystems läuft via USB-Laufwerk deutlich schneller als über eine Setup-DVD ab. Aktuelle Informationen hierzu finden Sie ab dem 29. Juli auf unserer Webseite www.pcwelt.de/win10infos . Alternativ können Sie die aus dem Internet heruntergeladene ISO-Datei mit der deutschsprachigen Freeware Imgburn auf einen leeren DVD-Rohling brennen. Starten Sie das Programm und wählen Sie im Imgburn-Startbildschirm die Option „Image-Datei auf Disc schreiben“. Klicken Sie auf das Ordner-Symbol im Bereich „Quelle“, wählen Sie die Image-Datei von Windows 10 aus und bestätigen Sie die Wahl mit einem Klick auf den Button „OK“. Wenn Sie nicht möchten, dass die fertige DVD nach dem Brennen noch einmal komplett gelesen wird, entfernen Sie das Häkchen im Feld „Prüfen“. Ein Klick auf die Schaltfläche „Schreiben“ startet den Brennvorgang.

Zwei Windows-Systeme parallel nutzen: So geht’s virtuell
Die Installation eines zusätzlichen Betriebssystems – und damit auch von Windows 10 – als virtuelle Maschine ist über Virtualbox oder Vmware Player mit etwas Know-How ausgesprochen einfach . Bei dieser Methode müssen sich Host- und Gastsystem jedoch die Hardware-Ressourcen teilen. Die Arbeitsgeschwindigkeit sinkt dadurch spürbar, weshalb wir das Konzept hier nicht verfolgen. Das ist bei einer virtuellen Festplatte im Microsoft-Format VHD anders: Sie nutzt im Gegensatz zum virtuellen PC die echte Hardware, und das ausschließlich. Tipp: Die Neuinstallation von Windows 10 in einer VHD funktioniert übrigens unabhängig von der bisher verwendeten Windows-Version! So geht’s: Zur Installation des Windows- 10-Downloads stecken Sie den USB-Stick an den PC oder legen die Installations- DVD ein und booten neu. Die Sprach- und Tastatureinstellungen bestätigen Sie noch, dann aber drücken Sie nicht (!) „Jetzt installieren“, sondern nutzen die Tastenkombination Umschalt- F10. Es öffnet sich das Kommandozeilenfenster, in das Sie diskpart eintippen und mit der Enter-Taste bestätigen. Im nächsten Schritt listen Sie mit list volume die bestehenden Partitionen auf; Diskpart zeigt dabei die gleichen Bezeichnungen und Laufwerksbuchstaben wie das installierte Windows auch.
Um eine virtuelle Festplatte zu erstellen, tippen Sie den Befehl create vdisk file=c:windows10.vhd maximum=30000 ein und drücken wieder auf Enter. „c:“ steht im Beispiel für die Systempartition, die „30000“ für eine 30 GByte große VHD-Datei. Die Angaben können Sie ändern. Mit den beiden Befehlen select vdisk file=c: windows10.vhd und attach vdisk stellen Sie diese VHD-Datei für das neue Windows 10 als Installationsziel zur Verfügung. Schließen Sie das Kommandozeilenfenster durch zweimaliges Eintippen von exit, jeweils bestätigt mit der Eingabetaste. Starten Sie das Windows-Setup mit „Jetzt installieren“, wählen Sie als Option „Benutzerdefiniert …“, und scrollen Sie zum „nicht zugewiesenen Speicherplatz“. Hier klicken Sie auf „Neu -> Übernehmen -> Ja“, markieren die neu erstellte Partition und fahren mit „Weiter“ fort. Windows 10 installiert sich daraufhin wie jede andere Version des Betriebssystems. Ist alles aufgespielt, bietet der Bootmanager von Windows bei jedem Neustart das bisherige und das neue System zur Auswahl. Wenn Sie Windows 10 verwenden, bildet die virtuelle Festplatte das Systemlaufwerk „C:“, die ursprüngliche Windows-Partition erhält einen neuen Buchstaben (meist „D:“). Im umkehrten Fall können Sie das Windows-10-Laufwerk in der Datenträgerverwaltung, die Sie per diskmgmt.msc-Befehl in der Ausführen-Zeile von Windows 7 oder 8.1 öffnen (Windows-Taste und R), über „Aktion -> Virtuelle Festplatte anfügen“ als gewöhnliche Partition einbinden. Sie erscheint dann als zusätzliches Laufwerk im Windows Explorer.

Zwei Windows-Systeme parallel auf getrennten Partitionen nutzen
Beide Windows-Versionen lassen sich nicht nur über eine virtuelle Festplatte parallel nutzen, sondern auch über zwei verschiedene Partitionen. Diese Option bietet zudem die Möglichkeit, Windows 10 frisch zu installieren oder das vorhandene System upzudaten. So geht’s: Legen Sie auf der Festplatte zunächst eine neue Partition mit dem einfach zu bedienenden Programm Easeus Partition Master an. Wichtig zur Größe der neuen Partition: Wenn Sie Windows 10 neu installieren möchten, reichen 30 GByte aus. Möchten Sie Ihr bestehendes System updaten, benötigt der neue Festplattenbereich mindestens den Platz der bisherigen C-Partition plus 25 GByte. Welche der bestehenden Partition Sie am besten verkleinern, hängt von der Harddisk-Größe sowie der Partitions- und Datenstruktur Ihres PCs ab. Achten Sie darauf, die Partitionen eindeutig zu bezeichnen, etwa mit „Windows 8.1“, „Windows 10“ oder ähnlich. In unserem Ratgeber finden Sie ausführlichere Erklärungen zum Partitionierungs-Tool .
Hintergrund: Das sind virtuelle Festplatten
Seit Windows 7 sind virtuelle Festplatten im VHD-Format eine wichtige Komponente für Backups, Boot-Manager und Datenträgerverwaltung. Das VHD-Format (Virtual Hard Disks = Virtuelle Festplatten) dient seit langem als Image-Format für Microsoft‘s Virtualisierungs-Software Virtual PC beziehungsweise Hyper-V. Diese Aufgabe erfüllt es weiterhin. Seit Windows 7 wird das VHD-Format aber weit über die Virtualisierung hinaus durch Systemkomponenten unterstützt.
VHD für Systemabbilder: Virtuelle Festplatten im VHD-Format entstehen auch bei der Komplettsicherung des Systems ( Beispiel Windows 8.1 ). Ein Laden (Mounten) der VHD, etwa um gezielt bestimmte Daten zu extrahieren, ist möglich.
Virtuelle Festplatten erstellen und laden: Die Datenträgerverwaltung von Windows 10 bietet im Menü „Aktion“ die Punkte „Virtuelle Festplatte erstellen“ und „Virtuelle Festplatte anfügen“. Anfügen meint das Laden einer bestehenden VHD: Der Inhalt der VHD wird als neues Laufwerk geladen und erscheint im Explorer. Das Erstellen einer neuen VHD über die Datenträgerverwaltung ist nur bei reinen Daten-Containern sinnvoll – eine bootfähige oder als virtuelles System nutzbare VHD entsteht über die Virtualisierungs-Software Hyper-V .
Auf diese leere Partition lässt sich Windows 10 nun von DVD oder vom USB-Stick frisch installieren. Alternativ klonen Sie mit Easeus Disk Copy Ihr bestehendes Windows 7 oder 8.1 auf die neue Partition und aktualisieren dieses dann auf das neue Betriebssystem. Dazu stecken Sie einen leeren USB-Stick an den PC, starten das Copy-Tool, wählen die USB-Option und klicken auf „Proceed“. Easeus Disk Copy erstellt aus dem Stick ein bootfähiges Medium auf Linux-Basis, von dem Sie anschließend Ihren PC neu booten. Nach dem Neustart klicken Sie auf der Programmoberfläche von Easeus Disk Copy „Next -> Partition Copy“. Im Fenster „Select source partition“ wählen Sie das mit „Windows 7“ (oder mit „Windows 8.1“) bezeichnete Laufwerk, bestätigen zweimal mit „Next“, aktivieren im Fenster „Select destination location“ als Zielpartition „Windows 10“ und starten den Klonprozess. Wenn Sie nun den Stick entfernen, startet wieder das Original-Windows. Bedingt durch das starre Kopieren des Disk-Copy-Tools inklusive Laufwerksbezeichnung benennen Sie das zweite (!) mit „Windows 7“ (bzw. „Windows 8.1“) bezeichnete Laufwerk mit der F2-Taste erneut in „Windows 10“ um und vergrößern mit Easeus Partition Master den Festplattenbereich auf die ursprüngliche Größe der neu erstellten Partition.

Bootmanager Easy BCD zeigt alle installierten Betriebssysteme
Um den PC über das geklonte und derzeit noch identische Zweitsystem zu booten, installieren Sie den Bootmanager Easy BCD und richten über „Neuen Eintrag zufügen“ einen zusätzlichen Booteintrag ein. Als Typ lassen Sie „Windows Vista/7/8“ voreingestellt; stimmen muss jedoch der Laufwerkbuchstabe. Haben Sie den PC nun vom „Zweitsystem“ gebootet, können Sie diese geklonte Windows-Konfiguration über die Datei „Setup.exe“ auf dem Installationsdatenträger von Windows 10 (USB-Stick oder DVD) aktualisieren. Dazu wählen Sie in der Entscheidungshilfe, was Sie behalten möchten, die Option „Windows-Einstellungen, persönliche Dateien und Apps behalten“ und starten das Setup. Die Windows-Installation läuft auch hier wie gewohnt und dauert je nach Hardware in der Regel zwischen 15 und 45 Minuten. Der Bootmanager wird dabei automatisch angepasst und bietet bei jedem Neustart die Wahl zwischen Windows 10, dem bisherigen Windows 7 beziehungsweise 8.1 und einem dritten Eintrag mit der Bezeichnung „Windows Rollback“. Dahinter verbirgt sich die Möglichkeit, den Zustand vor dem Update auf Windows 10 wiederherstellen zu können. Den benötigen Sie dank Parallelinstallation aber nicht, Sie können die Option in Easy BCD also auch einfach löschen.

Disk2vhd: Bestehendvorasbes System als VHD-Datei sichern
Zum Schluss soll eine weitere Option zumindest kurz erwähnt werden, wenngleich sie in der Praxis deutlich mehr Probleme bereitet. So wie man das Microsoft-Betriebssystem auf einer virtuellen Festplatte frisch installieren kann, so kann auch ein bereits installiertes Windows mitsamt allen Einstellungen und Programmen in einer virtuellen Festplatte gespeichert werden. Allerdings lässt sich Windows 10 auf der virtuellen Festplatte nicht über das bestehende Windows 7 oder 8.1 drüberinstallieren. Die Parallelnutzung ist also nur möglich, wenn Sie das Originalsystem updaten. Hier kommt das erwähnte Rollback als Option also doch noch zum Tragen, falls Sie das neue Betriebssystem wieder loswerden möchten. So geht’s: Erzeugen lässt sich eine VHD-Datei aus dem vorhandenen Windows entweder mit dem Microsoft-Tool Disk2vhd oder mit Xen Convert . Zum Booten von der virtuellen Festplatte nutzen Sie wieder den Bootmanager Easy BCD. Nach dem Start des Tools drücken Sie die Option „Neuen Eintrag hinzufügen“. Unten im Feld „Portable/ Externe Medien“ wählen Sie den Reiter „Disk Image“, legen als Typ „Microsoft VHD“ fest, vergeben eine Bezeichnung und binden über den Pfad die zuvor erstellte VHD-Datei ein. Mit „Eintrag hinzufügen“ speichern Sie die Änderung ab, starten den PC neu und wählen bei der Bootauswahl den neuen Eintrag. Ein Windows-Update dieser virtuellen Festplatte ist wie beschrieben nicht direkt möglich, nur über den Umweg eines virtuellen PCs. Weil hier aber wieder der Performance-Verlust zum Tragen kommt und bei den inzwischen gebräuchlichen 64-Bit-Versionen von Windows weitere Anpassungen nötig sind, ist der Parallelnutzung über zwei Festplattenpartitionen der Vorzug zu geben.
Windows 10 vom USB-Stick installieren
Microsoft bietet die Möglichkeit, Windows 10 als ISO-Datei herunterzuladen. Das direkte Konfigurieren eines bootfähigen USB-Sticks steht nach unseren Informationen zum Redaktionsschluss für die Installation vermutlich ebenfalls zur Verfügung.
Im Prinzip ist das „ Windows 7 USB/DVD Download Tool “ eine gute Alternative, indem es mit wenigen Mausklicks aus der ISO-Datei den USB-Stick konfiguriert. Allerdings scheitert man damit bei der Installation von Windows 10 als 64-Bit-Version im echten Uefi-Modus, wie ihn moderne Boards und PCs ermöglichen. Denn das Microsoft-Tool formatiert den Stick stets im NTFS-Dateisystem und nicht mit dem für die Uefi-Installation erforderlichen FAT32.
Dieses Problem lässt sich mit dem Tool Rufus lösen. Dazu stecken Sie einen leeren, mindestens acht GByte großen USB-Stick an Ihren PC, starten Rufus und wählen auf der Programmoberfläche oben das Stick-Laufwerk. Darunter legen Sie als Partitionsschema „GPT Partitionierungsschema für UEFI-Computer“ und als Dateisystem „FAT32“ fest, weiter unten wählen Sie hinter „ISO-Abbild“ über das DVD-Symbol die gespeicherte ISO-Datei der 64-Bit-Version aus und klicken auf „Start -> Ok“. Später beim Installieren der Vorabversion achten Sie bitte darauf, bei der Bootauswahl den ausdrücklich mit „UEFI“ gekennzeichneten Stick-Eintrag zu wählen.