Nahezu jeder große Digitalkamerahersteller hat auch Systemkameras im Sortiment. Einzige Ausnahmen sind derzeit Canon und Fujifilm. Dabei liegen die Vorteile einer Systemkamera – egal von welchem Hersteller – auf der Hand: Wie ihre großen Schwestern aus dem Spiegelreflexbereich setzen sie Wechselobjektive ein und lassen sich so an jede Aufnahmesituation anpassen.
Durch die kompakte Bauweise nehmen aber weder das Kameragehäuse noch die Spezialobjektive viel Platz in der Kameratasche ein: Wo Sie bei Spiegelreflexkameras zwei Objektive plus Gehäuse unterbringen, passen bei einer Systemkamera locker Body und vier Linsen hinein. Und durch die geringeren Maße reduziert sich auch das Gewicht. Im Schnitt wiegt eine Einsteiger-DSLR mit Standard-Objektiv etwa 730 Gramm. Eine Systemkamera der Kompaktklasse bringt inklusive Objektiv dagegen nur zwischen 400 und 500 Gramm auf die Waage.
Unterschiedliche Ansätze: Jeder Hersteller kocht sein Süppchen
Obwohl das Prinzip einer Systemkamera recht einfach ist, nämlich ein kompaktes Kameragehäuse ohne Spiegelkasten, an dem sich ebenso kompakte Wechselobjektive betreiben lassen, unterscheiden sich die Philosophien der Hersteller zum Teil stark voneinander:

©Panasonic
Panasonic brachte mit der Lumix DMC-G1 als erster Hersteller eine spiegellose Systemkamera auf den Markt. Sie war jedoch nur unwesentlich kleiner als eine digitale Spiegelreflexkamera, ebenso die darauf folgende Lumix DMC-GH1, die Lumix DMC-GH2 und die G1-Nachfolger Lumix DMC-G2 und Lumix DMC-G3. Erst die Lumix DMC-GF1 und alle folgenden GF-Modelle bis zur aktuellen Lumix DMC-GF3 besitzen ein deutlich kleineres Gehäuse.

©Samsung
Auch Samsung hat sich für die Mischform entschieden und mit der NX5, NX10 und NX11 drei DSLR-ähnliche Systemkameras im Programm. Die NX100 und die NX200 (Test demnächst) besitzen dagegen ein kompakteres Gehäuse.

Im Gegensatz dazu waren die Systemkameras von Olympus, sprich, die Olympus PEN E-P1, PEN E-P2, PEN E-P3, PEN E-PL1, PEN E-PL2 und PEN E-PL3 gleich auf Kompaktheit ausgelegt. Mit der Olympus PEN E-PM1 perfektionierte der Hersteller dieses Vorhaben weiter.

©Sony
Sony setzte ebenfalls von Anfang an bei den Systemkameras auf ein kompaktes Gehäuse – zu sehen an der Sony NEX-3, NEX-5, NEX-5N, NEX-7 und NEX-C3.

©Ricoh
Einen ganz anderen Weg geht Ricoh mit der GXR. Statt Wechselobjektive nutzt die Systemkamera austauschbare Module, die Bildsensor, Objektiv und Bildprozessor enthalten. Auf diese Weise will der Hersteller garantieren, dass alle drei Komponenten optimal aufeinander abgestimmt sind. Ricoh ist auch der einzige Systemkamerahersteller, der bei seinen Modulen die Brennweite bereits auf das Kleinbildformat umrechnet. So sparen Sie sich das manuelle Umrechnen, wie es bei der Brennweite von Wechselobjektiven vonnöten ist.

©Pentax
Ein weiterer Hersteller, der einen anderen Weg als die Konkurrenz verfolgt, ist Pentax mit der Pentax Q (Test demnächst): Als einziger verbaut der Hersteller einen Bildsensor der Größe einer Kompaktkamera, nämlich einen CMOS-Chip mit 1/2,3 Zoll. Das macht die Systemkamera noch ein ganzes Stück kompakter.

©Nikon
Der bisher letzte Hersteller, der den Markt der Systemkameras betreten hat, ist Nikon. Erst dieses Jahr wurde die Systemkamera-Reihe Nikon 1 mit zwei Modellen vorgestellt: Die kompaktere Nikon 1 J1 ist in fünf Farben erhältlich. Die Nikon 1 V1 besitzt unter anderem einen elektronischen Sucher. Beide Geräte richten sich vor allem an Kameraeinsteiger.
Ausstattung: Sucher und Aufklappdisplay

©Olympus
Systemkameras haben zwar manchen Vorteil von ihren kompakten Kolleginnen übernommen, etwa Gewicht und Größe. Den fehlenden Sucher haben sich jedoch auch viele Systemkameras von den Kompakten abgekuckt. Lediglich die “großen” Modelle von Panasonic und Samsung sowie die Nikon 1 V1 besitzen einen integrierten elektronischen Sucher. Olympus packt der PEN E-P2 einen elektronischen Aufstecksucher bei. Für alle anderen Systemkameras (bis auf die Olympus PEN E-P1) ist ein Sucher als Zubehör separat erhältlich. Der schlägt allerdings mit rund 250 Euro zu Buche.

Panasonic-Systemkameras setzen sich aber nicht nur durch ihren Sucher von der Konkurrenz ab. Auch der aufklappbare Bildschirm, den die Lumix DMC-G2, die Lumix DMC-G3 und die Lumix DMC-GH2, aber auch die Sony NEX-5 und die Olympus PEN E-P3 bieten, ist ein Ausstattungsmerkmal, das die Kaufentscheidung beeinflussen kann.
Objektive: Die Auswahl wird größer
Was die Objektive angeht, sind Systemkameras eher teuer im Unterhalt. Zumindest hat man das Gefühl, wenn man (etwas naive) Rückschlüsse vom Preis auf die Größe der Linsen zieht. Günstiger kommen Sie weg, falls Sie bereits „normale“ Objektive des gleichen Herstellers haben. Denn einen Adapter für die Systemkamera bietet jeder Hersteller an, auch wenn eine Riesenlinse den Größen- und Gewichtsvorteil einer Systemkamera schnell zunichte macht.

©Panasonic
Möchten Sie Ihre Systemkamera um dazu passende Objektive erweitern, so haben Sie reichlich Auswahl: Derzeit bietet Panasonic für sein G-System gleich 14 Objektive an, darunter auch ein Modell für 3D-Fotos. Außerdem sind verschiedene Filter und Adapter erhältlich. Für die Olympus PEN gibt’s aktuell immerhin 11 Objektive sowie diverse Adapter und Konverter. Samsung hat neun Objektive im Sortiment. Auch hier stehen zudem Konverter und Filter zur Auswahl.

©Nikon
Für die NEX-Modelle von Sony stehen sieben Objektive bereit, ergänzt von verschiedenen Objektivadaptern. Nikon begleitet die Nikon-1-Modelle mit vier Objektiven, Pentax die Pentax Q sogar mit fünf. Und für Ricoh GXR gibts derzeit vier Module mit unterschiedlicher Brennweite (P10, S10, 2x A12).
Fazit: Die grundsätzliche Frage beim Kauf einer Systemkamera lautet “Wie groß soll die Kamera sein?” Finden Sie die Bedienung einer Spiegelreflexkamera komfortabel, was ihre Größe angeht, sollten Sie zu einer etwas größeren Systemkamera aus dem Hause Panasonic oder Samsung greifen.
Möchten Sie lieber eine kompakte Kamera mit Wechselobjektiven, sind die Modelle von Nikon, Pentax, Sony und Olympus eine Alternative. Ricoh nimmt aufgrund des Modulsystems zwar eher eine Außenseiterrolle ein, verfolgt aber ein interessantes (und teures) Konzept.