Wenn Sie über Links in unseren Artikeln einkaufen, erhalten wir eine kleine Provision. Das hat weder Einfluss auf unsere redaktionelle Unabhängigkeit noch auf den Kaufpreis.
Standardmäßig bietet Linux Mint zwar eine solide Grundausstattung, doch sind für seriöses Arbeiten sind noch einige Korrekturen nötig. Wir zeigen Ihnen wo.
Von Jürgen Donauer
PC-WELT
Image: IDG
Linux Mint ist in Sachen Software gut bestückt und bringt standardmäßig unfreie Codecs sowie den VLC Player mit. Browser, Mail und Office sind weitere Selbstverständlichkeiten. Damit sind Sie vom Start an für alle Aufgaben und alle Medienformate gerüstet. Anlass zu Ergänzungen gibt es dennoch an diversen Stellen, insbesondere für anspruchsvolle Nutzer. In diesem Beitrag finden Sie Empfehlungen und Einrichtungstipps für wichtige Zusatzprogramme. Weiterhin zeigen wir Ihnen, was Desklets sind und wie Sie diese benutzen.
Mit Hilfe der Laufzeitumgebung Wine lassen sich viele Windows-Programme unter Linux betreiben. Nun ist es aber so, dass bestimmte Software unter Umständen nur mit bestimmten Wine-Versionen funktioniert. Außerdem ist die Konfiguration von Wine nicht ganz trivial. Es gibt aber durchaus eine einfachere Alternative.
Playonlinux: Mit diesem Frontend für Wine können Sie nicht nur Windows-Spiele installieren, auch diverse Office-Versionen werden unterstützt.
Playonlinux: Öffnen Sie die „Softwareverwaltung“, und geben Sie in das Suchfeld „playonlinux“ ein. Ursprüngliches Ziel dieses Wine-Frontends war es, bestimmte Spiele lauffähig zu machen: So werden populäre Spiele wie World of Warcraft, die Diablo-Serie oder Fallout 3 unterstützt. In der Zwischenzeit unterstützt Playonlinux nun aber auch allerlei andere Windows-Programme wie Microsoft Office 2010 oder Adobe Photoshop CS4.
Sobald Sie Playonlinux installiert haben, können Sie alles direkt aus diesem Wine-Frontend verwalten. Sie dürfen sogar mehrere Wine-Versionen auf dem Rechner haben, und Playonlinux kümmert sich um deren Verwaltung. Die speziellen Wine-Konfigurationen für unterstützte Software und Spiele erledigen Sie dort sehr bequem mit wenigen Klicks.
Die neuesten Software-Updates für Linux im Überblick
Virtuelle Betriebssysteme: Mit Virtualbox steht Ihnen unter Linux eine kostenlose und sehr leistungsfähige Virtualisierungs-Software zur Verfügung.
Weitere Betriebssysteme mit Virtualisierung
Wird Ihre Windows-Software nicht von Wine unterstützt, können Sie ein komplettes Windows innerhalb von Linux Mint laufen lassen. Dazu verwenden Sie eine Virtualisierungs-Software,und eines der besten Programme fürvirtuelle Maschinen befindet sich mit Virtualbox in den Mint-Repositories.
Öffnen Sie die „Softwareverwaltung“, und suchen Sie nach „virtualbox“. Hier finden Sie die zwei Varianten virtualbox-nonfree und virtualbox. Kostenlos sind beide Varianten, der Zusatz „nonfree“ weist in einem Fall lediglich darauf hin, dass sich unfreie Software im Paket befindet. Wir empfehlen die Nonfree-Version, weil diese Unterstützung für USB-Geräte und für die Austauschoption „Gemeinsame Ordner“ mitbringt. Somit lässt sich ein mit dem Rechner verbundener USB-Stick innerhalb der virtuellen Maschine nutzen. Mit der Funktion „Gemeinsame Ordner“ richten Sie auf dem Host ein Verzeichnis ein, auf das die virtuelle Maschine ebenfalls zugreifen kann. Das erleichtert den Austausch von Daten.
Medienverwaltung mit Shotwell: Mit dieser Software haben Sie Bilder und Videos im Griff. Shotwell kann auch Vorschaubilder von Videos anzeigen.
Multimedia-Ausstattung aufwerten
Für die Bildverwaltung verwendet Linux Mint per Standard Gthumb. Das Programm ist zwar durchaus brauchbar, aber Shotwell ist eindeutig besser, eleganter und auch nicht gravierend größer. Shotwell hat dazu noch den großen Vorteil, dass Sie nicht nur Fotos, sondern auch Videos damit verwalten können.
Importieren Sie mit Shotwell Bilder oder Videos manuell aus einem Ordner, können Sie die Art des Imports festlegen. Entweder Sie lassen die Dateien in den als Standard festgelegten Ordner kopieren, oder Sie verweisen nur auf die Datenquelle. Bei der zweiten Methode können Sie Ihre bisherige Dateistruktur ohne Kopieraufwand beibehalten und haben mit Shotwell die Fotos und Videos trotzdem in einer ansprechenden Verwaltungs-Software.
In den Shotwell-Einstellungen ist die Registerkarte „Externe Bildbearbeitungsprogramme“einen Blick wert. Legen Sie hier zum Beispiel Gimp fest, können Sie mit einem Rechtsklick auf ein Bild via „Mit externem Editor öffnen“an Gimp schicken.
Openshot für Videos: Suchen Sie nach einem nicht-linearen Video-Editor, ist Openshot zu empfehlen. Die Software ist einfach zu verstehen und nicht überladen. Damit haben Sie im Handumdrehen eigene Videos erstellt.
Erweiterungen für Gimp: Warum die meisten Distributionen dieses nützliche Plug-in-Paket nicht per Standard installieren, bleibt wohl ihr Geheimnis.
Gimp aufwerten: Gimp ist per Standard in Linux Mint installiert und gilt als kleiner Photoshop unter Linux. Die Bedienung der Bildbearbeitungs-Software ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, aber belohnt einen kleinen Einarbeitungsaufwand durch sehr exzellenten Funktionsumfang. Für viele Nutzer wird Gimp sofort handlicher,wenn sie auf „Fenster“ klicken unddort in den „Einzelfenster-Modus“ umschalten. Standardmäßig fehlt Gimp das wichtige Paket „gimp-plugin-registry“. Suchen Sie danach im Suchfeld der „Softwareverwaltung“, und installieren Sie das Paket. Damit erhalten Sie sehr viele nützliche Extra-Filter und Scripte für Gimp.
Linux Mint und die Cloud
Für die Nutzung populärer Cloud-Dienste sind je nach Cloud einige Nacharbeiten notwendig:
Dropbox: Suchen Sie in der Software-Verwaltung nach „Dropbox“, finden Sie einige Pakete. Für die Cinnamon-Variante von Mint installieren Sie das Paket „nemo-dropbox“, für die Mate-Variante ist „caja-dropbox“ das passende Paket. Es handelt sich dabei um die Integration für die jeweiligen Dateimanager der Distribution. Die Installation dieser Pakete installiert außerdem den proprietären Client von dropbox.com .
Owncloud-Client: Benötigen Sie den Synchronisierungs-Client von Owncloud, ist etwas Handarbeit notwendig. Öffnen Sie ein Terminal, und verschaffen Sie sich root-Rechte mit sudo su . Danach führen Sie die folgenden fünf Befehle für Linux Mint 16 aus:
Sie finden die Software dann im Mint-Menü unter „Zubehör“. Natürlich ist die Aktion nur sinnvoll, wenn Sie tatsächlich einen Server mit Owncloud laufen haben.
Google Cloud: Wenn Sie Dokumente aus Google Drive offline verwenden möchten, sind Chromium/Chrome und die Drive-Web-App eine gute Kombination.
Google Drive: Um auf Google Drive zugreifen zu können, gibt es derzeit keine wirklich schöne Lösung. Am einfachsten ist der Zugriff mit einem Chromium- oder Chrome-Browser. Dort klicken Sie in einem neuen Tab unten rechts auf „Web Store“ und holen sich die Google Drive App. Im Prinzip kann jeder andere Browser auf Google Drive zugreifen, doch nur mit der installierten Drive App lässt sich eine Offline-Nutzung der Dateien einrichten. Sobald Sie bei Google Drive angemeldet sind, klicken Sie auf der linken Seite auf „Mehr“. Dort finden Sie die Option „Offline“, die bei einem Zugriff etwa mit Firefox nicht erscheinen würde. Somit werden Dokumente, Tabellen und Zeichnungen auf Ihrem Computer synchronisiert.
Fünf aktuelle Linux-Distributionen im Vergleich
Anonym im Internet mit TOR
Seit Bekanntwerden des NSA-Überwachungsskandals ist Anonymität und Privatsphäre zentrales Thema. Eingeweihte nutzen mindestens für bestimmte Webaktionen das Projekt TOR (The Onion Router). Hier surfen Sie über drei Knotenpunkte, von denen sich immer nur zwei kennen. Damit bleibt die relative Anonymität gewährleistet – absolute Anonymität gibt es im Internet nicht.
Mit wenigen Schritten können Sie TOR in Linux Mint nachinstallieren. Öffnen Sie zunächst ein Terminal, und geben Sie dort folgenden Befehl ein:
Dann öffnen Sie die „Softwareverwaltung“ und klicken auf „Bearbeiten -> Software-Paketquellen“. Auf der linken Seite klicken Sie auf „Zusätzliche Paketquellen“ und unten auf „Neue Paketquelle hinzufügen“. In das entsprechende Feld tragen Sie diese Zeile ein:
deb http://deb.torproject.org/torproject.org saucy main
Danach klicken Sie rechts oben auf „Zwischenspeicher erneuern“. Danach geben Sie im Terminal den Befehl
sudo apt-get install tor vidalia
ein. Das Paket Vidalia wird fragen, welche Mitglieder die Gruppe „debian-tor“ haben wird. Hier sollten Sie sich natürlich mindestens selbst eintragen. Nach der Installation finden Sie Vidalia in der Kategorie „Internet“. Bei allerersten Start kommt es zu einem Fehler. Sie beheben das am einfachsten mit einem Neustart des Computers. Starten Sie nun Vidalia, verbindet sich die Software mit dem TOR-Netzwerk.
Via TOR im Internet: Die Suchmaschine Duckduckgo meint, unser Rechner befinde sich in den USA. Dafür sorgen die Umleitungsknoten von TOR.
Firefox und andere Software konfigurieren: Sie können TOR mit jeglicher Software verwenden, die eine manuelle Proxy-Konfiguration erlaubt.
Um Mozilla Firefox mit TOR zu verwenden, klicken Sie auf „Bearbeiten -> Einstellungen -> Erweitert -> Netzwerk -> Einstellungen“. Nun wählen Sie „Manuelle Proxy-Konfiguration“ aus und geben als SOCKS-Host „127.0.0.1“ und als Port „9050“ ein. Öffnen Sie nun ein neues Tab und rufen zum Beispiel https://browsercheck.pcwelt.de/de/geolokalisierung auf. Lassen Sie sich überraschen: Ihr Rechner befindet sich aus Sicht der Website irgendwo auf der Welt. Sehr ähnlich zu Firefox konfigurieren Sie übrigens Mozilla Thunderbird für die Benutzung mit TOR.
Tipp: Der Webzugang via TOR wird noch einfacher, wenn Sie einen zweiten Browser installieren und diesen ausschließlich für TOR konfigurieren. Eine weitere bequeme Alternative istdas TOR Browser Bundle. Damit erhaltenSie TOR mit einem bereits vorkonfigurierten Browser und müssen nicht einmal zusätzliche Software über die „Softwareverwaltung“ installieren.
Unterhaltung unter Linux Mint
In der „Softwareverwaltung“ gibt es eine komplette Sektion für Spiele. Dort finden Sie viele Open-Source-Games, und einige davon haben richtig Klasse. Zu den Highlights gehören Open Arena und Warzone 2100. Wem das und Playonlinux nicht reichen, der kann sich über die Software-Verwaltung Steam installieren. Der Linux-Client für Steam ist inzwischen sehr stabil, und die Titelanzahl für Linux wächst ständig.
E-Books verwalten: Calibre ist die erste Anlaufstelle für die Verwaltung und Konvertierung von E-Books. Die Software befindet sich in den Repositories und unterstützt Dutzende von Readern, unter anderem auch Amazons Kindle. Problem ist nur, dass das Calibre im Repository in der veralteten Version 1.0 vorliegt. Die Installation der aktuellen Version ist aber keine Hürde, da die Entwickler einen Installationsassistenten zur Verfügung stellen.
Dieser ist zwar konsolenbasiert, funktioniert aber ausgezeichnet. Geben Sie im Terminal diesen Befehl ein:
sudo python -c "import sys; py3 = sys.version_info[0] > 2; u = __import__('urllib.request' if py3 else 'urllib', fromlist=1); exec(u.urlopen('http://status.calibre-ebook.com/linux_installer').read()); main()"
Danach folgen Sie einfach den Anweisungen.
Den Desktop mit zusätzlichen Desklets aufwerten
Desklet ist eine Bezeichnung für ein Programm, das auf dem Desktop dauerhaft läuft. Windows-Nutzern ist dafür der Begriff „Widget“ geläufiger. Unter KDE heißen diese Programme „Plasmoids“.
Sie finden in den „Systemeinstellungen“ unter „Einstellungen“ eine eigene Kategorie „Desklets“. Klicken Sie zunächst auf den zweiten Reiter „Herunterladen“. Nun aktualisiert sich die Liste der verfügbaren Desklets, die bislang noch sehr übersichtlich ist. Dennoch können Sie hier stöbern und den Desktop bereichern. Klicken Sie dazu die gewünschten Desklets an und dann links unten auf „Ausgewählte installieren oder aktualisieren“. Diese Zusatzprogramme sind in der Regel sehr klein und somit schnell eingespielt.
Aktive Desklets: Mit diesen kleinen Zusatzprogrammen bereichern Sie Ihren Desktop. Das Angebot an solchen Desklets ist aktuell aber noch bescheiden.
Hinweis: Bevor Sie mit Desklets experimentieren, speichern Sie alle offenen Dateien. Bei unseren Tests hat etwa dasDesklet „Network usage monitor“ den Bildschirm regelmäßig eingefroren. Bevor Sie bei solchen Pannen komplett neu starten, können Sie es zunächst mit der Tastatur-Kombination Strg-Alt- Rücktaste versuchen. Das lädt den X-Server neu, und Sie landen wieder auf dem Anmeldebildschirm.
Desklets aktivieren: Sobald die Zusatzprogramme eingespielt sind, finden Sie diese auf der Registerkarte „Installiert“. Dort sehen Sie ebenfalls drei Desklets mit einem Schloss, die zum System gehören und sich nicht deinstallieren lassen. Mit einem Rechtsklick auf das jeweilige Desklet können Sie dieses zum Schreibtisch hinzufügen. Ist das geschehen, wird die Aktivität durch einen grünen Punkt angezeigt. Sie konfigurieren die jeweiligen Desklets, indem Sie mit der rechten Maustaste darauf klicken.
Drives Desklet: Mit diesem Zusatzprogramm können Sie Laufwerke, Partitionen, USB-Sticks schnell einbinden und wieder auswerfen. Außerdem haben Sie im Blick, wie viel Speicherplatz auf der Systempartition und den mobilen Datenträgern noch frei ist.
Multimedia-Desklets: Das Desklet Digital photo frame ist ein digitaler Fotorahmen. Hier hinterlegen Sie einfach einen Ordner mit Bilddateien, und das angezeigte Bild wechselt dann in einer vorgegebenen Zeit. Auch die Soundbox ist eine empfehlenswerte Erweiterung; damit steuern Sie den Musik-Player Banshee auf dem Desktop.