Wir sehen unsere Umgebung räumlich, weil wir sie mit zwei Augen gleichzeitig wahrnehmen. Die Kameras der allermeisten Smartphones sind dagegen „einäugig“ und zeichnen deshalb beim Druck auf den Auslöser keine Fotos mit Tiefenwirkung auf. Mit Hilfe von Apps lassen sich 3D-Fotos aber auch mit einäugigen Kameras aufnehmen.
Das Grundprinzip ist bei der Mehrzahl dieser Apps identisch: Die App fotografiert das Motiv mehrfach, während der Nutzer von einer Aufnahme zur nächsten die Perspektive leicht verändert. Unterschiede gibt es allerdings in der Art, wie die fertigen Aufnahmen dargestellt werden: Vom „Wackelbild“ über eine stereoskopische Darstellung bis zur Anzeige als Rot-Cyan-Foto reichen die Möglichkeiten. Acht dieser Apps haben wir für Sie ausprobiert.
3D-Kamera

©Dirk Bongardt
Mit der Android-App 3D-Kamera kann der Nutzer Bilder mit Tiefenwirkung erzeugen, indem er dasselbe Motiv aus zwei leicht unterschiedlichen Perspektiven aufnimmt.
Wer mit der Android-App „3D-Kamera“ räumliche Bilder fotografieren will, braucht eine ruhige Hand oder ein Stativ. Die App setzt das Bild aus zwei Aufnahmen zusammen, die der Nutzer nacheinander fotografiert hat. Die App zeigt das 3D-Foto als Wackelbild oder als stereoskopisches Doppelbild. Um eine anaglyphe Rot-Cyan-Darstellung zu erhalten, muss diese Funktion erst per In-App-Kauf (derzeit 0,72 Euro) freigeschaltet werden.
Aufnahmen nur hochkant
Die Handhabung ist relativ simpel: Der Nutzer visiert das Motiv an, tippt auf den Auslöser, verändert die Position des Smartphones ein paar Zentimeter nach rechts und tippt dann erneut auf den Auslöser. Anschließend schiebt er die beiden Fotos so übereinander, dass das am weitesten entfernte der auf beiden Fotos zu sehenden Objekte zur Deckung kommt. Daraus errechnet die App ein Wackelbild oder zeigt die beiden Aufnahmen als stereoskopisches Doppelbild an. Aufnahmen im Querformat ermöglicht die App nicht. Größeres Ärgernis: Die Handhabung wird ständig von Werbung unterbrochen.
Fazit zum Test der Android-App „3D-Kamera“
Mit etwas Mühe gelingen mit der 3D-Kamera ansprechende räumliche Aufnahmen. Stativ oder ruhige Hände sind jedoch obligatorisch.
Pro: Gut dokumentiert, einfache Handhabung
Contra: Werbeüberfrachtet
Gesamtnote: 2,38
Funktionalität (45 %): 2,50
Bedienung und Support (40 %): 2,00
Design (15 %): 3,00
Englischsprachig, kostenlos
3D Camera

©Dirk Bongardt
Die Stärke der Android-App 3D Camera liegt in ihrer Fähigkeit, auch in einem Einzelbild die Illusion räumlicher Tiefe zu erzeugen. Die App erzeugt eine zoom- und drehbare Szene.
Ein klassisches 3D-Bild besteht aus zwei geringfügig versetzt aufgenommenen Einzelbildern. Auch damit kann die Android-App „3D Camera“ dienen, benötigt dazu jedoch eine – im Test sehr unzuverlässige – Verbindung zum Server der App-Entwickler. Unabhängig von diesem kann die App jedoch auch aus einem einzigen Einzelbild eine 3D-Szene generieren, vorausgesetzt, Vordergrund und Hintergrund lassen sich klar abgrenzen. Das Resultat lässt sich direkt auf dem Gerät betrachten, der Eindruck von Tiefe entsteht beim Bewegen des Gerätes oder beim Zoomen und Bewegen der erzeugen Szene.
3D mit zwei Linien
Um eine 3D-Szene aus einem Einzelbild zu erzeugen, muss der Nutzer darin erst ein Objekt und dann dessen Umgebung markieren. Darauf stellt er die Tiefe für Objekt und Umgebung separat ein. Die App errechnet aus diesen Informationen die 3D-Szene.
Zweierlei fanden wir im Test weniger schön: Teilen lässt sich eine 3D-Szene erst nach einem Upload auf Picasa, und von „Design“ kann bei der optischen Gestaltung der App eigentlich keine Rede sein. Kaum gestört hat dagegen die Werbung – sie erscheint praktisch nur während der Wartezeit, bis eine Szene generiert ist.
Fazit zum Test der Android-App „3D Camera“
Die Illusion räumlicher Tiefe erzeugt diese App mit nur einem Bild. Das funktioniert allerdings nicht bei allen Motiven wirklich überzeugend.
Pro: Szenen lassen sich auch aus Galerie-Bildern generieren
Contra: Verbindung zu externem Server funktioniert selten
Gesamtnote: 2,53
Funktionalität (45 %): 2,50
Bedienung und Support (40 %): 2,00
Design (15 %): 4,00
Englischsprachig, kostenlos
Phogy, 3D Kamera

©Dirk Bongardt
Mit der Android-App Phogy, 3D Kamera lassen sich kurze Bildsequenzen aufnehmen, die dann beim Betrachten auf dem Android-Gerät als 3D-Szenen angezeigt werden.
Streng genommen erzeugt die Android-App „Phogy, 3D Kamera“ keine 3D-Aufnahmen, sondern kleine Filme, die sich durch Kippen und Neigen des Android-Gerätes abspielen lassen. Dabei entsteht der Eindruck, der Nutzer könne die aufgenommenen Objekte von mehreren Seiten betrachten. Praktisch: Da die zugrundeliegenden Einzelbilder nicht miteinander gemischt werden, eignen sich auch leicht bewegte Objekte – zum Beispiel eine sprechende Person oder eine flatternde Fahne – als Motive.
Filmen statt fotografieren
Um eine 3D-Szene einzufangen, visiert der Nutzer sein Motiv an, startet die Aufnahme und bewegt die Kamera dann nach rechts um das angepeilte Objekt herum. Eine Markierung im Display hilft ihm dabei, die Kamera dabei immer auf den gleichen Punkt gerichtet zu halten. Anschließend errechnet die App daraus eine 3D-Szene und liefert auch gleich eine Auswertung zur Qualität der Aufnahme. Betrachten lassen sich die Bilder zunächst am Android-Gerät, können als GIF- oder MP4-Dateien aber auch mit Personen geteilt werden, die Phogy nicht nutzen.
Fazit zum Test der Android-App „Phogy, 3D Kamera“
Die mit Phogy erstellten Pseudo-3D-Aufnahmen sind de facto kleine Bildfolgen, die allerdings durchaus den Eindruck von Räumlichkeit vermitteln.
Pro: Auch für leicht bewegte Motive geeignet
Contra: Hintergrundbilder und unbegrenzt viele Aufnahmen nur in Bezahlversion
Gesamtnote: 1,82
Funktionalität (45 %): 1,70
Bedienung und Support (40 %): 1,80
Design (15 %): 2,20
Deutschsprachig, kostenlos
Camera 3D

©Dirk Bongardt
Die Android-App Camera 3D kombiniert zwei oder mehr Fotos zu einer räumlich wirkenden Animation bis hin zu einer Rundum-Ansicht.
Klassisch mit mehreren, aus leicht unterschiedlichen Perspektiven aufgenommenen Fotos arbeitet die Android-App „Camera 3D“. Sie kombiniert die Einzelbilder zu einer Animation, die sich auch als GIF-Datei exportieren lässt. Im Entstehen begriffen ist ein soziales Netzwerk: Schon jetzt lassen sich die 3D-Schöpfungen anderer Nutzer bewundern, sofern diese sie bereitgestellt haben. Es ist aber (noch?) nicht möglich, gezielt speziellen Nutzern zu folgen.
Hilfen im Display
Wenn die ersten Resultate nicht zufriedenstellend ausfallen, kann das daran liegen, dass der Nutzer die Hilfsfunktionen im Display nicht in Anspruch genommen hat. So lässt sich bei der Aufnahme einer Bildfolge das jeweils zuvor aufgenommene Foto als teiltransparentes Overlay einblenden und mit Hilfe einer weißen Maske der sichtbare Bildausschnitt auf die Bildmitte beschränken. Fertige 3D-Animationen findet der Nutzer anschließend unter „Profile“, wo er sie auch ins GIF-Format konvertieren kann. Das Design ist eher schlicht, die Hilfe blieb im Test ohne Funktion.
Fazit zum Test der Android-App „Camera 3D“
Auch hier sorgt der Wackelbild-Effekt für einen räumlichen Eindruck. Rundum-3D-Aufnahmen lassen sich aus bis zu 99 Einzelbildern generieren.
Gesamtnote: 2,21
Funktionalität (45 %): 2,30
Bedienung und Support (40 %): 2,00
Design (15 %): 2,50
Englischsprachig, kostenlos
Make It 3D Free – 3D Kamera

©Dirk Bongardt
Mit der Android-App Make It 3D Free – 3D Kamera lassen sich aus je zwei Einzelaufnahmen Anaglyphen-3D-Bilder erstellen, die mit einer Rot-Cyan-Brille betrachtet werden können.
Die räumliche Wirkung von Anaglyphenbildern, wie sie die Android-App „Make It 3D Free“ erzeugt, lässt sich zwar nur mit einer speziellen Brille wahrnehmen. Anders als die häufig anzutreffenden Wackelbilder entspricht diese Darstellung aber am ehesten der natürlichen Wahrnehmung, da der Nutzer das Bild mit beiden Augen gleichzeitig aus leicht voneinander abweichenden Perspektiven erfasst. Die App verfügt über eine interne Aufnahmefunktion, kann aber auch auf dem Gerät gespeicherte Bildpaare verarbeiten.
Feintuning nach der Aufnahme
Hat der Nutzer die beiden Fotos aufgenommen oder aus der Galerie gewählt, kann er die Perspektive noch anpassen, indem er die Fotos horizontal und vertikal gegeneinander verschiebt. Die App speichert das fertige Anaglyphenbild in der Galerie des Gerätes. Es kann dann später unabhängig von der App (allerdings eben nur mit Hilfe einer geeigneten Brille) genutzt werden. Die Handhabung ist gut erklärt, das Design wirkt allerdings ein wenig altbacken.
Fazit zum Test der Android-App „Make It 3D Free – 3D Kamera“
Anaglyphenbilder gehören zu den Urtypen der 3D-Darstellung. Diese App bietet die Möglichkeit, solche Bilder ohne großen Aufwand zu erstellen.
Pro: Feintuning beim Überlagern der Einzelaufnahmen
Contra: ausschließlich Anaglyphen-3D
Gesamtnote: 2,13
Funktionalität (45 %): 2,30
Bedienung und Support (40 %): 1,80
Design (15 %): 2,50
Deutschsprachig, kostenlos
Kamera 3D

©Dirk Bongardt
Mit der Android-App Kamera 3D lassen sich stereoskopische 3D-Bilder aus je zwei Einzelaufnahmen erzeugen. Die App gibt die Fotos im JPS-Format aus.
Die 3D-Bilder, die die Android-App „Kamera 3D“ erzeugt, sind faktisch Bildpaare, die dasselbe Motiv aus zwei leicht unterschiedlichen Perspektiven zeigen. 3D-Fernseher können diese JPS-Dateien meist direkt anzeigen, für den PC gibt es geeignete Bildbetrachter, die die beiden Einzelaufnahmen zu einem 3D-Bild kombinieren. Kleiner Wermutstropfen: Auf dem Smartphone ist von der 3D-Wirkung nichts zu sehen, die App zeigt die Fotos einfach nebeneinander an. Erst die kostenpflichtige Version (derzeit für 1,00 Euro zu haben) unterstützt die 3D-Darstellung direkt auf dem Smartphone.
Schrift und Sticker im Bild
Die Handhabung ist einfach: Der Nutzer nimmt erst das linke Foto auf, dann – unter Zuhilfenahme eines Overlays – das rechte, anschließend generiert die App das Gesamtbild. Das lässt sich abschließend noch mit Stickern verzieren und kann auch einen Schriftzug bekommen. Das fertige 3D-Foto kann der Nutzer dann über die Standard-Teilen-Funktion weitergeben.
Praktisch: Die App kann zusätzlich auch eine 2D-Version des Bildes speichern. Die Qualität der Ausgabe hängt davon ab, wie sorgfältig der Nutzer bei der Aufnahme war. Das Design ist schlicht, aber zweckmäßig.
Fazit zum Test der Android-App „Kamera 3D“
3D-Aufnahmen sind mit der App schnell gemacht. Wer seine Resultate sofort bewundern will, muss allerdings (rund 1 Euro) in die Vollversion investieren.
Pro: Einfache Handhabung
Contra: In Gratis-Version keine 3D-Darstellung auf dem Smartphone
Gesamtnote: 2,10
Funktionalität (45 %): 2,30
Bedienung und Support (40 %): 1,90
Design (15 %): 2,00
Englischsprachig, kostenlos
AR-Kamera 3D Lite

©Dirk Bongardt
Die Android-App AR-Kamera 3D Lite ist eine einfache Augmented Reality-Anwendung, die ein vom Nutzer gewähltes 3D-Objekt in das Kamerabild der Umgebung einblendet.
Mit der Android-App „AR-Kamera 3D Lite“ lassen sich keine echten 3D-Fotos aufnehmen. Stattdessen setzt die Kamera auf eine herkömmliche „einäugige“ Aufnahme der Umgebung, kann aber eine Reihe von 3D-Objekten, etwa ein Flugzeug, ein Ufo, einen Totenschädel, einen Comic-Hund oder ein Huhn in die Aufnahme einbinden. Das gewählte Objekt kann der Nutzer frei platzieren, skalieren und in alle Richtungen drehen. Auch die Richtung, aus der Licht auf das Objekt fällt, kann er beeinflussen.
Keine Schwindeleien möglich
Unterhaltsam mag es sein, plastische Objekte in seine Fotos einzubinden, doch die Objekte unterscheiden sich in Textur, Schärfe und Farbe so deutlich vom Kamerabild, dass die Manipulation sofort ersichtlich ist – es gibt daher definitiv bessere Möglichkeiten, eine Ufo-Sichtung vorzutäuschen. Die einzubindenden Elemente sollten daher besser als „3D-Sticker“ betrachtet werden. Das Design ist schlicht, aber zweckmäßig, die Handhabung intuitiv und zudem innerhalb der App erklärt.
Fazit zum Test der Android-App „AR-Kamera 3D Lite“
2D-Fotos, angereichert mit 3D-Objekten: So lässt sich die Funktion der App am ehesten beschreiben. Die kostenlose Version bietet allerdings nur eine kleine Auswahl an Objekten.
Pro: Richtung, aus der das Objekt beleuchtet wird, variierbar
Contra: Objekte sind sofort als nachträglich eingebaut zu erkennen
Gesamtnote: 2,39
Funktionalität (45 %): 2,70
Bedienung und Support (40 %): 2,00
Design (15 %): 2,50
Englischsprachig, kostenlos
Easy 3D Camera FREE (Ads)

©Dirk Bongardt
Sowohl als Anaglyphenbild als auch als Animation oder manuell bewegbares Wackelbild gibt Easy 3D Camera FREE damit erstellte Fotos aus.
Mindestens zwei, höchstens 15 Einzelbilder nutzt die Android-App „Easy 3D Camera FREE“, um 3D-Fotos zu erzeugen. Aus den Einzelbildern errechnet die App wahlweise ein Wackelbild, ein von Hand zu bewegendes 3D-Bild oder ein Anaglyphenbild, dessen Farbkomponenten der Nutzer abhängig von seiner 3D-Brille frei wählen kann. Die Gratis-Version speichert maximal 50 Bilder.
Kleiner Wermutstropfen: Die App exportiert Fotos nur im zweidimensionalen JPG-Format, wird also permanent zum Betrachten der 3D-Aufnahmen benötigt.
Zielkreuz hilft bei der Aufnahme
Damit die Einzelbilder möglichst präzise zusammenpassen, sollte der Nutzer bei jeder Aufnahme den gleichen Punkt anvisieren. Dabei hilft ein Zielkreuz im Display ebenso wie ein teiltransparentes Overlay der vorhergehenden Aufnahme. Mit dieser App gelangen im Test auf Anhieb entsprechende Resultate, allerdings haben wir einen Stativaufsatz zu Hilfe genommen, um jede Aufnahme aus der gleichen Höhe im Raum zu fotografieren. Auf ein hübsches Design müssen Nutzer der App verzichten, aber wem die 3D-Bilder wichtiger sind, der wird damit leben können.
Fazit zum Test der Android-App „Easy 3D Camera FREE“
Einfache Aufnahme, vielseitige Ausgabe, aber leider kein 3D-Export: Easy 3D Camera FREE ist eine brauchbare, wenn auch keine perfekte Lösung, um 3D-Fotos aufzunehmen.
Pro: Mehrere Wiedergabemodi
Contra: Export nur als 2D-JPEG-Foto
Gesamtnote: 2,30
Funktionalität (45 %): 2,00
Bedienung und Support (40 %): 2,00
Design (15 %): 4,00
Englischsprachig, kostenlos