Seit drei Jahren macht die PC-WELT die offizielle Messezeitung der IFA, die IFA heute. Dieses Jahr haben wir neben den üblichen Promi-Testimonials für Siemens (Alfons Schuhbeck), Kenwood (Johann Lafer) und Philips (Jürgen Klopp) auch mal einen echten Weltstar getroffen – Jean Michel Jarre, seines Zeichens musikalisches Genie sowie Gründer und Namensgeber von Jarre Technologies, die Aussteller auf der IFA 2014 waren.
IFA heute: Monsieur Jarre, Sie sind in erster Linie bekannt als Komponist und Musiker. Jarre Technologies ist als Firma in Deutschland dagegen eher unbekannt. Erzählen Sie uns doch ein bisschen über das Unternehmen und Ihre Rolle darin. Jarre: Jarre Technologies wurde vor ungefähr 10 Jahren gegründet und zwar aus der Frage nach dem Soundsystem der Zukunft. Wir wollten das „Schwarze-Kasten-Syndrom“, das vor allem Frauen nicht mögen, aus dem Wohnzimmer verbannen und haben uns daher überlegt, wie die Kombination aus der Ästhetik und der Technik von morgen aussehen könnte. Denn während die Technik in Aufnahmestudios immer besser wurde, gab es auf dem Gebiet der Wiedergabe einen Qualitätsrückschritt von Vinyl zu CD und nochmal zu MP3. Es war also interessant sich zu überlegen, was man mit Hilfe meiner Erfahrung als Musiker, Performer und Produzent dagegen tun könnte. Wir haben schließlich dieses Unternehmen gegründet und wollten uns durch Design und unsere Ideen von anderen Anbietern unterscheiden. Musik ist emotional, aber ich habe schon länger den Eindruck, dass die Hifi-Welt mit ihren schwarzen Kästen sehr langweilig geworden ist. Mit unseren Produkten wollen wir einen anderen Weg einschlagen, ein Statement hinsichtlich des Designs abgeben und auch ein bisschen Humor und Spaß einfließen lassen. Dabei wollen wir aber mit meiner Erfahrung als Musiker sowie der meiner Toningenieure den bestmöglichen Sound liefern.

©Jarre Technologies

©Gerard Giaume

©Dennis Steimels / Verena Ottmann

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IFA heute: Sie haben viele Ihrer Musikinstrumente selbst gebaut. Hilft Ihnen dieses Wissen bei der Entwicklung von Wiedergabegeräten wie Lautsprechern? Jarre: Absolut. Als einer der Pioniere der elektronischen Musik musste ich mich schon sehr früh damit beschäftigen, wie ich mit Instrumenten spielen konnte, die dafür nicht vorgesehen waren. Ich habe mir also überlegt, welche Instrumente ich für elektronische Musik bauen musste. Es ist also eine natürliche Weiterentwicklung zu den Soundsystemen. IFA heute: Und wie kommen Sie auf die Designs? Die Gestaltung der Lautsprecher ist eher ungewöhnlich. Was inspiriert Sie dazu? Jarre: Das erste System, das wir gebaut haben, war das Aero, ein Turm. Damals sagten meine Partner und ich „Okay, versuchen wir doch, auf die Materialien zu verzichten, die normalerweise in Hifi-Systemen verbaut werden, also Kunststoff und jede Art von chemischen Produkten“. Wir wollten stattdessen mit Glas arbeiten, wofür jeder uns für verrückt hielt. Aber das System war ein großer Erfolg hinsichtlich Designs und auch Sound, es hat viele Auszeichnungen bekommen und so. Jetzt haben wir versucht, einen anderen Weg einzuschlagen. Ich würde sogar sagen, zwei Wege: einen mit dem Totenkopf Aero Skull und der Bulldogge Aero Bull, die beide durch ihr Design – ähnlich einer Skulptur – einen Teil der Wohnzimmer-Innenausstattung darstellen sollen. Dabei liefern sie die bestmöglich Audioqualität. Der andere Weg ist das pure Hightech-Design in Verbindung mit Musik- beziehungsweise Audiotechnologie, wie es etwa beim Aero Frame der Fall ist und bei einigen Produkten, die wir in naher Zukunft entwickeln werden. IFA heute: Erzählen Sie uns doch noch etwas über die neuen Produkte Aero Twist und Aero Skull. Jarre: Das Aero Twist wurde mit dem Gedanken entworfen, dass man damit reisen könnte. Man befestigt es an seiner Tasche und hat dann sein „Nomaden-Soundsystem“ immer dabei. Es hat eine schöne Form, und die Oberfläche verströmt dabei den Sound in verschiedene Richtungen.

©Dennis Steimels / Verena Ottmann
Der Aero Skull ist einerseits eine Hommage an mein erstes Album „Oxygène“, auf dessen Cover ein Totenkopf in der Erde steckt. Andererseits wollten wir etwas Gruseliges machen, das aber zugleich spaßig und ziemlich surreal ist. So entstand die Idee des Totenkopfs mit Sonnenbrille, dem Knochen als Fernbedienung und einem blau leuchtenden Zahn als Bluetooth-Anzeige. Das hat Spaß gemacht, wir fanden das toll. Für das Design haben wir dann junge Designer über das Internet aufgerufen und uns für die Entwürfe einer ukrainischen Designerin entschieden.

©Jarre Technologies
Und ähnlich war es mit dem Aero Bull: Sound ist wie ein Haustier, er folgt Dir überall hin, sei es mit Kopfhörern oder einem Smartphone. Wieso sollte man also kein richtiges Haustier entwerfen, das zugleich ein Hifi-System ist? Aus dieser Idee wurde die Bulldogge geboren. Das heißt aber nicht, dass wir uns jetzt auf Tiere spezialisieren. Wir planen keine Elefanten oder so. IFA heute: Was dürfen wir als nächstes von Jarre Technologies erwarten? Jarre: Wir arbeiten gerade intensiv an Smartphone-Kopfhörern, aber auch an anderen Produkten mit Surround Sound und Audio 3D. Denn ich bin der Ansicht, dass MP3 in ein paar Jahren genauso veraltet sein wird wie es heute die alten Schallplatten unserer Großeltern sind. Und dass der schlechteste Sound hinter uns liegt und High Definition Sound der nächste Schritt ist. Daran arbeiten wir.