Intelligentes Licht, das klingt hochtrabend und irgendwie nach Zukunft. Keineswegs, denn die Technik gibt es bereits und die ersten Leuchten dieser Art sind auf Markt. Wie das Dimmen, das Einstellen eines individuellen Farbtons, das Definieren von Stimmungsszenarien und weitere Komfortfunktionen inklusive der Steuerung per Smartphone-App funktionieren, erklärt unser Online-Ratgeber . Hier geht es darum, was die bereits erhältlichen Lichtsysteme in der Praxis taugen.
Viele Lichtsysteme angekündigt, doch erst wenige verfügbar
Die Hue-Leuchten des niederländischen Philips-Konzerns gibt es in Deutschland bereits seit 2012, damit mutieren Sie schon fast zum Klassiker. Inzwischen bieten auch andere Hersteller solche Lichtsysteme an oder haben sie zumindest angekündigt. Dazu zählen die neuen Smart Bulbs von Samsung und LG, das Lightify genannte Licht von Osram , die Modelle von Elgato, das mit knapp 100 Euro günstige Casa Control Set von Pearl , die beiden Mi-Light – und LIFX -Serien sowie das ebenfalls günstige IWY-System . Noch sind nicht alle diese Produkte auf dem Markt oder in Deutschland lieferbar. Wir haben uns die verfügbaren Lichtsets in die Redaktion kommen lassen und ausprobiert.
Übrigens: LIFX sammelte das für Entwicklung und Produktion erforderliche Geld über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter ein: 100.000 US-Dollar waren anvisiert, mehr als 1,3 Millionen wurden es schließlich. In den USA sind die Leuchten längst erhältlich.

Philips Hue, Casa Control und IWY Light im Praxistest
Drei Systeme mit LED-Farbleuchten waren zum Testzeitpunkt im Sommer 2014 in Deutschland lieferbar: Hue von Philips, Casa Control vom Versender Pearl sowie die neuen, ohne zusätzlichen Controller auskommenden WLAN-Leuchten von IWY.
Casacontrol : Das Lichtset vom Versender Pearl heißt offiziell „Casacontrol Beleuchtungs-Set RGB“, kostet 99,90 Euro und umfasst drei dimmbare LED-Leuchten inklusive Steuergerät. Dieses schließt man daheim per Netzwerkkabel an den WLAN-Router an, lädt die App „RGB-Lamps“ (Android und iOS) und koppelt Smartphone, Steuergerät und Lampen. Das funktioniert im Prinzip einfach. Ein vorhandenes WLAN-Heimnetz ist Voraussetzung, denn die Basiseinheit setzt nur die Befehle der App am Smartphone bzw. Tablet-PC um. Die Kommunikation mit den Lampen erfolgt über einen proprietären Funkstandard, man kauft also eine nur aus dem Casacontrol-Portfolio erweiterbare Insellösung.
Die übrigen Möglichkeiten der App sind schnell erklärt: Für jede Lampe lassen sich Farbe und Helligkeit einzeln festlegen, Lampen zu Gruppen zusammenfassen und Stimmungsszenarien sowie Schaltzeiten definieren – das ist alles, aber es funktioniert. Allerdings hängte sich die Basisstation während des Tests mehrfach auf, da half nur Steckerziehen und neu starten. Ferner meldet die App bei manchem Szenenwechsel: „Gerät ist beschäftigt“, und es passiert nichts.
Eine Möglichkeit, die Lampen von unterwegs außerhalb des WLAN-Heimnetzes zu steuern, fehlt. Schließlich ist anzumerken, dass das Licht aufgrund der Bauform kegelförmig abstrahlt, die Leuchten sich also nicht für jede Lampenform eignen.

©Pearl
Philips Hue : Deutlich mehr leistet das „Hue Connected Bulb Starter Pack“ von Philips, es kostet aber auch fast 200 Euro. Der Lieferumfang entspricht mit drei LED-Lampen, Steuergerät mit Netzteil sowie Ethernetkabel exakt dem von Pearl. Und auch bei Philips benötigt man ein separates WLAN, allerdings setzt der Hersteller zwischen Lampen und Steuergerät auf den Industriestandard Zigbee. Das System lässt sich also mit anderer Zigbee-kompatibler Hardware koppeln. Die Reichweite erreicht in der Praxis mit rund 50 Metern ungefähr die Werte von WLAN.
Das Licht der Philips-Leuchten ist etwas angenehmer und strahlt wie eine herkömmliche Glühbirne gleichmäßig in alle Richtungen. Die App bietet vordefinierte Leuchtszenarien, eine Timer-Steuerung, Alarmszenen und eine Geofence-Funktion. Hält man sich in einem bestimmten, definierbaren Bereich auf, erfolgt eine festgelegte Funktion. Noch mehr Möglichkeiten ergeben sich aus der IFTTT-Unterstützung: Der Webdienst „ If this than that “ ermöglicht so gut wie jede Reaktion: Aufhellung bei Toren für den eigenen Fußballclub oder ein bestimmter Farbton, wenn eine E-Mail der Freundin eintrifft.
Schließlich lässt sich das alles per App – eine einmalige Registrierung und die Online-Verbindung vorausgesetzt – nicht nur daheim, sondern von überall unterwegs nutzen. Die App gibt es für Android- und iOS-Geräte, die Google-Version läuft allerdings nicht im Querformat.
Philips Hue und Friends of Hue im Test
IWY Light : Die neue Leuchten benötigen anders als deren Vorgänger keinerlei Steuergerät mehr, denn in jeder Lampe ist nun ein WLAN-Modul integriert. Die Farbleuchten zum Einzelpreis von 45 Euro – Rabatte gibt es im Mehrlampenset – lassen sich also direkt mit jedem Smartphone steuern (Android und iOS), ein WLAN-Router ist nicht erforderlich. Er stört aber auch nicht, nur die anfängliche Einrichtung gestaltet sich je nach Heimnetzkonfiguration etwas mühsam. Ein kurzes Video erklärt, wie es funktioniert.
Hat man das erledigt, lässt sich jede Leuchte mit der übersichtlichen App LED Magic Color Controller einzeln oder im Verbund regeln. Praktisch sind die Schalter für Kaltweiß und das angenehme und sehr helle Warmweiß. Ansonsten stehen Dimmer, individuelle Farbwahl, vordefinierte Wechselmodi und ein Lichtorgeleffekt zur abgespielten Musik zur Verfügung. Wecker oder die Fernsteuerung von außerhalb des Heimnetzes gibt es dagegen nicht. Von den drei getesteten Leuchten strahlt die IWY deutlich am hellsten.

Fazit: Philips Hue kann am meisten, ist aber am teuersten
Im direkten Vergleich leistet das Hue System von Philips mehr als die übrigen Systeme, kostet aber mit fast 200 Euro für drei Leuchten auch deutlich mehr. Das Pearl-Set leidet noch unter manchen Kinderkrankheiten, die per App- und Firmware-Update hoffentlich bald behoben werden. Die IWY-Lampen leisten sich keine prinzipielle Schwäche, bieten aber nicht so viele Möglichkeiten wie das Philips-System, insbesondere auch keine IFTTT-Unterstützung und keine Zugriffsoption von außen über das Internet. Dafür gibt es dort die zur laufenden Musik passende Lichtorgel: Ein netter und preiswerter Partygag, auch weil man ohne Steuergerät mit einer einzigen Leuchte günstig einsteigen kann.