Nach der erfolgreichen Installation , behandelt die folgenden Konfigurationshinweise grundlegende Schritte der Systemadministration. Linux Mint hat wie jedes frisch installierte System einige typische technische Problemzonen und Eigenheiten, die Sie mit den folgenden Tipps aus dem Weg räumen.
System-Aktualisierung unter Linux Mint
Die Entwickler von Linux Mint haben sich für Sicherheits-Updates und andere Aktualisierungen ein eigenwilliges System einfallen lassen. Pakete werden in Ebenen von 1 bis 5 eingeteilt. Sie finden diese Einstellung unter „Menü -> Systemverwaltung -> Aktualisierungsverwaltung“. Die Ebenenverwaltung finden Sie dann unter „Bearbeiten -> Einstellungen“ (in älteren Versionen „Bearbeiten -> Vorlieben“).

Die Ebenen 1 bis 3 sind per Standard aktiviert. Es handelt sich um Pakete, die entweder von den Entwicklern getestet wurden oder als sicher gelten. Mozilla Firefox befindet sich zum Beispiel in Ebene 2. Wann immer es in den Repositories ein Update dafür gibt, erhält der Anwender sofort eine aktuellere Version. Sie können aber selbst entscheiden, ob auch Pakete der Ebene 4 und 5 aktualisiert werden sollen. Die Entwickler von Linux Mint begründen diese Abstufung damit, dass sie in erster Linie Wert auf die Stabilität des Systems legen.
Als grundsätzlicher Tipp gilt hier: Wenn Sie wenig Erfahrung mit Linux haben, behalten Sie die Voreinstellungen. Sollten Sie Erfahrung mitbringen und sich im Notfall selbst helfen können, dürfen Sie auch Updates der Stufe 4 und 5 wagen.
Deutsche Sprachunterstützung nachbessern
Selbst wenn Sie Linux Mint auf Deutsch einspielen und die Update-Funktion während der Installation nutzen, werden oft nicht alle Sprachdateien heruntergeladen und verwendet. Dies ist ein irritierendes Phänomen, mit dem sich Linux Mint schon seit einigen Versionen herumschlägt. Der Umstand ist etwas lästig, lässt sich aber sehr einfach und schnell beheben:
Im Mint-Menü finden Sie unter den „Einstellungen“ den Eintrag „Sprachen“. Bei einem Klick darauf überprüft das System automatisch die Verfügbarkeit der Sprachunterstützung. In der Regel erkennt Linux Mint jetzt, dass „Die Sprachunterstützung nicht vollständig“ ist, und bietet an, dies zu beheben. Mögliche Kandidaten sind deutsche Sprachdateien für Gimp, Libre Office und mehr. Ein kurzer Kontrollklick unter „Details“ informiert Sie, welche Software von der Aktion betroffen ist.
In diesem Zusammenhang können Sie die zweite Registerkarte des Dialogs „Sprachen“ überprüfen. Er nennt sich „Regionale Formate“.
Hier stellen Sie ein, wie das System Zahlen, Datumsangaben und Währungen darstellen soll. Mit einem Klick auf „Systemweit anwenden“ vererben Sie diese Voreinstellungen auf alle Komponenten.

Proprietäre Treiber und Nvidia Optimus
Unter „Menü -> Einstellungen -> Treiber-Verwaltung“ stellen Sie fest, ob proprietäre Treiber für eine Komponente verfügbar sind. In erster Linie sind das Grafikkarten von Nvidia und AMD, aber auch bestimmte Netzwerkkarten könnten dort aufgelistet sein. Bei Problemen mit Hardware-Komponenten ist das die erste Anlaufstelle.
Unter Linux ist die Unterstützungder Energiespartechnologie von Nvidia Optimus generell noch sehr dürftig. Nvidia stellt seit 2013 im eigenen Treiberteilweise Unterstützung für Optimus unter Linux zur Verfügung. Das Power-Management für den Grafikchip funktioniert aber noch nicht. Deswegen ist der Chip immer aktiv – und das wirkt sich bei Notebooks negativ auf die Akkuleistung aus.
Aus diesem Grund ist weiterhin der Einsatz der Open-Source-Software Bumblebee zu empfehlen. Sie finden und installieren das Programm in der Software-Verwaltung. Nach der Installation deaktiviert Bumblebee die verborgene Nvidia-Karte. Aktiviert wird diese nur dann, wenn Sie das direkt anfordern. Das geschieht über den Befehl
optirun
oder
primusrun
wobei Letzteres schneller ist und separat installiert werden muss. Das zuständige Paket nennt sich „primus“. Sie können auch einen Starter mit dem Turbo für Nvidia Optimus ausstatten. Dazu fügen Sie am Anfang einfach den optirun- oder primusrun-Befehl samt Pfadangabe an. Den Pfad für optirun beziehungsweise primusrun _nden Sie mit which auf der Kommandozeile heraus – etwa which primusrun.
Hinweis: Bumblebee und primus sind ausschließlich für den Einsatz mit Nvidia Optimus entwickelt. Wenn Sie diese Technologie nicht im Einsatz haben, installieren Sie diese Software-Pakete auf keinen Fall.
Neues in Linux Mint 16
Automatische Anmeldung
Während der Installation dürfen Sie entscheiden, ob eine automatische Anmeldung am System stattfinden soll. Vielleicht haben Sie die Option zunächst aktiviert und halten sie inzwischen doch für zu unsicher.
Umgekehrt haben Sie vielleicht einen ganz persönlichen Desktop-Rechner und finden inzwischen das Anmelden als unnötige Pflicht.
Das Verhalten der Anmeldung lässtsich über „Menü -> Systemeinstellungen -> Systemverwaltung“ mit dem Punkt „Anmeldebildschirm“ konfigurieren. Klicken Sie auf diesem Dialog links unten auf „Zum Expertenmodus wechseln“. Die gesuchte Option finden Sie auf der zweiten Registerkarte „Auto login“. Mit der weiteren Option „Zeitgesteuerte Anmeldung“ ist es hier auch möglich, einen bestimmten Systembenutzer zu einem definierten Zeitpunkt automatisch anzumelden.
Soundkarte: Kein Sound über HDMI
Ein Problem von vielen Ubuntu-Systemen und damit auch von Linux Mint ist die Sound-Ausgabe über HDMI beim Anschluss eines TV- Geräts. Während das Bild einwandfrei übertragen wird, bleibt der Ton auf der Strecke. Die Lösung ist, eine neuere Version des Alsa-Treibers zu installieren, über den die HDMI-Sound-Ausgabe läuft. Die Treiber gibt es in den Entwickler-Paketquellen von Ubuntu, und sie stecken noch in der Betaphase. In vielen Fällen lösen sie Sound-Probleme aber ohne Nebenwirkungen. In einem Terminal-Fenster nehmen Sie zunächst mit
sudo add-apt-repository ppa:ubuntu-audio-dev/alsa-daily
das neue Repository für laufende Betaversionen von Alsa auf. Mit sudo aptget update und
sudo apt-get install oem-audiohda-daily-dkms
installieren Sie die neuen Treiber. Nach einem Neustart sollte die HDMI-Ausgabe funktionieren.

Zwei Bildschirme: Dual-Monitor-Setup
Mindestens dann, wenn Sie einen zweiten Bildschirm verwenden, etwa am Notebook einen zusätzlichen größeren Monitor, sollten Sie die Option „Menü -> Einstellungen -> Monitore“ aufsuchen. Wichtigste Voraussetzung ist zunächst, dass Sie Option „Bildschirme spiegeln“ deaktivieren und diese Einstellung übernehmen. Die beiden Monitore sind dann symbolisch abgebildet und können intuitiv durch Anklickenund Ziehen des jeweiligen Bildschirmsangeordnet werden. Weiterhin bestimmen Sie hier, welcher Monitor als Hauptbildschirm mit der Taskleiste gesetzt ist. Bei Multimonitor-Betrieb sind außerdem die Bildschirmauflösungen oft noch manuell zu optimieren.
SSDs benötigen spezielle Pflege
Die Popularität von SSD-Massenspeicher(Solid State Drive) nimmt zu: Erstens sind SSDs wesentlich schneller als mechanische Festplatten, zweitens sind die Preise auf ein akzeptables Niveau gefallen. Allerdings benötigen SSDs Pflege und Wartung, die bisher keine Linux-Distribution automatisch vornimmt. Ein entsprechender Entwurf liegt für die kommende Ubuntu-Version 14.04 LTS „Trusty Tahr“ vor. Bis dahin müssen Sie das optimierende Trim selbst in die Hand nehmen. Mit der Hilfe von Trim informiert das Betriebssystem das SSD, welche Daten-Blöcke nicht mehr länger in Verwendung sind. Diese können somit intern bereinigt werden. Das verringert den Verwaltungsaufwand hinsichtlich der Speicherbereinigung (Garbage Collection).

Verzichtet man auf dieses Trim über einen längeren Zeitraum, hätte das einen zunehmenden Bremseffekt bei allen Schreiboperationen. Umgekehrt müssen Sie Trim auf einem Heim-Computer nicht überstrapazieren.
Der Linux-Kernel könnte automatische Trim-Anfragen an Dateisysteme wie Ext4, Btrfs, FAT, GFS2 und XFS senden. Diese Option ist aber aus Leistungsgründen standardmäßig deaktiviert. Mittels der Mount-Option „discard“ könnten Sie sie aktivieren. Besser ist derzeit allerdings der Einsatz des Tools fstrim und ein Cronjob. In unserem Beispiel lassen wir das Tool fstrim einmal pro Tag laufen und verwenden dafür ein einfaches Script. Diese Methode funktioniert praktisch unter allen Linux-Distributionen.
Der Befehl fstrim benötigt root-Rechte, und ein manuelles Ausführen auf der Kommandozeile sieht zum Beispielso aus
sudo fstrim -v /
oder allgemein: fstrim
Meistens müssen Sie sich nur um das Wurzelverzeichnis kümmern („/“). Legen Sie eine Datei mit Namen „fstrimcron.sh“ mit folgendem Inhalt an:
#!/bin/bash DATE=`/bin/date +%Y%m%d` CHECK_DATE_DIR="/root" DATE_FILE="$CHECK_DATE_DIR/$DATE.date" if [ ! -f $DATE_FILE ]; then rm -f $CHECK_DATE_DIR/*.date fstrim -v / /usr/bin/touch $DATE_FILE fi
Die ersten vier Zeilen und die vorletzte kümmern sich um eine Prüfung anhand des Datums. Die if-Abfrage prüft, ob es für den heutigen Tag bereits eine „.date“-Datei gibt. Ist das nicht der Fall, löscht es zunächst ältere „.date“-Dateien. Mit der Zeile fstrim -v / findet das eigentliche Trimming statt. Die vorletzte Zeile legt dann noch eine „.date“- Datei mit dem heutigen Datum an.
Die fertige Script-Datei „fstrim-cron.sh“ müssen Sie dann noch mit
sudo chmod 770 fstrim-cron.sh
ausführbar schalten. Führen Sie nun in der Kommandozeile den Befehl
sudo crontab -e
aus. Bei einem Erstaufruf fragt das System nach dem bevorzugten Editor. Am einfachsten zu bedienen ist wohl nano. Fügen Sie dann in der crontab unten einfach die folgende Zeile ein:
*/30 * * * * /root/fstrim-cron.sh/dev/null 2>&1
Damit ruft die Crontab die Datei„fstrim-cron.sh“ alle 30 Minuten auf. /dev/null 2>&1 am Ende verhindert nur, dass die Ausgabe in einer Log-Datei gespeichert wird. Sie können die Zeile natürlich entsprechend anpassen. Damit sollte sichergestellt sein, dass mindestens täglich ein Trim gestartet wird, selbst wenn Sie den Rechner nur kurze Zeit benutzen.