Die unter einer nicht offenen Lizenz stehenden Treiber für die Grafikkarten von Nvidia und AMD (ATI) versprechen eine optimale Unterstützung der Hardware. Insbesondere bei 3D-Spielen reizen erst diese Treiber die Stärken der Grafikkarten aus. Gelegentlich tritt aber das Gegenteil der erhofften Wirkung ein: Langsamer Fensteraufbau, verpixelte Buchstaben, schwammige Bilder oder gar ein schwarzer Bildschirm. Die nachfolgenden Tipps und Schritte bringen meist die Lösung.
Achtung: Es reichen oft Kleinigkeiten im Zusammenspiel aus Grafikkarte, Treiber, Kernel und Anwendung, um Probleme zu provozieren, die in diesem Artikel nicht erwähnt wurden. Und was in einem Fall zuverlässig hilft, kann bei einer leicht geänderten Modellreihe der Karte scheitern.
Versuchen Sie deswegen immer zuerst einmal die proprietären Treiber zu verwenden, die von der Community in das Paketmanagement integriert worden sind.
Bevor Sie zu ganz aktuellen Treiberversionen greifen, etwa von den Download-Seiten der Hersteller, ist es immer ratsam, die vorher installierten Treiber vollständig zu deinstallieren.
Treiberinstallation schlägt fehl?
Neben der Einrichtung über die Systemeinstellungen in Ubuntu/Mint und deren Unterfunktion „Zusätzliche Treiber“ können Sie auch die von den Herstellern direkt als Download angebotenen Treiber einsetzen. Bricht im Falle von Nvidia die Installation des Treibers mit oder ohne Fehlermeldung einfach ab, haben Sie auf Ihrem System wahrscheinlich Wine installiert (Laufzeitumgebung für den Betrieb ausgewählter Windows-Programme unter Linux). Dies verhindert die Einrichtung des Nvidia-Treibers. Deshalb müssen Sie zunächst Wine deinstallieren. Einen weniger schmerzhaften Workaround für das Problem gibt es derzeit noch nicht.
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Alles dunkel? So werden Sie den Treiber wieder los
Nachdem Sie einen proprietären Treiber installiert haben, bleibt der Bildschirm dunkel? Zwar startet das System, aber spätestens nach der Anzeige des Herstellerlogos scheint nichts mehr zu gehen? Das kann verschiedene Ursachen haben: Eventuell haben Sie bei der Auswahl des Treibers den falschen erwischt. Es ist aber auch möglich, dass das System die eingebaute Karte nicht korrekt erkannt hat und einen nicht kompatiblen Treiber nutzt. Versuchen Sie dann, den Treiber vollständig loszuwerden, denn damit kehrt das System automatisch wieder zum allgemeinen und in jedem Fall funktionierenden Treiber zurück.
Um den Treiber zu entfernen, starten Sie das System neu. Halten Sie die Umschalt-Taste oder die Esc-Taste beim Starten gedrückt, bis das Grub-Menü erscheint. Wählen Sie dort „Erweiterte Optionen für Ubuntu“. Nutzen Sie jetzt den „Recovery Mode“. Sie benötigen eine „root-Shell“. Mit
mount -o remount,rw /
binden Sie dort zunächst die Festplatte des Systems ein. Deinstallieren Sie dann mit
apt-get remove nvidia-*
die Nvidia-Treiber. Der passende Befehl zum Entfernen eines Treibers für ATI (AMD) lautet:
apt-get remove fglrx fglrx-amdcccle.
Ein reboot startet dann das System neu, das Sie dann wieder mit dem Anmeldebildschirm begrüßen sollte.
Keine grafische Oberfläche mehr?
Der Systemstart ist ohne erkennbare Probleme verlaufen, aber jetzt startet der Desktop nicht? Versuchen Sie auf der Kommandozeile den Befehl startx, und warten Sie die Reaktion des Systems ab. Wenn Sie keinen Zugriff auf die grafische Oberfläche erhalten, könnten Sie den Rescue-Modus verwenden, um mit dem Editor Nano die Datei „xorg.conf“ zu bearbeiten. Oder Sie nutzen ein Live-System und öffnen auf der Festplatte Ihres Systems die Datei „/etc/X11/xorg.conf“. Suchen Sie dort nach einer Zeile mit dem Wort „nvidia“, und setzen Sie ein „#“ davor. Damit kommentieren Sie die gesamte Zeile aus.
Öffnen Sie ebenfalls mit einem Editor Ihrer Wahl und root-Rechten die Datei „/etc/default/linux-restrictedmodules-common“. Hier suchen Sie nach der Zeile „DISABLED_MODULES“. Wenn Sie hier einen Eintrag wie „nv“ finden, löschen Sie ihn, lassen aber die Anführungszeichen und das Gleichheitszeichen unangetastet.
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Weitere und speziellere Grafikprobleme
Artefakte und merkwürdiges Verhalten: Eigentlich wird der Server für die grafische Oberfläche neu gestartet, wenn Sie sich einmal ab- und wieder anmelden. Bei einem Treiberwechsel ist es trotzdem ratsam, das System vollständig neu zu starten, da hier auch Kernel-Module verwendet werden. Haben Sie zum Beispiel einen proprietären Treiber deaktiviert und melden sich erneut an, sind die Kernel-Module noch geladen. Erst ein Systemstart beseitigt das Problem.
ATI-Probleme mit Videos und TVProgramm: Nach der Installation eines ATI-Treibers können Sie eventuell keine Fernsehbilder mehr wiedergeben, und auch Videoplayer-Software versagt ihren Dienst. Hier schafft ein kleiner Eintrag in der Datei „/etc/X11/xorg.conf“ für Abhilfe. Öffnen Sie die Datei mit root-Rechten, und suchen Sie den Abschnitt „Device“. Tragen Sie dort zusätzlich diese beiden Zeilen
Option "VideoOverlay" "on" Option "OpenGLOverlay" "off"
ein.
Probleme mit Flash: Bei der Wiedergabe eines Flash-Videos flackert das Bild, oder aber es sind „Blitzer“ zu sehen? Rufen Sie das Einstellungsprogramm für die Nvidia-Karte auf, und suchen Sie dort nach dem Eintrag „OpenGL Settings“. Entfernen Sie den Haken bei „Allow Flipping“. Damit sollte das Problem behoben sein. Im Fall von ATI-Karten sollen die beiden folgenden Zeilen in der „xorg.conf“ im Abschnitt „Device“ helfen:
Option "UseInternalAGPGART" "no" Option "KernelModuleParm" "agplock=0"
3D-Beschleunigung nicht aktiv: Wenn die Grafikleistung Anlass zum Zweifel gibt, dass die 3D-Beschleunigung aktiv ist, installieren Sie zuerst das Paket „mesa-utils“. Im Terminal geben Sie danach den Befehl
glxinfo | grep rendering
ein. Als Antwort sollten Sie „direct rendering: Yes“ erhalten. Dann ist technisch alles in Ordnung und nur das System generell etwas langsam. Ist hingegen keine Hardware-Beschleunigung aktiv, versuchen Sie, im Falle von ATI Folgendes:
sudo ln -s /usr/lib/dri /usr/lib/xorg/modules/dri
Sie setzen damit eine Verknüpfung auf den eigentlichen Speicherort der notwendigen Bibliotheken, was das Problem meistens löst.
Ergibt die glxinfo-Abfrage bei einer Nvidia-Karte einen Fehler, hilft in den meisten Fällen wieder ein Eintrag in der Datei „/etc/X11/xorg.conf“:
Option "AllowGLXWithComposite" "true"
Diese zusätzliche Information tragen Sie in die Device-Zeile ein.