Linux Mint war lange „Upgrade-scheu“, in der Folge immer noch skrupulös bei externen Paketquellen. Das neue Upgrade-Tool macht den Vorgang toleranter, fehlertoleranter und nach unserer Erfahrung risikolos.
Für Neuinstallationen gilt die bekannte Sorgfaltspflicht hinsichtlich Uefi- und Bios-Modus, ganz besonders wenn bereits ein System vorliegt. Sonst bleibt der Installer in Linux Mint 21 mit einer kleinen Ausnahme unverändert. Und für alles, was nach einer Neuinstallation erforderlich oder empfehlenswert ist, gelten ebenfalls die bekannten Regeln.
Linux Mint 21: Das bietet die beliebte Linux-Distribution
Upgrade von Version 20.3 auf 21
Der häufigste Weg zur Version 21 ist sicher nicht die Neuinstallation, sondern das Upgrade. Für das Upgrade des Vorgängers 20.3 gibt es ein völlig neu geschriebenes grafisches Tool „mintupgrade“. Das Werkzeug erledigt verschiedene Checks, überprüft die Erreichbarkeit der eingestellten Paketquellen (Spiegelserver), erlaubt auch eventuell vorhandene externe Quellen wie PPAs und löst Konfliktsituationen.
Wie tief die Problemerkennung tatsächlich geht, können wir schlecht abschätzen, da sich in unserem Fall keine Konflikte ergaben. Dass die Mint-Entwickler jedoch gewiss nicht an jede Situation und jede Nutzerdummheit gedacht haben, lässt sich daran ablesen, dass das „mintupgrade“ auch auf einem nagelneu installierten Mint 21 alle Phasen brav durchläuft, um am Ende zu melden, dass es hier „0 Bytes“ und „0 Pakete“ zu installieren gibt.
Das Werkzeug macht natürlich lediglich auf dem Vorgänger Linux Mint 20.3 Sinn. Bevor Sie es mittels
sudo apt install mintupgrade
installieren, bringen Sie erst das System mit
sudo apt update
und
sudo apt upgrade
auf den aktuellen Stand. Starten Sie daraufhin das Tool im Terminal:
sudo mintupgrade
Das grafische Fenster dient nur als Assistent, der einige „OK“- und bei Bedarf „Beheben“- sowie „Prüfen“-Klicks entgegennimmt. Begleitend läuft die eigentliche Aktion im Terminal, das umfassend über jeden einzelnen Schritt informiert. Der grafische Assistent ist ins Deutsche übersetzt, die Terminal-Ausgabe kommt auf Englisch.
Neuinstallation mit dem Mint-Livesystem
Die ISO-Abbilder aller drei Mint-Editionen finden Sie auf der Downloadseite von Linux Mint, die auf deutsche und internationale Quellen verweist („Download mirrors“). Die Auswahl der Quelle spielt keine Rolle für die Sprachlokalisierung. Das gewünschte ISO-Image schreiben Sie nach dem Download mit einem Werkzeug wie Etcher, Win 32 Disk Imager (unter Windows) oder Gnome-Disks auf einen USB-Stick und booten damit Ihr Zielgerät.
Auf dem USB-Stick befindet sich dann ein Livesystem, das das Ausprobieren der jeweiligen Edition ermöglicht und die Installation über den Desktop-Link „Install Linux Mint“. Alle drei Mint-Editionen verwenden das identische Installationsprogramm.
Das leidige Installationsthema Bios/MBR versus Uefi/GPT nötigt zu einer Reihe von Fallunterscheidungen, die man aber relativ einfach abkürzen kann:
Der moderne Uefi/ GPT-Partitionsstil ist eigentlich immer zu bevorzugen, egal ob eine Solo- oder eine Multiboot-Installation erfolgen soll.
Für den Einsatz von Bios/MBR existieren nur genau zwei Ausnahmen:
- Linux Mint soll im Multiboot neben einem anderen System installiert werden, das im Bios-Modus vorliegt (das ist dann in jedem Fall ein weiteres Linux, da Windows immer Uefi/GPT verwendet).
- Linux Mint soll auf USB installiert werden. Den aktuellen Partitionsstil eines existierenden Systems können einschlägige Tools ermitteln – unter Windows die „Datenträgerverwaltung“, unter Linux Mint das Standardwerkzeug Gnome-Disks. Uefi/GPT erscheint hier als „GUID Partition Table“, der Bios/MBR-Modus als „Master Boot Record“.
Ist dann entschieden, ob Sie mit Uefi/GPT oder aufgrund der genannten Ausnahmen mit Bios/MBR-Partitionstabelle installieren müssen, booten Sie das Installationsmedium im passenden Modus. Zu diesem Zweck verwenden Sie nach dem Einschalten des Zielgerätes das Bootmenü des Bios (Taste F2, F8, F12 oder Esc – leider nicht standardisiert) und wählen den Datenträger mit dem Installationsmedium. Der sollte dort zweimal erscheinen – einmal mit „Uefi“ und einmal ohne (das ist der Bios-Modus).
Der Installer Ubiquity

Um eines von mehreren bestehenden Systemen durch Mint zu ersetzen, müssen Sie die Partition löschen und den „freien Speicherplatz“ mit Ext4 ausstatten. Einhängepunkt ist „/“.
IDG
Im Livesystem starten Sie die Installation mit der Desktop-Verknüpfung. Zuerst wählen Sie unbedingt die Sprache „Deutsch“ sowie die deutsche Tastatur aus. Im nachfolgenden Schritt erscheint der entscheidende Dialog „Installationsart“ mit zweierlei möglichen Szenarien:
- Wenn die primäre Festplatte des Rechners kein System enthält, dann lautet die oberste und vormarkierte Option „Festplatte löschen und Linux Mint installieren“.
- Hat der Installer auf der primären Festplatte ein System gefunden, erscheint als oberste und markierte Option „Linux Mint neben […] installieren“ und erst als zweite Option „Festplatte löschen […]“.
Wenn Sie Linux Mint als alleiniges System verwenden wollen und ein eventuell bestehendes System nicht mehr brauchen, wählen Sie in beiden Situationen die Option „Festplatte löschen“. Dabei wird die Festplatte formatiert, der Datenbestand (und ein eventuelles System) gelöscht und das neue System eingerichtet.
Wenn Sie das bestehende System benötigen, wählen Sie die Option „Linux Mint neben Windows Boot Manager installieren“ (so bei einem installierten Windows). Nach einem Klick auf „Weiter“ schlägt der Assistent eine neue Aufteilung der Partitionen vor, indem er die Windows-Partition verkleinert und Platz für Linux Mint schafft. Die Partitionsgrößen justieren Sie mit der Aufteilungsmarkierung und der Maus.
Eine weitere Multiboot-Installation ergibt sich auf einem Rechner, der bereits zwei oder mehr Systeme enthält, und nun eines der bestehenden Systeme durch Linux Mint ersetzt werden soll. In diesem Fall wählen Sie im Fenster „Installationsart“ den Punkt „Etwas Anderes“ aus. Dort löschen Sie in der Laufwerksliste mit der Schaltfläche „-“ die Partition des obsoleten Systems und erstellen im „Freien Speicherplatz“ mit der „+“-Schaltfläche eine neue Ext4-Partition mit dem Mount-Punkt „/“. Unter „Gerät für die Bootloader-Installation“ übernehmen Sie bitte die voreingestellte primäre Festplatte „/dev/sda“.
Der Installer: Erweiterte Optionen

Cryptsetup-Datenträgerverschlüsselung: Dieser Datenschutz ist in Linux Mint einfach einzurichten, falls das neue System die komplette primäre Festplatte übernehmen darf.
IDG
Wie schon im voranstehenden Artikel angesprochen, übernimmt Linux Mint 21 gemäß Ubuntu die Installationsoption mit ZFS-Dateisystem. Die Option erscheint in dem Dialog „Installationsart“ unter „Erweiterte Funktionen“. Davon raten wir auf allen Desktop-Systemen generell ab, da sie nur RAM kostet und bei typischen Festplattenkapazitäten keine Vorteile bringt.
Unter „Erweiterte Funktionen“ gibt es allerdings auch noch den Punkt „LVM…verwenden“, der dann die Verschlüsselung der Mint-Installation freischaltet.
Diese Partitionsverschlüsselung (Cryptsetup) ist vor allem für mobile Notebooks die beste Wahl für einen zuverlässigen Datenschutz. Sie ist sicherer und performanter als die Home-Verschlüsselung (die das Mint-Setup im späteren Dialog „Wer sind Sie?“ weiterhin anbietet). Im späteren Nutzeralltag muss lediglich bei jedem Systemstart die Partition mit dem Passwort aufgeschlossen werden.
Einzige Einschränkung dabei: LVM und Partitionsverschlüsselung setzen voraus, dass Sie Linux Mint die gesamte primäre Festplatte überlassen. Multiboot oder komplexere Partitionsaufteilungen sind nicht vorgesehen. Die Festplatte muss folglich leer sein oder darf nur noch Daten enthalten, die Sie nicht mehr benötigen.
Siehe auch: Windows 10/11 vs. Linux: Das große Duell
Pflichten nach dem Setup
Nach einer Neuinstallation sind einige Einstellungen und Nachbesserungen unverzichtbar. Einige, allerdings nicht alle wichtigen Aufgaben zeigt der „Willkommen“-Bildschirm (mintwelcome) unter „Erste Schritte“.
Aktualisierungsverwaltung: Das Wichtigste ist zunächst einmal ein erster Besuch in den Paketquellen. Deshalb gehen Sie in die „Aktualisierungsverwaltung“ und klicken auf „Auffrischen“ und als Nächstes auf „Aktualisierungen installieren“. Gleichbedeutend dazu sind diese Terminal-Befehle:
sudo apt update
sudo apt upgrade
Ab sofort ist ebenfalls die Installation zusätzlicher Software möglich. Feineinstellungen der Aktualisierungsverwaltung finden Sie unter „Bearbeiten –› Einstellungen“. Unter „Optionen“ ist der Abschnitt „Automatisch auffrischen“ der wichtigste. Aktivieren Sie diese Option bitte, damit das System am Spiegelserver automatisch nachsieht, ob neue Updates bereitstehen.
Eher unkritisch sind die Zeitintervalle: Der Punkt „Erstmals auffrischen“ bezieht sich auf den Systemstart. Setzen Sie die Voreinstellung mit „10“ Minuten deutlich nach hinten, wenn Sie nach dem Start das System üblicherweise zuerst einmal intensiv nutzen. Weitere Update-Checks sind dann nicht alle zwei Stunden erforderlich (Voreinstellung) und können auf „Tage“ erhöht werden, sodass diese für normale Sitzungen komplett entfallen.

Der heiße Draht zu Updates und Software: Schnelle regionale Spiegelserver nützen Ihnen und den Distributionsanbietern (Mint und Ubuntu) gleichermaßen.
IDG
Spiegelserver: Eine frühe Aktion, die sich gleich nach der Installation lohnt, ist die Auswahl von optimalen Spiegelservern unter „Anwendungspaketquellen“: Spiegelserver sind die zwei Webserver mit Mint- und Ubuntu-Paketen, woher das System die Software bezieht. Beim Klick auf die voreingestellten Server startet automatisch ein Geschwindigkeitstest, der die schnellsten Server anzeigt.
Spiegelserver bieten zwar nur die Software aus den „Offiziellen Paketquellen“ (keine externen PPAs oder Software wie Google Chrome), diese Pakete sind aber die wichtigsten: Der Server für „Haupt (vanessa)“ liefert die Updates für Mint-eigene Komponenten, der noch wichtigere Server für „Basis (jammy“) die Updates der Ubuntu-Paketquellen.
Treiberverwaltung: Der nächste Weg geht zu „Systemverwaltung –› Treiberverwaltung“, um proprietäre Herstellertreiber zu installieren – in der Regel Grafiktreiber. Die Treibersuche erfolgt automatisch.

Nach der Installation fehlen immer einige deutsche Sprachpakete. Dies korrigieren Sie unter „Systemeinstellungen –› Sprachen“.
IDG
Sprachunterstützung: Bei der Installation legen Sie zwar die Sprache „Deutsch“ fest, was jedoch noch kein konsequent deutschsprachiges System ergibt. Nach der Installation sollten Sie daher die Sprachpakete mittels „Systemeinstellungen –› Sprachen“ komplettieren. Beim Aufruf dieses Unterpunkts erscheint automatisch der Hinweis, dass noch Sprachpakete fehlen und nachgeladen werden können.
Nachdem Sie zugestimmt haben, setzen Sie „Deutsch“ global mit „Systemweit anwenden“. Die Aktion wirkt aber erst nach der nächsten Anmeldung.
Bildschirmeinstellungen: Linux Mint erkennt die optimale Bildschirmauflösung automatisch. Bei einem Betrieb mit zwei Monitoren ist es allerdings notwendig, den primären Bildschirm und die optimale Anordnung der Monitore unter „Systemeinstellungen –› Bildschirm“ festzulegen. Hier arrangieren Sie die gewünschte Dual-Monitor-Anordnung einfach mit der Maus. Ein oft übersehener Punkt für optimale Monitordarstellung ist der Punkt „Systemeinstellungen –› Schriften –› Skalierungsfaktor der Schrift“. Der steht standardmäßig auf „1,0“ und lässt sich in Zehntelschritten verkleinern oder vergrößern.
Netzwerkadapter: Mit Kabelverbindung ist Linux Mint sofort im Netz und im Internet. Bei WLAN-Adaptern besteht die übliche Pflicht, sich am WLAN anzumelden. Dies funktioniert über das Netzwerksymbol in der Systemleiste. Wenn der WLAN-Adapter hardwaretechnisch nicht erkannt wird, fehlen dort die Option „Funknetzwerk aktivieren“ wie auch die Anzeige der nahen Funknetze. Unter Umständen helfen eine vorübergehende Kabelverbindung und das Nachladen des proprietären Treibers (unter „Treiberverwaltung“). Es gibt allerdings WLAN-Chips, die unter Linux nicht funktionieren.

Schneller Schreib-Cache: Diese wichtige Leistungsoption aktivieren Sie mit Gnome-Disks („Laufwerke“) je Datenträger mit einem Mausklick.
IDG
Check unter „Laufwerke“: Die Durchsicht der Datenträger unter dem Punkt „Laufwerke“ (Gnome-Disks) kann einen erheblichen Mangel offenbaren: Klicken Sie jedes Laufwerk an und kontrollieren Sie im Anschluss daran mithilfe des „Punkte“- Menüs und des Eintrags „Laufwerkseinstellungen“, ob der „Schreib-Cache“ aktiv ist.
Timeshift: Linux Mint besteht auf Sicherung durch Timeshift-Snapshots. Dagegen ist nichts einzuwenden, es bringt jedoch nur dann wirkliche Vorteile, wenn man es richtig macht. Beim allerersten Timeshift-Start führt ein Assistent durch die Einrichtungsschritte. Zunächst einmal wird der „Schnappschusstyp“ abgefragt. Übernehmen Sie die Methode „rsync“, sofern Sie Linux Mint mit Ext4-Dateisystem installiert haben (Standard).
Danach geht es um den „Schnappschussort“, also um den Zieldatenträger der Sicherung. Timeshift erlaubt aus technischen Gründen nur Partitionen mit Linux-Dateisystem (notwendig wegen Hardlink-Technik und Sicherung der Dateirechte). Standardziel, wenn nur eine Festplatte vorliegt, ist das Wurzelverzeichnis, wo ein zusätzlicher Ordner „timeshift“ entsteht. Ideal ist ein unabhängiger zweiter Datenträger als Ziel – der muss aber stets zur Verfügung stehen, sofern Sie einen automatisierten Timeshift-Plan nutzen.

Timeshift-Einstellung: Das Tool ist an sich kein Backup für Benutzerdaten, aber die versteckten Konfigurationsdateien unter „/home“ und „/root“ sollte es mitnehmen.
IDG
Im folgenden Schritt definieren Sie einen Zeitplan („Schnappschussebenen“) und die Menge der gespeicherten Systempunkte. Bei normaler Nutzung sollten wöchentliche Sicherung und drei bis fünf aufbewahrte Sicherungspunkte genügen. Mit „Weiter“ und „Beenden“ ist die Einrichtung abgeschlossen und voll automatisiert.
Im letzten Schritt des Assistenten (im Timeshift-Dialog auch unter „Benutzer“ zu erreichen) können ebenfalls die Verzeichnisse „home“ und „root“ eingeschlossen werden. Das ist nicht Standard, weil sich Timeshift als reine Systemsicherung versteht. Tatsächlich ist die Sicherung aller Benutzerdateien aus Mengen- und Zeitgründen nicht zu empfehlen und daher eher die Aufgabe von Mintbackup oder einem Rsync/Tar-Job. Aber die Option „Nur versteckte Dateien einschließen“ ist zu empfehlen, weil dies die komplette Benutzerkonfiguration einschließt inklusive aller Desktop- und Softwareeinstellungen.
Der erste Sicherungspunkt, den Sie am besten gleich manuell auslösen („Erstellen“), legt ein komplettes Backup der Systemverzeichnisse ab und ist daher zeitaufwendig. Weitere Wiederherstellungspunkte fallen wesentlich kleiner und schneller aus, da Timeshift nur noch geänderte Dateien speichert und unveränderte Dateien als Hardlinks zum letzten Sicherungspunkt abbildet. Die spätere Wiederherstellung eines Snapshots mit dem grafischen Timeshift-Dialog scheint einfach: Das Tool zeigt in seiner Liste alle Punkte nach Alter geordnet an. „Wiederherstellen“ schreibt den vorher markierten Punkt zurück, verunsichert dabei aber mit einigen Auswahlfeldern („/boot“, „/boot /efi“, „/home“, „Bootloader-Optionen“).
Deutlich klarer ist die Aktion im Terminal:
sudo timeshift --restore
Hier zeigt Ihnen Timeshift die Liste der verfügbaren Snapshots an und der gewünschte kann nun mit der angegebenen Kennziffer ausgewählt werden. Daraufhin müssen Sie nur noch die Frage verneinen, ob der Grub2-Bootloader neu installiert werden soll. Die Terminal-Methode hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie im Notfall auch ohne grafischen Desktop noch funktioniert.