Als Microsoft 2015 mit Windows 10 die „Einstellungen“ einführte, schien es nur eine Frage der Zeit, dass die klassische Systemsteuerung verschwinden würde. Doch auch acht Jahre später ist sie immer noch da, wenngleich mit deutlich weniger Funktionen. Vergleicht man die Systemsteuerung anno 2015 mit der aktuellen von Windows 11, scheinen die Unterschiede auf den ersten Blick gering. Doch das Aufrufen einer ganzen Reihe an Funktionen in der Systemsteuerung führt dann eben doch in die Einstellungen-App.
Microsoft macht also keinen radikalen Schnitt und schafft das klassische Tool nicht ganz ab. Im bisherigen Tempo dürfte es sogar noch viele Jahre dauern, bis die klassische, schon Anfang der 1990er-Jahre in Windows 3.x integrierte Zusammenstellung ganz verschwindet. Falls Microsoft diesen Schritt überhaupt vollzieht – schließlich bietet die Systemsteuerung neben funktionellen Pluspunkten einen weiteren Vorteil: Langjährige Windows-Anwender kennen sich darin bestens aus und finden schnell, wonach sie suchen.
Windows 11 Zwischenfazit: Hat Microsoft die Versprechen gehalten?
Dieser Ratgeber erläutert anhand von Szenarien aus der Praxis, was Sie besser über die herkömmliche Systemsteuerung erledigen und wo die Einstellungen Vorteile beziehungsweise mehr Möglichkeiten bieten. Weil Windows 11 hier zum Teil deutlich weiter ist als das Vorgängersystem, legen wir im Folgenden den Schwerpunkt auf das aktuelle Betriebssystem.

Acht Jahre Unterschied: Schon auf den ersten Blick bietet die Systemsteuerung anno 2015 in Windows 10 mehr Funktionen als jetzt; unter der Haube sind die Unterschiede noch größer.
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Systemsteuerung aus Gewohnheit, per Suche in die Einstellungen
Weil Microsoft seinen Fokus mittlerweile auf die Einstellungen-App legt, wurde die Systemsteuerung zunehmend in den Hintergrund gedrängt: Über das Startmenü ist sie weder unter Windows 10 noch 11 unmittelbar erreichbar.
Am schnellsten rufen Sie sie über eine Desktopverknüpfung auf. Die erstellen Sie, indem Sie die „Einstellungen“ öffnen, auf „Personalisierung –› Designs –› Desktopsymboleinstellungen“ klicken und bei den Desktopsymbolen die „Systemsteuerung“ aktivieren. Nach der Bestätigung mit „OK“ erscheint der Link samt einprägsamem Icon auf dem Desktop. Nun genügt ein Doppelklick, und sofort stehen die gewohnten Optionen zum Anpassen des Systems zur Verfügung.
Wie wenig sich nämlich die Oberfläche der Systemsteuerung über die Jahre geändert hat, zeigt die Gegenüberstellung der allerersten Version von Windows 10 (Version 1507) von 2015 mit der aktuellen Version 22H2 von Windows 11 (siehe oben). Zwar hat Microsoft die Zahl der Funktionen reduziert, die Rubrizierung dagegen ist dieselbe wie zuvor.
In der Einstellungen-App ist das ganz anders, sie wurde in der Zwischenzeit mehrfach umgekrempelt: Neue Rubriken kamen hinzu, andere wurden gestrichen, immer wieder wechselten Funktionen ihre Plätze oder wurden ganze Bereiche umbenannt. Auch die Funktionsleiste links gab es anfangs noch nicht. Die Konstanz der Systemsteuerung fehlt hier bislang.
Dabei bieten die „Einstellungen“ durchaus einen großen Vorteil, nämlich die Suchmöglichkeiten inklusive ihrer Verknüpfung in der Windows-Suche. Oft genügt schon ein Begriff im Suchfeld der Taskleiste und Sie gelangen direkt an die richtige Stelle der Windows- Einstellungen.

Häufig genügt schon die Eingabe eines Begriffs in die Windows-Suche (links), um damit sofort zur passenden Funktion in der Einstellungen-App zu gelangen.
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Tipp: Auch die Einstellungen-App lässt sich wie die Systemsteuerung blitzschnell aufrufen, am einfachsten mit der Tastenkombination Win-I.
Tipp: 10 Windows-Funktionen, die kaum jemand kennt
Energiesparen ist wichtiger denn je: Die Systemsteuerung bietet mehr
Ein gewöhnlicher Büro-PC bringt es zusammen mit dem Monitor meist auf eine Leistung von 50 bis 60 Watt. Läuft beides täglich auch nur eine Stunde unnötigerweise – diese Zeit summiert sich schnell, weil man zwischendurch andere Dinge tut, ohne den Rechner aus- zuschalten – sind dies also 50 bis 60 Wh pro Tag oder gut 20 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Bei einem Preis von 40 Cent pro Kilowatt- stunde entspricht dies Stromkosten von fast zehn Euro.
Zum Optimieren der Energieeinstellungen Ihres PCs bietet die Einstellungen-App deutlich weniger als die Systemsteuerung. Darin können Sie beispielsweise festlegen, dass und wie der Rechner mit einem Handgriff Energie spart. Das ist mitunter effizienter, als ein festes Zeitintervall bei Inaktivität zu definieren.
Stellen Sie unter „Energieoptionen –› Auswählen, was beim Drücken des Netzschalters geschehen soll“ ein, wie der Computer beim Drücken des Ein-/Aus-Tasters, der häufig kaum beachteten Energiespar-Taste auf der Tastatur sowie beim Notebook zusätzlich beim Zuklappen reagieren soll. Das konsequente Drücken beziehungsweise Zuklappen gewöhnt man sich schnell an.

Mit wenigen Einstellungen lassen sich am Windows- PC eine Menge Energie und damit Stromkosten sparen – allerdings nur in der klassischen Systemsteuerung.
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Das Sparpotenzial ist enorm, denn bei der Option „Energie sparen“ verbraucht der Rechner weniger als ein Watt und zeigt nach dem erneuten Drücken der Aufwecktaste beziehungsweise dem Aufklappen nach wenigen Sekunden genau das Bild inklusive aller geöffneten Anwendungen wie zuvor.
Über dieses manuelle Eingreifen hinaus definieren Sie in den „Energieplaneinstellungen“, nach welcher Zeit ohne aktive Eingaben der Rechner und Bildschirm in den Standby-Modus herunterschalten sollen. Noch viel mehr Energiesparoptionen, auch für den Prozessor, die Grafikkarte, die USB-Anschlüsse und weitere Komponenten, hält die Systemsteuerung an gleicher Stelle über die Funktion „Erweiterte Energieeinstellungen ändern“ bereit.
Verwaltung und die App “Windows-Tools”
Traditionell findet sich in der Systemsteuerung unter „System und Sicherheit“ der Punkt „Verwaltung“. Das gilt auch für die aktuelle Version 22H2 von Windows 10. Darin fasst Microsoft insgesamt 18 Tools, Funktionen und Dienste wie die Aufgabenplanung, die Computerverwaltung, die Leistungsüberwachung, den Registrierungseditor und die Windows-Speicherdiagnose zusammen.
Unter Windows 11 heißt die Zusammenstellung mit „Windows-Tools“ nicht nur anders, sie bietet auch mehr als doppelt so viele Einträge. Neben neuen Tools wie Hyper-V für die PC-Virtualisierung oder „Power Automate“ zum Automatisieren von Aufgaben hat Microsoft auch einige scheinbar unmoderne Dinge dahin verfrachtet. Vor allem solche Tools, die man offenbar gerne auslaufen lassen würde, dem Nutzer aber doch nicht komplett vorenthalten kann: etwa den Windows Media Player, „Fax und Scan“ oder Wordpad. Darüber hinaus hält Windows 11 hier Funktionen wie Powershell, den Taskmanager und das Ausführen-Feld bereit, die man einfach und ohne Umwege auch anderweitig starten kann.
Benutzerkonten: Zwischen App und Systemsteuerung hin und her

In der Systemsteuerung lässt sich längst nicht mehr alles rund um Benutzerkonten und -verwaltung erledigen. Die Bezeichnungen machen dies teilweise bereits klar.
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Umgewöhnen muss man sich in der Einstellungen-App auch beim Bearbeiten der Benutzerkonten. Microsoft hat die Funktionen und Einstellungen unter „Konten“ nämlich etwas willkürlich verteilt. Das Ändern zwischen lokalem und Microsoft-Konto findet man unter „Ihre Informationen“, das Kennwort erstellt und ändert man in den „Anmeldeoptionen“. Und unter „E-Mail und Konten“ lassen sich weitere Benutzerkonten sowie ein „Geschäfts- oder Schulkonto“ hinzufügen. Was mit Letzterem gemeint ist, erschließt sich selbst Eltern schulpflichtiger Kinder nicht immer gleich.
Für Verwirrung sorgt auch, dass Microsoft die Funktion „Konto hinzufügen“ mit exakt identischer Bezeichnung, aber für unterschiedliche Zwecke doppelt verwendet: einmal zum Erstellen eines neuen Mailkontos, einmal für ein neues Benutzerkonto im Betriebssystem. Hinzu kommen weitere Rubriken wie „Familie“; unter Windows 10 ist ohnehin wieder alles etwas anders.
Zwar ist auch die Systemsteuerung nicht perfekt strukturiert, aus langjähriger Gewohnheit aber hat man die Funktionen Einstellungen eingeübt und deshalb meist schnell gefunden. Unmittelbar auf der Hauptoberfläche passen Sie über „Kontotyp ändern“ den eigenen Account an, ändern also den Kontonamen, das Kennwort und erweitern beziehungsweise beschränken die Benutzerrechte zwischen Administrator- und eingeschränktem Konto. Sie vermissen in der Aufzählung die Wechselmöglichkeit zwischen lokalem und Microsoft-Konto? Die hat Microsoft längst aus der Systemsteuerung in die „Einstellungen“ verlagert.
Die Fokussierung auf die neue App wird auch bei weiteren Operationen deutlich: So lassen sich in der Systemsteuerung keine neuen Benutzerkonten anlegen. Das macht die Bezeichnung mit „Anderes Konto verwalten –› Neuen Benutzer in den PC-Einstellungen hinzu- fügen“ bereits deutlich. Das Verwalten der Benutzeraccounts ist in der Systemsteuerung an manchen Stellen zwar klarer, ganz kommen Sie um die Einstellungen-App trotzdem nicht herum.
Drucker und Hardware aus der Systemsteuerung fast verschwunden

Sieht aus wie die Systemsteuerung, doch die Funktion „Geräte und Drucker“ ist von dort in Windows 11 aber nicht mehr zu erreichen, sondern Bestandteil der Einstellungen-App.
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Nach 30 Jahren ist sie plötzlich einfach weg! Wenn Sie wie gewohnt in der Systemsteuerung auf die Funktion „Geräte und Drucker“ oder eine der Unterfunktionen klicken, springt Windows gleich in die Einstellungen-App. Dieser Teil von „Hardware und Sound“ existiert quasi nur noch auf dem Papier. Das zumindest suggeriert der direkte Wechsel in die „Einstellungen“.
Doch bei manchen Funktionen und Einstellungen – darunter das manuelle Hinzufügen eines Druckers, die Gerätefreigabe und die „Problembehandlung“ – führt Windows 11 dann doch zurück in die Systemsteuerung. Vollends verwirrend wird es beim Aufrufen der Option „Weitere Geräte- und Druckereinstellungen“: Zeigt das Betriebssystem da nun die Einstellungen-App, die Systemsteuerung oder gar einen Zwitter?
An dieser Stelle unterscheiden sich Windows 10 und 11 seit dem großen Funktionsupdate vom vergangenen Herbst (Versionen 22H2) übrigens deutlich: Während Microsoft die Hardware-Rubrik der Systemsteuerung im aktuellen Betriebssystem wie beschrieben radikal ausgedünnt hat, blieb bei Windows 10 zunächst alles beim Alten.
Windows-Sicherheit, System- und die Netzwerkeinstellungen

Was Microsoft in Windows 10 wie schon zuvor unter „Verwaltung“ zusammenfasst, heißt in Windows 11 nun „Windows-Tools“ und enthält doppelt so viele Einträge wie bisher.
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Microsoft hat es in den vergangenen Jahren geschafft, wichtige Sicherheitseinstellungen im Betriebssystem zu bündeln: Im aktuellen Windows 11 heißt das zentrale Verwaltungstool „Windows-Sicherheit“ und findet sich in der Einstellungen-App unter „Datenschutz und Sicherheit“. Windows zeigt darin über grüne Kontrollhaken, ob bei Virenschutz, Firewall & Co. alles in Ordnung ist beziehungsweise wo man gegebenenfalls eingreifen sollte. Zur „Windows-Sicherheit“ gelangen Sie auch aus der Systemsteuerung über „System und Sicherheit“.
Andere Funktionen bleiben jedoch weiter der Systemsteuerung vorbehalten. Dazu zählen die Festplattenverschlüsselung Bitlocker, die Laufwerksdefragmentierung und der Dateiversionsverlauf. Den Großteil der Anpassungsmöglichkeiten von Windows können Sie jedoch inzwischen sowohl in den „Einstellungen“ als auch in der Systemsteuerung aufrufen.
Unproblematisch wäre dieses „Nebeneinander“, wenn das Betriebssystem in beiden Varianten das Gleiche böte. Das aber ist nicht immer der Fall und sorgt dann für Fragen: Mal bietet die Systemsteuerung mehr, mal die Einstellungen-App und mal verstehen beide Einstiegspunkte unter dem gleichen Begriff ganz unterschiedliche Dinge. Die „Wiederherstellung“ ist ein solches Beispiel.
Ein großes Plus muss man Microsoft für den Bereich „Netzwerk und Internet“ der Einstellungen-App attestieren. Der bietet mittlerweile insbesondere über „Erweiterte Netzwerkeinstellungen“ viele und weitreichende Konfigurationsmöglichkeiten.
Als Resümee ist festzuhalten, dass Microsoft auf dem Weg zu einer anwenderfreundlicheren Bedienung noch viel zu tun hat. Stellen Sie sich einmal für einen Moment vor, Windows sei für Sie neu und Sie sollten den PC nach bestimmten Vorgaben anpassen – ganz schön verwirrend, nicht wahr!