Der erste Teil des PC-WELT-Ratgebers zu den Network Attached Storages – kurz NAS – erklärt die automatischen Datensicherung im Netzwerk, die Datensynchronisation, die eigene Cloud-Lösung Owncloud und den Fernzugriff auf die Netzwerkfestplatte daheim. Doch das ist längst noch nicht alles, was ein aktueller Netzwerkspeicher leistet.
Detailliert beschreiben wir die Funktion mit den Festplatten bzw. der NAS-Software anhand der beiden mit großem Abstand wichtigsten Hersteller von Netzwerkfestplatten, QNAP und Synology , ganz konkret ausprobiert mit den 2-Schacht-Modellen TS-220 von QNAP und dem schon mehr als zwei Jahre alten Modell DS-211j von Synology.
Alle Medien im Heimnetz streamen
Statt Fotos, Musik und Videos auf sämtlichen Endgeräten mehrfach zu speichern, bietet sich zuhause das Streaming der Medien von der zentralen Netzwerkfestplatte an. Voraussetzung für diese Übertragung ist neben dem Heimnetzwerk über LAN, WLAN oder die Kombination von beidem die DLNA-Unterstützung der Endgeräte. DLNA steht als Abkürzung für „ Digital Living Network Alliance “ und bedeutet zusammengefasst, dass sich die jeweiligen Geräte ohne Konfiguration wechselseitig erkennen und miteinander kommunizieren. Selbst viele schon mehrere Jahre alte Fernseher mit Netzwerkanschluss ohne Smart-TV-Funktionen unterstützen DLNA, alle neueren Geräte ohnehin.

In aller Regel ist die Server-Software zum Streamen auf den Netzwerkfestplatten bereits installiert, bei QNAP heißt sie Multimedia Station bei Synology schlicht Medienserver . Ebenfalls vorkonfiguriert sind entsprechende Ordner für Musik, Fotos und Videos. Inhalte in diesen Verzeichnissen lassen sich beispielsweise auf dem Fernseher bequem abspielen. Als Quelle wählt man am TV-Gerät die Einträge, die meist mit DLNA1, DLNA2 usw. bezeichnet sind, legt danach die Medienart (also Fotos, Musik oder Filme) fest und kann sie dann über viele Kriterien sortieren und auswählen: nach Unterordnern, Art, Bezeichnung, Interpreten, Schauspielen, Datum, Favoriten oder Playlisten.

©PC-WELT
Bequem am Smartphone: BubbleUPnP, Squeezebox und mehr
Abgespielt werden die Multimediainhalte auch auf dem Smartphone und Tablet-PC, sofern diese per WLAN im Heimnetz eingebunden sind. Mehr als nur eine Abspiel-App ist BubbleUPnP für Android: Im Einstellungsregister „Devices“ der App lässt sich sowohl die Quelle – also der Medienserver auf der NAS – als auch das Ausgabegerät festlegen, also der Fernseher, das Webradio oder das Lautsprechersystem. So hat man eine komfortable Fernbedienung auf dem Handy bzw. Tablet, um die Inhalte und Verbindungen zu steuern. BubbleUPnP kostet in der uneingeschränkten Vollversion 3,49 Euro, mehr zu dieser App lesen Sie online auf PC-WELT .
Daneben stellen QNAP und Synology spezielle Programme für die Webradios von Logitech zur Verfügung: sowohl für das aktuelle UE Smart Radio als auch für die früheren Squeezebox-Modelle . Läuft diese Software auf der NAS, stehen die Alben im Musik-Ordner nach Anwählen der Funktion „Eigene Musik -> Bibliothek umschalten“ am Radio zur Verfügung.
Auch dazu ein Tipp: Mit der kostenlosen Android-App Squeezebox Controller kann man all dies wieder bequem von der Couch über das Smartphone fernbedienen.

©DVBLogic
Live-TV im Heimnetzwerk weitergeben
Es gibt diverse Möglichkeiten , das Fernsehsignal im Heimnetz zu verteilen und somit auf allen Endgeräten inklusive PCs, Smartphones und Tablets fernzusehen. Eine komfortable Option inklusive elektronischem Programmführer EPG kommt von DVB Logic und ist für Netzwerkfestplatten von Iomega, Netgear, QNAP und Synology sowie für den Platinenrechner Raspberry Pi verfügbar. Die Software verarbeitet, ein Empfangsmodul in Form eines USB-TV-Tunersticks vorausgesetzt, Signale über Satellit (DVB-S/S2), Kabel (DVB-C und QAM), IPTV sowie terrestrischen (DVB-T/T2 und ATSC) und analogen Empfang.
Die Lizenz der TV-Server-Software zur Installation auf der Netzwerkfestplatte kostet gut 25 Euro, die Clients für Endgeräte inklusive der für Android und iOS sind kostenlos. Alle wichtigen Fragen zu dieser TV-Streaming-Software und zur Hardware-Unterstützung finden Sie hier .
Mobil fernsehen per Smartphone und Tablet

Die Zugriffsrechte auf die NAS-Daten regeln
Netzwerkfestplatten erlauben zudem die genaue Kontrolle, wer auf welche Daten zugreifen und welche internen Applikationen starten darf. Für mehr Benutzer wie beispielsweise Mitarbeiter kleiner Unternehmen bietet sich die Gruppenkonfiguration an. Konfiguration und Einrichtung erfolgen auch hier wieder über die grafische NAS-Oberfläche im Webbrowser und wie unter Windows gelingt das Konfigurieren nur mit einem Administratorkonto. Über diesen Account hinaus bietet eine Netzwerkfestplatte die Möglichkeit, weitere Konten für andere Benutzer anzulegen und diese mit individuellen Rechten auszustatten. Dies betrifft sowohl die Freigabe von Ordnern als auch das Rechtemanagement bezüglich der Inhalte selbst, als das Aufrufen, Ändern, Speichern, Löschen usw.
Neue Benutzerkonten lassen sich bei allen NAS-Systemen in der Systemsteuerung erstellen. Achten Sie bei der Einrichtung darauf, dass neue Benutzer keine Administrator-, sondern nur normale Rechte erhalten und Sie die neuen Zugänge mit Passwörtern absichern. Sowohl bei QNAP als auch bei Synology bietet der Konfigurationsassistent für die bereits auf dem Datenträger vorhandenen Verzeichnisse das Festlegen der Zugriffsrechte, für später angelegte Ordner holen Sie dies später nach.
So wie der Administrator die Zugriffsrechte jedes einzelnen Benutzers für Daten festlegt, so kann er das auch für die NAS-Anwendungen machen, wenn beispielsweise Kinder oder Mitarbeiter nur ausdrücklich erlaubte Dienste nutzen sollen. Alle diese Einstellungen lassen sich auch nachträglich jederzeit wieder ändern. In Unternehmen tut sich der Administrator zudem leichter, wenn er Benutzergruppen mit zentralen Einstellungen einrichtet. Dann genügt es, die einzelnen Personen einer Gruppe zuzuordnen.

Dateien und Inhalte über die „File Station“ teilen
Was bei Microsoft der Windows Explorer ist, heißt bei den meisten NAS-Herstellern „File Station“: also die Kommandozentrale zum Managen der Ordnerstruktur inklusive der Daten selbst. Wenn Sie hier neue Verzeichnisse erstellen, passen Sie diese wieder hinsichtlich der Zugriffsrechte für alle Benutzerkonten an.
Praktisch ist eine Funktion, die bei weitem nicht alle Netzwerkfestplatten bieten: Das Teilen von Inhalten, ohne dem Empfänger dafür ein Benutzerkonto einzurichten und ihm damit prinzipiell Zugriff auf die eigene NAS zu gewähren. Dies erfolgt aus der File Station heraus, indem man die zu teilenden Daten markiert und nach dem Anklicken mit der rechten Maustaste im Kontextmenü die Funktion „Teilen“ auswählt. Bei QNAP lässt sich der zugehörige E-Mail-Link erst nach dem Einrichten über den internen Mail-Server verschicken, bei Synology über jedes Mail-Programm. Passwortschutz und Ablaufdatum des Links sollen die missbräuchliche Nutzung verhindern.
Funktion und Einrichtung der „Owncloud“ beschreibt ausführlich der erste Teil unseres Ratgebers. Und so wie man bei Dropbox und den übrigen Cloud-Diensten seine Inhalte anderen zur Verfügung stellen kann, ist dies auch bei Owncloud möglich. Nach dem Einloggen als Administrator erstellt man neben der „admin“-Benutzergruppe zunächst eine neue, der sich anschließend ein neues Benutzerkonto zuordnen lässt, gegebenenfalls mit begrenztem Speicherplatz. Die Konfigurationsmöglichkeiten von Owncloud sind an dieser Stelle allerdings sehr begrenzt.
Für einzelne Inhalte oder das gelegentliche Zurverfügungstellen von Dateien bietet sich also auch hier die Teilen-Funktion an. Damit erhält der Empfänger einen individuellen Link, der optional mit Passwort und/oder Gültigkeitsdauert versehen werden kann. Klickt der Adressat darauf, kann er die freigegebenen Daten über das Internet herunterladen.

©Samsung
Ihre Netzwerkfestplatte kann noch viel mehr …
Drucken ohne Netzwerkdrucker und Herunterladen von Daten ohne PC sind weitere nützliche Anwendungen einer Netzwerkfestplatte. Darüber hinaus warten viele NAS-Geräte mit ganz speziellen Möglichkeiten auf.
Ein Netzwerkdrucker ist zwar nicht wirklich teuer, doch wer ein funktionierendes Gerät ohne Netzwerkoption daheim hat, kann auch dieses zum Drucken im Heimnetz verwenden. Denn die meisten NAS-Laufwerke verfügen über einen internen Print-Server und übernehmen damit die Aufgabe, einen USB-Drucker oder ein Multifunktionsgerät ins Netzwerk einzubinden .
Dazu schließen Sie den Drucker zunächst per Kabel an eine der USB-Buchsen an der Netzwerkfestplatte an und öffnen über den QNAP- bzw. Synology-Assistenten die NAS-Konfigurationsoberfläche. Vergewissern Sie sich über die Funktionen „Systemsteuerung -> Externes Gerät -> USB-Drucker“ (QNAP) bzw. „Systemsteuerung -> Geräte und Drucker -> Drucker hinzufügen“ (Synology), dass das Gerät betriebsbereit bzw. verfügbar ist.
Den Drucker selbst richten Sie wie üblich in der Windows-Systemsteuerung über „Geräte und Drucker -> Drucker hinzufügen (-> bei Windows 7 zusätzlich: „Netzwerkdrucker … hinzufügen)“ ein. Windows sucht daraufhin selbstständig und listet das Gerät auf, so dass Sie über „Weiter“ den Druckertreiber installieren können: im nächsten Schritt entweder über „Windows Update“ oder manuell nach dem Herunterladen bzw. Entpacken über „Datenträger“. Das Windows-Tool Software von Synology bietet zudem direkt die Option, einen Drucker und/oder Scanner anzuhängen.
Beachten Sie, dass Sie den Drucker auf allen PCs, von denen Sie drucken möchten, einrichten und den Treiber installieren müssen – je nach verwendeter Windows-Variante unter Umständen mit unterschiedlichen Treiberversionen. Die Treiber zum Scannen bei Multifunktionsgeräten sind dabei vielfach extra aufzuspielen.

Downloads auch ohne PC möglich
Download Station heißt die App zum Herunterladen sowohl bei QNAP als auch bei Synology. Auch die Funktionsweise und die unterstützten Protokolle sind bei beiden Tools ähnlich, dazu zählen die verbreiteten Bittorrents inklusive der Torrent-Suche, die Übertragung über HTTP/HTTPS und FTP/FTPS sowie RSS-Feeds. Die Bedienung der Tools ist selbsterklärend, QNAP definiert mit dem „Download“-Ordner den Speicherort bereits vor, Synology-Besitzer müssen ihn manuell anlegen.
Der große Vorteil von Downloads über die NAS ist, dass zum Herunterladen größerer Datenmengen oder bei geringer Bandbreite der PC nicht ständig laufen muss – das erledigt die Download-App auf der Netzwerkfestplatte alleine.

Google Drive, IP-Kamera, AirPlay, WordPress und …
Synchronisation bzw. Backup mit den Cloud-Speichern von Google oder Strato, Streamen via AirPlay auf die Apple TV-Box im Wohnzimmer, ein eigener Mail-Server, Veröffentlichen via WordPress oder ein Benachrichtigungsdienst für definierte Ereignisse sind nur einige Bespiele von Anwendungen, die sich auf manchen Netzwerkfestplatten installieren und damit nutzen lassen. Im App-Center bzw. Paket-Zentrum finden Sie eine Vielzahl weiterer Apps, bei QNAP zum Teil in den Rubriken „Beta Lab“ und „Partner“ versteckt, bei Synology in „Community“. Stöbern Sie auf Ihrer Netzwerkfestplatte einfach einmal durch die Liste und rufen Sie die zugehörige Info auf. Denn die App-Bezeichnungen drücken nicht klar aus, um welche Funktionen es genau geht.