Je nach Anspruch auf Komfort und Beschaffenheit der Daten gibt es einige Varianten für einen zentralen Server im Netz. Die folgenden Seiten beschreiben die gängigsten Methoden für das Heimnetz. Dabei beschränken wir uns in allen Fällen auf eine einfache Basiskonfiguration.
1. Windows-PC übernimmt Server-Rolle
Windows 7 und 8 haben die Netzfreigaben im privaten Umfeld mit der „Heimnetzgruppe“ wesentlich vereinfacht. Die ist zwar eher demokratisch Peer-to-Peer-mäßig konzipiert, lässt sich aber durchaus auch mit einem „Server“ und „Clients“ konfigurieren, die selbst nichts freigeben. Vorteile: Hauptproblem bei klassischen Freigaben auf Kontoebene ist der komplizierte Zusammenhang zwischen Netzfreigaben und lokalen Rechten: Einem Netzteilnehmer, der keine lokalen NTFS-Rechte besitzt, hilft eine Freigabe gar nichts. Das heißt: Der Netzzugriff muss mit einem Konto erfolgen, das auf dem „Server“ existiert und das dort auch die notwendigen NTFS-Rechte für die gewünschten Ordner besitzt. Die Heimnetzgruppe verlangt keine Kenntnisse über lokale NTFS-Rechte. Windows richtet beim Erstellen einer Gruppe ein neues Standardkonto „HomeGroupUser$“ und die Benutzergruppe „HomeUsers“ ein und sorgt automatisch dafür, dass freigegebene Dateien die nötigen NTFS-Rechte erhalten. Nachteile: Ein ökonomischer Nachteil von Windows-Freigaben ist ganz klar: Es muss ein ausgewachsener PC permanent laufen, damit andere auch Zugriff haben. Die Heimnetzgruppe hat den weiteren Nachteil, dass nur Windows 7 und 8 sie unterstützen. Ältere Windows-PCs, Apple- und Linux-Rechner sind auf konventionelle Freigaben auf Benutzerebene angewiesen.

Praxis: Sofern das „private“ Netzwerkprofil aktiv ist, ist eine neue Heimnetzgruppe schnell erstellt. Verwenden Sie im „Netzwerk- und Freigabecenter“ den Link „Heimnetzgruppe“ und dort „Heimnetzgruppe erstellen“. Im folgenden Abfragefenster entscheiden Sie, welche Daten des aktuell genutzten Geräts Sie freigeben möchten. Danach erscheint ein zehnstelliges Kennwort für den Zutritt in die Heimnetzgruppe. Das Kennwort ist über „Systemsteuerung > Heimnetzgruppe“ jederzeit zugänglich. Um auf einem anderen PC in eine bestehende Gruppe einzutreten, gehen Sie im „Netzwerkund Freigabecenter“ auf „Heimnetzgruppe“. Windows meldet die bestehende Gruppe und bietet „Jetzt beitreten“. Nach Eingabe des Kennworts gehört der Rechner zur Gruppe. Freigegebene Daten finden Sie im Navigationsbereich des Windows-Explorer unter „Heimnetzgruppe“. Die eingetragenen PCs zeigen dann wieder die typischen Bibliotheksnamen wie „Musik“ und „Bilder“. Mit den Freigabeobjekten wie „Bilder“, „Dokumente“ meint Windows 7 und 8 die Systembibliotheken inklusive aller enthaltenen Ordner. Wenn Sie Bilder freigeben wollen, die nicht unter „Eigene Bilder“ liegen, können Sie dafür die „Bibliotheken“ ändern: Das geht im Navigationsbereich des Explorer unter „Bibliotheken“, sobald Sie nach Rechtsklick der gewünschten „Bibliothek“ (etwa „Dokumente“) auf „Eigenschaften“ klicken. Es ist aber ebenso möglich, beliebige Ordner über Rechtsklick und „Freigeben für“ zugänglich zu machen. Dabei können Sie zwischen Lese- und Schreibzugriff unterscheiden.
Alte Geräte in NAS-Server verwandeln – so geht’s

2. Medien-Streaming ohne Rechtestress
Wenn es nur darum geht, von einer zentralen Stelle Multimedia-Inhalte wie Musik, Bilder, Videos für alle Geräte bereitzustellen, gibt es eine Alternative: UPnP oder DLNA (weiterentwickeltes UPnP). Vorteile: Die so freigegebenen Medien sind nicht als Dateiobjekt verfügbar, lassen sich also weder kopieren noch verändern. Sie eignen sich nur zum Abspielen oder Betrachten. Um Freigaberechte und Dateirechte müssen Sie sich nicht kümmern, und für schicke medientypische Kategorien sorgt der UPnP-Server automatisch (Interpret, Album etc.). Nachteile: Diese Server-Variante bietet keinen Netzspeicher für die Clients, diese können keine Dateien ablegen oder Backups speichern. Wenn Sie sich für eine der nachfolgend beschriebenen Varianten entscheiden (Windows Media Player, XBMC ), ist das wieder eine relativ unökonomische Lösung, die einen vollwertigen PC im Dauerbetrieb fordert. Praxis: Als Medienserver brauchen Sie unter Windows 7 und 8 nur den enthaltenen Windows Media Player 12 – keine externe Software, keine Heimnetzgruppe, keine Freigaben. Es muss sich nur wieder um ein privates Netzwerk handeln. Klicken Sie im Windows Media Player auf „Streamen > Automatische Wiedergabe der Medien durch Geräte zulassen“. Dann teilen Sie dem Player mit, welche Medien er im Netz anbieten soll – standardmäßig die Audio-, Video- und Bilddateien aus den Windows-Bibliotheken. Über „Organisieren > Bibliotheken verwalten > Musik“ (oder „Videos“) können Sie direkt über den Mediaplayer Ordner hinzufügen oder herausnehmen. Beachten Sie, dass Sie damit die Windows-Bibliotheken verändern und dass umgekehrt Änderungen der Windows-Bibliotheken im Explorer die Medienbibliothek des Players verändern. Das Schreiben der Medienbibliothek mit allen Metadaten kann dauern. Zugriffsversuche von anderen Geräten vor Abschluss der Medienbibliothek sind ergebnislos. Der Medienserver sollte danach auf allen Geräten sichtbar sein: in einem Windows Media Player unter „Andere Medienbibliotheken“, auf einem Smart-TV oder Smartphone bei der Quellenauswahl als „Windows Media Server“. Die Geräte können dann Medien auswählen und abspielen. Auf dem Server-PC muss der Windows Media Player nicht laufen, denn das Streamen besorgt ein Hintergrunddienst. Alternative: Das Mediencenter XBMC (als Ubuntu-basiertes Xbmcbuntu ) kommt auch mit großen und sehr großen Mediensammlungen klar. Es bietet unter attraktiver Oberfläche einen exorbitanten Funktionsumfang.

3. NAS-Gerät als Daten- und UPnP-Server
NAS-Geräte arbeiten im heimischen Netz als Datenserver, UPnP-Server, FTP-Server via Internet. Typische Home-NAS-Systeme (Buffalo, D-Link, Iomega, Lacie, Synology und andere) bieten Platz für eine, meist zwei oder mehr SATA-Festplatten. Vorteile: NAS-Geräte sind generell auf Stromsparen und Dauerbetrieb getrimmt und bieten eine Energieverwaltung für die Festplatten. Sie vereinen die unter Punkt 1 und 2 genannten Funktionen von Datenserver und UPnP-Medienserver und obendrein diverse Extras. Nachteile: Ein funktionsreiches NAS – reines Gehäuse ohne Festplatte – kostet 100 Euro aufwärts. NAS-Systeme haben meist weder Display noch Tastatur, sondern sind über einen standardisierten Host-Namen oder über die IP-Adresse im Browser am PC zu verwalten und fordern zumindest PC- und Netzwerk-Basiswissen. Beachten Sie, dass NAS-Geräte auf den Festplatten ein Linux-Dateisystem verwenden. Eventuelle andere Dateisysteme werden durch Neuformatierung überschrieben. Praxis: Nach dem Anschluss des Geräts ans Kabelnetz ermitteln Sie in der Router-Konfiguration die IP-Adresse des NAS. Nach Eingabe in die Adresszeile des Browsers gelangen Sie zur Konfigurationsoberfläche des NAS. Das Standardkennwort des „admin“ ist leer oder in der Doku nachzulesen. Sie sollten dem Gerät zunächst unbedingt eine statische IP-Adresse zuweisen – unter „Netzwerk“ oder „LAN“. Diese IP legen Sie am besten als Lesezeichen im Browser ab, um künftig ohne Sucherei zur NAS-Konfiguration zu gelangen. Um auf die Daten der eingebauten Festplatte(n) zugreifen zu dürfen, müssen Sie in der Benutzerverwaltung mindestens einen User anlegen, der uneingeschränkten Schreibzugriff erhält. Einem angelegten User geben Sie dann noch unter „Freigabeverwaltung“, „Netzwerkzugriff“ oder ähnlich die gewünschten Ordner frei – wahlweise mit Lesezugriff oder Schreibzugriff. Das NAS-System erscheint auf allen Geräten in der Netzwerkumgebung und zeigt die in der Benutzerverwaltung angelegten Freigaben. Weitere NAS-Dienste wie etwa den UPnP-Server sollten Sie aktivieren, wenn Smart-TVs und Smartphones die Medien des NAS wiedergeben sollen. Dazu müssen Sie bei der UPnP-Konfiguration nur den oder die betreffenden Ordner eintragen und dann die Medien indizieren lassen. Alternative: Die Arbeit eines NAS-Komplettsystems kann auch ein altes Netbook/Notebook mit geringem Stromverbrauch und mindestens USB 2.0 übernehmen. Das Projekt NAS4Free bringt Software- technisch alle Funktionen typischer NAS-Server mit und läuft gut mit 1 GB RAM und einer 1-GHz-CPU aufwärts. Sie schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe, indem Sie sich den Kauf eines NAS-Geräts sparen und ein ungenutztes Netbook/Notebook wiederbeleben. Das Gerät muss von USB booten können, und Installation und Einrichtung von NAS4Free erfordern etwas Erfahrung. Außerdem kommen lediglich Netbooks dem Stromverbrauch eines echten NAS nahe (10 bis 15 Watt). Aus Energiespargründen sollte das geräteeigene Display abschaltbar sein oder notfalls abgeklemmt werden.
NAS als Laufwerk im Windows Explorer

4. Netzspeicher mit USB-to-LAN-Hardware
Es gibt für einfache Ansprüche interessante Hardware- und Software-Ergänzungen. Die bieten für wenig Geld einfach nur Festplattenspeicher zentral im Netz und sind pflegeleicht. Typische Bezeichnungen sind „USB Netzwerk Hub“ und ähnlich. Wir haben uns mit dem „ Digitus 2.0 4-Port-Netzwerk Hub “ eines der besseren Geräte dieser Klasse angesehen. Vorteile: Solche Hilfsgeräte kosten unter 50 Euro, brauchen nur an das Kabelnetz angeschlossen werden und bringen dann meist vier Festplatten ins Netzwerk, die an den USB-Ports eingesteckt werden. Es gibt keine Freigabeproblematik oder Rechteprobleme. Nachteile: Die Nutzung der Festplatten entspricht nicht derjenigen von Netzwerk-Ressourcen. Vielmehr wird eine Festplatte via Netzwerk als USB-Gerät eingebunden, und folglich kann eine Festplatte immer nur genau ein Netzteilnehmer verwenden. Zudem ist auf jedem Client-Rechner stets eine Software notwendig, die es typischerweise nur für Windows gibt. Praxis: Die Hardware ist schnell angeschlossen – CAT-Kabel in den Ethernet-Port, die verfügbaren Festplatten an die USB-Ports und fertig. Dann müssen Sie noch auf jedem Netzwerk-PC die dem Produkt beiliegende (Windows-) Software installieren. Deren Benutzung ist einfach: Beim Start zeigt sie die Festplatten und deren Status an. Benutzbar sind jene mit dem Status „Gerät frei“. Nach „Gerät anschließen“ wird dieses sofort im Windows-Explorer präsentiert. Bei besetzten Festplatten kann man den aktuellen „Besitzer“ per Software auffordern, diese zu trennen und damit wieder freizugeben.