Ein WLAN ist eine feine Sache, verspricht es doch eine unkomplizierte, überall und jederzeit verfügbare Netzwerk- und Internetverbindung. Doch diesen Komfort bezahlt der Nutzer oftmals mit Problemen bei der Übertragungsgeschwindigkeit und der Stabilität des Netzwerks. Läuft man mit dem Smartphone durch das Büro oder die Wohnung, kann sich die Datenrate in vielen Fällen bei jedem Schritt ändern. So lässt sich häufig beobachten, dass die Inhalte einer Website nur noch im Schneckentempo auf dem Display auftauchen, während zwei Meter weiter Bilder, Menüs und sogar Videos nach Eingabe der Adresse sofort erscheinen. Um die WLAN-Geschwindigkeit zu optimieren, ist zunächst eine Bestandsaufnahme erforderlich. Wie schnell ist Ihr Netzwerk an den verschiedenen Punkten der Räumlichkeiten tatsächlich? Die Antwort auf diese Frage finden Sie nicht auf der Verpackung Ihres Routers oder Smartphones, sondern nur durch eigene Messungen. Dabei sollten Sie sich allerdings darüber klar sein, was Sie da eigentlich messen.
Siehe auch: Netzwerkdurchsatz am Windows-PC beschleunigen
Verschiedene Geschwindigkeiten
Bei der WLAN-Geschwindigkeit gilt es zu unterscheiden: Es gibt eine Datenübertragungsrate, die vom jeweiligen WLAN-Standard definiert wird. Die neuesten WLAN-Access-Points arbeiten nach dem Standard Wi-Fi 6, der auch als 802.11ax bezeichnet wird. Dieser bietet bei einer Kanalbreite von 80 MHz eine Übertragungsrate von bis zu 2400 MBit pro Sekunde.
Neben der Datenübertragungsrate gibt es zudem den Datendurchsatz. Er entspricht dem maximal erreichbaren Wert beim Kopieren von Nutzdaten. Bei der WLAN-Technik entspricht er etwa 40 bis 50 % der angegebenen Datenübertragungsrate. Beim angegebenen Datendurchsatz eines WLAN-Standards handelt es sich allerdings nur um einen theoretischen Wert. Je weiter die Entfernung zwischen Access Point und Client, wie etwa einem Notebook, ist und je ungünstiger die Bedingungen sind, desto stärker sinkt der Datendurchsatz. Hierbei spricht man vom praktischen Datendurchsatz oder von der praktischen Datenrate.

Ein Beispiel: Für die neuesten Access Points für Wi-Fi 6 ist eine maximale Datenübertragungsrate von 2400 MBit pro Sekunde angegeben. Der Datendurchsatz erreicht unter optimalen Bedingungen etwa 960 MBit pro Sekunde, erste Tests von aktuellen Access Points für die Industrie ergaben im 5-GHz-Band und bei zwei dicht nebeneinander stehenden Geräten eine praktische Datenrate von 900 MBit pro Sekunde, im 2,4-GHz-Band waren es noch etwa 400 MBit. Erweiterte man die Entfernung im Folgenden auf 20 Meter, so waren bei den schnellsten Modellen noch 500 beziehungsweise 300 MBit pro Sekunde möglich.
Den Unterschied zwischen Datenübertragungsrate und Datendurchsatz gibt es auch beim kabelgebundenen LAN. Er ist dort allerdings wesentlich geringer als bei einem WLAN: Bei Gigabit-Ethernet etwa liegt die Datenübertragungsrate bei 1 GBit pro Sekunde und der Datendurchsatz bei 940 MBit pro Sekunde. Zudem spielt die Entfernung zwischen den beiden verbundenen Geräten kaum eine Rolle. Abgeschirmte CAT-5-Kabel, die auch Gigabit-Geschwindigkeiten vertragen, sind spezifiziert für Längen bis 100 Meter. Kabel der Kategorien CAT-6 und CAT-7 können bis zu 50 Meter lang sein, ohne dass der Datendurchsatz sinkt.
Geschwindigkeit messen
Am einfachsten ermitteln Sie die Geschwindigkeit Ihres Netzwerks, indem Sie Dateien von einem Rechner zum anderen übertragen. Legen Sie dazu auf dem einen PC eine Freigabe an, suchen Sie eine große Datei aus und messen Sie mit einer Stoppuhr die Zeit, bis der Explorer sie übertragen hat. Wiederholen Sie diesen Vorgang drei Mal und berechnen Sie danach den Durchschnittswert. Im folgenden Schritt sollten Sie die gleiche Messung mit vielen kleinen Dateien durchführen. Der Grund: Bei der Datenübertragung per TCP/IP werden die Dateien nicht in einem Stück übers Netz geschoben, sondern in viele kleine Pakete aufgeteilt. Jedes Paket wird unter anderem mit dem Namen der Datei und ihrem Pfad im Dateisystem versehen. Bei einem großen File geht das schneller als bei vielen kleinen Dateien, die großen Brocken werden also wegen der einfacheren Verwaltung schneller übertragen. Auch das Kopieren der kleineren Dateien sollten Sie mehrere Male wiederholen und dann einen Mittelwert bilden. So erhalten Sie einen praxisorientierten Eindruck von der Geschwindigkeit Ihres Netzwerks. Wenn Sie ein WLAN eingerichtet haben, können Sie die Messungen an verschiedenen Orten Ihres Büros oder der Wohnung wiederholen und sich damit einen Überblick verschaffen, wo das Netz besonders schnell respektive besonders langsam ist.
Spezielle Tools

Das Standardtool für das Messen der LAN- oder WLAN-Geschwindigkeit ist die Freeware Iperf, ein Kommandozeilenprogramm für Windows und Linux. Unter dem Namen Jperf ist auch eine ebenfalls kostenfreie Version mit grafischer Oberfläche erhältlich.
Entpacken Sie die Zip-Datei und klicken Sie nun doppelt auf die Datei jperf.bat, um das Setup zu starten. Nach wenigen Sekunden erscheint die englischsprachige Oberfläche. Wiederholen Sie diesen Vorgang auf einem zweiten Rechner in Ihrem Netzwerk. Einen dieser beiden PCs ernennen Sie zum Jperf-Server und markieren im oberen Teil des Programmfensters die entsprechende Option. Öffnen Sie auf diesem Computer die „Eingabeaufforderung“ und ermitteln Sie mit dem Befehl ipconfig die IP-Adresse des Netzwerkadapters. Wechseln Sie wieder zu Jperf und klicken Sie auf „Run Iperf!“, um den Server zu starten. Eventuell fragt Windows nach, ob es die Firewall für das Programm öffnen soll, was Sie bestätigen.
Gehen Sie jetzt zu Ihrem anderen PC und stellen Sie sicher, dass Jperf dort als „Client“ konfiguriert ist. Tippen Sie darunter neben „Server address“ die IP-Adresse des Servers ein. Stellen Sie dann im Bereich „Application layer options“ neben „Transmit“ eine Zeit von 30 Sekunden ein und markieren Sie im Drop-down-Menü „Output Format“ die Option „MBits“ als Einheit. Danach starten Sie den Test mit einem Klick auf „Run IPerf!“.

Interessanter als die Geschwindigkeit der Verbindung zwischen zwei PCs im LAN ist oftmals die Frage, wie gut die WLAN-Verbindung im Büro oder in der Wohnung ist. Das und noch mehr ermittelt die kostenlose App WiFi Speed Test. Um die Verbindung zum Internet zu überprüfen, stellen Sie sicher, dass unten „Wifi/Internet“ markiert ist. Anschließend tippen Sie oben auf „START“. Der WiFi Speed Test tauscht nun mit einem Webserver Daten aus und zeigt die Uploadund die Download-Geschwindigkeiten an.
Für das Überprüfen der Netzwerkgeschwindigkeit benötigen Sie zusätzlich die Serverkomponenten. Laden Sie sich dazu das Tool Wifi Speed Test Server herunter und starten Sie die EXE-Datei auf Ihrem Rechner. Windows fragt jetzt, ob es für die Anwendung die Firewall öffnen darf, was Sie bejahen. Der Server läuft sodann im Fenster der Eingabeaufforderung. Stellen Sie daraufhin unten in der Android-App die Option „TCP/UDP“ ein und tippen Sie bei „Remote-Server-Adresse“ auf „Suchen“. In der Regel wird der Server des Programmes in wenigen Sekunden gefunden, und die App zeigt seine IP-Adresse an. Markieren Sie unter dem Tachometer die Option „Beide“, um sowohl die Upload- als auch die Download-Geschwindigkeit zu messen, und tippen Sie auf „Start“. Notieren Sie sich die Messergebnisse zusammen mit Ihrem Standort und wiederholen Sie den Test an anderen Stellen Ihrer Wohnung.

Wenn Sie lediglich an der WLAN-Geschwindigkeit interessiert sind, bietet das Android-Programm Fritzapp WLAN eine Alternative. Wählen Sie unter „Mein Wlan“ das Funknetz aus, mit dem das Smartphone verbunden ist, scrollen Sie nach unten und tippen Sie auf „Wlan messen“. Die App misst nun den Datendurchsatz der Verbindung, und zwar so lange, bis Sie auf „STOP“ klicken. Unter „BERICHT“ können Sie im Anschluss daran die durchschnittlichen sowie die Maximal- und Minimalwerte für Durchsatz, Bruttodatenrate und Signalstärke ablesen.
Achtung bitte: Die auf diese Weise gemessene Geschwindigkeit bezieht sich immer nur auf die Verbindung zwischen Ihrem Access Point und dem Smartphone. Mit anderen Geräten, wie etwa einem Notebook, könnten höhere Werte gemessen werden.
Relevant: Die besten WLAN-Apps für Android
Geschwindigkeitsbremsen

Kabelgebundene Ethernet-Verbindungen sind sehr robust und durch äußere Einflüsse kaum aus der Ruhe zu bringen. Beachten Sie jedoch, dass bei einem Netzwerk immer die schwächste Komponente die Gesamtgeschwindigkeit bestimmt. Wenn beispielsweise der Netzwerkadapter Ihres Rechners lediglich für 100 MBit pro Sekunde ausgelegt ist, kommen Sie auch mit einem Gigabit-fähigen Kabel nicht auf mehr Speed. Das Gleiche gilt für Switches. Die Anschlüsse des Access Points respektive des Routers sind oft nicht auf Gigabit-Geschwindigkeit ausgelegt. Ältere Fritzbox-Modelle etwa verfügen nur über einen Gigabit-fähigen Anschluss, die drei anderen Buchsen bieten lediglich 100 MBit pro Sekunde. Denken Sie außerdem daran, dass die Fritzbox zwei Modi beherrscht: einen „Green Mode“ mit 100 MBit und einen „Power Mode“ mit 1 GBit. Sehen Sie unter „Heimnetz –› Netzwerk –› Netzwerkeinstellungen“ nach, ob für alle Anschlüsse der schnellere Modus aktiviert ist.
Bei einem WLAN existieren weitaus mehr bremsende Faktoren als bei einem kabelgebundenen Netzwerk. So müssen sich die vorhandenen Clients nicht nur die Bandbreite des Netzwerks teilen, sondern auch die CPU-Leistung des Routers. Denken Sie daran, dass jedes Smartphone, jedes Tablet, jeder smarte Fernseher et cetera mit aktiviertem WLAN auch im Ruhezustand ein wenig Bandbreite abzwackt und der CPU Verwaltungsarbeit aufbürdet. Router für Privatanwender wie die Fritzbox gehen bereits bei etwa zehn bis zwanzig verbundenen Geräten in die Knie. Beachten Sie, dass die Clients natürlich den gleichen WLAN-Standard wie der Router beherrschen müssen, damit eine optimale Verbindungsgeschwindigkeit erreicht wird. Mithilfe welcher Maßnahmen Sie die Geschwindigkeit Ihres WLANs verbessern können, erfahren Sie aus dem Kasten.
WLAN-Geschwindigkeit optimieren

Es gibt eine ganze Reihe von Stellen, an denen Sie bei der Verbesserung der Ethernet- und WLAN-Geschwindigkeit ansetzen können. Dies sind die wichtigsten Tipps:
- Alte Hardware auswechseln:Achten Sie darauf, dass Ihre Hardware nicht völlig veraltet ist. Ältere Router wie etwa die Fritzbox 7390 und frühere Modelle beherrschen die neuesten WLAN-Standards nicht und arbeiten zudem mit einem recht schwachbrüstigen Prozessor, der bei hohem Netzwerkbetrieb zum Flaschenhals wird. Alle Ihre WLAN-Geräte sollten Dualband- fähig sein, also sowohl im 2,4-GHz- als auch im 5-GHz-Band arbeiten können.
- Access Point platzieren:Bauen Sie den Access Point beziehungsweise Router in einem zentralen Raum möglichst weit entfernt von der Wand auf und platzieren Sie ihn an einem erhöhten Standort. Er sollte nicht in der Nähe von potenziellen Störquellen wie Bluetooth-Geräten, Mikrowellen oder Funklautsprechern stehen. Auch die Ausrichtung ist wichtig: Ermitteln Sie mit dem WiFi Speed Test oder der Fritzapp WLAN, wie Sie das Gerät aufstellen und orientieren müssen, um eine möglichst schnelle Verbindung zu bekommen.
- Hindernisse beseitigen:Achten Sie bitte darauf, dass zwischen Router und Clients möglichst wenige Zimmerwände, Möbel, metall- und wasserhaltige Gegenstände wie Kühlschränke oder Heizungen den Fluss der Daten behindern.
- Repeater verwenden:Ein Repeater nimmt ein schwaches WLAN-Signal auf und verstärkt es. Empfehlenswert sind Dualband-Geräte. Bauen Sie die Verbindung zwischen Router und Repeater über das 5-GHz-Band auf und lassen Sie den Repeater sein WLAN im 2,4-GHz-Band betreiben.
- Software aktualisieren:Bringen Sie das Betriebssystem Ihres Routers auf den neuesten Stand und aktualisieren Sie in Windows die Netzwerk- und WLAN-Treiber.
- Überlappungsfreien Kanal wählen:Ermitteln Sie mit einem Tool wie Wifi Analyzer für Android die Belegung der Funkkanäle in der Umgebung und stellen Sie Ihren Router auf einen Kanal ein, bei dem sich das Signal möglichst nicht mit dem eines anderen WLANs in der Umgebung überlappt. Ideal sind im 2,4-GHz-Band die Kanäle 1, 6 und 11. Falls viele andere Funknetze in der Umgebung aktiv sind, weichen Sie auf das 5-GHz-Band aus. Sollte auch dort kein Platz sein, ist es besser, sich mit einem zweiten Funknetz den Kanal zu teilen als das eigene Netz auf einen Kanal direkt daneben zu konfigurieren.