Vorneweg sei klargestellt: Das Einrichten der Mediacenter-Software XBMC auf dem Raspberry Pi ist weder langwierig noch kompliziert. Innerhalb von rund 30 Minuten haben Sie alles erledigt, die meiste Zeit davon müssen Sie wie bei einer Windows-Installation wenig tun – „grab a coffee“ heißt es so auch einmal passenderweise zwischendurch: also eine Tasse Kaffee trinken und entspannen. Egal auf welchem Betriebssystem und welcher Hardware es nun läuft, bei XBMC handelt es sich im Prinzip um eine ganz gewöhnliche Software. Nur möchte man eine Multimediaanwendung am Fernseher nun einmal nicht erst irgendwie vom Desktop per Mausklick starten, sie soll einfach vielmehr laufen.
Auf dem Mini-Rechner Raspberry Pi, der im Online-Handel schon für 30 Euro erhältlich ist, lässt sich XBMC unter anderem über die spezielle Linux-Distribution OpenELEC (Open Embedded Linux Entertainment Center) installieren. Unser Workshop führt Sie Schritt für Schritt zum Ziel.

©Raspberry Pi Foundation
XBMC schnell auf dem Raspberry Pi installieren
Als einfachere Alternative steht mit RaspBMC eine weitere und schnelle Distribution zur Verfügung, in welche die Mediacenter-Software bereits integriert ist. Mehr als den Platinenrechner selbst mit Netzwerkanschluss (oder über einen WLAN-USB-Dongle), eine mindestens zwei GByte große SD-Karte (als „Festplatte“) sowie vorübergehend Tastatur und Maus zum Einrichten benötigen Sie nicht.
So geht’s: Stecken Sie die SD-Karte an Ihren Windows-PC, entweder direkt über eine Kartenslot oder per USB über einen Cardreader. Nun laden Sie über den Browser den RaspBMC-Installer herunter und entpacken die darin enthaltene Zip-Datei. Bestätigen Sie den ersten Schritt mit „Accept“ und aktivieren im nächsten Fenster das passende Laufwerk mit der Speicherkarte. Setzen vor „I accept …“ einen Haken und fahren mit „Install“ fort. Es dauert einen Moment, bis die erforderlichen Daten geladen und installiert sind.

Entnehmen Sie nun die Speicherkarte und stecken diese in den Kartenslot auf der Unterseite des Raspberry Pi. Die Kontakte der SD-Karte müssen dabei nach oben zeigen. Zum erstmaligen Einrichten schließen Sie Maus und Tastatur per USB an die Platine an, als Bildschirm einen Fernseher oder Monitor per HDMI sowie den Internet-Router über das Netzwerkkabel. Sobald die Konfiguration steht, versorgen Sie den Mini-PC über das Micro-USB-Kabel mit Strom. RaspBMC installiert sich dann innerhalb von rund 20 Minuten selbstständig.
Ist das Setup erledigt und läuft XBMC, stellen Sie nach dem ersten Mausklick (oder über „System -> Settings -> Appearance -> International“) Sprache und Region auf Deutsch bzw. Deutschland um. Machen Sie sich am besten erst einmal ein paar Minuten mit dem System vertraut – gerne auch mit Tastatur und Maus.
Die besten Verwendungsmöglichkeiten für Raspberry Pi
Im Prinzip ist die Programmoberfläche mit ihren Hauptmenüs „Bilder“, „Videos“, „Musik“, „Programme“ und „System“ selbsterklärend. Dahinter verbergen sich aber Hunderte Einstellungen und Möglichkeiten, von denen wir stellvertretend drei erklären.
Medien im Netzwerk, Live-TV und Fernbedienung per Handy
Medien im Netzwerk freigeben : Voraussetzung zum Abspielen über das Heimnetz ist natürlich ein freigegebener Ordner auf dem Windows-PC , der Netzwerkfestplatte oder dem USB-Datenträger am Router, beispielsweise an der Fritzbox . Auf der XBMC-Software am Raspberry Pi klicken Sie auf „Bilder“ (oder „Videos“ bzw. „Musik“), „Dateien -> Bilder hinzufügen -> Durchsuchen -> UPnP Devices“ sowie die konkrete Netzwerkquelle inklusive Verzeichnis.
Live-TV einrichten: Das Fernsehsignal können Sie auf drei verschiedenen Arten einspeisen. Erstens als TV-Server auf einer Netzwerkfestplatte oder einem PC im Netzwerk, beispielsweise mit der Software Media Portal . Die zweite Option ist, einen USB-Tunerstick direkt an die Platine anzustecken. Drittens können Sie ohne zusätzliche Hardware einige TV-Sender direkt aus dem Internet streamen, dazu installieren das Livestream-Plugin .
Auf den Raspberry Pi holen Sie das Fernsehsignal, indem Sie über „System -> Einstellungen -> Live TV -> Allgemein -> Aktivieren -> OK“ den zur TV-Quelle passenden Client aktivieren. Neben den bereits genannten Rubriken erscheint dann auf der Oberfläche mit „Live TV“ ein neuer Eintrag, über den Sie unter anderem das Programm einsehen können („EPG“) oder den Raspberry Pi als Videorekorder („Aufnahmen“) verwenden können.

Remote-App als Fernbedienung: Mit der Fernbedienungs-App XBMC Remote (für Android, iOS und Windows Phone) können Sie Ihr Mediacenter bequem vom Smartphone bzw. Tablet steuern.Zum Einrichten notieren Sie auf dem Raspberry Pi über „System -> System Info“ die IP-Adresse im Netzwerk und kontrollieren über „System -> Einstellungen -> Dienste -> Webserver“, dass die Option „Steuerung über http zusammen“ aktiviert ist. Als Port, Username und Passwort sind voreingestellt: 80 – kein User – kein Passwort.
In der Android-App XBMC Remote binden Sie über „Add Host“ den Raspberry Pi ein. Dazu tippen Sie im Feld „Name for this instance“ einen beliebigen Namen ein, in den Feldern darunter, also „Host or IP address“, „Username“ und „Password“, übernehmen Sie die Einträge aus RaspBMC. Steht die Verbindung über das WLAN, nutzen Sie die App über die Option „Use as Remote Control“ als Fernbedienung.

Alles weitere Wissenswerte erfahren Sie über die offizielle, englischsprachige Webseite und das ebenfalls englische Wiki . Infos auf Deutsch finden Sie im inoffiziellen deutschen Portal sowie auf der XBMC-Windows-Seite .
Google Chromecast oder Android-Stick als Alternative
Wer keinen modernen Smart-TV besitzt und zudem nicht in eine Smart-TV-Box wie Apple TV, Videoweb oder das neue Amazon Fire TV investieren möchte, hat auch preiswertere Optionen. Viele der günstigen Android-Systeme in Form von HDMI-Sticks zum Anstecken enttäuschen bisher allerdings hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Möglichkeiten. Außerdem lassen sich oft keineswegs alle Apps aus dem Playstore installieren, so wie man es vom Smartphone und Tablet kennt.
Fernseher – die besten Smart-TVs im Überblick
Eine weitere und mit 35 Euro zudem günstige und einfach zu bedienende Alternative stellt der Chromecast-Stick von Google dar, das im Praxistest durchaus überzeugen konnte. Dieses Stück Hardware wird einfach an den HDMI-Anschluss des Fernsehers gesteckt und dann über die Chromecast-App ferngesteuert. Ursprünglich sah der Hersteller nur das Abspielen von Online-Inhalten vor, doch mittlerweile existieren zahlreiche Anwendungen, die den Funktionsumfang deutlich erweitern – inklusive dem Abspielen von lokalen Inhalten bis zum Musikstreaming über Spotify. Tipps und Tricks zum Google-Stick inklusive der besten inoffiziellen Chromecast-Apps finden Sie ebenfalls bei uns.