Raspberry-Pi-OS macht es vor – auf geeigneten Monitoren: Der Desktop läuft mit einer maximalen Auflösung von 3840 mal 2160 Pixeln (4K beziehungsweise Ultra HD). Auf diesem Linux-System bereiten hohe Pixelzahlen allerdings keine Freude bei Videos aufgrund stockender Frameraten. Erst mit dem maßgeschneiderten System Libre Elec , das die TV-taugliche Oberfläche von Kodi 19.3 in den Mittelpunkt stellt, bieten der Raspberry Pi 4 und der verwandte Pi 400 für diesen Einsatzzweck die beste Leistung.
Libre Elec 10: Die Besonderheiten
Es handelt sich bei Libre Elec um ein reduziertes System für den vornehmlichen Einsatz als Medienplayer und ist seit 2016 eine regelmäßig aktualisierte Weiterentwicklung des zuvor populären Open Elec. Die installierte Softwareauswahl ist sehr schmal und macht klar: Libre Elec hat wenig anderes im Sinn, als eine Medienzentrale mit gerade genug Linux bereitzustellen. Der Vorteil dieser Reduktion: Die Oberfläche von Kodi ist unter Libre Elec beeindruckend flott und liefert Optimierungsmöglichkeiten, die für 4K-Filmmaterial die Voraussetzung sind.
Das System ist mit 500 MB kompakt, sodass keine riesige Speicherkarte nötig ist. Als komfortables Programm für Linux (Debian/ Ubuntu), Windows und Mac-OS zur Erstellung einer bootfähigen Karte kann der Raspberry Pi Imager 1.7 dienen. Auf https://libreelec.tv/downloads gibt es auch gepackte Images von Libre Elec für den Raspberry Pi 4/400 zum Download (122 MB).
Anpassungen: Fit für 4K
Bevor die erstellte Karte und Libre Elec auf dem Raspberry Pi 4/400 gestartet werden, gilt es nun, gleich zwei Anpassungen an einer Konfigurationsdatei durchzuführen. Dazu hängt man die erstellte Karte auf einem Linux-System ein, allerdings nur die Partition „LIBRELEC“ vom Typ FAT32 (vfat). Die dort liegende Datei „config.txt“ wird dann mit einem beliebigen Texteditor geöffnet, um die Zeile
gpu_mem=76
zu „gpu_mem=340“ zu ändern, damit die GPU mehr Speicher für das Hardwaredecoding zur Verfügung hat. Die zweite Änderung ist das Einfügen der neuen Zeile
hdmi_enable_4kp60=1
ganz am Ende der Datei, welche die 4KAusgabe mit 60 Hertz Bildwiederholfrequenz aktiviert.
Auswirkungen hat diese Ergänzung auf den ersten HDMI-Anschluss (HDMI-0) der Platine. Dies ist jener, der dem USB-C-Netzteilanschluss näher ist. Der dahinter liegende zweite HDMI-Port könnte aufgrund von Hardwarebeschränkungen maximal nur mit 30 Hertz arbeiten. Beim nächsten Start grüßt ein zunächst englischsprachiger Assistent, der durch die ersten Einstellungen führt und auch gleich einen Sprachwechsel erlaubt.

Auflösung überprüfen: Es ist in Kodi nicht gleich sichtbar, dass nun 4K im Mediacenter beim Abspielen von Videos verfügbar sind, denn die GUI ist zunächst auf eine Auflösung von 1080 p begrenzt. Dies sollte man auch nicht ändern, denn die Reaktionszeiten lassen sonst sichtbar nach. Unter „System –› Anzeige –› Maximale Auflösung der Benutzeroberfläche“ kann dennoch testweise eine hohe Auflösung für Kodi gewählt werden. Außerdem präsentiert das Menü „Bildwiederholfrequenz“ hier eine Auswahl aller Frequenzen. Auf einem Smart-TV von Sharp war es nötig, hier 60 Hertz nochmal manuell vorzugeben. Wenn dies nicht klappen will, muss eventuell auch der Monitor in seinem eigenen Konfigurationsmenü noch auf den 60-Hertz-Modus umgeschaltet werden. Bei LG nennt sich dieser Modus „Ultra Deep Colour“. Viele TVs erlauben außerdem nur an bestimmten HDMI-Eingängen 4K bei 60 Hertz.
Video-Codecs beachten: Die 4K-Unterstützung ist laut den Libre-Elec-Entwicklern noch recht jung und die GPU des Raspberry Pi konnte bei diversen Tests nur 4K-Videomaterial mit dem Codec HEVC/H.265 ausgeben. Zum Testen gibt es auf https://x265.com/hevc-video-files kurze Clips in 4K mit diesem Codec zum Download.
Youtube-Streaming in 4K
Viel 4K-Material gibt es auf Youtube, das in Kodi 19.x aber erst funktioniert, wenn das Add-on mit einem API-Schlüssel über ein Google-Konto ausgestattet wird. Denn dann ist der Zugriff auf Youtube über inoffizielle Apps gestattet. So funktioniert die Einrichtung:

1. In Kodi geht es über „Einstellungen –› Addons –› Herunterladen –› Video Addons –› Youtube“ zur Youtube-Ergänzung aus dem offiziellen Kodi-Repository. Nach der Installation und dem ersten Start sind ein paar Fragen zur Lokalisierung zu beantworten, bevor es an die eigentliche Einrichtung geht.
2. Für einen API-Schüssel meldet man sich mit einem Google-Konto auf https://console.developers.google.com/projectcreate an und erstellt ein neues Projekt mit aussagekräftigem Namen wie „Kodi“. Als Speicherort wählen Sie „Keine Organisation“ und somit ein privates Projekt.
3. Auf der Übersichtsseite geht es in der Spalte „APIs“ auf „zur API-Übersicht“ und dort oben auf „Apis und Dienste aktivieren“. Die Eingabe „Youtube“ im angezeichneten Suchfeld bietet dann den Eintrag „YouTube Data API v3“ an.
4. Nun geht es nach „Aktivieren“ an die Konfiguration dieser API mit der Schaltfläche „Anmeldedaten erstellen“: Unter „Auf welche Daten wird zugegriffen“ ist die Option „Nutzerdaten“ korrekt, gefolgt von „Weiter“. Im Feld „Anwendungsname“ genügt eine beliebige Bezeichnung wie „Kodi Youtube“. Als Adressen für „Nutzersupport- E-Mail“ und „Konktaktdaten des Entwicklers“ kommt einfach die Mailadresse des Google-Kontos zum Einsatz. Es geht weiter mit „Speichern und Fortfahren“.
5. Den Abschnitt „Bereiche“ überspringt man gleich wieder mit „Speichern und Fortfahren“. Unter „OAth-Client-ID“ wählt man als Anwendungstyp „Fernsehgerät und Geräte mit begrenzter Eingabe“ und wieder einen beliebigen Namen wie „TV-Client 1“. Nach „Erstellen“ zeigt die Google-Seite eine Client-ID an, die notiert werden muss. Ein Klick auf „Fertig“ öffnet nun das Menü „Anmeldedaten“. Dort geht es oben auf den Menüpunkt „Anmeldedaten erstellen“ und dann darunter auf „API-Schlüssel“.
6. Als Bestätigung zeigt die Google-Seite ein Pop-up-Fenster mit dem Feld „Mein API-Schlüssel“. Diese lange Zeichenkette notiert man wieder in einer Textdatei mit Copy & Paste, denn sie wird später in Kodi verlangt. Danach geht es auf „Schließen“.
7. Der letzte Schritt bei Google ist nun auf der Übersichtsseite „Anmeldedaten“ ein Klick auf den Eintrag unter „OAuth 2.0-Client- IDs“ auf den vergebenen Namen aus Schritt 5 (im Beispiel „TV-Client 1“). Auf der sich öffnenden Unterseite zeigt ein Kasten rechts einen „Clientschlüssel“ an, der das noch fehlende Puzzlestück zur späteren Anmeldung in Kodi an Youtube ist und deshalb wieder notiert wird.
8. Zurück in Kodi geht es jetzt in die Einstellungen des Youtube-Add-ons. Dort muss rechts unten die Option „Experte“ eingeschaltet sein, damit sich der Unterpunkt „API“ zeigt.
Aus den zuvor getätigten Google-Einstellungen übernimmt man die Werte für den API-Schüssel aus Schritt 6, die API-ID (Client- ID aus Schritt 5) und das API-Geheimnis (Clientschlüssel aus Schritt 6).
Lesenswertes zu Raspberry Pi: