Nicht jeder Fehler endet in einer Katastrophe. Manchmal sind es nur kleine Hürden, die sich schnell aus dem Weg räumen lassen. Oft ist aber der Weg zur Lösung nicht auf den ersten Blick erkennbar.
1. Wiederherstellungsmodus starten
Nicht jede Reparatur lässt sich im laufenden System durchführen – schon gar nicht, wenn dieses nicht mehr startet oder man sich nicht mehr anmelden kann. Ubuntu und Linux Mint bieten für solche Fälle den Wiederherstellungsmodus: Halten Sie kurz nach dem Einschalten des Computers die Umschalttaste gedrückt, um das Grub-Menü aufzurufen. Wählen Sie „Erweiterte Optionen für Ubuntu“ und anschließend den ersten Eintrag mit dem Zusatz „recovery mode“. Gehen Sie jetzt auf „root“ und bestätigen Sie mit der Eingabetaste. Bei Linux Mint funktioniert dies entsprechend, die Menüeinträge sind nur anders beschriftet.
Im Wiederherstellungsmodus ist das Dateisystem schreibgeschützt eingehängt, was sich mit der Befehlszeile
mount -o remount,rw /
ändern lässt. Danach können Sie Konfigurationsdateien mit einem Editor wie Nano bearbeiten und speichern.

Abschließend geben Sie bitte noch die folgenden drei Befehlszeilen ein:
sync
mount -o remount,ro /
exit
Damit stellen Sie sicher, dass die Änderungen tatsächlich auf die Festplatte geschrieben werden. Mittels „exit“ kehren Sie zum Wiederherstellungsmenü zurück. Wählen Sie nun „resume“, um den normalen Linux-Start fortzusetzen.
2. Das vergessene Passwort

Wer das Systempasswort vergessen hat, kann sich nicht mehr beim Linux-System anmelden. Es ist allerdings nicht besonders schwierig, das Passwort zu löschen und in der Folge neu zu vergeben. Das funktioniert jedoch nur, wenn die Festplatte nicht verschlüsselt ist. Ohne Passwort kommt man an das System über den Ubuntu-Wiederherstellungsmodus (siehe hierzu Punkt 1), über den man auch das Passwort löschen oder ändern kann.
Passwort löschen: Mit der Befehlszeile
nano /etc/shadow
öffnen Sie die Passwortdatenbank im Editor. Hier sehen Sie Einträge wie „[Benutzer konto]:$6$9kSR4q[…]:16301:0:99999:7:::“. Die lange Zeichenfolge hinter dem Benutzernamen und Doppelpunkt ist das verschlüsselte Passwort. Löschen Sie das Passwort. Die Zeile sieht daraufhin so aus:
[Benutzerkonto]::16301: 0:99999:7:::
Mit Strg-X und Bestätigung mit „j“ speichern Sie die Änderung. Danach verlassen Sie die Shell mit „exit“ und gehen auf „resume“. Im Anmeldebildschirm klicken Sie auf Ihren Benutzernamen. Ein Passwort ist jetzt nicht mehr erforderlich. Da Sie oh- ne Passwort keine Root-Rechte anfordern können, müssen Sie ein Terminal öffnen (Strg-Alt-T) und mittels „passwd“ ein neues Passwort vergeben.
3. Das Uhrzeit-Problem bei Multiboot-Installationen
Wenn auf Ihrem PC Linux und Windows parallel installiert sind, geht unter Windows die Uhr eine Stunde nach, bei Sommerzeit sogar zwei Stunden. Wenn Sie die Uhrzeit korrigieren und später Linux wieder starten, liegt hier die Zeit eine oder zwei Stunden in der Zukunft.
Die Ursache: Linux und Windows interpretieren die Werte der Echtzeituhr auf der Hauptplatine jeweils anders. Linux verwendet die koordinierte Weltzeit (UTC), Windows geht von der lokalen Zeit aus (Mitteleuropäische Zeit, MEZ, UTC+1). Zwischen beiden Zeitangaben liegen – je nach Sommer- oder Winterzeit – eine oder zwei Stunden. Im Terminal lässt sich mit
timedatectl
ermitteln, welche Zeiteinstellungen Linux verwendet. Steht hinter „RTC in local TZ:“ die Angabe „no“, dann basiert die Zeitangabe auf UTC.
Zur Lösung des Problems stellen Sie unter Ubuntu oder Linux Mint das System mit
sudo timedatectl set-local-rtc 1
für die Verwendung der lokalen Zeit um. Linux verhält sich nun wie Windows.
4. Apt-Blockaden bei der Paketinstallation
Sie wollen unter Ubuntu Software im Terminal mit „sudo apt install [Paketname]“ installieren. Das schlägt allerdings mit einer Meldung wie „Konnte keinen exklusiven Zugang zur Sperrdatei /var/lib/dpkg/lockfrontend erhalten“ oder ähnlich fehl. Die Ursache ist einfach: Wahrscheinlich installiert Ubuntu gerade Sicherheitsaktualisierungen, wodurch die Paketdatenbank gesperrt ist. Warten Sie bitte, bis der Vorgang abgeschlossen ist. Bisweilen dauert die Aktualisierung sehr lange oder sie gibt den Zugriff auf die Paketdatenbank nicht mehr frei. Dann hilft nur ein Linux-Neustart.
Wer häufig apt im Terminal benutzt, kann das Problem vermeiden. Rufen Sie „Anwendungen & Aktualisierungen“ auf und gehen Sie auf „Aktualisierungen“. Hinter „Wenn Sicherheitsaktualisierungen verfügbar sind:“ stellen Sie „Sofort anzeigen“ ein. Sie erhalten dann eine Benachrichtigung, wenn Updates verfügbar sind, und sind für die eigentliche Aktualisierung selbst verantwortlich.
5. Programme mit xkill abschießen
Es kommt unter Linux selten vor, manchmal passiert es aber doch: Ein Programm reagiert nicht mehr und es lässt sich auch nicht beenden. Über das Tool xkill lassen sich grafische Programme beenden, deren Fenster nicht mehr reagieren. Beim Aufruf von xkill über das Terminal oder per Alt-F2 („Befehl ausführen“) verwandelt sich der Mauszeiger in ein Kreuz, mit dessen Hilfe Sie das Programm per Maustaste anklicken und dadurch beenden. Nicht gespeicherte Daten gehen hierbei verloren. Die rechte Maustaste beendet xkill ohne Aktion.
Sie können auch ein Tastaturkürzel für das Tool festlegen. Gehen Sie dazu unter Ubuntu 20.04 in den „Einstellungen“ auf „Tastaturkürzel“. Mittels Klick auf „+“ am unteren Bildschirmrand fügen Sie eine eigene Tastenkombination für den Befehl xkill hinzu, beispielsweise Strg-Alt-K. Nutzer von Linux Mint 20 gehen im Menü auf „Einstellungen –› Tastatur“ und danach auf „Tastenkombinationen“. Klicken Sie bitte auf „Eigene Tastenkombination erstellen“.
6. Desktop-Neustart bei Problemen

Bei Fehlfunktionen kann der Desktop einfrieren und nicht mehr reagieren. Laufende Anwendungen sind davon meist nicht betroffen, aber die Fenster lassen sich nicht mehr bewegen oder die Elemente im Fensterrahmen verschwinden.
Linux Mint 20 Cinnamon bietet mehrere Optionen beim Umgang mit Desktop-Problemen. Über die Tastenkombination Strg- Alt-Esc lässt sich Cinnamon neu starten. Alternativ können Sie auch Alt-F2 drücken, r eintippen und mit der Eingabetaste bestätigen. Beim Neustarten des Cinnamon-Desktops laufen die gestarteten Anwendungen weiter. Daten sollten bei diesem Vorgang nicht verloren gehen.
Die Desktop-Radikalkur unter Cinnamon ist die Tastenkombination Strg-Alt-Rücktaste. Damit beendet man die komplette Sitzung und kehrt zum Anmeldebildschirm zurück. Laufende Anwendungen werden zwangsweise geschlossen und nicht gespeicherte Daten gehen verloren.
Ubuntu 20.04: Der Gnome-Desktop lässt sich wie unter Linux Mint über Alt-F2 und r neu starten. Der Hotkey Strg-Alt-Rücktaste ist hier allerdings nicht belegt. Möchten Sie das ändern, installieren Sie bitte das Paket „gnome-tweaks“ („Optimierungen“). Dort gehen Sie anschließend auf „Tastatur und Maus“ und klicken nunmehr auf „Zusätzliche Belegungsoptionen“. Unter „Tastenkombination zum erzwungenen Beenden des X-Servers“ setzen Sie ein Häkchen vor „Strg + Alt + Löschtaste“.
Siehe auch: