Fehlerhafte Treiber, schlecht programmierte Software oder defekte Dienste können den Startvorgang von Windows deutlich verzögern. Hier erfahren Sie, wie Sie die dicksten Bremsklötze beim Windows-Start von Vista, 7 und 8 entdecken und loswerden.
So messen Sie die Bootzeit von Windows
Damit Sie später vergleichen können, ob sich die Bootzeit von Ihrer Windows-Installation auch tatsächlich gebessert hat, messen Sie vor und nach der Optimierung die Zeit für den Windows-Start. Am einfachsten geht das mit einer gewöhnlichen Stoppuhr. Allerdings ist es fast unmöglich zu sagen, wann Windows komplett gestartet ist. Denn obwohl der Desktop bereits auf Eingaben reagiert, lädt Windows in der Regel noch Startdateien und ist somit noch nicht zu 100 Prozent einsatzbereit. Die Messung per Stoppuhr ist somit zwar einfach, aber nicht besonders genau.

Exakter geht es mit Tools. Empfehlenswert ist etwa die Freeware Boot Racer . Boot Racer ist für die private Nutzung kostenlos. Das Tool bietet aber nach einer Messung auch einen Knopf zum „Optimieren“ des Startvorgangs an. Wer darauf klickt, wird zum Download einer kostenpflichtigen Tuning-Software geleitet. Diese können Sie kaufen – oder Sie führen einfach die Tuning-Tipps in diesem Beitrag aus.
Die Messung mit Boot Racer ist selbsterklärend. Klicken Sie nach der Installation auf „Bootzeittest“, und lassen Sie den PC neu starten. Boot Racer zeigt Ihnen dann die benötigte Zeit an. Möchten Sie den Boot Racer nicht installieren, können Sie auf die Zeitangabe des Windows Performance Toolkits zurückgreifen, das weiter unten im Beitrag vorgestellt wird.
Kennwortprobleme: Wenn Sie Ihren Windows-Log-in mit einem Passwort versehen haben, dann sollten Sie das vor der Messung deaktivieren.Dazu drücken Sie die Tastenkombination Win-R und geben “control userpasswords2” ein. Es öffnet sich nach einem Klick auf „OK“ ein Fenster mit Benutzerkonten. Entfernen Sie oben den Haken bei „Benutzer müssen Benutzernamen und Kennwort eingeben“, und klicken Sie auf „Übernehmen“. Geben Sie nun im folgenden Fenster den Benutzernamen Ihres Standardkontos ein sowie zwei Mal das passende Kennwort. Nun noch zwei Mal auf „OK“ klicken, und Windows startet künftig ohne Passwortabfrage. Das funktioniert sowohl mit einem lokalen Konto, als auch mit einem Konto, das mit einer Windows-Live-ID oder der Outlook.com-Adresse verbunden ist.

Vorbereitung: Suchprogramm für Bremsklötze einrichten
Damit Sie den Start von Windows genau analysieren können, nutzen Sie das Profi-Analyseprogramm Windows Performance Toolkit (WPT) von Microsoft. Es ist in der Programmsammlung „ Windows Assessment and Deployment Kit (Windows ADK)für Windows 8.1 Update “ enthalten. Obwohl diese Tool-Sammlung vom Microsoft „für Windows 8.1 Update“ heißt, läuft sie auch unter Windows Vista und 7.
Das Tool setzt ein installiertes .NET Framework 4.0 voraus. Fehlt dieses, bricht der Installer von Windows ADK mit einer entsprechenden Fehlermeldung ab. Laden und installieren Sie dann zunächst die aktuelle Version von .NET Framework .
Die Programmsammlung Windows ADK bietet eine ganze Reihe von Tools. Damit Sie sich nicht unnötig die Festplatte vollmüllen, wählen Sie nur das Windows Performance Toolkit (WPT) aus: Nach dem Start des Web-Installers bestätigen Sie zunächst den Installationspfad mit „Weiter“. Nach zwei weiteren Klicks zeigt der Installationsassistent die enthaltenen Programme von Windows ADK an. Lassen Sie nur bei „Windows Performance Toolkit“ einen Haken stehen, und klicken Sie auf „Installieren“.
So protokollieren Sie Start und Ende von Windows
Schließen Sie alle geöffneten Dateien, denn gleich wird der PC neu starten und dabei die Zeit für den Bootvorgang und anschließend die Zeit fürs Herunterfahren messen. Zur Aufzeichnung der Daten dient das Tool Windows Performance Recorder (WPT). Sie starten es unter Windows Vista und 7 mit „Windows-Symbol, Alle Programme, Windows Kits, Windows Performance Toolkit, Windows Performance Recorder“. Windows-8-Nutzer finden die Verknüpfung auf der App-Übersichtsseite unter „Windows Kits, Windows Performance Recorder“.
Es startet ein Assistent, in dem Sie zunächst auf „More options“ klicken und dann rechts auf „Performance scenario“. Dort wählen Sie „Boot“. Weiter unten bei „Number of iterations“ geben Sie statt der „3“ eine „1“ an, da eine Wiederholung der Messung zunächst genügt. Weiter geht es mit einem Klick auf „Start“. Im nächsten Fenster zeigt das Tool, in welchem Ordner es das Protokoll ablegt. Standardmäßig ist das „C:BenutzerIhr BenutzernameEigene DokumenteWPR Files“. Zudem können Sie eine Beschreibung hinzufügen. Mit einem Klick auf „Save“ beginnt die Untersuchung, und Windows startet nach einem Klick auf „OK“ von selber neu.
Auch wenn nach dem Neustart der Desktop schon angezeigt wird, sollten Sie zunächst noch die Finger von Maus und Tastatur lassen, damit Sie die Auswertung nicht verfälschen. Erst wenn der Windows Performance Recorder meldet, dass er das Protokoll gespeichert hat, geht es weiter. In der Meldung finden Sie unten den Button „Open in WPA“. Damit starten Sie die Analyse direkt. Wenn Sie erst später damit beginnen möchten, finden Sie das Protokoll der Messung im Ordner „WRP Files“. Es trägt die Dateiendung .ETL und ist seit der Installation der Windows Performance Toolkits mit dem Windows Performance Analyzer verknüpft. Möchten Sie zunächst noch die Zeit fürs Herunterfahren von Windows messen, klicken Sie im WPR auf „Performance scenario“ und dann auf „Shutdown“.
Der WPR ist darüber hinaus ein vielseitiges Protokollwerkzeug. Sie können etwa auch die Zeit messen lassen, die Windows zum Aufwachen aus dem Ruhezustand benötigt sowie den Ressourcenverbrauch im laufenden Betrieb. Aber Achtung: Wenn Sie unter „Select additional profiles for performance recording“ viele oder gar alle Protokollmöglichkeiten auswählen, sammelt das Tool derart viele Daten, dass Ihr PC schnell in die Knie gehen wird.

So finden Sie die Bremsklötze mit WPA
Die Protokolle, die Sie mit dem Windows Performance Recorder erstellt haben, analysieren Sie nun mit dem Programm Windows Performance Analyzer (WPA). Wenn nicht schon geschehen, öffnen Sie das Protokoll für den Windows-Start mit einem Doppelklick auf die ETL-Datei im Ordner „WPR Files“.
Der WPA zeigt Ihnen im linken Bereich Protokolle für die fünf Rubriken „System Activity“, „Computation“, „Storage“, „Memory“ und „Power“. Details aus diesen Rubriken können Sie nach dem Ausklappen (Klick auf das kleine Dreieck) per Drag & Drop auf den großen rechten Bereich des Programmfensters ziehen und erhalten so eine grafische Auswertung.
Alles zusammen liefert das Protokoll eine ganze Menge Information. Das Auffinden der Bremsklötze ist keine leichte Sache. Vor allem für Nutzer von Windows 8 ist das schwierig, denn durch den verbesserten Startprozess (Hybridboot) bei dieser Windows-Version werden viele System-Tools parallel, dafür aber über mehrere Sekunden von der Festplatte geladen. So zeigt die grafische Auswertung für eine ganze Reihe von Prozessen sehr lange Balken auf der Zeitachse. Bei Windows 7 oder Vista wäre das gleich sehr verdächtig. Bei Windows 8 handelt es sich aber meist trotzdem nicht um Bremsklötze. Sie kommen den Übeltätern aber näher, wenn Sie zu der benötigten Ladedauer auch die CPU-Nutzung berücksichtigen. Denn das reine Laden eines Tools benötigt keine nennenswerte Rechen-Power. Gibt es zu einem Langen Balken auch einen Ausschlag für die CPU, haben Sie eine Spur.
Diese Grafiken sollten Sie laden: Klappen Sie links im Windows Performance Analyzer die Rubrik „System Activity“ aus, und ziehen Sie per Drag & Drop „Processes“ und danach „Services“ in den rechten Bereich. Klappen Sie dann die Rubrik „Computation“ auf, wo Sie „CPU Usage (Sampled)“ per Drag & Drop ebenfalls nach rechts ziehen. Der Zeitstrahl unten gilt für alle Grafiken gleichermaßen und zeigt
Ihnen auf der X-Achse die benötigte Bootzeit an. Suchen Sie im Liniendiagramm von „CPU Usage“ nach deutlichen Ausschlägen, die auch einige Zeit dauern. Wenn Sie mit der Maus darauf zeigen, erscheint die Bezeichnung des betreffenden Tools. Suchen Sie dieses dann auch im Balkendiagramm der anderen beiden Auswertungen, und kontrollieren Sie, wie lange seine Ladezeit ist. Das steht in der Spalte „Duration“. Aber wie gesagt: Eine lange Ladezeit alleine muss noch kein Problem bedeuten, ist aber ein Hinweis. Einen ganz guten Hinweis auf verdächtige Ladezeiten liefert „Processes“, über das Sie zusätzlich verdächtige Dateien finden.
Generell gilt: Wenn Ihnen Windows-eigene Prozesse bekannt sind, kommen Sie schneller zum Ziel. Denn diese können Sie meist ignorieren, da sie vom System benötigt werden und nicht deaktiviert werden sollten.
Suche im Internet: Bremsklötze genauer identifizieren
Sie haben über die Methoden oben einzelne Dateien als Bremsklötze identifiziert. Nun finden Sie über eine Suche im Internet heraus, welche Software dahintersteckt und ob diese vielleicht schon als Bremsklotz bekannt ist. Ob sich das Programm reparieren lässt, ob Sie darauf ganz verzichten können oder ob Sie mit dem Bremsklotz leben müssen, entscheiden Sie für jeden Einzelfall neu. Auch hier hilft eine Internetsuche. In unserem Beispiel taucht unter anderem die Datei Avguard.EXE als problematisch auf. Für diese Datei ergibt eine einfache Suche nach dem Namen über Google, dass es sich um einen Bestandteil des Antiviren-Programms Antivir vom Hersteller Avira handelt. Natürlich sollten Sie nicht auf den Schutz verzichten, den das Antiviren-Programm bietet. Doch ist es gut möglich, dass eine fehlerhafte Installation des Programms an der Verzögerung schuld ist. Eine Deinstallation über „Windows-Logo, Systemsteuerung, Programm deinstallieren“ und eine erneute Installation kann hier schon Abhilfe schaffen.
Spezialsuche für Programme: Wenn Ihnen Google keine hilfreichen Treffer zum Namen eines Bremsklotzes ausgibt, versuchen Sie es über spezielle Internetseiten. Für Programme empfiehlt sich die Datenbank unter www.file.net/prozess . Handelt es sich nicht um ein Programm, sondern um eine DLL-Datei, dann versuchen Sie es über hier .