Update 21. April: Neue Details zur Herzfrequenzmessung und weitere allgemeine Aktualisierungen hinzugefügt.
Dass die kommende Apple Watch ein iPhone ab iPhone 5 voraussetzt, war bereits bekannt. Inzwischen erlaubt Apple uns einen Blick in die Technik der Uhr und in Kürze ist die Watch bei den ersten Käufern angekommen. Voraussetzung für die Apple Watch ist auf Seiten des iPhone iOS 8.2. Schon seit Oktober haben die Entwickler ein SDK zur Entwicklung von Apps und so wird es zum Start der Apple Watch bereits zahlreiche Apps geben, die Nutzen aus der Apple Watch ziehen. Lesen Sie hier im Detail, was die Apple Watch kann und was nicht.

Wann kann ich die Apple Watch kaufen?
Es gibt zwei Termine für den Verkaufsstart der Apple Watch in Deutschland. Der erste war der 10. April 2015. Seit diesem Tag kann man die Watch vorbestellen. Außerdem stellt Apple die Uhr ab diesem Zeitpunkt im Apple Store aus. Der zweite Termin markiert den offiziellen Marktstart der Apple Watch: Ab dem 24. April wird die Uhr an die Vorbesteller ausgeliefert. Im Apple Store ist sie weiterhin zunächst nicht zu bekommen, Apple verkauft sie derzeit nur online. Auch andere Händler haben derzeit keine Apple Watches, ausschließlich der Apple Online Store. Die aktuellen Wartezeiten bei Bestellung sind lang: fast alle Modelle der Apple Watch sind erst “im Juni” lieferbar.
Wie funktioniert der Kauf?
Kaufen kann man die Watch derzeit nur im Apple Online Store. Ausprobieren kann man die Uhr in den Apple Stores vor Ort, dort jedoch aktuell – und auf absehbare Zeit – nicht kaufen. Man verabredet vorab einen Termin im Apple Store oder meldet sich vor Ort als Interessent an – Apple reserviert dann einen Beratungstermin. Während man wartet, kann man sich im Apple Store umsehen und erhält eine Benachrichtigung, sobald man an der Reihe ist. Dies funktioniert also ganz ähnlich wie ein Servicetermin an der Genius Bar im Store.
In diesem Artikel haben wir aufgeschrieben, wie solch ein Ausprobiertermin im Apple Store abläuft und wie man die Apple Watch kaufen kann.

©Apple
Welche Watch-Modelle gibt es?
Die Apple Watch ist Apples wohl vielfältigstes Produkt. Es gibt zum einen drei verschiedene Modelle (Sport, Watch und Edition) und dazu jeweils zwei verschiedene Größen. Bei den Armbändern gibt es jeweils mehrere Modelle zur Auswahl, aus Kunststoff, Leder und Stahl. Die Armbänder sind speziell passend für die Apple Watch, Standardarmbänder zum Beispiel mit 22mm-Passung können nicht an der Watch befestigt werden. Konkret nennt Apple zehn verschiedene Varianten für die “Sport” – je fünf Armbänder in je zwei Größen. Für die “Watch” nennt Apple 18 mögliche Variationen.

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Aus welchem Material ist die Watch?
Das ist je nach Modell sehr unterschiedlich. Das “Watch Sport”-Modell hat ein Gehäuse aus Aluminium, das Frontglas ist aus gehärtetem Glas und die Unterseite aus hartem Kunststoff. Bei der mutmaßlich teureren “Watch” ist das Gehäuse aus Edelstahl, Front- und Rückglas sind in diesem Fall Saphirglas. Die teuerste im Bunde, die “Watch Edition” hat ein Gehäuse aus 18 Karat Gold und ebenfalls Saphirglas an Front- und Rückseite.
Was ist, wenn das iPhone nicht in der Nähe ist?
Ohne Verbindung zum iPhone verliert die Watch einen Großteil ihrer Funktionen. Doch auch im “Offline-Modus” ohne iPhone-Anbindung kann sie noch einige wenige Aufgaben erledigen. So soll die Uhr Musik per Bluetooth abspielen können und weiter Schritte und Aktivitäten messen (GPS fällt ohne iPhone jedoch weg). Auch Apple Pay soll sogar offline funktionieren, sagten Apple-Sprecher nach der Vorstellung der Apple Watch. Dazu “einige” Apps. Damit dürften Systemfunktionen der Watch gemeint sein, denn Drittanbieterapps funktionieren nur mit iPhone-Verbindung (siehe Apps). Übrigens: die Apple Watch kann auch helfen, das iPhone zu finden. Auf Knopfdruck auf der Watch piept das iPhone um Aufmerksamkeit, wenn man es in der Wohnung nicht mehr finden kann.
Ist die Watch wasserdicht?
Nein, die Apple Watch ist zwar spritzwassergeschützt, aber nicht wasserdicht. Sie ist IPX7-zertifiziert. Das bedeutet, dass sie zwar wasserbeständig ist, jedoch nicht wasserdicht, obwohl die Zertifizierung bedeutet, dass sie laut Zertifizierung untertauchen dürfte. Das Problem ist jedoch der Wasserdruck, denn Schwimmbewegungen und sogar der Strahl der Dusche erzeugen schwankenden, teils starken Wasserdruck, für den die Watch nicht ausgelegt ist. Das wird in der Praxis bedeuten, dass man sie zwar beim schweißtreibenden Sport oder im Regen tragen kann, Duschen oder Schwimmen sollte man aber nicht, wenn die Watch am Handgelenk sitzt. Apple weist zudem darauf hin, dass die Lederarmbänder nicht wasserbeständig sind.

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Kann ich Apps auf der Uhr installieren?
Jein. Zwar können App-Entwickler Apps für die Apple Watch anbieten, dies hat jedoch sehr viele Einschränkungen. Zum einen gibt es “Watch-Apps” nur als Erweiterung für iOS-Apps. Eine Watch-Anwendung wird also immer im Huckepack mit einer normalen iPhone-App installiert. Dazu kommt, dass die Watch-App selbst gar nicht auf der Uhr installiert und ausgeführt wird, sondern über die neue Watchkit-Umgebung (ab iOS 8.2) auf dem iPhone läuft. Auf der Uhr sehen wir nur eine angepasste Nutzeroberfläche für die App. Ohne verbundenes iPhone funktionieren die Apps also nicht. Auch Apple selbst ermahnt Entwickler: “Apple Watch muss mit dem iPhone des Nutzers verbunden sein, damit Apps starten.”

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Welche Infos und Elemente zeigt die Uhr?
Apple Watch ist dazu gedacht, Informationen und Meldungen vom iPhone auf das Handgelenk zu bringen. Wenn eine App die Watch unterstützt, gibt es für Entwickler verschiedene Methoden:
Glances : Dies sind Infotafeln, die Apple Watch zeigen kann und die auf vordefinierten Designs basieren. Damit können Watch-taugliche Apps einen kurzen Überblick schaffen: “Noch 5 Minuten” oder “Jetzt den Braten aus dem Ofen nehmen!” Diese Glances sind nicht interaktiv. Wenn der Nutzer darauf tippt, öffnet sich die zugehörige App.
Benachrichtigungen : Notifications sind seit jeher ein fester Bestandteil von iOS und auch eine der wichtigsten Funktionen der Apple Watch. Standardmäßig zeigt die Uhr zunächst eine einheitlich aussehende Kurzbenachrichtigung, erst dann erscheint eine detailliertere und von Entwickler gestaltete Benachrichtigung. Diese kann auch Knöpfe enthalten, mit denen der Nutzer eine Aktion auslösen kann. Beispielsweise “Timer anhalten” oder “Licht ausschalten”.
Die Watch unterstützt dazu einige Systemfunktionen von iOS. So kann man dort Nachrichten (SMS/iMessages/E-Mail) anzeigen und mit Standardantworten reagieren. Auch Telefonanrufe und Siri-Eingaben kann man über die Watch starten und steuern.
Apps : Siehe oben. Dies sind angepasste Oberflächen von iOS-Apps, mit denen der Nutzer mit einer App interagieren kann. Die Gestaltung der Oberfläche ist etwas eingeschränkt. So können Animation beispielsweise nicht von der Watch gerendert werden, sondern müssen als animierte Grafik in der App gespeichert sein.

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Welche Auflösung hat der Bildschirm der Apple Watch?
Es gibt zwei Größen der Apple Watch. Apple nennt zwar nur “Retina-Auflösung”, inzwischen kennen wir jedoch die Details: Die kleinere Version hat eine Bildschirmauflösung von 340 mal 272 Pixeln, die größere Apple Watch bietet 390 mal 312 Bildpunkte.
Die Hardware der Apple Watch
Die Apple Watch hat ein Pulsoxymeter auf der Unterseite, um die Herzfrequenz des Trägers zu messen. Dazu hat die Uhr einen eigenen Beschleunigungssensor, der Bewegungen erfasst. Einen eigenen GPS-Empfänger hat die Uhr nicht, sie nutzt die Geofunktionen des iPhone. Zur Verbindung bietet sie Bluetooth 4.0 und WiFi (b/g), verbindet sich jedoch nur direkt mit einem iPhone, nicht mit dem Internetrouter. NFC ist ebenfalls mit an Bord, aber nur für Apple Pay. Den Prozessor nennt Apple “S1”, er stammt laut aktuellen Gerüchten direkt vom Singlecore A5 aus dem iPhone 4S ab.
Die Herzfrequenzmessung
Apple Watch misst den ganzen Tag über unsere Herzfequenz und speichert diese in der Health-App. Dabei hat die Watch mehrere Modi: Im normalen Alltag misst die Uhr alle zehn Minuten und nutzt dazu Infrarotlicht. Im Trainingsmodus misst die Uhr deutlich häufiger, dann wird die Herzfrequenz alle paar Sekunden erfasst und der Fotosensor durch helles LED-Licht unterstützt. Die Technik, auf der die Messung basiert, nennt sich Pulsoxymetrie. Dabei durchleuchten LEDs unsere Haut und ein Fotosensor beobachtet die Blutbewegung in unseren Äderchen. Dieses Verfahren kann sehr präzise sein.
Apple weist darauf hin, dass man die Uhr nicht zu fest und nicht zu locker tragen sollte, damit die Herzfrequenzmessung zuverlässig funktioniert. Die Rückseite der Uhr sollte auf der Haut aufliegen, damit diese durchleuchtet werden kann. Dringt Licht von der Seite ein, sieht der Fotosensor die Adern nicht. Aber zu fest sollte die Uhr nicht anliegen, dies ist nicht nur ungebequem, sondern gequetschte Haut lässt sich ebenfalls nicht gut durchleuchten. Zudem weist Apple darauf hin, dass je nach Durchblutung der Haut die Messung unterschiedlich gut funktionieren kann.
Weitere Faktoren, durch die die Pulsoxymetrie erschwert wird, die Apple aber nicht nennt, sind beispielsweise sehr dichte Behaarung, Tattoos oder sehr dunkle Haut. Apple weist darauf hin, dass man für genauere Messung einen Bluetooth-Pulsgurt mit der Apple Watch verbinden könne.
Wie ist die Akkulaufzeit der Apple Watch?
Apple gibt an, dass die Watch dafür gedacht ist, jeden Abend aufgeladen zu werden. Konkreter wird nun berichtet, dass die Uhr bei normaler Nutzung 19 Stunden durchhalten soll, bei Intensivnutzung ist der Akku schon nach wenigen Stunden leer. Beispielsweise beim Sport soll die Uhr als Trackinggerät gerade vier Stunden durchhalten. Genaue Praxiswerte werden erst erste Tests ergeben können.
Und mit welchem Kabel lade ich die Apple Watch wieder auf?
Apple hat für die Apple Watch ein Induktions-Ladekabel entwickelt. Der große, kreisrunde Anschluss wird auf der Rückseite der Uhr angesetzt. Mit verbreiteten Standardladekabeln wie Micro-USB oder Lightning kann man die Uhr nicht laden.

©Apple
Verkürzt die Apple Watch die Akkulaufzeit meines iPhone?
Da die Apple Watch in erster Linie ein Satellit für das iPhone ist, drahtlos mit dem iPhone verbunden sein wird und sich für viele Funktionen Rechenleistung des iPhone “leihen” muss, lautet die Antwort: vermutlich ja. In welchem Maße dies stattfinden wird, ist derzeit noch offen, mutmaßlich wird dies ähnlich sein wie bei anderen Gadgets, die per Bluetooth mit einer App auf dem iPhone kommunizieren.
Kann ich die Watch auch mit einem iPad benutzen?
Nein, danach sieht es derzeit nicht aus. Die Apple Watch ist im Kern eine Erweiterung für das iPhone und ist ohne Verbindung zum iPhone dem Großteil ihrer Funktionen beraubt. Deshalb benötigt es einen Mitspieler wie das iPhone, der jederzeit drahtlos Dienste wie eine Internetverbindung, Ortungsdienste usw. bereitstellt. Mit einem iPad ist dies nicht unbedingt der Fall. Apple spricht immer nur vom iPhone als Watch-Kompagnon, deshalb muss man davon ausgehen, dass es mit dem iPad nicht funktioniert. Vermutlich wird Apple die für die Watch nötigen Softwarekomponenten beim iPad nicht in iOS integrieren.
Ich bin Linkshänder!
Das ist offenbar kein Problem, die Apple Watch soll einen Modus für Linkshänder bekommen, sodass sie auch “falsch” herum funktioniert – mit gedrehtem Displayinhalt.
Was macht die Apple Watch besonders?
Vieles, was die Apple Watch können soll, beherrschen andere Smartwatches schon bereits. In einigen Punkten scheint sich Apples Ansatz jedoch angenehm von der Konkurrenz abzuheben. Dazu gehören vor allem die sozialen Funktionen. Seinen Herzschlag, eine Fingerzeichnung oder einen getippten Alarm an eine andere Watch senden zu können, klingt zwar aus Techie-Sicht zunächst wenig nützlich, könnte der Apple Watch den Hauch Menschlichkeit verpassen, der Smartwatches bislang fehlt, um den Massenmarkt zu erreichen.
Dazu klingt Apples eigene Interpretation des Vibrationsalarms, das “Tactile Feedback” nach einer interessanten und ausgereifteren Lösung als dies derzeit bei Smartwatches der Fall ist. Apple-typisch ist die Watch dem bisherigen Anschein nach gut in Apples Ökosystem integriert. Laut Apple könne man damit beispielsweise das Apple TV fernsteuern und Passbook-Tickets auf der Uhr anzeigen – wofür die Watch jedoch offenbar jeweils mit dem iPhone verbunden sein muss.
Funktionen in letzter Minute reduziert
Die Apple Watch hätte nach Apples ursprünglichen Plänen vor allem im Gesundheitsbereich weit mehr leisten können, als das Modell, das im April auf den Markt kommen wird, berichtet das Wall Street Journal. So hätte etwa die Uhr die Leitfähigkeit der Haut messen können und als Herzmonitor mehr als nur den Puls, heißt es. Apple habe aber einige technische Probleme nicht lösen können, so habe die Uhr nicht richtig bei Leuten funktioniert, die trockene Haut haben, zu stark behaart sind oder die Uhr zu locker um das Handgelenk binden.
20 Millionen Stück bis Jahresende
Die Erwartungen an die Apple Watch sind und bleiben hoch. Die Analysten von CCS Insight nennen eine weitere Zahl, an der sich Apple messen lassen muss. 20 Millionen Uhren soll der Hersteller demnach bis Jahresende verkaufen und damit ein Viertel des weltweiten Wearables-Marktes für sich gewinnen. Die Apple Watch werde dem Markt die nächste Wachstumsstufe bescheren.
Seit 2011 in Entwicklung, Apple Store umgestaltet
Wie aus einem Porträt des New Yorker über Apples Desingchef Jonathan Ive hervorgeht, hat Apple s eit dem Jahr 2011 an der Entwicklung der Apple Watch gearbeitet. Grundform und Materialien hätten schon früh festgestanden, wichtige Funktionen wären aber erst spät zuverlässig umgesetzt gewesen. Für die Präsentation der Uhr müsse Apple noch seine Stores umgestalten, Ive und Retail-Chefin Angela Ahrendts seien gerade mit diesem Projekt befasst.

©Macwelt

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