DAB-Kenner wissen: Längst nicht alle digitalen Radios halten bei Empfang und Klang das, was Hersteller und Digitalradio-Konsortium versprechen. Mal setzt der Ton zwischendurch aus, weil die Signalstärke nicht hoch genug ist, mal sind die Lautsprecher eher unterdurchschnittlich und bei manchen Autoradios sind schlicht Antenne und Empfänger falsch aufeinander abgestimmt. Die einfache Gleichung „DAB gleich guter Empfang“ geht jedenfalls nicht immer auf.
Wie also steht es beim Sangean DPR 39 mit dem Empfang? Schließlich stellt der das zentrale Argument für ein Digitalradio dar. Die Signalverarbeitung beim Testgerät ist gut bis sehr gut, doch verglichen mit exzellenten Empfängern wird der Radiogenuss an kritischen Standorten doch ab und an gestört. Das kann je nach Abschirmung usw. selbst in Wohnräumen von Mehrfamilienhäusern in der Stadt sein. Beim getesteten Pocketradio steckt die Antenne im Kopfhörerkabel, so dass sie beispielsweise beim Joggen, wenn man das Pocketradio in einer Handytasche am Oberarm mitträgt und die überschüssige Kabellänge in der Tasche aufrollt, tatsächlich kürzer wird als von Hersteller konzipiert.
Radios mit DAB+: Preisverfall beim Digitalempfang
Dennoch: Der Empfang kann sich sehen lassen. In München standen stets mehr 50 Digitalsender zur Auswahl. Zudem besitzt das Sangean-Modell auch einen traditionellen UKW-Empfänger, auf den man blitzschnell umschalten kann. Generell muss zum Standard DAB+ angemerkt werden, dass die meisten Sender und die beste Signalstärke in den Ballungsräumen und entlang der Hauptautobahnen zur Verfügung stehen, abseits fällt der Digitalempfang schon merklich ab. Das größte unversorgte Gebiet stellt nach wie vor ein beträchtlicher Teil Mecklenburg-Vorpommerns dar. Informieren Sie sich deshalb vor dem Kauf eines DAB-Radios über die zoombare Karte genau, wie es an Ihrem Wohnort aussieht.

©Sangean
Gutes Handling, einfache Bedienung
Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Radio die Bedienungsanleitung sowie ein Kopfhörer, der für durchaus ordentlichen Sound ausreicht. Wem das nicht genügt, der kann selbstverständlich einen anderen mit 3,5-Millimeter-Standardstecker verwenden. Eine Tasche fehlt dagegen im Karton.
Sehr gut ist die Bedienung gelöst: Man kann anfangs mal einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen, man muss es aber nicht – denn die Menüführung ist logisch und erschließt sich weitgehend von selbst. Neben dem Ein/Aus-Schalter wird das Radio über einen kombinierten Druck-/Wippschalter gesteuert, auch das funktioniert in der Praxis gut. Daneben verfügt das Gerät über zwei Tasten für die Lautstärke und je fünf Stationstasten für FM und DAB+, über die man die wichtigsten Sender schnell wechselt. Viele Speicherplätze sind das nicht, da würde man sich noch ein paar mehr wünschen und Platz für mehr Tasten wäre durchaus vorhanden.
Denn das Radio ist immerhin gut 10,1 Zentimeter hoch, 6,3 Zentimeter breit und 2 Zentimeter tief – also etwa so groß wie ein Skat- oder Quartettspiel. Dieses „große“ Design sorgt im Alltag für ein sehr angenehmes Handling. Das LCD-Display füllt mit 4,2 mal 2,3 Zentimeter nur den oberen Teil der Frontfläche aus, darunter sitzt das Batteriefach für zwei AA-Batterien (Mignon). Die Anzeige blendet die DAB-typischen Informationen ein: darunter den Namen der Sendung oder den Titel des gerade gespielten Songs, sofern der Sender dies unterstützt.
Mit einfachen Alkalizellen spielt das Radio rund zwölf Stunden Musik, was sich bei 50 Cent für einen Batteriesatz vom Discounter und bei zwei Hörstunden am Tag auf immerhin 30 Euro pro Jahr summiert. Günstiger wird es, wenn man die Batterie gegen aufladbare Akkus tauscht.
Autoradio mit Apps, Navi, DVD-Player, Telefon und DAB+ nachrüsten
Apropos Kosten: Die Preissuchmaschine Billiger.de listet das Sangean-Radio für knapp 60 Euro, es ist aber nur in wenigen Online-Shops erhältlich. Groß ist die Auswahl an Miniradios mit DAB+ ohnehin nicht, der genannte Preis liegt im Bereich der Konkurrenz.
Fazit: Guter Begleiter für den Alltag
Digitalradio ist kein Ersatz zum WLAN-Radio daheim, welches mehrere Tausend Sender aus aller Welt empfängt. Ein Ersatz für die in die Jahrzehnte gekommene UKW-Technik ist sie alle Mal, zumal selbst die öffentlich-rechtlichen Sender immer mehr Kanäle nur noch in der digitalen Technik verbreiten – und es werden noch mehr werden. Allerdings ist DAB+ noch keineswegs flächendeckend in der gesamten Bundesrepublik voll ausgebaut und damit eben nicht uneingeschränkt verfügbar. Dies vor Augen bietet die Technik neben mehr Sendern einen besseren Klang sowie Zusatzinfos, beispielsweise die Songtitel ähnlich wie bei MP3-Dateien.

©Skoda
Dort, wo DAB+ ausreichend zur Verfügung steht, stellt das getestete Miniradio DPR 39 von Sangean einen sehr guten Begleiter dar. Empfang und Klang sind ordentlich, die Bedienung einfach und nach wenigen Minuten erlernt – so wie es sein sollte. Schließlich lässt sich das Digitalradio per Aux-Kabel mit Doppelklinkenstecker sogar im Auto verwenden. Bei bundesweiten Sendern muss man damit auf der Fahrt von Garmisch nach Flensburg nicht einmal die Frequenz nachjustieren. Etwas getrübt wird das positive Bild durch den DAB-typisch hohen Batterieverbrauch: Mit Standard-Alkalibatterien ist nach rund zwölf Stunden Schluss. Dann müssen neue Mignonzellen her oder man setzt gleich auf wiederaufladbare Akkus.
Wer einmal den digitalen Radioempfang für sich entdeckt hat, möchte ihn nicht mehr missen. Solange es (hierzulande) noch keine Smartphones mit integrierter DAB-Technik gibt, bleibt Hörern von Digitalradio nichts anderes übrig, als unterwegs ein zusätzliches Gerät mitzuschleppen – beispielsweise das Miniradio aus dem Test.