Mittlerweile ist es ganz normal, sein Smartphone oder Tablet ins Zuhause einzubinden. Mit einem Wisch lassen sich Videos, Fotos oder Musik über die heimische Home-Entertainment-Zentrale wiedergeben. Doch Android ermöglicht viele weitere Dinge, um Ihr Leben so komfortabel wie möglich zu gestalten: Regulieren Sie Ihre Heizung, steuern Sie Ihr Licht oder fahren Sie Ihre Rollos hoch oder herunter – alles mit Ihrem Android-Smartphone oder -Tablet. Wir zeigen Ihnen, welche Möglichkeiten Ihnen zur Verfügung stehen.
Mit Apps das Heimkinosystem steuern
Fast jeder deutsche Haushalt besitzt mindestens ein Fernsehgerät. Oft kommt noch ein Satelliten- oder Kabel-Receiver dazu, ein Blu-ray-Player und/oder eine Spielekonsole. Und wer dazu kinoreifen Klang haben möchte, der stellt Raumklang-Lautsprecher auf, die für die optimale Klangverarbeitung von einem AV-Receiver befeuert werden. Insgesamt sind das also etwa fünf Geräte mit eigener Fernbedienung.
Wenn Ihr Entertainment-System smart genug ist, lässt es sich komplett mit nur einer Fernsteuerung bedienen, nämlich Ihrem mobilen Android-Gerät! Alles, was Sie brauchen, ist eine entsprechende App. Außerdem müssen sich alle beteiligten Geräte in einem gemeinsamen (WLAN-)Netzwerk befinden.
Bekannte Hersteller mit Apps ab Werk
Namhafte Hersteller von Mediengeräten wie Fernsehern oder Receivern stellen solche Remote-Apps bereits zur Verfügung. Darüber wechseln Sie Fernsehkanäle, regulieren die Lautstärke oder nehmen Einstellungen vor – eben das, was auch Ihre Fernbedienung tut. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Auf dem Tablet oder Smartphone lässt sich eine komplette virtuelle Tastatur nutzen – das vereinfacht die Texteingabe ungemein.
Besitzer eines Smart-TVs ab 2012 von LG können sich die App „LG Magic“ herunterladen; für Samsung-Fernseher gibt es „Smart View“. Letztere App ermöglicht es sogar, das Fernsehprogramm auf Ihre Android-Geräte zu streamen. Auch Philips bietet mit „My Remote“ eine kostenlose App an, die dem Funktionsinhalt der Samsung-Konkurrenz gleichkommt. Mit der „Side View“-Applikation von Sony klappt nicht nur das, sondern gleichzeitig auch das Ansteuern der herstellereigenen Blu-ray- oder DVD-Player.

Doch es gibt auch Alternativen für Geräte, die sich nicht ins WLAN hängen lassen. Mit Apps von Drittanbietern und zusätzlicher Hardware verwandeln Sie Ihr Smartphone oder Tablet in eine voll funktionsfähige Universalfernbedienung. Für rund 100 Euro bietet Logitech den „Harmony Ultimate Hub“ an, der sich in das Drahtlosnetzwerk einbucht und die Signale per Infrarot-Empfänger auch an Wiedergabegeräte hinter einer Schranktür weiterleitet. Die Bedienung erfolgt über die zugehörige „Harmony“-App im Play Store, die Programmierung Ihrer Geräte findet am PC statt. Etwas günstiger kommen Sie mit der „Tablet remote“ von One For All weg. Dieser Infrarot-Empfänger schlägt mit rund 70 Euro zu Buche und bietet in etwa den gleichen Funktionsumfang wie die Lösung von Logitech. Auch hier erfolgt die Bedienung komfortabel über eine App namens „NEVO“.
Mittlerweile verfügen viele Smartphones auch über eine integrierte Infrarot-Schnittstelle. Hier ist natürlich der Vorteil, dass Sie nicht zusätzlich Fernbedienung oder Empfänger benötigen. Die Apps kommen dabei von den Smartphone-Herstellern und beinhalten meist auch eine elektronische Programmzeitschrift (EPG). Für die Programmierung der Universalfernbedienung geben Sie die Modellnamen Ihrer zu steuernden Geräte ein, ansonsten lässt sich eine fehlende Funktion „anlernen“.
Fritzbox als Mediazentrale einrichten
Die Fritzbox von AVM zählt zu den beliebtesten Routern in Deutschland. Kein Wunder, denn sie bietet eine Fülle an Funktionen, darunter auch die Möglichkeit, das Android-Gerät damit zu verbinden. So können Sie etwa über die Fritzbox telefonieren, Mediadateien wiedergeben oder von unterwegs auf Netzwerkspeicher zugreifen. Nötig ist dazu nur die „FRITZ!App Media“.
Und so richten Sie Ihre Fritzbox als Mediaserver ein: Geben Sie in Ihren Browser die URL http://fritz.box oder die IP 169.254.1.1 ein. Loggen Sie sich in die Benutzeroberfläche des Routers ein, und klicken Sie in der linken Seite auf „Heimnetz“, danach auf „USB-Geräte“. Über die Registrierkarte „USB-Fernanschluss“ gelangen Sie zur Option „USB-Speicher“, die Sie deaktivieren. Übernehmen Sie die Einstellungen. Kopieren Sie nun Ihre Mediadateien wie Musik, Filme oder Bilder auf Ihr USB-Speichermedium, und verbinden Sie es per USB mit dem Router. Danach begeben Sie sich wieder in die Benutzeroberfläche, gehen dort wieder über „Heimnetz“ auf „Mediaserver“ und aktivieren dort die Option „Mediaserver aktiv“. Wer nicht alles auf dem Speicher freigeben möchte, der kann im Abschnitt „Medienquellen“ eine Auswahl treffen.

Als Nächstes laden Sie im Play Store die Gratis-App „FRITZ!App Media“ herunter. Stellen Sie sicher, dass sich das Mobilgerät im WLAN-Netz der Fritzbox befindet. Auch die Wiedergabegeräte müssen sich im selben drahtlosen Netzwerk befinden und den Standard UPNP AV (Universal Plug and Play) respektive DLNA (Digital Living Network Alliance) beherrschen. Denn so lässt sich Ihr Androide als Fernbedienung nutzen, während die Fritzbox die Inhalte an die Abspielgeräte streamt. Starten Sie die App, und wählen Sie die Dateien für die Wiedergabe. Über die Menütaste Ihres Mobilgeräts bestimmen Sie den gewünschten Abspieler.
Netzwerkspeicher auch ohne Fritzbox
Ein NAS (Network Attached Storage) ist der Netzwerkspeicher schlechthin und erlaubt über die richtigen Apps auf Ihrem Smartphone oder Tablet von unterwegs den Zugriff auf Fotos, Musik und andere Dateien auch ganz ohne PC oder weitere Hardware. Sie brauchen nur die richtige Applikation sowie ein NAS-Gerät im Netzwerk. Glücklicherweise bieten die meisten Modelle eine komfortable Benutzerführung im Browser sowie eine zugehörige App für eine bequeme Bedienung. Große Hersteller wie Synology, Qnap oder Netgear haben solche Apps für Ihr Portfolio natürlich im Angebot. Im Prinzip lässt sich das NAS dann als eigene Cloud verstehen und auch so nutzen.
Das Streaming von Musik oder Videos sowie die Darstellung von Bildern gehört aktuell fast schon zum Standardfunktionsumfang der Android-Apps. Einige Apps ermöglichen sogar einen Komplettzugriff, um auf diese Weise auch Managementaufgaben wie ein Backup oder eine Sperrung des Netzspeichers von unterwegs zu erledigen. So teilt beispielsweise Synology die Funktionen auf mehrere Apps auf: „Snyology DS file“ ist praktisch der Explorer und bietet den Zugriff auf alle Dateien auf dem NAS. „DS audio“ steht wiederum für das Musik-Streaming bereit, während „DS finder“ Ihnen Einstellmöglichkeiten bietet. Wichtig ist, dass Sie über das Dashboard Ihres NAS den Zugriff via App explizit erlauben müssen. Für die Einrichtung genügt es meist, einen Benutzernamen und ein Passwort zu vergeben, um sich dann damit über die App auf dem NAS einzuwählen.
Das intelligente Zuhause mit Android
Smart Home ist derzeit in aller Munde: Alle Geräte in den eigenen vier Wänden sind miteinander verbunden, und bereits das Smartphone reicht, um alles zu steuern und zu überwachen – selbst, wenn Sie nicht einmal vor Ort sind. Und die Entwicklung ist mit der Zeit ziemlich weit vorangeschritten: Steckdosen lassen sich ins Netzwerk hängen, damit Sie auch von unterwegs prüfen können, ob Sie beispielsweise den Receiver auch wirklich ausgeschaltet haben. Intelligente Heizungen erkennen, wann Sie das Haus verlassen oder ob das Fenster zum Lüften geöffnet ist, und passen die Temperaturen entsprechend an. Wir haben einige der bekanntesten Lösungen für Sie herausgesucht.
Smarte Steckdosen von Belkin und AVM
Die „Wemo“-Produkte von Belkin stellen eine einfache Smart-Home-Lösung für Einsteiger da. Denn für knapp 50 Euro erhalten Sie eine Steckdose mit integriertem WLAN, um sie in das Heimnetzwerk zu integrieren. Die Geräte, die an diesen „Wemo Switch“ angeschlossen sind, lassen sich somit von überall auf der Welt über die Smartphone-App „Wemo“ ein- oder ausschalten. Dabei ist die Einrichtung auch noch recht simpel: Laden Sie sich die App gratis im Play Store, stecken Sie den Switch an die gewünschte Steckdose, und verbinden Sie sich über die App mit dem Switch. Dort geben Sie die WLAN-Zugangsdaten, und das Gerät ist auch schon fertig eingerichtet. Danach lassen sich auch Zeitpläne definieren, um die jeweiligen Geräte zu bestimmten Uhrzeiten aus- oder einzuschalten. Etwas mehr Features bietet der „Wemo Insight Switch“, den es für etwa 60 Euro zu kaufen gibt. Hier erhalten Sie auch sogenannte Push-Nachrichten auf Ihr mobiles Gerät: So können Sie sich zum Beispiel informieren lassen, wenn die Waschmaschine ihr Programm beendet hat. Zusätzlich bietet Ihnen die App dann auch die Möglichkeit, sich den Energieverbrauch in einer Grafik anzeigen zu lassen.

Auch der Fritzbox-Hersteller AVM bietet eine vergleichbare Steckdose wie die Wemo-Switch von Belkin an. Die „FRITZ!DECT 200“ für rund 50 Euro lässt sich ebenfalls per App steuern und zeigt den Energieverbrauch der daran angestöpselten Geräte an. Auch das Anlegen von Zeitplänen ist möglich. Allerdings erfolgt das Einbinden ins Netzwerk nicht über WLAN, sondern über den Funkstandard DECT (Digital Enhanced Cordless Telecommunications) der Festnetztelefone. Außerdem ist es Voraussetzung, dass Sie über eine Fritzbox mit der entsprechenden Funktechnik verfügen. Damit erweisen sich die Steckdosen zwar etwas weniger flexibel als die Lösung von Belkin, dafür ist es aber auch möglich, den DECT 200 auch über den PC oder mit einem Fritz-Telefon zu steuern.
Startersets und Pakete fürs Smart Home
Auch die Telekom möchte ein Stück vom Smart-Home-Kuchen abhaben und bietet das „Smart Home Starterpaket“ für 300 Euro an. Der Provider möchte mit diesem Set die drei Aspekte Energieeffizienz, Komfort und Sicherheit abdecken. Als Basis dient hier die „Qivicon Home Base“, die Sie mit Ihrem Netzwerk verbinden müssen. Hinzu kommen zwei Heizungsthermostate, ein Steckdosenschalter (ähnlich wie von AVM oder Belkin) sowie ein Rauchmelder. Bei Bedarf lassen sich auch weitere Komponenten hinzukaufen und mit der zentralen Steuereinheit via Funk verbinden. Gleichzeitig ergibt sich hier auch ein Vorteil: Da die Telekom hier auf gängige Funkprotokolle setzt, lassen sich auch Geräte von anderen Herstellern ins Netz einbinden.

Wem der Rauchmelder noch nicht weit genug geht und mehr das Thema Sicherheit im Sinn hat, den könnte das 200 Euro teure „Starterkit“ von Gigaset Elements interessieren. Der Lieferumfang besteht neben der Basisstation auch aus einem Türsensor sowie einem Bewegungssensor. Auch hier lassen sich zusätzliche Teile nachkaufen, um zum Beispiel auch die Fenster mit Sensoren auszurüsten. Die sogenannte „Base“ registriert die Daten der Sensoren und leitet sie an die App weiter, also direkt an Sie. So erkennt der Türsensor beispielsweise, ob jemand regulär Ihre Wohnungstür öffnet oder versucht, ohne Schlüssel einzudringen, und benachrichtigt Sie entsprechend. Gleichzeitig gibt der Sensor ein lautes Geräusch von sich, um den Eindringling zu verjagen.
Smart Home: Android in der Küche
Modulare Lösung für verschiedene Standards
Mit „Homee“ bietet das Start-up Codeatelier aus der Nähe von Stuttgart eine aussichtsreiche Alternative zu bisherigen Smart-Home-Lösungen an. Denn hierbei handelt es sich um ein modulares System, das aus verschiedenen Bausteinen besteht. Diese finden über USB Anschluss am Router oder PC und funktionieren dann als Basisstation Ihres smarten Zuhauses.
Mit Homee ist es neben dem simplen Ein- und Ausschalten der Funksteckdose auch möglich, die Heiztemperatur automatisch herunterzuregeln, sobald Sie Ihre Fenster zum Lüften öffnen. Umgekehrt können Sie sich auch auf dem Smartphone informieren lassen, wenn es plötzlich regnet und die Fenster noch geöffnet sind. Die zusätzlichen Bausteine machen Homee auch kompatibel mit gängigen Smart-Home-Standards wie Z-Wave oder Enocean, um die jeweiligen Geräte einzubinden. Rund 100 Euro kostet Sie einer der Bausteine. Die Bedienung kann nicht nur über Android, sondern auch über iOS oder Windows Phone erfolgen.
Tado als Konkurrent zu Googles Nest
„Tado“ ist eine Smart-Home-Lösung aus München, die Ihre Heizung intelligenter macht – ganz ähnlich dem „Nest“-Thermostat aus den USA. Doch Tado geht einen Schritt weiter und kann bei Bedarf auch den Wetterbericht in die Heizleistung mit einbeziehen: Sind hohe Temperaturen für den Tag vorausgesagt, aber für den Abend heftige Gewitter, dann plant das System das mit ein. Hinzu kommen weitere Dienste, die Ihnen bare Münze einsparen können. Entfernen Sie sich mehr als 200 Meter vom Haus, fährt die Heizung automatisch die Temperatur herunter.

Aktuell geht Tado auch mit einem System für Klimaanlagen in den Vorverkauf; die Finanzierung holte sich das Unternehmen mit Crowdfunding über das Portal Kickstarter. Von angepeilten 150 000 sammelte Tado über 204 000 US-Dollar.
Wilde Mischung aus Standards
Um möglichst viele Geräte im intelligenten Zuhause zu verbinden, genügt nicht nur WLAN. Auch die Komponenten selbst müssen untereinander kommunizieren. Aktuell gibt es mehrere Standards, die sich als Marktführer zu etablieren versuchen. Anzuführen wären hier Z-Wave, Enocean, Zigbee oder KNX. Jeder Standard hat die Unterstützung von mehr oder weniger prominenten Herstellern. Doch das ist natürlich zum Nachteil der Endkunden, die somit an einen Funkstandard und folglich nur an eine Handvoll Smart-Home-Hersteller gebunden sind. Doch bald soll damit Schluss sein: Die EEBus Initiative e.V. will einen gemeinsamen Standard für Smart-Home- und Smart-Energy-Anwendungen durchsetzen. Bisher mit an Bord sind Kommunikationsunternehmen, Hersteller und Energieversorger. Und vielleicht könnte es bald einen gemeinsamen Standard geben, denn der Verein hat gewichtige Mitglieder wie zum Beispiel Intel, Telekom, Kabel Deutschland, Eon, Bosch, ABB, Devolo oder Miele.