01. Planung – Lassen Sie eine Szene wirken
Der erste Tipp von Fotograf Joachim Rieger: Lassen Sie sich Zeit, lassen Sie alle Eindrücke auf sich wirken. Beobachten Sie: Was gefällt Ihnen? Was möchten Sie gerne fotografieren? Ist es eher der Gesamteindruck oder ein Detail aus diesem Ganzen, das Sie interessiert? Geben Sie sich die notwendige Zeit, um anzukommen. „Und dann erfreut es mich jedes Mal aufs Neue und überrascht mich immer wieder, wenn ich in der Situation verweile und die Bilder plötzlich wie von selbst kommen“, sagt Rieger, „wie will ich auch Bilder mit Gefühl machen, wenn ich selbst noch keins für die Situation entwickeln konnte?“. Außerdem: Erst wenn man etwas von allen Seiten gesehen hat, kann man sich ein echtes Bild machen. Finden Sie heraus, wie Sie das Motiv angehen, indem Sie zunächst Probeaufnahmen von oben, von unten, von links oder von rechts machen. Machen Sie das Bild mal heller, mal dunkler. Setzen Sie die Schärfe mal im Vordergrund, mal im Hintergrund. „Ich verspreche Ihnen“, sagt Rieger, „jemehr Sie sich mit Ihrem Motiv auseinandersetzen, umso mehr werden Siemit großartigen Bildern belohnt.
02. Planung – Inspiration und Kreativität
Vom Fotografen Igor Töpfer stammt der Tipp, das Internet, diverse Zeitschriften und Bücher als Inspirationsquellen für Fotoshootings zu durchforsten. „Dabei geht es nicht ums Kopieren, sondern ums Kapieren“, sagt Töpfer.
Folgende Fragen sollten Sie sich dabeistellen: Wie hat der Fotograf das gemacht? Warum wirkt das Bild? Wie würde ich es machen? Und auch sehr praktisch: Damit Ideen nicht verloren gehen, sollten Sie sich diese aufschreiben oder aufzeichnen.

©Joachim Rieger
03. Planung – Weniger ist manchmal mehr
Wer sagt denn, dass auf einem Foto immer alles zu sehen sein muss? Laut Fotograf Joachim Rieger sind Fotos nämlich spannender, wenn die Fantasie gefordert ist: Wie geht es es wohl weiter, außerhalb des Bildes? Darüber hinaus kann man auf diese Weise Dinge für sich behalten, die kein anderer sehen soll. Probieren Sie mal, weniger auf das Bild zu packen, gehen Sie einfach noch einen Schritt näher an Ihr Motiv heran. Sie werden merken, dass das Bild noch intensiver wirkt.
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©Matthias Buchholz
04. Location – Spontan bleiben
Spontanität bedeutet nicht, alles dem Zufall zu überlassen. „Eine ausgiebige Planung gehört für mich zu einem Shooting wie selbstverständlich dazu“, sagt der Fotograf Matthias Buchholz. So geht er bei einem Shooting vor: Eine Location-Vorbesichtigung und eine Shootingliste der einzelnen Motive und Orte – das sind alles wichtige Punkte. Dennoch ist es, vor allem bei Shootings mit Menschen, sehr wichtig, offen zu bleiben für spontane Einflüsse und auch die Stimmung der einzelnen Personen. Oftmals ergeben sich vor Ort spannende Situationen mit denen man nicht gerechnet hat. Hier muss man das richtige Auge und Gespür haben, diese Momente dann auch zu nutzen. Feingefühl für sein Umfeld ist laut Buchholz nach ein wichtiger Punkt in der Fotografie.

©Wolfgang Müller
05. Location – Den perfekten Ort finden
Shootings „on Location“ vermitteln eine besondere Atmosphäre, die im Studio nicht hergestellt werden kann. Für Fotograf Wolfgang Müller heißt bei der Suche nach einem geeigneten Ort die Regel Nummer Eins: Augen auf im Alltag. Verlassene Liegenschaften sind häufig hervorragende Kulissen.
Aber Vorsicht: Auch wenn sie nicht abgeschlossen sind, gehören sie jemandem. Aber wem? Schilder am Gebäude können Auskunft geben. Oder jemand aus der Nachbarschaft weiß Bescheid. Auch ein Anruf bei der Stadtverwaltung soll schon weitergeholfen haben. Und nicht zuletzt ist die örtliche Presse meist ganz gut informiert. Wer fündig geworden ist, sollte die Orte vor dem Shooting ausführlich studieren. Übrigens: Auch in Waldstücken, Bachläufen aber auch großen Ebenen lassen sich tolle Stimmungen mit einem Model arrangieren.
Wer das Besondere sucht, aber nicht weiß wo er es finden soll, ist gut beraten auf den Internetseiten von Touristikinformationen auf die Suche zu gehen. So können auch weniger Ortskundige durchaus fündig werden. Bei der Beurteilung gilt es, die Gesamtkulisse auszublenden und den Blick für das Detail zu schulen. Muster, gleichförmige Reihen, Linien. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Wer es gerne exklusiver hätte, muss in der Regel die Brieftasche öffnen. Hotels, Schlösser, Burgen oder auch alte Kliniken können gegen eine Gebühr zur Location werden.
06. Location – Den Ort des Geschehens kennen
Der Fotograf Igor Töpfer empfiehlt: Eine strukturierte Shooting-Route spart nicht nur sehr viel Zeit, sondern gibt Sicherheit und lässt mehr Freiheit für Spontanität. So kann die Umgebung viel effektiver genutzt werden. Im Idealfall die Location zur gleichen Uhrzeit ablaufen wie später beim geplanten Shooting und Notizen machen welches Bild an dieser oder jene Stelle gemacht werden soll. Eine Liste mit Punkten und Stichworten ist Gold wert. Dies gilt besonders bei Hochzeitsfotografie, wo ein strikter Zeitplan herrscht.
07. Modelshooting – Die Suche nach Models
„Menschen abzulichten, gehört für mich zum Spannendsten, was die Fotografie zu bieten hat“, sagt Wolfgang Müller, „aber was shoote ich mit wem?“ Wer weder Verwandte noch Freunde einspannen möchte und sein Model nicht auf der Straße ansprechen will, wird im Internet fündig, etwa unter www.model-kartei.de , www.fotocommunity.de oder stylished.de . Auch auf Facebook haben sich Gruppen gegründet, in denen Fotografen und Models shooten möchten.
Ein Konzept vor dem Shooting führt zu mehr guten Bilder in kürzerer Zeit. Ganz wichtig: Wer Models fotografiert, sollte ihnen vor, während und nachdem Shooting mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen. Und wer seinen Ruf als Fotograf nicht ruinieren möchte, sollte bei einem vereinbarten Fashion-Shooting nicht auf Akt-Aufnahmen drängen wollen.

©Wolfgang Müller
08. Modelshooting – Menschen perfekt in Szene setzen
Posingvorschläge sollten laut Fotograf Wolfgang Müller klar und möglichst einfach sein. „Lach mal“ oder „Schau mal ernst“ reichen da nicht. Beim Posing selbst gibt es natürlich keine goldene Regel. Aber nahezu immer gilt: Zähne sind wichtig. Das Model sollte die Lippen leicht geöffnet halten. Um Kopfhaltung und Blick zu lenken, hilft es, Punkte am Set zu definieren, auf die das Model während einer Serie abwechselnd blickt. Posiert das Modelmit den Händen am Kopf, achtet der Fotograf akribisch darauf, dass Hände und Arme keinen Schatten auf sein Gesicht werfen.
09. Modelshooting – Zeigen, was gemacht werden soll
Möchten Sie einem Model verdeutlichen, was es machen soll, empfiehlt Igor Töpfer, sich kurz zu fassen und dem Model einfach zu zeigen, was man will. Stelle Sie sich also auf den Platz des zu Fotografierenden – so wird es für die Person einfach, die Posings umzusetzen. Zudem hat das einen positiver Nebeneffekt: Die Atmosphäre beim Shooting wird immens gelockert.

©Stephanie Trenz
10. Modelshooting – Make-up-Artisten einbeziehen
Damit gute Businessporträts und People-Aufnahmen gelingen, arbeitet Stephanie Trenz immer mit einem Make-up-Artisten zusammen. „Ohne Haare-&-Make-up biete ich kein Shooting an“, sagt die Fotografin, „für mich ist es einer von vielen Bausteinen für ein gutes Foto“. Die Gründe dafür sind einfach: Die zu fotografierende Person kann sich entspannen und wird auf das Fotoshooting eingestimmt. Sie fühlt sich durch das Schminken eines Profis gut, da Haare und Make-up perfekt auf die Art des jeweiligen Fotos abgestimmt werden. Vor allem im Bereich Businessportrait ist entscheidend, dass durch diese vorbereitende „Kosmetik“ die äußere Erscheinung optimiert wird und nicht eine Verfremdung stattfindet. Es soll den Charakter des Menschen unterstreichen.

©Igor Töpfer
11. Perspektive – Mittige Bildkomposition vermeiden
Es gibt durchaus großartige Fotos, deren Motiv sich absolut symmetrisch in der Mitte befindet. Doch in der Regel empfiehlt es sich eher, den Fokus des Bildes nicht in die Bildmitte zu legen. Der Fotograf Igor Töpfer empfiehlt daher, den Mittelpunkt im Sucher imaginär mit einer schwarzen Fläche abzudecken, damit Sie nicht sehen können, was dahinter liegt. So ist man gewillt, Objekte und Personen neben der Mitte zu platzieren. Hilfreich ist hier der Goldene Schnitt: Am einfachsten ist es, Sie dritteln das Bild in der Horizontale wie in der Vertikale; die entscheidenden Bildelemente liegen hier entlang der Drittel-Kanten und insbesondere an den Schnittpunkten.
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©Joachim Rieger
12. Perspektive – Bauen Sie Tiefe ins Bild ein
Wir schauen dreidimensional, ein Foto aber ist nur noch zwei-dimensional. Die Tiefe ist es, die dabei verloren geht. „Die muss man wieder in das Foto einbauen, damit es spannend wirkt“, sagt Joachim Rieger. Er macht dies am besten durch Schärfe und Unschärfe: Ein Bildelement wid scharf und andere unscharf aufgenommen. Aber auch durch Licht und Schatten bzw. Helligkeit und dunkle Bereiche lässt sich Tiefe in das Bild einbauen. Wenn Sie an Ihr Motiv sehr nah heran gehen (so nah, wie es Ihre Kamera zulässt), dann wird Ihr Motiv scharf abgebildet und der Hintergrund automatisch unscharf.
13. Perspektive – Bewegen statt zoomen
„Sei selbst der Zoom“, empfiehlt Igor Töpfer, „eine feste Brennweite hilft dabei, in Bewegung zu bleiben“. Damit ist gemeint, dass es wichtig ist, sich auf das Motiv drauf zu und weg zu bewegen. Achten Sie hierbei darauf, wie sich Vordergrund, Hauptmotiv und Hintergrund verändern. Dank der modernen Technik der Digitalkamera kann man ohne weiteres eine Vielzahl an Fotos schießen, ohne wertvolles Filmmaterial zu verschwenden. Sie werden sehen: Eine Vielzahl an Perspektiven und Standorten bringt eine Fülle an Fotos hervor, die Sie mit einem Teleobjektiv eventuell nie geschossen hätten.

©Igor Töpfer
14. Perspektive – Mit Blick durchs Blumenbeet
Fotograf Igor Töpfer empfiehlt das „versteckte“ Fotografieren: Platzieren Sie die Kamera sehr nah hinter Grashalmen, Blätter, Zweige oder Maschendraht. Auch Objekte wie Lametta, Stoffe oder Glasscheiben können Sie einsetzen, um diese als „Filter“ einzuetzen. Außergewöhnliche Effekte sind garantiert. Möchten Sie dem Betrachter einen Blick bescheren, der eine wenig „verboten“ oder zumindest dezent-voyeuristisch ist, dann sind solche Tricks besonders hilfreich.
15. Einstellungen – M wie Möglichkeiten
“Fotografiere soweit es geht im M-Modus“, rät der Fotograf Igor Töpfer. Der manuelle Modus gibt mehr Freiheiten beim Fotografieren; die Resultate sind durchaus professioneller als im Automatik-Modus. „Wer bis jetzt nur Automatik oder Halbautomatik genutzt hat, wird über Möglichkeiten und Ergebnissen staunen.“ Gute Kenntnisse für die Einstellungen der Blende und Belichtungszeit sind hier aber notwendig, damit die Fotos auch gelingen. Doch werviel mit dem M-Modus übt, wird hierschnell gute Resultate erzielen.

©Wolfgang Müller
16. Einstellungen – Dynamik einfrieren
Um Dynamik im Bild einzufrieren, reicht eine kurze Belichtungszeit: „Das höre ich immer wieder“, sagt Fotograf Wolfgang Müller, „ist aber nur die halbe Wahrheit“. Denn der ambitionierte Fotograf will sein Model schließlich knackscharf abbilden, also mit dem Schärfepunkt das Model exakt treffen. Müllers Trick: Bevor das Foto geschossen wird, positioniert der Fotograf sein Model exakt dort, wo er es in seiner Bewegung ablichten möchte. Anschließend wählt er den Bildausschnitt, stellt im manuellen Modus Blende, Belichtungszeit (1/100 Sekunde oder kürzer!), ISO-Wert und Blitzlicht so ein, dass Umgebung und Model den eigenen Wünschen entsprechend belichtet sind. Wer sich keinen Belichtungsmesser kaufen möchte, macht ein paar Probeschüsse, kontrolliert das Ergebnis auf dem Display und justiert im Bedarfsfall einfach nach. Stimmt das Ergebnis mit den Vorstellungen überein, unbedingt den Autofokus am Objektiv ausschalten und auch hier in den manuellen Modus wechseln. Die Kamera sollte ihren Standort jetzt nicht mehr verlassen. Der Rest ist eine Frage des Timings: Das Model rennt auf Kommando des Fotografen los und springt exakt an der Stelle ins Bild, wo es vorher angemessen wurde. An Kamera und Blitz ist bereits alles eingestellt. Der Fotograf muss nur noch zum richtigen Zeitpunkt abdrücken.

©Wolfgang Müller
17. Einstellungen – Umgebungslicht komplett „ausknipsen“
Die automatischen Belichtungsmessungen von Spiegelreflexkameras bilden bei jeder Messmethode immer einen errechneten Mittelwert. Soll aber der Fotograf und nicht die Kamera Herr über Licht und Schatten sein, führt laut Fotograf Wolfgang Müller kein Weg am manuellen Modus vorbei.Dabei bestimmt der Fotograf nicht nur Belichtung und Schärfentiefe selbst. Er kann auch tolle Effekte erzielen. Weil beispielsweise bei sehr kurzer Belichtungszeit und kleiner Blende wenig Licht auf den Kamerasensor tritt, kann der Fotograf das Umgebungslicht ganz nach seinen Vorstellungen abdimmen oder sogar ganz „ausknipsen“. Mit gezieltem Blitzeinsatz, der das Model den eigenen Wünschen entsprechend ausleuchtet, lassen sich so am helllichten Tag Abend- oder sogar Nachtstimmungen erzeugen.

©Joachim Rieger
18. Einstellungen – Professionell mit dem Smartphone arbeiten
Ein Smartphone ist mehr als nur ein Telefon – es kann neben allen anderen Funktionen auch als Foto- und Filmstudio dienen. Aus diesem Grund widmet sich der Fotograf Joachim Rieger gerne mit dem der Smartphone-Fotografie. „Wenn man bereit ist, sich auf neue Wege beim Fotografieren einzulassen“, sagt er, „dann kann man sehr schnell Ergebnisse mit ganz unterschiedlichen Wirkungen und Effekten erzielen, für die bisher unterschiedliche Filme, Filter und Kameras notwendig waren“.
Beachten Sie hierbei aber ein paar Grundregeln: Für die Smartphone Fotografie muss es hell sein, denn die Kameras tun sich bei schlechten Lichtverhältnissen sehr schwer. Auf das Zoomen sollte unbedingt verzichtet werden, weil die Bildqualität extrem darunter leidet. Leider funktionieren nicht alle Apps auf allen Smartphone-Betriebssystemen, so dass man in den jeweiligen Stores nach passenden Apps stöbern muss. Was hier hilft, sind Freunde, die das gleiche Betriebssystem verwenden: Einfach fragen, mit welchen Apps sie gute Erfahrungen gemacht haben. Probieren geht über Studieren. Besonders wichtig ist ein externer Zusatzakku, da die Smartphone-Akkus beim Fotografieren schnell aufgebraucht sind.
19. Licht – Silhouetten knipsen
Scherenschnitt-Bilder oder Silhouettenreduzieren das Geschehen auf Konturen, anonymisieren und verleihen den handelnden Personen eine gewisse Allgemeingültigkeit. Der beste Zeitpunktfür derlei Bilder ergibt sich in Lichtsituationen, in denen ein heller Hintergrund einen starken Kontrast zum Motiv im Vordergrund bildet.
Fotograf Wolfgang Müller wählt folgende Methode: Im Modus Blendenvorwahl AV) stellt er die Belichtungsmessung auf Punkt- oder Spotmessung. Zudem wählt er eine Unterbelichtung um ein Drittel oder zwei Drittel Blendenstufen. Mit dieser Einstellung misst er dann den hellsten Punkt im Hintergrund an. Die Kamera liefert die Belichtungszeit. Dann wechselt er in den manuellen Belichtungsmodus (M) und stellt die vorher eingestellte Blende sowie die gemessene Belichtungszeit ein. Fotograf und Kamera sind damit bereit. Sobald sich das Motiv vor die Linse schiebt, gilt es nur noch scharf zu stellen und im richtigen Moment auszulösen. Um den Effekt zu verstärken, empfiehlt es sich, bei der anschließenden Bildbearbeitung den Kontrast noch ein bisschen zu erhöhen.

©Cyrill Harnischmacher
20. Licht – Kreative Makroaufnahmen
Den Wunsch, etwas Wertvolles vor die Kamera zu bekommen, wollte Cyrill Harnischmacher bildlich in einer Makroaufnahme visualisieren. Herausgekommen ist dabei ein von innen goldenleuchtendes Schneckenhaus in einem Moospolster. Hierfür ist kein großer Aufwand notwendig: Es werden lediglich ein Stück stabiler Karton und einige Holzstücke benötigt, um ein passendes Gerüst zu bauen, unter dem eine LED-Taschenlampe Platz findet. In den Karton wird mit einem scharfen Messer ein Loch etwa in der Größe des Schneckenhauses geschnitten und die Lampe darunter platziert. Damit das Schneckenhaus genügend Licht von unten erhält, wird auch in das Moospolster vorsichtig ein Loch gebohrt. Jetzt kann man das Moospolster und das Schneckenhaus auf dem Karton ausrichten. Nun zur Aufnahme: Zuerst gilt es, die Belichtungszeit für das Schneckenhaus herauszufinden. LED-Leuchten sind zwar sehr hell, da aber das Schneckenhaus selbst sehr viel Licht schluckt und die Kamera auf Blende 16 abgeblendet wurde, liegt die Belichtungszeit schon im Bereich von mehreren Sekunden. Der einfachste Weg ist, die Kamera auf Zeitautomatik zu stellen und mithilfe des internen Belichtungsmessers einen ersten Anhaltspunkt zu ermitteln. Im nächsten Schritt stellt man die Kamera auf manuellen Modus, überträgt die Zeit und macht einige Probeaufnahmen mit verschiedenen Blendeneinstellungen. Das Ergebnis sollte eine Aufnahme sein, bei der das Schneckenhaus leicht unterbelichtet wird. Für die eigentliche Aufnahme kommt zusätzlich noch eine Studioblitzanlage mit Softbox zum Einsatz, die ein weiches Aufhelllicht von oben liefert. Auch hier beginnt man mit einer niedrigen Einstellung, etwa 1/16 Leistung, und arbeitet sich schrittweise zur passenden Belichtung vor.
21. Licht – Entfesselt blitzen
Ein Systemblitz auf dem Blitzschuh der Kamera verhindert ein akzentuiertes Spiel mit Licht und Schatten. In einem Raum mit weißen Wänden hilft der Schwenkkopf mittels indirektem Blitzen ein wenig weiter. Wer sein Model aber akzentuiert ausleuchten will, kommt um entfesseltes Blitzen nicht herum. Entfesselt Blitzen heißt: Blitz runter von der Kamera, gezielt positionieren und mittels Kabel oder Funk auslösen. Der Fotograf Wolfgang Müller: „Beim Modelshooting empfehle ich mindestens zwei, besser drei Blitzgeräte: Ein Hauptblitz, der das Model ausleuchtet; ein Blitz, um ein Effektlicht (z.B. Haarlicht) zu setzen; und schließlich ein Blitz, der den gewünschten Hintergrund besorgt.“ So wirken beispielsweise helle Wände angeblitzt wie mit frischer weißer Farbe gestrichen. Ein Shooting an einem Wasserfall bekommt mit einem Hintergrundblitz eine Dramatik, die ohne dieses Licht nicht zu erreichen ist. Und es lassen sich tolle Effekte wie Schattenwurf am Boden oder an der Wand erzielen.
Wer den richtigen Winkel herausfindet, erzielt erstaunliche Ergebnisse. Wer entfesselt Blitzen möchte, muss sich nicht gleich eine mobile Blitzanlage kaufen. Auch Systemblitze leisten hier hervorragende Arbeit. Wer es sich leisten will, spendiert sich ein Funk- und Empfänger-Set, das sich sowohl auf der Unterseite des Blitzlichts als auch auf das Lichtstativ montieren lässt.
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22. Licht – Stroboskop-Blitz simulieren
Wenn Sie einmal einen anderen bewegten Vorgang aufnehmen möchten, bietet sich der Stroboskopeffekt an. Wie in der Disco können Sie damit mitvielen einzelnen Lichtimpulsen Stadien einer Bewegung einfrieren. Die Nachteile sind, dass stroboskopfähige Systemblitze relativ teuer sind und dass auch die Einstellung der gewünschten Anzahl und Frequenz der Impulse umständlich sein kann. Der Fotograf Tilo Gockel schafft dies aber mit zwei normalen Blitzsystemen: Beide Systemewerden auf die halbe Leistung gestellt, dann werden die Blitzauslöser jeweils in eine Hand genommen. Die Kamera wird per Selbstauslöser ausgelöst, während die Blitzgeräte per Pilottaste abwechselnd in die Szene blitzen. Diese abwechselnde Auslösung ermöglicht die Verdopplung der sonst bei dieser Leistung möglichen Stroboskopfrequenz (limitiert durch die Nachladezeit). Damit erhalten Sie die gleiche Wirkung wie mit einem teuren, stroboskopfähigen Systemblitz, der fünf bis sechs Mal die Sekunde blitzen kann.
23. Licht – Gezielte Farbakzente setzen
Wenn Fotograf Wolfgang Müller gezielt Farbe ins Spiel bringen will, verwendet er kleine Farbfilterstreifen vor dem Blitzlicht. Sie sind einfach zu handhaben und natürlich in ihrer Wirkung. Mit Hilfe dieser Filter lassen sich außerdem farbliche Akzente setzen und Stimmungen erzeugen. Wünschenswert ist es dabei, ein Set mit mehreren Blitzgeräten aufzubauen. Einer oder besser zwei leuchten das Hauptmotiv mit herkömmlichem Blitzlicht aus. Der zweite beziehungsweise dritte Blitz bekommt einen Filter vorgesetzt und bringt Farbe in den gewünschten Bildbereich. Um die natürliche Farbe des Filters auf den Sensor der Kamera zu bannen, ist es wichtig, die Farbtemperatur im Menü der Kamera auf die des Tageslichtes beziehungsweise des Blitzlichtes einzustellen. Also etwa auf 5500 Kelvin. Für Systemblitze sind sogenannte Strobisten-Collections bereits preisgünstig zu kaufen. Fachhändler haben sie selten vorrätig. Im Internethandel sind sie dagegen leicht zu finden. Übrigens: Diese wertvollen Helferlein sorgen nicht nur dafür, dass sich die Farbtemperatur des Blitzlichtes der des Umgebungslichts anpassen kann. Ein Foto, das mit einem Orangefilter auf dem Blitz in einem Raum mit warmen Kunstlicht aufgenommen wurde, hat über das gesamte Bild hinweg einen ausbalancierten Weißabgleich und verhindert unangenehme Farbstiche.
