Ein sehr spezialisierter Exot unter den Linux-Distributionen ist Steam-OS . Denn dieses Linux-System vom Spielestudio Valve verwandelt einen gamingtauglichen PC in eine Linux-basierende Konsole. Dabei steht die Spiele-und Vertriebsplattform „Steam“ von Valve im Mittelpunkt. Im Dezember 2012 hat Valve Steam-OS für Linux als öffentliche Beta vorgestellt. Im Februar 2013 konnte Steam-OS die Betaphase verlassen. Es ist proprietäre Software, die als installierbare Binary zusammen mit zahlreichen Linux-Bibliotheken, etwa für Open GL und Direct Rendering, ausgeliefert wird, um das Linux-System zu ergänzen. Den Steam-Client gibt es nicht nur als eigenständiges System Steam-OS, das auf Debian aufbaut, sondern auch als Softwarepaket für Ubuntu und Co.
Eine Alternative zu Windows

Die Entwickler von Valve plädierten immer wieder dafür, dass Spiele nicht auf ein Betriebssystem beschränkt sein sollten. Gabe Newell, ein Mitgründer von Valve und ehemaliger Microsoft-Mitarbeiter, kritisierte die Arbeit unter Windows und Direct X recht deutlich: Für die zukünftigen Spiele von Valve und anderen Studios sei die Richtung des Betriebssystems ab Windows 8 eine „Katastrophe“. Den harten Worten folgten Taten: Valve veröffentliche den Steam-Client für Linux und machte das Betriebssystem damit zur fähigen Gamingplattform. Der nächste Schritt war die Ankündigung von Steam-OS und Steam Machines. Dies sind Gaming-PCs verschiedener Hersteller mit leistungsfähiger Grafikkarte und dem vorinstallierten Linux-Betriebssystem Steam-OS.
Valve arbeitet eng mit Hardwareherstellern wie Nvidia oder AMD zusammen, um Gamern die optimale Leistung zu bieten. Somit hat Steam-OS aufgrund der vorinstallierten Treiber Vorteile gegenüber einem normalen Desktop-Linux mit Steam-Client. Generell ist die freie Verfügbarkeit des Systems ein Vorteil gegenüber Xbox und Playstation. Steam Machines lassen sich selbst aufrüsten, etwa durch den Einbau einer leistungsfähigeren Grafikkarte.
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Installation: Nicht immer einfach

Generell ist das Installationsmedium von Steam-OS für Hersteller gedacht, die ihre Steam Machines damit ausrüsten. Mit etwas Geduld und der passenden PC-Hardware gelingt das auch auf eigene Faust. Bevor es losgeht, muss man sicherstellen, dass der PC die Mindestvoraussetzungen erfüllt: Steam-OS verlangt nach vier GB Speicher und einem Datenträger mit mindestens 200 GB Platz. Die verschiedenen Spiele in Steam stellen unterschiedliche Anforderungen an die Hardware. Einige laufen auch mit einfachen Grafikkarten und integrierten GPUs wie etwa Intel HD Graphics. Für ein optimales Spielerlebnis sollte jedoch ein leistungsstarker Grafikadapter von Nvidia oder AMD vorhanden sein. Die Hauptplatine muss Uefi-fähig sein, wobei in den Uefi-Einstellungen „Secure Boot“ abgeschaltet sein muss.
Steam-OS liefert keinen komfortablen Installer oder ein Livesystem im Stil von Ubuntu und Co. Stattdessen gibt es ein Installationsimage in Form einer ZIP-Datei. Dieses Archiv wird mitsamt der enthaltenen versteckten Ordner auf einen USB-Stick kopiert, der mit dem FAT32-Dateisystem vorformatiert ist und mindestens vier GB Speicherplatz bietet. Mit diesem USB-Stick bootet man den PC im Uefi-Modus, worauf sich der Installer von Steam-OS meldet.
Es gibt zwei Installationsmöglichkeiten: „Automated install (WILL ERASE DISK!)“ richtet Steam-OS weitgehend automatisch auf der Festplatte ein. Der Datenträger wird komplett von Steam-OS eingenommen, eine Parallelinstallation neben anderen Linux-Systemen oder Windows ist nicht möglich.
Mehr Kontrolle über den Installationsprozess und das Partitionierungsschema bietet die Installationsoption „Expert“. Es startet der übliche Debian-Installer, der Sprache, Tastaturlayout abfragt und eine manuelle Partitionierung zulässt. Eine Besonderheit ist, dass Steam-OS die Anlage eines Benutzerkontos überspringt. Stattdessen werden der Benutzer „steam“ sowie das Konto „desktop“ mit dem Passwort „desktop“ automatisch eingerichtet. Der root-Account ist deaktiviert.
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Steam: Der Lohn der Mühe

Nach erfolgreicher Installation startet Steam-OS ohne Benutzeranmeldung auf einem englischsprachigen Gnome-Desktop. Nun benötigt das System eine Verbindung ins Internet, denn die erste Aktion des Systems ist ein komplettes Update, das einige Minuten in Anspruch nimmt. Wenn die Netzverbindung nicht per Ethernet erfolgt, sondern über WLAN, so muss die Drahtlosverbindung über das Symbol in der Gnome-Leiste rechts oben hergestellt werden. Das Update ruft Part-clone im Textmodus für den automatischen Aktualisierungsprozess aus. Nachdem Partclone fertig ist, wählt man im angezeigten Menü den Punkt „reboot“. Nach diesem erneuten Start dauert es wiederum einige Minuten, bis Steam-OS die Hardware erkennt und Treiber installiert. Danach ist das System einsatzbereit. Steam-OS startet ab jetzt immer gleich den enthaltenen Steam-Client im „Big Picture Mode“. Der Gnome-Desktop ist nicht mehr zu sehen. Nach der Auswahl der Sprache, der Anzeige des Lizenztexts, der Displayanpassung und Angabe der Zeitzone ist die Einrichtung fertig. Steam-OS zeigt ein Log-in an, der die Anmeldung mit einem Steam-Konto erwartet.
Der gestartete Steam-Client zeigt dann die bereits erworbenen Spiele nach einem Klick auf „Bibliothek“ an. Klicken Sie das gewünschte Spiel an und dann auf „Installieren“. Ist das Spiel heruntergeladen, wechselt die Beschriftung auf „Spielen“. Nach einen Klick auf „Shop“ sehen Sie Neuerscheinungen oder Sie verwenden die Suchfunktion. Über die Schaltfläche „Spiele“ lässt sich die Anzeige auf bestimmte Kategorien beschränken. Um Steam-OS im Desktopmodus mit Gnome zu starten, gehen Sie nach der Anmeldung auf „Einstellungen -> Oberfläche“ und aktivieren dort „Zugriff auf den Linux-Desktop aktivieren“. Jetzt gibt es bei einem Klick auf den Powerbutton rechts oben den Punkt „In den Desktop-Modus wechseln“.
Alternativen: Der Steam-Client als Softwarepaket macht auch aus bereits installierten Linux-System eine passable Gamingplattform. Offiziell gibt es Steam für Ubuntu und Mint; der Installer findet sich in beiden Distributionen über den Paketnamen „steam“.