Gnome gehört zu den Desktopumgebungen mit langer und wechselvoller Geschichte seit 1997. Zwischendurch gab es Stagnation, Brüche und Verzögerungen, die Gnome nicht immer ein gutes Image bescherten. Inzwischen ist Gnome der Standarddesktop bei einigen Distributionen und auch häufig als Variante („Flavour“) verfügbar.
Die aktuelle Version ist Gnome 44, LTS-Distributionen nutzen in der Regel etwas ältere Versionen. Der Ressourcenbedarf von Gnome ist höher als bei KDE Plasma oder Cinnamon, deutlich höher als etwa bei XFCE oder LXDE. Typisch ist ein RAM-Bedarf von einem Gigabyte. An CPU und Grafikchip werden keine hohen Ansprüche gestellt, ein Dualcore-Prozessor ab zwei GHz Taktfrequenz ist aber empfehlenswert.
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Distributionen und Pakete
Gnome ist der Standarddesktop etwa von Ubuntu und Fedora und damit weit verbreitet. Für viele andere Distributionen, beispielsweise Debian, Manjaro Linux oder Open Suse, ist Gnome ebenfalls verfügbar. Wer sich für den Gnome-Desktop entscheidet, sollte bevorzugt ein Installationsmedium wählen, das diesen bereits enthält. Die Nachinstallation ist möglich, kann aber unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Bei Linux Mint mit Cinnamon Desktop beispielsweise lässt sich die Gnome-Desktopumgebung im Terminal mit
sudo apt update && sudo apt upgrade
sudo apt install gnome
installieren. Debian-Nutzer können ebenfalls das Metapaket „gnome“ verwenden.

Desktopauswahl: Wenn mehrere Desktopumgebungen installiert sind, erfolgt die Auswahl nach einem Klick auf den Benutzernamen im Anmeldebildschirm.
IDG
Die typischen Gnome-Anwendungen wie Texteditor (Gedit), Dateimanager (Nautilus) und Videos (Totem) werden automatisch eingerichtet. Sie werden gefragt, welchen Displaymanager Sie verwenden möchten. Wählen Sie „gdm3“ für einen Anmeldebildschirm im Gnome-Stil. Starten Sie Linux neu, klicken Sie im Anmeldebildschirm auf Ihren Benutzernamen, dann auf das Zahnradsymbol und wählen Sie im Menü „Ubuntu“.
Ein auf diesem Wege installierter Gnome-Desktop entspricht weitestgehend den Gnome-Standards und sieht daher etwas anders aus als unter Ubuntu. Der Programmstarter – bei Gnome „Dash“ genannt – erscheint bei Linux Mint wie bei Fedora als Leiste am unteren Bildschirmrand, bei Debian links. Sichtbar ist das Dash nur nach einem Klick auf „Aktivitäten“. Eine Konfiguration oder Änderung der Position ist nicht vorgesehen (siehe Abschnitt „Nützliche Gnome-Anpassungen“).
Gnome wieder deinstallieren? Eine zusätzliche Desktopumgebung lässt sich nicht einfach wieder entfernen.
sudo apt remove gnome
deinstalliert nur das Metapaket selbst, jedoch nicht die automatisch installierten Pakete. Erst nachfolgendes
sudo apt autoremove
entfernt weitere Pakete, der Gnome-Desktop bleibt jedoch weitestgehend erhalten und taucht auch in der Sitzungsauswahl auf. Auf die Deinstallation anderer, zu Gnome gehörigen Pakete sollte man verzichten, weil aufgrund der Abhängigkeiten auch Pakete für die ursprüngliche Desktopumgebung entfernt werden und diese dadurch unbrauchbar wird.
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Konzept und Funktionsumfang

Wenig Auswahl: Ein Standard-Gnome bietet nur wenige Einstellungen für die Optik. Es lassen sich zwei Desktop- Stile und Hintergrundbilder konfigurieren.
IDG
Viele Desktops orientieren sich an Windows, einige auch an Mac-OS. Vor allem für Windows-Umsteiger wird der Wechsel zu Linux erleichtert, wenn das Bedienkonzept zumindest ähnlich ist. Die Gnome-Entwickler haben sich für einen anderen Weg entschieden, an den sich Benutzer erst einmal gewöhnen müssen.
Ein unveränderter Gnome-3-Desktop zeigt beim Start eine eher sinnfreie Desktopvorschau mit dem Hintergrundbild. Am unteren Bildschirmrand ist das Dash untergebracht. Es dient als Programmstarter und zeigt einige Icons, beispielsweise für den Dateimanager und Kalender. Über das Icon „Anwendungen anzeigen“ ganz rechts ruft man eine Liste aller installierten Programme auf und startet das Gewünschte per Mausklick. Alternativ tippt man einen Suchbegriff in das Eingabefeld ein.
Wurde ein Programm gestartet, verschwindet das Dash und man sieht nur noch das Programmfenster. Ein Klick auf „Aktivitäten“ blendet Dash und Suchfeld wieder ein. Die Vorschau zeigt jetzt die geöffneten Fenster, die man per Mausklick aktivieren kann.
Laufende Anwendungen werden im Dash als Icons mit einem Punkt darunter dargestellt. Per rechtem Mausklick und „An Dash anheften“ kann man ein Programm dauerhaft in das Dash aufnehmen. Eine Taskleiste im eigentlichen Sinn gibt es bei Gnome nicht. Die obere Leiste zeigt nur die gerade aktive Anwendung an und bietet ein Menü, das je nach Programm unterschiedliche Einträge zeigt.
Der „Schreibtisch“, also die Oberfläche des Desktops, ist bei Gnome fast ohne Funktion. Man kann ihn mit einem Hintergrundbild verzieren, ein rechter Mausklick führt zu den Menüpunkten „Hintergrund ändern“, „Anzeigeeinstellungen“ und „Einstellungen“. Ordner, Dateien oder Verknüpfungen lassen sich nicht auf dem Desktop ablegen oder erstellen. Die Gnome-Entwickler argumentieren, dass man den Desktop ohnehin fast nie sieht, weil Fenster ihn verdecken.
Besonderheiten bei Ubuntu: In Ubuntu sind die strengen Gnome-Vorgaben etwas entschärft, was die Bedienbarkeit für viele Nutzer verbessern dürfte. Nach dem Start sind Desktop sowie Dash zu sehen und die Leiste bleibt dauerhaft sichtbar. Auf dem Desktop lassen sich über das Kontextmenü neue Ordner anlegen und man kann vom Dateimanager Ordner und Dateien auf den Desktop ziehen.
Die Bedienung ist allerdings nicht konsistent. Zieht man eine Datei im Dateimanager bei gedrückter Alt-Taste in einen anderen Ordner und lässt die Maustaste dann los, erscheint ein Menü mit den Einträgen „Hierher verschieben“, „Hierher kopieren“ und „Hierher verknüpfen“. Die gleiche Aktion bewirkt beim Desktop immer „Hierher verschieben“ (gleiches Laufwerk), das Menü erscheint nicht. Man kann sich aber damit behelfen, den Ordner „Schreibtisch“ in einem zweiten Fenster des Dateimanagers zu öffnen. Kopieren Sie die gewünschten Dateien oder Ordner hinein oder erstellen Sie Verknüpfungen, die auf dem Desktop erscheinen sollen.
Wer Programme über ein Desktopicon starten möchte, kopiert die zugehörige „.desktop“-Datei aus dem Ordner „/usr/ share/applications“ in den Ordner „Schreibtisch“. Im Kontextmenü des Icons ist danach noch ein Klick auf „Start erlauben“ erforderlich.
Die Ubuntu-Anpassungen ziehen weitere Änderungen nach sich. Das Kontextmenü des Desktops bietet beispielsweise „Symbole anordnen“ und „Anordnen nach –› Sortiert nach Name“. In den „Einstellungen“ kann man unter „Darstellung“ beispielsweise die Größe der Schreibtischsymbole einstellen und die Position des Dash-Docks mit „Links“, „Unten“ oder „Rechts“ festlegen.
Nützliche Gnome-Anpassungen

Mehr Funktionen für Gnome: Das Tool Extension- Manager ermöglicht die Verwaltung, Konfiguration und Installation neuer Erweiterungen.
IDG
Gnome bietet absichtlich wenige Einstellungen, um die Oberfläche individuell anzupassen. Beim Standard-Gnome kann man in den „Einstellungen“ unter „Erscheinungsbild“ lediglich zwischen den Stilen „Vorgabe“ (hell) und „Dunkel“ wählen und ein anderes Hintergrundbild einstellen. Unter „Barrierefreiheit“ sind einige Optionen zu finden, etwa für die Größe von Schrift und Mauszeiger. Ubuntu bietet unter „Darstellung“ zusätzlich die Möglichkeit, Akzentfarben für Icons und andere Fensterelemente einzustellen.
Gnome-Erweiterungen nutzen: Was Gnome fehlt, lässt sich teilweise über Erweiterungen nachrüsten. Auf https://extensions.gnome.org kann man nach Erweiterungen suchen und installieren. Damit die Installation über den Browser funktioniert, installieren Sie zuerst das Firefox-Add-on „Gnome Shell-Integration“ (https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/gnome-shell-integra tion). Nutzer von Ubuntu oder Debian installieren danach zwei zusätzliche Pakete mit
sudo apt install chrome-gnome-shell gnome-shell-extension-prefs
Ab Ubuntu 23.04 heißt das erste Paket „gnome-browser-connector“. Für andere Systeme oder Browser folgen Sie dem Link „Siehe wiki page“ auf https://extensions.gnome.org. Das Paket „gnome-shell-extension- prefs“ richtet ein Tool ein, das man unter dem Namen „Erweiterungen“ findet. Darüber lassen sich installierte Erweiterungen deaktivieren, aktivieren und konfigurieren. Bei Fedora heißt das Paket „gnomeextensions- app“.
https://extensions.gnome.org zeigt beim Aufruf unter Ubuntu zurzeit einen Fehler an, der die nicht vorhandene Unterstützung für API v6 bemängelt. Installation und Verwaltung der Erweiterungen funktionieren aber trotzdem. Alternativ kann man Erweiterungen über das Tool Erweiterungs-Manager installieren, den man unter Ubuntu 22.04 mit
sudo apt install gnome-shellextension- manager
einrichtet. Nach einem Klick auf „Browse“ kann man nach Erweiterungen suchen und diese installieren. Unter „Installed“ lassen sich Erweiterungen deaktivieren, aktivieren und konfigurieren.

Dash konfigurieren: Die Erweiterung Dash to Dock bietet umfangreiche Einstellungen für die Favoritenleiste. Sie können dann auch die Position und das Verhalten konfigurieren.
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Mehr Optionen für das Dash: Ubuntu verwendete standardmäßig die Gnome-Erweiterung Ubuntu-Dock für die Leiste am linken Rand des Bildschirms. Dabei handelt es sich um eine modifizierte Version von Dash to Dock. Das Original bietet jedoch mehr Funktionen. Zur Installation gehen Sie auf https://extensions.gnome.org/extension/ 307, setzen den Schalter rechts oben auf „On“ und klicken auf „Installieren“.
Starten Sie das Tool „Erweiterungen“ und klicken Sie unter „Dash to Dock“ auf „Einstellungen“. Auf der ersten Registerkarte „Position und Größe“ lässt sich die Position des Docks auf dem Bildschirm festlegen. Alle vier Seiten sind möglich. Standardmäßig stellt ein Klick auf ein Dock-Icon das minimierte Fenster einer Anwendung wieder her. Ein weiterer Mausklick auf das Icon hat keine Wirkung. Sind mehrere Fenster einer Anwendung geöffnet, wechselt jeder Mausklick zwischen den Fenstern. Auf der Registerkarte „Verhalten“ lässt sich das hinter „Wirkung bei Mausklick“ ändern. Ist „Minimieren“ eingestellt, werden alle Fenster per Mausklick minimiert und bei einem erneuten Klick wiederhergestellt.
Taskleiste für Gnome: Eine traditionelle Taskleiste lässt sich mit der Erweiterung Dash to Panel nachbilden, die das Dock mit dem Hauptpanel zusammenführt. Installieren Sie dazu die Erweiterung über https://extensions.gnome.org/extension/1160. Dash to Panel lässt sich auf dem gleichen Weg konfigurieren wie zuvor bei Dash to Dock beschrieben. Es lassen sich die Position der Leiste, deren Höhe und Länge festlegen.
Startmenü für Gnome: Die Erweiterung Applications Menu ist in der Regel standardmäßig installiert und lässt sich über das Tool „Erweiterungen“ aktivieren. Per Klick auf die Schaltfläche „Anwendungen“ lässt sich dann ein einfaches Menü mit Kategorien wie „Büro“ und „Internet“ aufrufen. Das Arc Menu bietet ein Menü im Stil von Windows 7 mit Suchfunktion. In der Konfiguration sind umfangreiche Anpassungen möglich.
Zusätzliche Gnome-Einstellungen: Das Tool „Optimierungen“ aus dem Paket „gnome-tweaks“ kann die Schaltflächen „Minimieren“ und „Maximieren“ in den Titelleisten der Fenster aktivieren (bei Ubuntu Standard). Außerdem kann man damit Desktopthemes und Schriftarten konfigurieren.
Tastenkombinationen: Als Programmwechsler dient das übliche Alt-Tab, ferner auch Super-Tab („Windows“-Taste). Mit Super-Taste allein öffnet man die „Aktivitäten“. Wer die Tastatur gegenüber der Maus bevorzugt, kann in den „Einstellungen“ die Belegung unter „Tastatur –› Tastenkombinationen anzeigen und anpassen“ einsehen und eigene Tastenkombinationen festlegen. Nützlich ist beispielsweise „Alle normalen Fenster verbergen“ unter „Navigation“. Damit kann man alle Fenster verbergen und wiederherstellen. In Ubuntu ist hierfür bereits Strg-Super-D konfiguriert. Bei anderen Systemen legen Sie selbst eine Tastenkombination fest.