Der Hersteller AVM hat die Voreinstellungen der Fritzbox so gewählt, dass sie für möglichst viele Benutzer sofort brauchbar sind. In den meisten Fällen lässt sich das Gerät daher einfach mit Telefonbuchse und Computer verbinden, und nach einigen wenigen Eingaben läuft bereits alles. Doch unter der Standardbedienoberfläche verbirgt sich eine zweite Ebene, die fortgeschrittenen Anwendern eine ganze Reihe weiterer Optionen anbietet und ein Feintuning erlaubt.
AVM hatte allerdings gute Gründe, die dortigen Funktionen aus den Standardmenüs herauszunehmen. Denn entweder handelt es sich um technisch anspruchsvolle Einstellungen, die die Grundkonfiguration lediglich erschweren würden. Oder es sind Funktionen, die bei einer falschen Konfiguration Netzwerk- und Internet-Traffic ausbremsen oder sogar unmöglich machen. PC-WELT erklärt die Bedeutung der Einstellungen und zeigt Ihnen, an welchen Stellen Sie eingreifen können, um aus der Box das Beste herauszuholen.
Firmware aktualisieren
In einem ersten Schritt sollten Sie eine Tuning-Maßnahme vornehmen, die Sie auch über die Standardbedienoberfläche erledigen können. Es geht dabei um die Firmware, also die interne Software der Fritzbox. Sie setzt sich zusammen aus einem modellspezifischen Teil, der an die Hardware der jeweiligen Fritzbox angepasst ist, und dem Fritz OS, dem auf Linux basierenden Betriebssystem von AVM, das bei allen Boxen identisch ist. Die Firmware bekommt alle paar Monate ein Update, das sie mit Bugfixes und teilweise auch mit neuen Funktionen versorgt. Die Boxen werden jedoch normalerweise mit einer älteren Version ausgeliefert, die nur zum Zeitpunkt der Hardware-Fabrikation aktuell war. Das kann je nach Händler oder Provider bereits mehrere Monate oder sogar Jahre her sein. Für die Aktualisierung der Firmware ist somit der Anwender zuständig, also Sie.

Es geht ganz einfach: Gehen Sie im Fritzbox-Menü auf „System ➞ Update“ und klicken Sie auf „Neues FRITZ!OS suchen“. Das Gerät stellt jetzt eine Internetverbindung zu einem AVM-Server her und sieht nach, ob dort eine aktuellere Version zum Download bereitsteht. Falls ja, erhalten Sie eine entsprechende Meldung mit der alten und der neuen Firmware-Versionsnummer sowie den neu eingebauten Features. Klicken Sie auf „Firmware-Update jetzt starten“. Es ist sehr wichtig, dass Sie den Prozess nicht unterbrechen und dass die Stromzufuhr der Box gesichert ist. Ein Abbruch und damit eine unvollständige Installation hätten zur Folge, dass sie nicht mehr benutzbar wäre. Während das Update läuft, blinkt die grüne Info-LED an der Box. Die Fritzbox lädt die Software herunter, installiert sie und bootet neu. Das dauert einige Minuten. Anschließend sollte wieder die Übersichtsseite erscheinen.
Achtung: Es kommt häufig vor, dass durch das Update die Verbindung zum PC verloren geht und das Menü der Box quasi einfriert. Sollte das bei Ihnen der Fall sein, können Sie, sobald die LED wieder kontinuierlich leuchtet, den Rechner neu booten und anschließend mit der Eingabe von „fritz.box“ im Internetbrowser das Menü erneut aufrufen.
Erweiterte Menüansicht aktivieren
Um zur zweiten Ebene des Fritzbox-Menüs zu gelangen, klicken Sie am unteren Rand der Bedienoberfläche auf „Ansicht ➞ Standard“. Der Bildschirm wird nun neu aufgebaut und es erscheint „Ansicht ➞ Erweitert“. Bei den meisten Menüpunkten werden Sie keine Veränderungen feststellen, die Änderungen stecken im Detail.

Zwangstrennung: Klicken Sie beispielsweise im Menü „Internet ➞ Zugangsdaten“. Dort erscheinen plötzlich fünf verschiedene Register. Klicken Sie unter „Internetzugang“ auf den Link „Verbindungseinstellungen ändern“. Dort haben Sie nun die Möglichkeit, den Zeitpunkt für die Zwangstrennung einzustellen. Damit hat es Folgendes auf sich: Die meisten Provider unterbrechen einmal am Tag alle kontinuierlich offenen Internetverbindungen ihrer Kunden, damit zum einen die öffentliche IP-Adresse wieder freigegeben wird, und zum anderen, um den Betrieb von privaten Webservern zu erschweren. Die Fritzbox kommt dem zuvor, trennt die Verbindung von sich aus und baut sie anschließend gleich wieder auf. In der Voreinstellung geschieht das zwischen 5 und 6 Uhr morgens.
Bei den erweiterten Verbindungseinstellungen können Sie eine andere Uhrzeit einstellen, etwa wenn Sie zu den Nachtarbeitern gehören oder über Nacht einen großen Download laufen lassen wollen. Gleich darunter finden Sie die Einstellung für den Betrieb der Fritzbox als ein externes Modem. Die Konfiguration benötigen Sie beispielsweise, wenn Sie eines Tages nicht mehr über das Telefon-, sondern über das TV-Kabel mit einem einfachen Kabelmodem ins Internet gehen wollen.
DNS-Server: Wechseln Sie jetzt zum Register „DNS-Server“. Die IP-Adresse dieses Servers wird normalerweise bei der Anmeldung automatisch von Ihrem Provider an die Fritzbox übermittelt. Sie können jedoch auch selbst einen Server auswählen.
Fritzbox: WLAN und Heimnetz einrichten

Filter: Ebenfalls unter „Internet“ finden Sie den Menüpunkt „Filter“. Nach dem Aktivieren der erweiterten Ansicht taucht dort die Registerkarte „Priorisierung“ auf. Hier können Sie die Geräte und Anwendungen eintragen, die von der Fritzbox bevorzugt mit Bandbreite bedient werden sollen. Standardmäßig wird die Bandbreite, also die Übertragungskapazität Ihres Internetanschlusses, gleichmäßig zwischen den laufenden Anwendungen aufgeteilt. Sie können also gleichzeitig im Internet surfen, über Ihren Smart-TV per Zattoo fernsehen und mit Ihrem Webradio Musik hören. Wenn die verfügbare Bandbreite für diese parallelen Datenströme jedoch nicht ausreicht, kommt es beispielsweise beim Fernsehen zu Aussetzern. Um dies zu verhindern, können Sie über die Priorisierung die Verteilung der Bandbreite steuern.
Wählen Sie bei den „Echtzeitanwendungen“ nach einem Klick auf „Neue Regel“ alle Geräte aus, deren Datenströme Vorrang haben sollen. Die Fritzbox bietet in der Drop-down-Liste alle Clients an, die sich schon einmal bei ihr angemeldet hatten. Alternativ dazu tragen Sie die IP-Adresse des Geräts ein. Stellen Sie danach eine passende Netzwerkanwendung ein. Falls keiner der Einträge in der Liste auf Ihre Anwendung zutrifft, belassen Sie es einfach beim voreingestellten „Alle“. Unter „Priorisierte Anwendungen“ führen Sie dagegen die Geräte auf, die eine schnelle Reaktionszeit benötigen. Das gilt vor allem für Spiele. Wählen Sie hier also zum Beispiel die Adresse Ihrer Playstation oder Xbox aus. Die „Hintergrundanwendungen“ schließlich sind die Programme und Geräte, die zur Not auch mit weniger Bandbreite auskommen. In diese Liste könnten Sie etwa einen PC aufnehmen, über den Sie große Film-Downloads organisieren, die ohnehin mehrere Stunden laufen.

Störsicherheit erhöhen
Im Abschnitt „Internet“ steckt in der erweiterten Ansicht noch eine weitere Registerkarte, über die Sie die Fritzbox anpassen können. Sie finden sie unter „DSL-Informationen ➞ Störsicherheit“. An dieser Stelle können Sie die Stabilität Ihrer Internetverbindung erhöhen. Das ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn der Weg bis zur nächsten Vermittlungsstelle so weit ist, dass die Leitung immer mal wieder zusammenbricht. Setzen Sie dazu die drei Markierungen schrittweise nach links. Überprüfen Sie nach jeder Änderung, wie sich das auf die Datenrate auswirkt, klicken Sie dazu auf den Link „Prognose“. Zwar zeigt der Hinweistext an, dass die Geschwindigkeit lediglich „geringfügig reduziert“ würde. Im Test erbringt allerdings bereits ein Schritt nach links eine halbierte Übertragungsrate. Überprüfen Sie nach jeder Änderung, ob die Störungen damit behoben sind, bevor Sie die Regler weiter in Richtung Stabilität schieben.
Zurücksetzen: Eine weitere Troubleshooting-Maßnahme finden Sie unten auf derselben Konfigurationsseite. Es kommt vor, dass nach einem Update der Firmware keine Verbindung mit dem nächsten DSL-Knoten mehr zustande kommt. Durch Aktivieren von „Vorherige DSL-Version verwenden“ und einen Klick auf „Übernehmen“ können Sie in diesem Fall wieder zum Vorgänger wechseln. Diese Funktion lässt sich auch bei anderen Problemen einsetzen.
Netzwerkeinstellungen tunen
Einige der wichtigsten Optionen der erweiterten Ansicht betreffen das Netzwerk. Sogleich fällt auf, dass die Fritzbox unter „Heimnetz“ die IP- und die MAC-Adresse der Clients anzeigt. Die MAC-Adresse (Media Access Control) werden Sie in der Regel nicht brauchen. Sie ist fest mit der Hardware verbunden und dient zur Identifikation eines Netzwerkgeräts. Die IP-Adresse kann jedoch nützlich sein, um etwa eine Freigabe auf einem PC anzusteuern.
Gastzugang: Klicken Sie nun unter „Heimnetz“ und „Netzwerk“ auf die „Netzwerkeinstellungen“. Die beiden obersten Felder in diesem Fenster sehen Sie auch in der Standardansicht. Durch das Aktivieren des Gastzugangs können Sie beispielsweise dem Notebook eines Besuchers schnell zu einer Internetverbindung verhelfen. Verbinden Sie einfach seine Ethernet-Buchse mit LAN 4 an Ihrer Fritzbox. Ein interner Schutz sorgt dafür, dass er keinen Zugriff auf Ihr lokales Netz und die angeschlossenen Geräte erhält. Einen entsprechenden Zugang für WLAN-Geräte finden Sie im Menü „WLAN“ unter „Gastzugang“.

Mehr Tempo im LAN: Bei den „LAN-Einstellungen“ darunter steht eine der wirksamsten Tuning-Maßnahmen überhaupt. Schalten Sie an dieser Stelle alle Anschlüsse, die mit PCs und Notebooks et cetera verbunden sind, in den „Power Mode“. Auf diese Weise können sie innerhalb Ihres lokalen Netzwerks mit einer Datenrate von einem GBit pro Sekunde Daten austauschen. Erkauft wird dies mit einem geringfügig höheren Stromverbrauch der Fritzbox. Sinnvoll ist das natürlich nur, wenn die Rechner auch selbst über einen Gigabit-Adapter verfügen und per Kabel mit der Fritzbox verbunden sind. Und diese Maßnahme wirkt sich nicht auf die Internetgeschwindigkeit aus. Denn selbst VDSL2-Anschlüsse erreichen maximal 100 MBit pro Sekunde, sind also mit dem „Green Mode“ ausreichend versorgt.
IP-Adressen anpassen
Wichtig in diesem Register ist schließlich noch der Abschnitt „IP-Adressen“. Nach einem Klick auf „IPv4-Adressen“ können Sie die voreingestellte Adresse der Box, das ist 192.168.178.1, sowie den Adresspool ändern, aus dem Ihr DHCP-Server die angeschlossenen Clients versorgt. Das kann sinnvoll sein, wenn Sie sich in Ihrem lokalen Netzwerk bereits für einen anderen IP-Bereich entschieden haben und eventuell sogar schon ein DHCP-Server vorhanden ist. In diesem Fall passen Sie die Einstellungen der Fritzbox an dieser Stelle entsprechend an.
Vorsicht: Falls Sie nicht genau wissen, was Sie tun, lassen Sie die Einstellungen an dieser Stelle so, wie sie sind. Die Geräte in einem Netzwerk müssen IP-Adressen aus dem gleichen Adressraum haben, damit sie miteinander kommunizieren können. Wenn Sie der Fritzbox eine andere Adresse zuweisen, die nicht zum Adressraum in Ihrem Netzwerk passt, ist die Bedienoberfläche nicht mehr erreichbar. In diesem Fall müssen Sie recht umständlich die IP-Adresse Ihres Computers an die der Fritzbox anpassen, um wieder zu deren Einstellungen vorstoßen zu können.
WLAN: So wird Ihr Router sicher

WLAN schneller machen
Gehen Sie jetzt auf „WLAN“ und „Funkkanal“. In der erweiterten Ansicht sehen Sie dort die Option „WLAN-Koexistenz aktiv“. Ist sie eingeschaltet, passt die Fritzbox die Kanalbandbreite automatisch an die Netzwerkumgebung an. Der WLAN-Standard 802.11n kann mit Kanälen arbeiten, die entweder 20 oder 40 MHz breit sind. Auf einem 40-MHz-Kanal können jedoch nahezu doppelt so viele Daten transportiert werden wie auf einem mit 20 MHz, er ist also schneller. Die 300 Mbps des 802.11n-Standards sind nur mit 40 MHz Bandbreite erreichbar. Wenn nun die Fritzbox in der Umgebung mehrere andere Funknetzwerke findet, reduziert sie bei aktiver WLAN-Koexistenz die Bandbreite automatisch auf 20 MHz. Damit sinkt zwar die Brutto-Datenrate.
Auf der anderen Seite wird die Verbindung jedoch stabiler, da es zu weniger Überlappungen mit anderen Netzwerken kommt. Es kann sogar geschehen, dass die Übertragungsrate anschließend steigt, dann nämlich, wenn sich die Fritzbox aufgrund der Überschneidungen die Bandbreite eines Kanals mit zahlreichen anderen WLANs teilen musste. Sie sollten diese Option also besser eingeschaltet lassen.
Ausnahme: In Ihrer Umgebung sind nur gelegentlich andere Funknetze aktiv. In diesem Fall können Sie dauerhaft auf 40 MHz umschalten und die WLAN-Koexistenz deaktivieren. Einen Abschnitt weiter unten steht das Menü zur Einstellung der maximalen Sendeleistung. In den meisten Wohnungen und Büros sollten Sie sie bei „100 %“ belassen. Eine Verringerung spart zwar Strom, ist allerdings lediglich dann sinnvoll, wenn alle Netzwerkgeräte in nächster Nähe der Fritzbox stehen. Zum Schluss noch zur Option „WLAN-Übertragung für Live TV optimieren“: Hier sollten Sie nur dann ein Häkchen setzen, wenn Sie einen T-Entertain-Tarif der Telekom oder ein vergleichbares Angebot nutzen. Dann nämlich streamt die Box das Fernsehprogramm an mehrere Endgeräte, was eine hohe Bandbreite erfordert. Um eine möglichst ruckel- und störungsfreie TV-Wiedergabe zur ermöglichen, werden die Fernsehdaten nach dem Aktivieren dieser Option bevorzugt behandelt.